Anna Kassautzki und das überfallene Zeltlager | 10 Zukunft gerecht Talk
Shownotes
Was hat das Internet mit Eisdielen zu tun? Und warum spielen Kaninchen für die Erklärung von sozialer Gerechtigkeit eine Rolle? Diese und weitere Geheimnisse lüftet das stolze Dorfkind Anna Kassautzki in einem Gespräch mit Christian Krell. Darin erfahren wir auch, wie die Schattseiten des sonst idyllischen Landlebens sie zu ihrem Engagement gegen Rechts motivierte und wie sie schließlich als „Nachfolgerin Angela Merkels“ für die SPD in den Bundestag einzog. Dort verteidigt die stellvertretende Sprecherin des Ausschusses für Digitales heute nicht nur die Grundrechte im Netz, sondern kämpft auch für die Sicherheit unserer Daten, die Wiedervernässung von Mooren und die Zukunft der Fischerei in der Ostsee.
Gast: Anna Kassautzki (SPD), Moderation: Christian Krell
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00:00:00: Herzlich willkommen zum Zukunftgerecht Podcast der Friedrich-Ewart-Stiftung. Mein Name ist
00:00:10: Christian Krell, ich bin Politikwissenschaftler und ich darf diesen Podcast für die Friedrich-Ewart-Stiftung
00:00:15: moderieren. Der offizielle Name, der offizielle Titel unserer Podcastreihe, der ist ja zukunftgerecht,
00:00:22: aber unser inoffizieller Arbeitstitel, der ist Unterfreund. Wir wollen reden, so wie man das
00:00:27: unter Freunden macht, offen, ehrlich, vielleicht auch manchmal kritisch, aber immer einander zugewandt.
00:00:33: Und ich freue mich sehr, heute mit einem ganz besonderen Gast ins Gespräch zu kommen, auch
00:00:38: deshalb besonders, weil sie in gewisser Weise die Nachfolgerin von Angela Merkel ist. Ich freue
00:00:42: mich sehr, Anna Kassaudsky zu begrüßen, frisch in dem Bundestag gewählt im Herbst 2021. Herzlich willkommen.
00:00:48: Ja Moin, vielen Dank für die Einladung. Schön, dass ich da sein darf heute. Ja super, dass du
00:00:52: die Sozialgefunden hast. Genau Moin, so wie sich das in Greifswald gehört. Ich habe in deinem Twitter-Profi gelesen,
00:00:58: da gibt es ja immer so eine Kurzbeschreibung, eine Selbstcharakterisierung und bei dir kann man
00:01:03: dann lesen Feministin, Europäerin, Greifswälderin und Dorfkind und im Internet zu Hause. Sag uns,
00:01:10: um welches Dorf geht es, was hat dich geprägt und so sehr geprägt quasi, dass es sich in dem
00:01:15: Twitter-Profi niedergeschlagen hat? Ich bin ja tatsächlich gar nicht hier oben in der Ecke
00:01:20: aufgewachsen, sondern in Hessen auf dem tiefen Land. Also Leusel hieß mein Dörfchen, so 700, 800 Einwohner
00:01:27: in der Nähe von Altsfeld in Oberhessen zur nächstgrößeren Stadt. Also Altsfeld hat, glaube ich,
00:01:32: irgendwie 8000 Einwohner in nächstgrößere Stadt, war dann jeweils mindestens 50 Kilometer entfernt.
00:01:36: Das ist übrigens was, was viele Leute hier oben in der Region auch teilen. Also die kommen vom Land.
00:01:41: Wir haben ja ganz starke ländliche Strukturen. Wir haben Dörfer, wo keine Busse fahren, wo es
00:01:46: keine Jugendzentren gibt, wo es keine Möglichkeit gibt, sich abends irgendwie nochmal gesellig
00:01:51: irgendwo anders zu treffen, außer natürlich irgendwie im eigenen Garten oder in der Wohnung
00:01:55: da ähnlich ist. Und ich fand das schon ziemlich prägend auf dem Dorf groß zu werden. Also ich
00:02:00: will es auch gar nicht missen. Ich fand es echt cool. Als Kind war das großartig, einfach rausgehen,
00:02:04: zu können, spielen zu können. Und wenn irgendwann die Glocken läuten, weiß ich, ich muss nach Hause
00:02:08: gehen, weil es Gebärben essen, zumindest in den Sommerferien, lief das so. Leute aus der Stadt
00:02:13: verstehen manchmal Sache nicht, wie sie bei uns laufen und eine Gelassenheit, mit der man dann
00:02:17: also klar ist, es ist nervig, wenn der Bus nicht kommt, aber auf der anderen Seite weiß man,
00:02:22: dass der Bus nicht kommt und findet dann halt irgendwie Lösungen und Wege drum herum. Und genau,
00:02:27: deswegen, ich bin Dorfkind und ich verstecke das auch nicht. Sehr gut, und ich habe verstanden. Also
00:02:32: das war eine gute Zeit. Das kann ich nachvollziehen. Ich bin auch Dorfkind und zugleich sagst du,
00:02:38: da gibt es auch Dinge, die dich geprägt haben und vielleicht auch politische Strukturen oder
00:02:42: Erfahrungen, die heute bei deinem aktuellen Wahlkreis, bei deinem aktuellen politischen
00:02:47: Ort und Arbeiten ganz, ganz wichtig sind. Genau, wir starten in dieses Gespräch häufig,
00:02:54: indem wir nach einem Ort der Gerechtigkeit fragen. Also einem besonderen Ort, den unsere
00:02:58: Gesprächspartnerin irgendwie geprägt haben. Vielleicht, ich weiß nicht, der Jugendtreff,
00:03:04: die Schule, Daniela Kolbe hat vom Abendbrotisch ihrer Eltern geprägt, der sie politisiert hat und
00:03:10: dafür gesorgt hat, dass sie sich für Gerechtigkeit engagiert. Gab es bei dir einen besonderen Ort,
00:03:16: den du mit deinem Engagement für Gerechtigkeit und den Anfängen deines Engagements für Gerechtigkeit
00:03:21: verbindest? Das ist eine total schwere Frage. Weil, also so ein bisschen würde ich damit dann
00:03:28: gehen. So bei uns zu Hause wurde immer viel über Politik diskutiert und das ist eigentlich okay
00:03:32: und das nicht. Und es wurde von klein auf auch beigebracht, wenn uns das nicht passt, dann sollen
00:03:37: wir es sagen, dann sollen wir nicht still sein. Und das ist ja irgendwie die Grundbedingung für
00:03:40: ein politisches Engagement, dass man in der Lage ist zu formulieren, welche Zustände einem nicht
00:03:45: passen, ob das jetzt die Fernsehzeit ist, die man als Kind hat oder ob das Ungerechtigkeit ist,
00:03:51: die man beobachten kann, wenn man an der Bushaltestelle mit Freundinnen und Freunden spricht, die nicht im
00:03:55: eigenen Haus wohnen, was im Dorf weniger fancy und krass ist als irgendwie in der Stadt so. Auch
00:04:02: da nochmal so ein Unterschied Dorf und Stadt, sondern die halt irgendwie in der Wohnung wohnen,
00:04:06: was für mich damals, also die waren nicht bei mir aus dem Dorf, sondern irgendwie aus der
00:04:10: Stadt nebenan, was für mich voll die krasse Erfahrung war. So wow, da hat jemand kein Haus,
00:04:15: so weil auf dem Dorf ist es völlig normal, dass alle ein Haus haben, weil irgendwie Wohnraum auch
00:04:20: in der groß grüßen Ordnung der normalerweise bezahlbar ist. Wobei auch das sich ja nach und nach
00:04:25: ändert, auch auf dem Land gehen, die Preise nach oben und auch auf dem Land müssen die Leute gucken,
00:04:30: ob sie sich den Wohnraum, den sie gerne hätten, überhaupt leisten können. Das bringt es nicht
00:04:33: nur hier oben bei uns an der Küste, da ist es besonders heftig, sondern auch im Hinterland. Aber
00:04:37: ansonsten so einen konkreten Ort kann ich total schwer festmachen. Also ich kann das extrem gut
00:04:42: nachvollziehen. Es gibt also selten mehr Leidenschaft bei meinen Kindern, wie wenn sie sagen, das ist
00:04:48: ungerecht, wenn ich sage, so jetzt machen wir mal langsam die Glotze aus. Also und ihr habt da offenbar
00:04:53: früh in eurem Elternhaus drüber gesprochen, auch gestritten an ein irgendwie politisches Elternhaus
00:04:58: und du sagst, da gab es auch früh Themen, die sichtbar waren, wo es zumindest Ungleichheiten und
00:05:04: vielleicht auch Ungerechtigkeiten gab. Wohnen, Infrastruktur, die Themen, wo du dich denn zuerst
00:05:10: engagiert hast, das war dann ja was sehr politisches. Du hast dich engagiert gegen rechts, gegen Nazis.
00:05:15: Was ist da passiert? Was hat das ausgelöst bei dir? Naja, auch das ist was, was ländliche Räuber,
00:05:21: glaube ich, in ganz Deutschland so ein bisschen eint, ist, dass man ziemlich häufig starke
00:05:27: rechte Strukturen hat. Und bei uns gab es damals die sogenannten freien Kameradschaften, die sehr,
00:05:33: sehr aktiv waren, Neonazi-Kruppierungen und ich war ja damals noch ganz parteipolitisch aktiv.
00:05:39: Und ich wusste auch nicht so wirklich, was solid ist. Also ich wusste, dass einer bei mir aus der
00:05:43: Schach AG bei solid ist, also bei der Linksjugend. Und dann ist aber 2007 ein Solid-Jugendcamp überfallen
00:05:50: worden bei mir im Nachbarlandkreis. Und da wurde eine 13- oder 14-Jährige fast totgeschlagen,
00:05:56: während sie im Zelt geschlafen hat. Also die sind über den Zaun gestiegen in den frühen Morgenstunden,
00:06:01: wo keine Wachen mehr aufgestellt waren, wo niemand mehr im Camp wach war und haben blind auf Zelte
00:06:07: mit Plapspaten und Geplaschen eingeschlagen. Und das war für mich so ein Moment, der mich völlig
00:06:11: fassungslos hinterlassen hat. Und wo ich gesagt habe, das geht nicht und es darf nicht sein. Und ich
00:06:17: weiß gar nicht mehr so genau, wie ich damals an die antikfaschistische Bildungsinitiative gekommen
00:06:21: bin. Auf jeden Fall habe ich dann in der Ortsgruppe von der antikfaschistischen Bildungsinitiative
00:06:26: gegründet in Eitzfeld mit Bildung und ohne Gewalt gegen Nazis. Und habe da Leute bei mir aus
00:06:32: meiner Schule quasi mit um mich geschah. Und wir haben zusammen Infostände gemacht und so Geschichten
00:06:36: einfach um zu zeigen, nee, es ist nicht okay und wir akzeptieren das nicht. Und das ist nichts,
00:06:41: was bei uns einfach hingenommen wird, sondern was, was bei uns immer Widerspruch erfährt.
00:06:44: Also eine krasse Gewalterfahrung kann man ja sagen, die da war im Nachbarort stattfand.
00:06:50: Nachbarlandkreis. Nachbarlandkreis, die mit zu dieser Politisierung dabei getragen hat. Das
00:06:56: war der Moment, wo du gesagt hast, so jetzt muss ich mich irgendwie auch organisieren politisch.
00:07:00: Später bist du dann tatsächlich in eine Partei eingetreten. Du hast gesagt, dieses erste Engagement,
00:07:07: das war nicht parteipolitisch, du warst 13 Jahre alt. Später, ich glaube, du musst so 2021 gewesen
00:07:13: sein, bist du in die SPD eingetreten. Und das war ja 2014 eine Zeit, sagen wir mal, wo die SPD
00:07:21: nicht nur öffentliche Zustimmung erfahren hat und wo auch nicht reinweise 20-Jährige die Partei
00:07:28: gespürnt haben. Was hat dich dazu gebracht zu sagen, vielleicht muss ich mich doch irgendwie in
00:07:33: einer Partei engagieren, denn du hattest ja schon Engagementstruktur. Genau, also da musste ich
00:07:37: dort nochmal ganz kurz ein kleines bisschen ausholen. Also mir war schon länger klar, wenn es
00:07:41: meine Partei wird, dann wird es die SPD. Ich war nämlich noch Vorsitzender vom Kreis Jugendparlament
00:07:46: im Vogelsbergkreis und habe mich dafür die Belange von Jugendlichen auf dem Land eingesetzt.
00:07:51: Ganz häufig waren wir irgendwie Vermittler*innen, wenn es um so etwas ging, wir wollen einen
00:07:55: Jugendclub haben und die Kommunalpolitiker*innen haben gesagt, nein, aber dann wird das alles
00:07:59: so laut und dann bricht Chaos aus. Und einfach mal Gesprächskanäle zu öffnen quasi. Das war
00:08:03: so ein bisschen unser Job neben anderen. Und wir waren auch bei den Kreistagssitzungen damals mit
00:08:08: dabei. Als Jugendparlament wir hatten nämlich einen zumindest ans Antragsrecht gebundenen Rederecht.
00:08:13: Also ich weiß nicht, ob das andere Jugendparlamente auch haben, aber damals war das echt was
00:08:18: Besonderes, dass wir überhaupt grundsätzlich das Recht haben, in diesem Parlament zu sprechen.
00:08:22: Und die einzige Partei, wo ich das Gefühl hatte, dass wir uns tatsächlich für voll nehmen als
00:08:26: junge Menschen, war die SPD. Wir sind auf uns zugegangen und haben gesagt, jo, wenn ihr was sagen
00:08:32: wollt, auch außerhalb von eurem Antragsrecht, wenn ihr sagt, das Thema ist uns so wichtig,
00:08:36: wir würden gerne mal sagen, sagt uns Bescheid, wir machen kurze Sitzungsunterbrechung, das Mikro
00:08:40: bleibt eher an und danach sagen wir, okay, können wir weiter machen. Quasi so ein kleiner Workaround,
00:08:44: den ich aber total cool fand, dass sie irgendwie initial auf uns zugekommen sind. Also dass wir
00:08:49: nicht betteln mussten oder bitten mussten irgendwie Recht oder sonst was zu bekommen, sondern dass
00:08:53: es übrigens, falls ihr Bock habt, wir helfen euch. Ich bin damals nicht beigetreten, weil als
00:08:57: Vorsitzende von einem überparteilichen Jugendparlament, ich das für falsch gefunden hatte, weil ich ja
00:09:02: irgendwie alle Jugendlichen vertrete, egal ob sie die SPD cool finden oder nicht. Dann über das Abi
00:09:07: habe ich ein bisschen verpennt. Und als ich dann studiert habe, hatte ich erst ein anderes Engagement
00:09:10: in der Hochschulkruppe für Sicherheitspolitik. Und abends nach einer Sitzung war ich in der
00:09:16: Studie Kneipe und bin da irgendwie auf so ein News so getroffen. Und wir haben an dem Abend von
00:09:22: Frauenquote bis Drohne einsetzt, das Gefühl alles durchdiskutiert, bis irgendwann die Kneipe
00:09:27: zugemacht hat. Wir sagten, hey, Leute, ihr müsst jetzt langsam gehen. Dann war am Ende unser Deal
00:09:31: erst hat sich mein Arbeitskreis für Sicherheitspolitik an und ich schau mir die Hüße mal an und
00:09:35: dann bin ich hängen geblieben. Ist er auch in diesen Arbeitskreis für Sicherheitspolitik gegangen?
00:09:41: Er hat ihn sich angeschaut. Sehr gut. Okay, also der Deal hat funktioniert und du bist ja bei der
00:09:46: SPD hängen geblieben. Und das waren dann ja beides persönliche Begegnungen. Es war gar nicht so,
00:09:51: offenbar, dass da irgendwie irgendein Bundespolitiker, eine Bundespolitikerin irgendwie dich besonders
00:09:58: fasziniert hat oder so, sondern es waren konkrete Menschen vor Ort, die da engagiert waren.
00:10:02: Also es waren einmal die konkreten Menschen auf irgendwie Promis, habe ich noch nie sonderlich
00:10:08: so super viel gegeben. Aber für mich war es irgendwie auch die Grundwerte, die die SPD
00:10:13: vertritt und wo ich auch das Gefühl hatte, auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte,
00:10:17: die SPD sucht noch ihren richtigen Weg. Aber das ist was, wo ich sagen konnte,
00:10:21: dann stehe ich einfach voll mit dahinter. Und das in Kombination mit den Menschen,
00:10:25: die ich da getroffen habe, war für mich dann der Auslöser zu sagen, hey und ich möchte mit euch
00:10:29: gemeinsam streiten, das voranzubringen. Und es gibt so viel zu tun in diesem Land und ich
00:10:33: will das mit euch gemeinsam machen. Und das hat sich ja dann über unterschiedliche Orte
00:10:37: auch hingezogen, du warst in Passau zum Studium, dann später in Greifswald und das hat sich dann
00:10:43: verfestigt, dieses Engagement. Ja, also ich war von Anfang an aktiv. Also sowohl bei den Jusos als auch
00:10:49: bei der SPD war das auch durchgehend. Ich habe in Bayern da auch viel gemacht, also irgendwie auch
00:10:53: ein Jusolandesvorstand. Ich habe die ganzen Seminarprogramme überarbeitet. Ich war fast jedes
00:10:59: Wochenende unterwegs und habe irgendwo ein Seminar geteent und habe dann aber für mich entschieden,
00:11:03: dass es Zeit ist quasi für was Neues und bin dann nach Greifswald gekommen. Ich weiß noch,
00:11:11: auch das hat für mich was irgendwie mit Gerechtigkeit zu tun, denn meine Politik,
00:11:17: glaube ich, auch manchmal ganz schön prägt. Alle haben es mir versucht auszureden. Meine
00:11:21: Familie, die teilweise meinte, Anna, es gibt auch im Westen gute Unis. Mein Freundeskreis
00:11:26: im Passau, der irgendwie meinte, Anna, aber da musst du echt aufpassen, irgendwie mit politischen
00:11:29: T-Shirts. So in Osten willst du das, bist du dir da ganz sicher? So du bist schon manchmal ein bisschen
00:11:34: vorlaut. Und ich dachte mir so gerade dann, also jetzt erst recht und ich habe mir die Stadt
00:11:38: angeschaut gehabt. Ich war ja hier und habe geguckt, ob es mir passt und wollte eigentlich zwei Tage
00:11:43: bleiben und zu gucken, hey, kann ich mir vorstellen hier zu studieren. Am Ende war ich irgendwie
00:11:47: fünf oder sechs Tage da und bin mit einem Mietvertrag im Gepäck nach Hause gefahren. Und was ich so
00:11:53: faszinierend fand, also alle sagen immer, die Frau Paarmann sind irgendwie so verschlossen, das
00:11:57: sind so Fischkörper, die reden nicht viel, okay, das kommt drauf an, manchmal stimmt es manchmal
00:12:03: nicht. Und wenn man irgendwie von woanders kommt, dann hat man hier keine Chance. Ich habe genau
00:12:08: das Gegenteil erfahren. Egal wo ich vorher war, ich bin in Heidelberg geboren, ich bin in Hessen
00:12:12: aufgewachsen, ich habe in Bayern studiert, egal wo ich war, die Leute haben mir entweder direkt
00:12:16: oder indirekt gesagt, du kommst nicht von mir. Und hier oben in Vorpaarmann war es das erste
00:12:21: Mal, dass die Leute gesagt haben, du bist jetzt eine von uns. Und das war für mich der Moment,
00:12:25: wo klar war, ich bleibe hier. Also ich habe hier einen Ort gefunden, wo ich akzeptiert wurde,
00:12:29: wo irgendwie klar ist, ich darf dazu gehören. Und das finde ich total wertvoll und mir war
00:12:36: vorher nicht aufgefallen, wie sehr mir das gefehlt hatte. Da hast du eben Grundwerte angesprochen
00:12:40: und als du das beschrieben hast, dieses da Ankommen in Greifswald, ja nicht nur in einem
00:12:44: physisch räumlichen Sinne, sondern sozusagen bei Menschen auch ankommen, hast du gesagt,
00:12:49: das ist auch ein Gerechtigkeitsthema. Warum ist das ein Gerechtigkeitsthema?
00:12:53: Naja, ich meine also mit dem Gerechtigkeitsthema meine ich an der Stelle vorher den Umgang mit
00:12:58: Ostdeutschland. Das wäre auch immer noch, und zwar über die Generation hinweg, also das,
00:13:02: was mein Vater irgendwie Vorurteile hat oder mein Opa. Das kann ich noch ein Stück weit
00:13:07: nachvollziehen, weil die in der Zeit mit BRD und DDR groß geworden sind. Die haben ein Stück weit ja
00:13:14: auch eine Propaganda an der Indoktrination bekommen, so die DDR, da ist alles böse, so eine,
00:13:19: und wenn es dir hier nicht gefällt, dann geht auch rüber, so eine, das sind Sachen, die Leute
00:13:23: meiner Familie auch gehört haben. Da verstehe ich noch ein bisschen, dass es da Vorurteile gibt,
00:13:27: weil ja auch diese Indoktrination im Westen aufgearbeitet wurde. Es gab ja nie irgendwie
00:13:30: das Programm, um zu gucken, hey übrigens, wie ist eigentlich wirklich im Osten. Aber dass junge
00:13:36: Leute immer noch diese Vorurteile haben und das mit Genoss*innen auf einem Bundeskongress
00:13:42: langsamer gesprochen wird, sobald die sagen, dass sie aus Mecklenburg-Vorpommern kommen,
00:13:45: was glaube ich gar nicht mal bewusst böse gemeint ist, aber unterbewusst muss doch da drinstecken,
00:13:50: die sind alle ein bisschen mal im Kopf, die sind alle ein bisschen dumm, rede ich mal lieber ein
00:13:53: bisschen langsamer. Das ist halt eine Unrechtigkeit, die wir immer noch in unserer Gesellschaft haben.
00:13:58: Es ist schwieriger, einen Job zu bekommen, wenn der Geburtstort Rostock ist, das Einstiegsgehalt
00:14:02: ist im Zweifelsfall auch nütrig. Es ist schwieriger eine Wohnung zu bekommen, wenn man irgendwie
00:14:07: Ronny aus dem Nien ist. Und das sind alles Punkte, wo ich sage, das hat ganz viel Mitgerechtigkeit zu
00:14:12: tun und deswegen war es für mich auch eine ganz bewusste Entscheidung hierher zu kommen,
00:14:16: auch wenn alle anderen gesagt haben, bleib doch im Westen, wo ich mir gedacht habe,
00:14:19: nee, jetzt erst recht. Ich finde das super spannend, weil es sind ja einerseits,
00:14:24: könnte man sagen, so Mentalitätsstrukturen würden vielleicht so Zoologen oder Politikwissenschaftler
00:14:30: sagen, also was Menschen so über andere Menschen denken und wie die die wahrnehmen. Aber das
00:14:35: drückt sich dann ja auch handfest in sehr materiellen Dingen aus, in der Frage,
00:14:39: ob man einen Job bekommt. Auf deiner Website zum Beispiel sprichst du auch über Vermögensverteilung,
00:14:44: die zwischen Ost und West nach wie vor sehr, sehr unterschiedlich ist. Also tatsächlich nicht nur
00:14:49: irgendwie irgendwelche Gefühle und Wahrnehmungen, die natürlich auch wichtig sind, sondern sehr,
00:14:53: sehr handfest. Das knallhart. Das wird ja ein Schuh draußen, das geht ja weiter, wenn ich mir anschaue,
00:14:59: wie die Einkommensverteilung ist. MV ist das Niedriglohn Land Deutschlands. Gleichzeitig haben wir
00:15:05: mit Rügen, mit Hiddensee, also mit unserer Ostseeküste echt nicht unbedingt die billigsten Urlaubsorte in
00:15:12: Deutschland. Aber woran liegt es denn, dass nichts von dem, was hier erwirtschaftet wird oder wenig
00:15:17: von dem, was hier erwirtschaftet wird, auch bei den Leuten hier vor Ort bleibt? Das liegt unter
00:15:20: anderem da dran. Da sind wir beim nächsten Punkt von der Ungerechtigkeit, wenn wir über Ost-West reden,
00:15:24: irgendwie die Treuhand und wie damals Staats- und Volkseigentum aufgelöst wurde. Das liegt da
00:15:30: dran. Nicht bei allen, aber teilweise, dass wir Hotels haben oder Hotelketten, wo die Besitzer
00:15:35: innen und der Unternehmenssitz eben nicht auf Rügen ist oder in Bergen oder in Strahl-Sund oder
00:15:40: auf Hiddensee, sondern irgendwo in München und Düsseldorf. Und wo wandern denn dann die Steuern
00:15:44: hin? Die wandern nach München und Düsseldorf. Wir gucken hier in die Röhre, müssen gucken,
00:15:48: dass wir uns gestrassen saniert bekommen, wo Millionen von Touristen drüber fahren. Die
00:15:52: Leute vor Ort können sich den Wohnraum nicht mehr leisten, weil die Investoren sagen, ja, okay,
00:15:57: wir bauen auch Wohnungen mit rein, machen sie dann doch nichts, sind doch nur Ferienwohnungen,
00:16:00: zahlen sie halt einen Straf, aber das haben sie an der Saison wieder drin. Das heißt, die Leute hier
00:16:04: werden aus ihren Orten vertrieben, selbst Ben-Kommunen sagen, sie würden eigentlich
00:16:10: gerne eher regional Grundstücke vergeben, beispielsweise über Erbau-Pacht spürt, der
00:16:15: Bodenricht wäre trotzdem mit rein und von Amdars ist neulich ein Grundstück für 1000 Euro,
00:16:19: den Quadratmeter über den Tisch gegangen. Und gleichzeitig, Niedriglundland, Deutschlands,
00:16:24: Vorpommern, Rügen ist neben dem Landkreis Bautzen der Landkreis mit der höchsten Niedriglundquote.
00:16:29: 40 Prozent der Männer, 44 Prozent der webstgenligen Frauen arbeiten im Niedriglumsektor. So, und es
00:16:34: hat irgendwie auch was mit Respekt zu tun, dass die Leute fair verhütet werden für ihre Arbeit,
00:16:39: weil die Pflegerin oder die Hotelfachfrau auf Rügen arbeitet nicht schlechter als eine irgendwo
00:16:45: im Allgäu, aber trotzdem bekommt sie ein unterschiedliches Gehalt und die Mieten
00:16:49: unterscheiden sich an der Stelle, glaube ich, auch gar nicht mehr so. Das ist ja ein sehr engagierten
00:16:54: Wahlkampf geführt und Wahlkampf ist ja eine Zeit, in der man mit ganz vielen Menschen ins Gespräch
00:16:59: kommt und in Kontakt kommt. Wie sind dir da diese Gerechtigkeitsthemen, die du gerade beschrieben
00:17:04: hast, begegnet? Hat das eine große Rolle gespielt? Hat das den Menschen unter den Nägel gebrannt?
00:17:07: Waren andere Themen wichtig? Wie hast du das erlebt? Das kommt immer so ein bisschen
00:17:11: drauf an, in welchem Setting man mit den Leuten gesprochen hat. Also am Wahlkampf stand, wenn
00:17:14: Leute stehen, geblieben sind, war es dann häufig irgendwie entweder konkreter, sodass sie einen
00:17:19: konkreten Fall hatten, wo sie Probleme haben. Es ging auch viel um die Rente, die ja irgendwie auch
00:17:23: durch, also man hatte hier im Osten über 40 Jahre keine Möglichkeit, Vermögen anzuhäufen. Das ist
00:17:30: was, dass man sich immer wieder bewusst machen muss. Auch Vermögen, was irgendwie vererbt wird
00:17:34: über Generationen. Also was soll vererbt werden, wenn nichts da ist? Also man hatte erst viel später
00:17:39: die Möglichkeit da irgendwas aufzubauen. Natürlich sind da Existenzängste da. Was aber die Löhne
00:17:44: angeht, was die Mieten angeht. Das sind Themen, die immer wieder angesprochen wurden, egal ob
00:17:49: im Infostand, ob ans in der Kneipe, bei Veranstaltung. Das ist was, was die Leute umtreibt. Und zwar
00:17:57: verständlicherweise. Das berührt ja sozusagen den Alltag, die hohen Mieten, die niedrigen Löhne.
00:18:05: Jetzt bist du ein halbes Jahr ungefähr etwas mehr im Bundestag. Da haben ganz beeindruckende
00:18:11: Ergebnisse reingewählt vor. Du hast wirklich diesen Wahlkreis mit einem deutlichen Zugebinn für
00:18:17: deine Partei, für die SPD geholt und hast die Arbeit aufgenommen, kann man sagen. Der Bundestag
00:18:25: hat jetzt relativ rasch Betriebstemperatur erreicht, auch erreichen müssen wegen großer
00:18:30: Ereignisse, die da kamen, die keiner in der konkreten Form so vorhergesehen hat. Was würdest du nach
00:18:38: einem halben Jahr sagen, was ist die erste Zwischenbilanz von Anna-Karzałcki für mehr
00:18:44: Gerechtigkeit in diesem halben Jahr? Das ist gar nicht so einfach zu sagen, weil ich bin jetzt
00:18:53: zwar ein halbes Jahr im Bundestag, aber wirklich die Arbeit angefangen hat ja auch erst nach der
00:18:57: Regierungsbildung. Also vorher war das ja irgendwie so diese seltsame Schwebezeit, wo man sich irgendwie
00:19:02: einfinden konnte und irgendwie waren immer Termine, aber trotzdem hatte man das Gefühl,
00:19:07: das tanken noch nicht so richtig an. Dann wurden die Ausschüsse verteilt und ich bin sehr,
00:19:11: sehr zufrieden mit meinen beiden digitalen Ernährung und Landwirtschaft. Es sind beides
00:19:14: unglaublich wichtige Themen, auch übrigens unglaublich wichtige Themen hier für meinen
00:19:18: Wahlkreis. Und da muss man sich auch erst mal einfuchsen. Also wir haben ja nicht nur die
00:19:22: Ausschüsse, wir haben ja noch unsere Berichterstattung, unsere Spezialthemen und ich bin jemand,
00:19:26: ich föhre lieber erstmal zu und verstehe Dinge, bevor ich irgendwas unqualifiziertes raushaue.
00:19:31: Das heißt, ich habe erst mal geguckt, dass ich mich in meine Berichterstattung so schnell wie
00:19:34: möglich einarbeite, dass ich mit Expertinnen und Experten gesprochen habe. Auch da gibt es übrigens
00:19:39: ganz viele Gerechtigkeitsaspekte. Also soziale Gerechtigkeit ist einfach so ein großes Ding und
00:19:43: so vielfältig. Und ich meine, es ist ja nicht so, dass ich Sachen alleine mache. Es ist ja nicht so,
00:19:47: dass ich irgendwie ein Bild malen sage, guck mal, das habe ich jetzt gemacht, das ist fertig. So,
00:19:50: man arbeitet immer zusammen, weil alleine setzt man nichts durch, alleine macht man keine Politik,
00:19:53: Politik macht man nur zusammen. Deswegen ist es, glaube ich, schwer zu sagen, dass es jetzt die
00:19:57: Bilanz an der Kassauz, die, weil ich dann immer die Leute weglassen würde, die noch mit dabei waren,
00:20:01: ob das jetzt die Kolleginnen und Kollegen in den Ausschüssen oder in der Fraktion, in der Landesgruppe
00:20:05: Ostien oder meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ich im Rücken habe, die mich natürlich auch
00:20:09: großartig unterstützen. Es ist schwer zu sagen, was wir auf jeden Fall beispielsweise geschafft haben,
00:20:14: ist in den Haushaltsverhandlungen. Auch das, was wo ich mich erst mal einarbeiten durfte,
00:20:19: wie ließ man ein Haushalt und ein kleiner Funfact, der Vorentwurf für den Haushalt im
00:20:25: Digitalbereich. Ich gehe davon aus, dass irgendjemand, den nochmal durch ein Scanner gejagt hat. Auf
00:20:30: jeden Fall waren die als Bilddateien eingescannt und nicht maschinenwesbar. Wir mussten uns also
00:20:35: erst nochmal durch ein Programm jagen, damit es eine Suchfunktion in diesem Haushalt für
00:20:39: Digitales gab. Das, ja, ich glaube, da muss man nicht mehr zu sagen. Aber wir haben ganz viele
00:20:45: von den Projekten, die uns wichtig waren, die zwischenzeitlich auch rausgeflogen waren,
00:20:49: haben wir wieder mit reinverhandelt bekommen. Also nicht ich persönlich, sondern unserer Haushalterinnen
00:20:54: und Haushältern, denen wir aber natürlich die Argumente an die Hand gegeben haben, dass sie
00:20:58: das überhaupt verhandeln können, dass sie einsehen, dass es so wichtig ist, dass es unbedingt
00:21:01: betreien muss. Ja, wir müssen gleich unbedingt auf diese Digitalisierung zu sprechen kommen. Ich
00:21:06: finde es wichtig, was du ansprichst, dass Politik natürlich nicht das Machwerk von einzelnen
00:21:10: Menschen ist, sondern dass es ein großer gemeinsamer Prozess ist. Man muss Dinge diskutieren,
00:21:15: abwägen, man muss viele Menschen haben, die zum Beispiel für ein Thema mobilisieren. Natürlich
00:21:21: ist sowas wieder Mindestlohn, der dann erreicht wurde, nicht das Werk eines Einzelnen, sondern
00:21:25: letztlich ein ganz ganz großes Ding, bei dem viele beteiligt waren. Und ein Ding, was bei mir im
00:21:30: Wahlkreis, sorry, aber ein Ding, was bei mir im Wahlkreis richtig reinhauen wird, 12 Euro ist
00:21:35: für viele eine krasse Loneinführung. Wir müssen aber auch gucken, so sehr ich den Mindestlohn von
00:21:40: 12 Euro feier, dass unsere Facharbeiterinnen und Facharbeiter jetzt da nicht irgendwie auch nur
00:21:45: 12 Euro bekommen. Das war nämlich eine Begegnung, die ich auch im Wahlkampf hatte, in Rittnitz-Dammgarten,
00:21:49: wo einer meinte, jo, ich bin hier Metallfacharbeiter, 12 Euro Mindestlohn ist ja schön, aber ich
00:21:54: bekomme 11,30 Euro. Das ist irgendwie nicht so ganz fair, wo ich dann auch meinte, jo, was
00:21:58: Moment, wo kommt es als ausgelernter Facharbeiter, 11,30 Euro, das ist ein Witz. So, und dass der
00:22:04: mehr bekommen sollte als 12 Euro, das ist glaube ich auch klar, also diese 12 Euro sind ein Mindestlohn,
00:22:09: das ist das Mindeste, was kommen muss. Wo für wir auch kämpfen, wo für ich auch weiter kämpfe,
00:22:14: also ein flächendeckende, gute Tariflöhne. Dafür brauchen wir aber auch die entsprechende
00:22:18: Gewerkschaftsbindung. Und ich werde auch nicht müde, in den Leuten zu sagen, treten in die
00:22:21: Gewerkschaft ein, die unterstützen euch in eurem Kampf und nur mit starken Gewerkschaften
00:22:25: bekommen wir auch starke Tariflöhne. Genau, und das kommt nicht nur auf einen gesetzlichen
00:22:29: Rahmengeber an, es kommt auch auf Selbstorganisation, auf starke Gewerkschaften an, du bist ja auch
00:22:33: Werdie Mitglied. Ich würde gerne ein kleines Spiel mit dir spielen, wir haben das dafür
00:22:39: und dagegen Spiel und die Idee ist, dass ich gleich 20 Begriffe etwa vorlese und du sagst,
00:22:45: kurz bist du dafür oder bist du dagegen? Wir fangen mit etwas sehr schönes an, wie ich finde,
00:22:49: selbst ein drei Gängemenü kochen. Dafür? Sehr gut, blended learning in der Schule.
00:22:55: Was ist blended learning? Es geht um die Digitalisierung des Bildungssystems, um die Verschränkung von
00:23:01: Präsenzlehre und Onlinelehre. Es gibt Gründe, die dafür und die dagegen sprechen und ich
00:23:07: habe mich nur nicht abschließend positioniert. Sehr gut, darauf kommen wir gleich zurück.
00:23:11: Dann sag online Rollenspieler, so wie World of Warcraft. WUW habe ich nicht gespielt,
00:23:17: aber Minecraft und andere, also yes. Yes, okay, offline Spiele, Doppelkopf, Skat, so was. Ja.
00:23:24: Auch dafür. Sonntags im Kleingarten. Eltern unabhängiges Barfuck. Ja. Wahlen für Menschen
00:23:32: ab 16 freigegen. Yes. Chatkontrollen. Nein. Serie Marathon auf Netflix oder Prime oder so. Ja doch.
00:23:40: Pizza mit Sauce Hollandaise. It's a guilty pleasure. Das ist mutig, Anna. Gar nicht so viele trauen sich
00:23:48: sich zu dieser Pizza mit Hollandaise zu bekennen. Aber mit Brokoli, das ist großartig. Mit Brokoli,
00:23:53: jalapenos, Sauce Hollandaise. Ich lieb's. Okay, sehr gut. Das könnte Bestandteil dieses drei Gängemenüs
00:23:59: werden. Der Eurovision Song Contest. Ja. Urlaub am Strand. Ja. Das ist für eine Frage. Kostenfreie
00:24:07: ÖPNV. Ja. Vermögensteuer. Ja. Online Wahlen. Nein. Podcasts. Selbstverständlich. Künstliche
00:24:19: Intelligenz in der Pflege, zum Beispiel Pflegeroboter. Ambivalent kann unterstützen, kann niemals
00:24:25: Menschen ersetzen. Eine vier Tage Woche. Spannendes Projekt, welch am Start. Schulunterricht
00:24:31: mithilfe der Smartphones der Kinder. Moment. Wenn's irgendwie um die Vermittlung von
00:24:39: Digitalkompetenzen geht und wie gehe ich mit diesem Gerät um? Was kann dieses Gerät? Dann
00:24:43: kann das sinnvoll sein. Ansonsten nein. Lass uns da gerne weiter plaudern. Wir sind am Ende unserer
00:24:48: Begriffe. Warum nicht? Die Kinder haben die Dinger ja eh dabei. Man könnte argumentieren, das ist
00:24:56: jetzt ein ganz einfacher Schritt, statt irgendwie für Schulen Rechner anzuschaffen, wo man nicht weiß,
00:25:00: ob die gewartet werden und von wem die gewartet werden sollen. Warum nicht diesen einfachen
00:25:04: Einstieg wählen? Ja, weil es auch wieder eine Gerechtigkeitsfrage ist. Also Punkt eins,
00:25:09: wenn man Rechner Schulen stellt, also wenn niemand weiß, von dem sie gewartet werden,
00:25:14: dann ist da vielleicht ein Fehler im System und man hätte der Planung, was anders machen müssen,
00:25:17: seitens der Schulträger. Punkt zwei, es können sich, also ah, gehen wir, gehen wir gerade davon aus,
00:25:22: dass alle Schüler in sich ein Smartphone leisten können. Punkt zwei, gibt's da ja auch ganz,
00:25:27: ganz große Unterschiede. Und wenn wir über Gerechtigkeit und auch über soziale Gerechtigkeit
00:25:31: reden, ist das ein großartiges Beispiel, was du gerade gebracht hast. Für mich ist es nämlich
00:25:36: immer das Kaninchenbeispiel. Ich weiß nicht, ob du das schon mal irgendwo gehört hast. Ich erzähle
00:25:41: das gefühlt überall und es tut mir ein bisschen leid bei meinen Freundeskreis, aber mit Hilfe des
00:25:46: Kaninchen eines Freundes finde ich, kann man soziale Gerechtigkeit und Ungleichbehandlungen im
00:25:53: Internet ganz gut deutlich machen. Wir waren nämlich, waren im Urlaub, 2019/2020, sind ein paar
00:25:59: Tage nach Polen in den Fällenhaus gefahren.
00:26:00: über Silvester am Freundeskreis.
00:26:02: Wir haben dann Silvester abends das eine oder andere Getränk getrunken
00:26:06: und dann kamen wir auf die Idee, so eine Wahrheit oder Pflicht abzuspielen.
00:26:10: Also hatten ein Kumpel von mir, sich dieser App runtergeladen.
00:26:13: Es war auch nicht mehr die Nacht, war nicht mehr ganz jung.
00:26:15: Und dann haben wir zu vorne am Nachhinein getragen, haben wir Aufgaben bekommen
00:26:18: und ich musste dann irgendwann keine Ahnung, Trinke morgens oder so,
00:26:21: musste ich ein Kandinchen abletten.
00:26:23: Da habe ich die Aufgabe bekommen, habe ich mir nichts mehr gedacht.
00:26:25: Ich bin in den ersten Stock gegangen, da waren nämlich die Kandinchen, die wir dabei hatten.
00:26:28: Das war ganz schön harig, aber überlebt.
00:26:30: Und ein Kumpel von mir wurde explizit nach seinem Ex-Freund gefragt.
00:26:34: Der hat aber nie irgendwo öffentlich geschrieben, dass er schwul ist.
00:26:37: Also wir wussten das alle in dem Kreis, deswegen mit Deal.
00:26:40: Mir ist das am nächsten Tag aber aufgefallen.
00:26:42: Woher wusste diese App, dass wir Kandinchen dabei hatten
00:26:45: und woher wusste sie, dass der Kumpel von mir schwul ist?
00:26:47: Und es kann nur darüber kommen, dass sie am Ende Daten ausgelesen hat.
00:26:53: Und das müssen nicht mal, also man muss ja nicht mal die konkreten Chats lesen,
00:26:57: um Sachen rauszufinden, sondern manchmal reichen auch
00:27:00: die sogenannten Metadaten.
00:27:02: Wann hat welche Personen mit wem geschrieben, welche Apps werden benutzt?
00:27:06: Also Grindr ist beispielsweise ein ziemlich starker Indikator dafür,
00:27:09: dass eine Person mindestens mal bisexuell ist.
00:27:11: Und wie es auf die Kandinchen gekommen ist, weiß ich immer noch nicht.
00:27:15: Also da bin ich, also wenn da jemand eine Idee hat, schreibt mir gerne.
00:27:19: Aber in dieser App haben wir nur unsere Vornamen eingetragen.
00:27:22: Unsere Handys waren nicht direkt miteinander verknüpft.
00:27:24: Wir waren aber alle im gleichen WLAN und unsere Handys sind ja identifizierbar.
00:27:28: Mein Zeichen ist der Anna sein iPhone und von jemand anderem ist es halt XYAndroid.
00:27:34: Und da komme ich wieder zu, das ist genau der Punkt, was die Rechtlichkeit angeht.
00:27:38: Also welche Mobiltelefone kosten eigentlich wie viel Geld und wie gehen sie mit Daten um?
00:27:42: Es gibt welche, die sind datensparsamer, die kosten entsprechend mehr.
00:27:46: Plus beispielsweise ein Unternehmen, was 80 Prozent seiner Umsätze über die Hardware macht.
00:27:50: Also nicht über Software, sondern über die Computer, die Tablets und die Handys,
00:27:55: die sie verkaufen oder uhren oder was es noch alles gibt.
00:27:58: Und Google beispielsweise ist ein Unternehmen, was größtenteils seine Umsätze über die Daten macht,
00:28:03: die sie irgendwie generieren.
00:28:05: Man sieht ja, wenn ich in den Laden gehe und gucke mir diese Handys an,
00:28:09: dass es da unterschiedliche Preise gibt und nicht alle Leute können sich ein iPhone leisten.
00:28:14: So das Handy, was ich jetzt davor hatte, war das alte iPhone von einem Kumpel von mir.
00:28:19: Weil das, was ich vorher hatte, ich zitiere an der Stelle wörtlich,
00:28:22: Anna, das klingt so, als würdest du ein Chano-Bild neben dem Reaktor stehen und einen Geigerzähler ans Mikrofon halten.
00:28:27: Das hält niemand aus. Ich habe mal alles zu Hause, nehmt das.
00:28:29: So, aber ich hätte mir ganz leisten können.
00:28:31: Und wenn wir sagen, wir wenden jetzt in der Schule auch noch die Handys an,
00:28:35: die die Kinder von zu Hause mitbringen, dann manifestieren wir diese Ungleichbehandlung noch nochmal.
00:28:39: Da bräuchte man irgendwie eine gleiche, gute und auch datensparsame Ausstattung etwa an den Schulen.
00:28:45: Und das, was du über den konkreten Zusammenhang, über die Schule und über das Kaninchen hinaus ansprichst,
00:28:51: ist letztlich so was groß gesprochen wie Freiheitsrechte.
00:28:55: Also individuelle Freiheit hängt ja auch davon ab, etwa ob ich Kontrolle über meine Daten habe.
00:29:01: Früher war das Internet ein Ort der Freiheit und ein Hörig des Wissens.
00:29:05: Und da hat sich viel gewandelt in den letzten Jahren.
00:29:08: Ich würde gerne, dass das Internet wieder ein bisschen mehr so wird.
00:29:12: Also früher war nicht alles besser, aber was das angeht, war das Internet zumindest noch nicht Turbo-Kapitalismus.
00:29:18: Ja, das in der Tat hat was, was mir auch häufig in Gesprächen auch mit Studierenden begegnet,
00:29:24: dass es die Vorstellung gibt eigentlich so aus den Anfangsjahren des Internets,
00:29:28: ja irgendwie so vielleicht noch aus den 90ern, dass das irgendwie ein Ort der Freiheit ist,
00:29:34: wo jeder sich ausprobieren kann, der offen, der liberal ist.
00:29:37: Aber das, was du gerade beschrieben hast, ist ja etwas anderes, Turbo-Kapitalismus.
00:29:42: Dieses Internet ist durch Drungen von Strukturen, die damit Geld machen wollen.
00:29:47: Und deshalb nicht mehr als allererstes Ziel, die Freiheit im Hinterkopf haben, sondern eben Profil zu machen.
00:29:52: Ich weiß nicht, da darf ich hier Buchempfehlungen geben.
00:29:55: Unbedingt.
00:29:56: Wer sich mit dem Thema, wie kommen wir eigentlich dahin, wie geht man mit Daten um und wie funktioniert,
00:30:01: dass Internet und auch Kapitalismus im Internet auseinandersetzen will,
00:30:05: den kann ich nur ganz herzlich Qualityland und Qualityland 2.0 ans Herz legen.
00:30:10: Von Mark Uwe Klinging, weil ich glaube, es war im ersten oder im zweiten Teil,
00:30:15: hat der Alte ein Charakter aus dem Buch, finde ich, einen ganz guten Vergleich gemacht.
00:30:21: Nämlich ging, hat versucht das Ganze zu erklären, anhand von Eisdielen.
00:30:27: In der analogen Welt, wenn du zwei Eisdielen am Marktplatz hast und die eine Eisdiel ist auf jeden Fall die beste,
00:30:33: da weißt du, das ist einfach das beste, beste Eis.
00:30:36: Die zweite ist nur ein ganz kleines bisschen schlechter, das ist immer noch echt gutes Eis,
00:30:39: aber nicht ganz so gut wie das erste.
00:30:41: Bei der ersten ist eine gigantische Schlange, bei der zweiten keine so lange Schlange,
00:30:45: dann stellt man sich manchmal auch einfach bei der zweiten an und ist da sein Eis.
00:30:48: So, im Internet funktioniert es aber anders, da hast du keine Schlangen vor den Eisdielen,
00:30:52: sondern die Eisdielen sind immer verfügbar, wodurch Monopolstellungen im Netz viel, viel schneller manifestiert werden.
00:30:58: Also beispielsweise, was Suchmaschinen angeht, ist der Algorithmus von Google einfach echt,
00:31:03: ich glaube, bisher unschlagbar.
00:31:04: Ich benutze trotzdem Dr. Go, weil es eine datensparsame Alternative ist.
00:31:09: Da muss man manchmal ein bisschen länger scrollen, bis man der Suchergebnis hat, was man möchte.
00:31:12: Und im allerschlimmsten Fall macht man einen Geh-Ausrufezeichen hinter in die Suchzeile,
00:31:18: weil dann sucht es über Dr. Go bei Google und Google weiß nicht, dass man es selber gegoogelt hat.
00:31:21: Aber da funktioniert das Internet an der Stelle einfach anders.
00:31:25: Und was ich an "Folityland" so schön finde, ist, dass es diese doch ja manchmal komplexen Prozesse,
00:31:31: die eigentlich gar nicht so komplex sind, aber niemand erklärt sie einfach,
00:31:34: dass es da einfach erklärt wird.
00:31:36: Und das ist eine Sache, die mir ganz wichtig ist im Bereich der digitalen Politik,
00:31:40: auch bei den anderen Politikbereichen, aber in der Digitalpolitik ganz besonders,
00:31:44: dass wir endlich mal anfangen müssen, Sachen so zu erklären, dass Leute es auch verstehen.
00:31:48: Ich weiß noch, wie ich in einer meiner ersten Veranstaltungen Digitalpolitik saß.
00:31:53: Und es war halt so eine Runde, so ein Neumitglieder Workshop mit,
00:31:56: also mit neu MDB Workshop quasi parteiübergreifend über die demokratischen Faktionen.
00:32:01: Und dann gab es zwar so eine Vorstellungsrunde.
00:32:03: Und alle haben dann noch so ein bisschen was Inhaltliches gesagt.
00:32:06: Und bei total viel, also ich dachte mir irgendwie dann so zwischen, Alter, ich bin dumm.
00:32:10: Warum sitze ich überhaupt hier? Ich bin völlig unqualifiziert.
00:32:13: Ich sollte doch was anderes machen.
00:32:15: Dann habe ich irgendwie Panik überwunden, dreimal durchgeatmet
00:32:18: und habe mal zugehört, was die da eigentlich sagen.
00:32:21: Und die haben teilweise einfach "Basworld-Bingo" gespielt.
00:32:23: Dann streuen wir immer noch ein bisschen KI ein und dann nochmal so ein bisschen Shadowbanning.
00:32:27: Klingt doch cool.
00:32:28: Es gibt überhaupt keinen Sinn.
00:32:29: Hat natürlich auch niemand was gesagt.
00:32:31: So, weil alle nicken, "Wir haben einen Schaum, wollte ich genauso sagen."
00:32:35: So eine Art.
00:32:36: Und das macht mich wütend.
00:32:37: Weil genau so ein Verhalten, Leute davon abstreckt,
00:32:40: sich mit Digitalpolitik auseinanderzusetzen und verstehen zu wollen, wie das Ganze funktioniert.
00:32:44: Und so dass die Order der Datenschutz wieder dran schult.
00:32:47: Resultiert genau daraus, dass Leute nicht verstehen, was Datenschutz eigentlich ist
00:32:50: und warum es wichtig und sinnvoll ist.
00:32:52: Und ein Verhalten, wo wir Wörter benutzen, die an der Stelle nicht nur dumm sind,
00:32:57: sondern die grundsätzlich niemand versteht, fördert das Ganze noch.
00:33:01: Und ich will die Menschen dazu befähigen, dass sie sich im Netz frei bewegen können.
00:33:04: Dass sie wissen, wie Sachen funktionieren.
00:33:07: Dass sie nicht an die Hand genommen werden müssen.
00:33:09: Aber das ist aktuell der Fall.
00:33:10: Also aktuell laufen viele Leute quasi mit einer Augenbinde durchs Netz
00:33:13: und wundern sich, dass sie manchmal gegen Dinge laufen oder irgendwelche Clipen runterfallen.
00:33:18: Also es geht um Aufklärung und das zeigt ja vielleicht auch,
00:33:20: warum du vielleicht ganz richtig bei der SPD aufgehoben bist.
00:33:24: In einem Partei, die in gewisser Weise in der Tradition der Aufklärung steht
00:33:28: und die immer in ihrer DNA drin hatte, Leute irgendwie aufzuklären.
00:33:32: Die haben irgendwelche Lesevereine gegründet, wo man schon quasi vor 150 Jahren
00:33:37: Buchempfehlungen ausgesprochen hat.
00:33:39: Wir nehmen das mit.
00:33:40: Also wenn alle Podcasts hier aus der Zukunft gerecht reich durchgehört sind,
00:33:44: dann Qualityland kaufen.
00:33:45: Als nächstes, wenn irgendwelche Lehre in das Leben eintritt.
00:33:49: Anna, ich würde es nochmal in so einen größeren Rahmen packen.
00:33:53: Wir haben über Freiheit und Internet gesprochen.
00:33:56: Und wenn man so auf klassische Freiheitsrechte schaut,
00:34:00: dann gibt es Menschen, die da sagen, es gibt zwei Formen von Freiheitsrechten.
00:34:05: Es gibt die sogenannten ermöglichenden Freiheitsrechte,
00:34:08: die einen dazu in die Lage versetzen, zum Beispiel was zu beurteilen.
00:34:11: Also sowas wie Bildung wären ermöglichendes Recht, aber auch eine bestimmte Ausstattung mit Geld oder so.
00:34:16: Und es gibt abwährende Rechte, wo wir sagen müssen, hier soll der Staat oder die Gesellschaft
00:34:22: oder Unternehmen nicht in unsere Freiheit eingreifen.
00:34:25: Also zwei Rechte und soziale Demokratie sagt, wir müssen irgendwie beides haben.
00:34:30: Wir müssen Menschen irgendwie ermöglichen und befähigen.
00:34:32: Also wenn wir nur das abwährende Recht auf freie Meinungsäußerung haben,
00:34:36: ist der Staat uns das nicht verbietet zu sagen, was wir denken, ist das fein.
00:34:39: Aber wir brauchen auch die Bildung dazu, damit das jeder nutzen kann, dieses Recht.
00:34:44: Wenn man mal in diesen Freiheitsrechten denken würde, abwährend und ermöglichend,
00:34:49: das würdest du sagen, brauchen wir in der Digitalisierung.
00:34:51: Was müssen wir quasi in unserer Verfassung schreiben, um Mehrgerechtigkeit in diesem Bereich hinzukriegen?
00:34:58: Ich weiß gar nicht mal, ob wir was Neues in unserer Verfassung schreiben müssen,
00:35:02: weil ich glaube, dass sich ganz viel daraus ableitet.
00:35:05: Ich glaube aber, um Freiheitsrechte auch im Internet zu verteidigen,
00:35:10: also A) funktioniert das Internet nicht national.
00:35:14: Das ist so eine Annahme, der wir uns einfach bewusst sein müssen.
00:35:17: Deswegen läuft da viel auf europäischer Ebene, wie beispielsweise DSA und DMA,
00:35:22: also Digital Services Act, Digital Markets Act,
00:35:25: zur Kontrolle von den großen Plattformen wie Facebook, Google und Co.
00:35:30: Aber auch der Data Act, der regeln soll, wie gehen wir eigentlich mit Daten,
00:35:35: um was für Datenräume schaffen wir?
00:35:37: Also das ist halt was, was aktuell noch ziemlich unreguliert ist,
00:35:40: was wir auch auf deutscher Ebene übrigens angehen wollen.
00:35:43: Also ich bin ja auch für alles zuständig, was mit Daten zu tun hat,
00:35:46: für Urheberrecht, Open Source und Games, also zumindest im Digitalausschuss.
00:35:52: Ich glaube, was wir machen müssen und das sehe ich auch als eine Aufgabe ganz persönlich für mich,
00:36:00: ist diesen Bildungsauftrag, diese ermöglichen und Freiheitsrechte auch manchmal,
00:36:04: und es klingt jetzt gemein und nimmt mir das bitte nicht krumm,
00:36:06: auch manchmal auf Politikerinnen und Politiker anzuwenden.
00:36:09: Weil das Bewusstsein, wie funktioniert eigentlich das Internet und warum,
00:36:13: also das durchdringt unser ganzes Leben und es darf in der digitalen Welt,
00:36:18: dürfen keine anderen Regeln herrschen als in der analogen Welt.
00:36:21: Wir können nicht sagen, ja in der analogen Welt gibt es Geld des Briefgeheimnisses,
00:36:25: aber in der digitalen Welt hebeln wir jetzt mal sämtliche Verschlüsselung aus,
00:36:27: weil wir müssen mit reingucken, was anderes ist, ist jetzt wichtiger.
00:36:30: Und ganz häufig fehlt eigentlich nicht das grundsätzliche Verständnis,
00:36:35: weil so ein Wertekompass haben ja, haben ja, haben Politikerinnen, ja, so, ne.
00:36:38: Aber es fehlt die Umsetzung und ich habe ein konkretes Beispiel,
00:36:43: das war mir vorhin, war das eine von den jahrennein Fragen, Checkkontrollen.
00:36:46: Ich bin da seit Wochen dran, zusammen mit Cam Vega auch,
00:36:50: die das ganze im Innenausschuss betreut, dass wir Kolleginnen und Kollegen,
00:36:55: also wir haben A und unsere Gruppe, die sich damit auseinandersetzen,
00:36:58: die Leute aus verschiedenen Ausschüssen zusammengeholt haben,
00:37:01: und mit Expert*innen reden, um uns da auch selber ein Stück weiterzubilden
00:37:05: und besseres Bild bilden zu können.
00:37:07: Auf der anderen Seite quatschen wir Kolleginnen, was das eigentlich genau ist.
00:37:12: Ich weiß noch, als ich mit einem Kollegen gesprochen habe
00:37:15: und gemeint habe, ja, und diese Checkkontrollen sind, sag, gefährlich, so, ne.
00:37:18: Wenn man also a) hebeln wir sämtliche Verschlüsselungen aus,
00:37:21: was nicht nur unserem Koalitionsvertrag, sondern meiner Meinung nach,
00:37:24: auch unserem Grundgesetz widerspricht, und wir lassen da auf einmal eine KI drüber laufen
00:37:29: und künstliche Intelligenz klingt erstmal super fancy und groß,
00:37:32: am Ende ist das auch nur ein trainierter Algorithmus.
00:37:35: So, und manche sind halt besser trainiert, die können komplexere Sachen machen,
00:37:39: komplexere Programme, aber du gibst den am Anfang der Aufgabe rein,
00:37:43: die nehmen sich eine Datenmenge und leiten da draus was ab.
00:37:47: Also, ein klassisches Beispiel, wie man so eine KI so ein Algorithmus trainiert ist,
00:37:51: wenn man irgendwelche Sachen runterladen will,
00:37:53: dann muss man alle Cepra- Streifen oder alle Ampeln ankleben.
00:37:56: Genau so werden Algorithmen trainiert.
00:37:58: Und das sind dann neue Daten, die reingegeben werden,
00:38:00: dass die möglichst exakt Cepra- Streifen und Ampeln erkennen.
00:38:04: So, und da soll jetzt so eine ominöse KI entstehen, laut Vorschlag der EU-Kommission,
00:38:11: die einmal grooming verhalten, also dieses annähernd von Erwachsene,
00:38:15: also die sexualisierte Annähernd von Erwachsene an Kinder im Netz erkennen soll,
00:38:19: aber auch nach bereits bestehenden Material vom Kinderismus braucht,
00:38:23: auch Neues quasi erkennen soll.
00:38:25: Und alle Versuche, die es dazu bisher gab, und ich meine, in den USA läuft es teilweise nicht
00:38:30: über die Kommunikation, sondern über die Server, das nennt sich Server-Site-Scanning,
00:38:34: was sie hier machen wollen, aktuelles Klein-Site-Scanning,
00:38:37: also tatsächlich die Kommunikation auf unseren Geräten.
00:38:40: Und dann habe ich gesagt, jo, aber die Dunkelziffer, also die falsch-positiven Falle,
00:38:45: die sind richtig krass so, ne, man filtert nicht nur die Leute raus, die tatsächlich
00:38:50: kindepornografisches Material bzw. Kinderpornografie ist der falsche Ausdruck,
00:38:54: die Darstellung von Kindesmissbrauch auf ihren Endgeräten haben,
00:38:58: sondern man hat dann beispielsweise auch Urlaubsbilder oder ähnliches.
00:39:01: Und der Kollege meinte dann zu mir, ja Anna, ich verstehe ja deinen Punkt so ein bisschen,
00:39:05: aber wenn jemand irgendwie tausend von solchen Bildern drauf hat, wenn dann halt ein,
00:39:08: zwei Urlaubsbilder mit dabei sind, dann ist es halt so.
00:39:10: Wo ich nur gemeint habe, nee, es geht nicht darum, dass wir irgendwie einen Richtervorbehalt haben
00:39:15: und Personen sowieso unter Verdacht stehen und deswegen die Kommunikation ausgelesen wird,
00:39:19: es geht darum, dass wir alle überwacht werden wollen.
00:39:22: Und dann denke ich mal einen Schritt weiter, wenn man da nicht irgendwie eine Datenbank daneben legt,
00:39:27: die Darstellung von Kindesmissbrauch hat, sondern beispielsweise von queeren Menschen
00:39:31: oder von Oppositionellen, dann gibt es so ein paar Regime, die da glaube ich richtig,
00:39:35: richtig Bock drauf hätten und es ist wahnsinnig gefährlich, Verschlüsselung aufzuhebeln.
00:39:40: Und deswegen ist ja eigentlich unser Ziel und das hatten wir uns auch im Koalitionsvertrag festgeschrieben,
00:39:45: dass wir eine starke Verschlüsselung ohne Hintertüren haben wollen,
00:39:48: wo auch kein Staatstriander reinkommt, wo sonst nichts reinkommt.
00:39:51: Das ist der beste Schutz von unter anderem auch von Journalistinnen, von Oppositionellen,
00:39:55: aber auch von uns allen, dass wir Verschlüssel kommunizieren.
00:39:57: Und wir müssen uns nichts vormachen, die Leute, die solche Daten austauschen,
00:40:01: diese Darstellungen von Kinderpornografie machen das teilweise noch alles gut um USB-Stick
00:40:05: oder verschlüsseln einfach die Datenpakete.
00:40:08: So und dann findet auch keine KI das.
00:40:10: Und ich bin sehr, sehr froh, dass Nancy an der Stelle gesagt hat, nein, zu Chatkontrollen,
00:40:14: da ist sie nicht mit dabei, sondern stattdessen, das ist nämlich genau der richtige Weg,
00:40:18: weil die Bekämpfung von Kindesmissbrauch ist wahnsinnig wichtig,
00:40:22: dass stattdessen die Polizeikräfte an der Stelle erhöht werden,
00:40:25: dass die Kompetenzen, also die Kompetenzerweiterung an der Stelle,
00:40:29: wenn ich jetzt zu sehr vermeint, ins andere Kommen sind, an der Bescheid,
00:40:32: aber Kompetenzerweiterung an der Stelle, der beispielsweise so weiß,
00:40:35: dass sie locken dürfen im Internet, also dass sie sich als Kind ausgeben dürfen,
00:40:38: um dann die Leute zu fangen.
00:40:40: Das sind die Lösungen und nicht die massenhaft überwachen von uns allen.
00:40:43: Was ich so raushöre ist, es gibt manchmal einen bestimmten Zweck.
00:40:47: Und diesem Zweck ordnen wir dann ein paar Mittel unter.
00:40:50: Ja, also rechtliche Aspekte, technische Aspekte ordnen wir dem unter,
00:40:54: aber du sagst, also wenn die mal in der Welt sind, die rechtlichen Möglichkeiten,
00:40:58: die technischen Möglichkeiten, dann können die ja auch missbraucht werden zu ganz anderen Zwecken.
00:41:02: Deshalb müssen wir da ganz, ganz vorsichtig sein.
00:41:04: Ja, und es widerspricht halt irgendwie auch meinem Freiheitsverständnis überwacht zu werden.
00:41:10: Das kommt irgendwie noch erschwerend hinzu.
00:41:12: Keine Kleinigkeit.
00:41:15: Lass uns noch mal bei diesem Freiheitsverständnis und bei den ermöglichenden Rechten bleiben.
00:41:22: Wir haben jetzt über dieses Abwährende gesprochen.
00:41:24: Ja, wir schätzen das Briefgeheimnis in der realen Welt und ebenso sollten wir es schätzen im digitalen Raum,
00:41:29: vielleicht sogar noch mehr.
00:41:30: Ja, ein abwährendes Recht.
00:41:32: Wenn man auf ermöglichende Rechte kommt, dann gibt es zum Beispiel Solender wie Estland,
00:41:37: die dann immer wieder als Vorbilder in der Debatte gehandelt werden, die sagen,
00:41:40: wir haben ein Recht auf Internet sogar auf WLAN in unserer Verfassung stehen.
00:41:47: Wäre das nicht schön? Auch für Deutschland.
00:41:49: Kann man von der Regierung eine Gerechtigkeit gleich im Zugang?
00:41:54: Also grundsätzlich ja.
00:41:56: Also ein Recht auf Internet wäre schon irgendwie stark.
00:41:59: Auf der anderen Seite sehe ich auch, also da wurden in der Vergangenheit gigantische Fehler gemacht.
00:42:06: Also es hat quasi damit angefangen, dass man nicht Helmut Schmidt gewählt hat.
00:42:10: Der wollte den Glasfaserausbau schon damals.
00:42:13: Und Kollege Kohl hatte irgendwie seine Connections zu den Fernseheranstalten und für die war ein Kupferkabel besser.
00:42:20: Deswegen haben wir jetzt diese Kupferkabel und das Problem mit dem Internet.
00:42:23: Und deswegen nicht nur deswegen, aber deswegen haben wir noch kein Glasfasernetz.
00:42:26: Wir können weltweit an der Spitze sein können.
00:42:28: Passiert, wenn man Sozialdemokratie wählt.
00:42:30: Das Problem, was wir jetzt gerade haben, was den Ausbau angeht, ist, dass der teilweise total schleppend vorangeht.
00:42:37: Und ich stecke im Bereich Infrastrukturausbau stecke ich nicht so tief drin.
00:42:41: Ich bin eher die Netzpolitikerin. Das macht ein Kollege von mir.
00:42:45: Ich kümmere mich nicht um den Ausbau.
00:42:47: Aber soweit ich das weiß, Harpat ist da auch, da sind wir wieder bei dem Gefälle Landstadt.
00:42:52: Harpat ist teilweise tatsächlich auch wieder da dran.
00:42:54: Nämlich wenn wir sagen, der Markt ringelt das, dann baut der Markt natürlich erst mal da aus, wo sich es rentiert.
00:42:59: Und das ist meistens nicht auf dem Land, weil da weniger Menschen auf dem Quadratkilometer leben.
00:43:05: Im Prings in MV bei uns genau das Gleiche mit den Funkmasten.
00:43:08: Also unser Minister, unser Digital und damals noch Energie- und Infrastrukturminister
00:43:12: musste in Brüssel erst mal durchkämpfen, dass wir als Land eigene Funkmasten aufstellen dürfen.
00:43:17: Weil wir einfach einen nicht unerheblichen Teil an Fläche in diesem Land haben, wo man kein Netz hat.
00:43:22: Und das haben sie durchgekämmt.
00:43:23: Das ist jetzt kein unter gewissen Umständen, das ist kein illegaler Markteingriff.
00:43:27: Aber der Markt regelt das, funktioniert halt nicht so ganz, wenn wir über Infrastruktur sprechen.
00:43:32: Und wir lassen den Markt ja auch nicht unsere Autobahn regeln oder unser Schienen.
00:43:36: Warum lassen wir den Markt dann unser Internet regeln?
00:43:38: Ich verstehe es an der Stelle nicht. Oder unser Gesundheitssystem.
00:43:41: Da fallen mir gleich noch so ein paar Mehrbeispiele ein.
00:43:44: Aber ein Recht auf Internet festzuschreiben ist schön und gut, wenn wir das Ganze nicht umsetzen können.
00:43:49: Aktuell noch nicht.
00:43:50: Weiß ich nicht, wie zielfant es wäre, weil wir uns echt viele Klagen ins Haus holen würden.
00:43:55: Was ich auch verstehen würde an der Stelle wiederum.
00:43:57: Hm.
00:43:59: Das Recht wäre gut, aber du sagst, das Haup hat eigentlich grundsätzlicher daran.
00:44:04: Du hast nichts gegen als solches Recht.
00:44:06: Aber da gab es falsche Weichenstellungen in der Vergangenheit und jetzt auch etwas,
00:44:11: wo wir quasi den Markt institutionalisiert haben an ganz vielen Stellen, auch in den europäischen Verträgen.
00:44:17: Wie gesagt haben diese Bereiche regel der Markt am besten.
00:44:21: Und jetzt stellen wir fest, vielleicht ist es doch gar nicht so der Fall.
00:44:25: In der Gesundheit hast du angesprochen, Pflege.
00:44:27: Und es steht aber in den Verträgen dran.
00:44:30: Und das wieder zurückzuholen ist gar nicht so leicht.
00:44:32: Richtig.
00:44:34: Ich hatte damit mit Christian Piel, unser Minister hier im Landmann, drüber gesprochen.
00:44:38: Kann man sich die Infrastruktur nicht einfach zurückholen?
00:44:41: Ich habe jetzt nicht Verstaatlichen gesagt.
00:44:43: Und er meinte, die Entschädigungszahlung, die man da zahlen müsste,
00:44:47: also das, was das Ganze kostet, das könnten wir schlicht und ergreifend nicht leisten.
00:44:50: Also noch kurz auf ein anderes Thema schauen, was mich interessiert.
00:44:54: Du hast bei den Online-Wahlen sehr klar gesagt, nein.
00:44:59: Und jetzt könnte man ja sagen, also, okay, Anna Kassowski, Digitalisierungsexperzin,
00:45:07: mit großer Leidenschaft schreitet sie für Digitalisierung voran, warum bei den Wahlen zurückhaltet.
00:45:13: Weil ich nicht Team Digitalisierung First Bedenken Second bin.
00:45:17: Online-Wahlen ist es total schwer, einen Wahlbetrug oder eine Wahlmanipulation nachzuweisen.
00:45:25: Und du wirst Systeme zumindest bisher nicht so bauen können, dass sie wirklich unpenetrierbar sind.
00:45:33: Also, du kannst nicht beweisen, dass niemand da dran kam und dass da niemand was verändern konnte.
00:45:40: Und Wahlen sind sowas dermaßen zentral, das ist übrigens eine Demokratie.
00:45:44: Du kannst ja auch schlecht, also wir schreiben ja auch keinen Namen auf dem Wahlzettel.
00:45:47: Also du kannst ja auch nicht rückverfolgbar machen, in solchen Fällen ist es nämlich,
00:45:49: finde ich, online-Wahlen übrigens völlig okay.
00:45:51: Also wenn man irgendwie Abstimmung hat und die sind eh personalisiert,
00:45:55: dann kann mich jeder am Nachhinein gucken, ob er oder sie auch richtig eingetragen wurde.
00:45:59: Das ist okay, aber bei anonymen Wahlen, wie beispielsweise den Wahlen auf Bundesebene,
00:46:03: ist es von maßgeblichem Interesse, dass es Vertrauen da ist, dass diese Wahlen auch richtig abgelaufen sind.
00:46:09: Deswegen haben wir Wahlbeobachterinnen und Ähnliches.
00:46:11: In der Online-System könntest du halt einfach nie diesen Zweifel komplett ausräumen.
00:46:16: Deswegen halte ich das für tatsächlich gefährlich und das wäre auch was,
00:46:22: wogegen ich als Demokratin an der Stelle kämpfen würde.
00:46:24: Das finde ich nochmal ein ganz wertvollen Blick auf die Dinge, weil es klar macht,
00:46:28: es geht nicht darum, digitalisierung blind in allen Lebensbereichen voranzutreiben,
00:46:32: sondern sehr genau zu schauen, wo dient es uns letztlich und wo wirkt es gefahren.
00:46:38: Wir sind fast am Ende unserer Zeit in etwa dreieinhalb Jahren, bist du am Ende deiner ersten Legislaturperiode.
00:46:46: Wann würdest du sagen, gehst du zufrieden daraus?
00:46:52: Ich finde zu Recht gesagt, natürlich ist Politik nie das Werk eines Einzelnen,
00:46:57: aber trotzdem nimmt man sich vor, Beiträge zu leisten.
00:47:01: Wann wärst du zufrieden nach diesen vier Jahren insgesamt im Bundestag?
00:47:07: Das ist gar nicht so einfach zu sagen, weil es wirklich viele Projekte gibt,
00:47:11: die teilweise auch außerhalb meiner Berichterstattung liegen.
00:47:15: Deswegen beschränke ich mich mal auf meine Berichterstattung,
00:47:17: weil das sind die, wo ich tatsächlich einen Einflussbrauch haben kann.
00:47:21: Ich würde mich total freuen, wenn wir das mit den Datenräumen, Daten treu händern geregelt haben.
00:47:27: Also Daten sind ja die Währung des 21. Jahrhunderts, sie sind super wertvoll.
00:47:32: Wir generieren ganz, ganz viele davon.
00:47:35: Ich würde gerne geregelt haben, wie geht man damit um,
00:47:38: wie bringen wir Menschen auch bei, wie wertvoll ihre Daten sind, was sie da an Daten generieren.
00:47:43: Also ist natürlich praktisch bei meinen Staubsaugerroboter, also meiner kann es nicht,
00:47:47: weil ich extra so einen gekauft habe, wenn der irgendwie Räume ausmisst und ich sagen kann,
00:47:50: oh jetzt saugt man das Schlafzimmer oder jetzt saugt man das Wohnzimmer.
00:47:53: Auf der anderen Seite weiß ich gar nicht, also A sind da vielleicht GPS-Daten dabei,
00:47:57: also könnte man aus diesen Daten meinen Wohnort und die geringe Nau und Zuschnitt bei der Wohnung rauslesen.
00:48:01: Und wo es in diese Daten eigentlich gelagert, wenn die übrigens in den USA gelagert sind,
00:48:05: gibt es ja das US-Gesetz, dass die NSA da im Zweifelsfall drauf zugreifen kann.
00:48:10: Was für Raufigkeit, by the way, kein Bock hätte.
00:48:12: Aber ich schweife schon wieder ab.
00:48:14: Also was ich mir wünschen würde, dass wir das mit den Datenräumen,
00:48:17: Datensparsamkeit und Datenschutz geregelt haben,
00:48:19: dass mehr Leute verstehen, warum Datenschutz sinnvoll ist,
00:48:22: dass Datenschutz, der aktuell immer vorgeschoben wird,
00:48:25: weil wenn Sachen nicht funktionieren, ist übrigens teilweise völliger Bullshit.
00:48:28: Also gestern hatte ich ein Beispiel, ich durfte mir nicht wegen Datenschutz,
00:48:31: und ich habe gesagt, nee, das dürfen sie nicht wegen Urheberrecht, das ist was anderes.
00:48:34: Aber Datenschutz ist immer das Böse, aber das ist eigentlich gar nicht so.
00:48:37: Das hätte ich gerne zumindest mal in Bahngelenk, dass wir da zukünftig mit arbeiten können.
00:48:42: Im Bereich Urheberrecht gibt es tatsächlich auch noch einiges zu tun,
00:48:45: da stecke ich noch nicht ganz so tief drin, da habe ich ein Projekt,
00:48:47: über das ich noch nicht öffentlich reden kann, aber das war es ganz großartig.
00:48:50: Gerade ich wäre, muss mal gucken, ob ich das hinbekommen.
00:48:52: In meinem anderen Ausschuss sind mir zwei Sachen ganz wichtig,
00:48:56: nämlich die Moro und die Fischerei.
00:48:59: Also wenn wir über Gerechtigkeit sprechen, dann reden wir auch über Klimagerechtigkeit,
00:49:02: dann reden wir auch über Gerechtigkeit zwischen Generationen.
00:49:05: Und super wenige Leute haben auf dem Schirm, wie wichtig Moro dafür sind.
00:49:09: Ich werde immer so ein bisschen belächelt, weil ich mit allen Leuten,
00:49:12: ob sie wollen oder nicht, über Moro rede.
00:49:14: Aber beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern sind trockene Moro für 30-40% der Gesamtemissionen unseres Bundeslandes verantwortlich.
00:49:21: Einfach nur trockene Moro, da brennt nichts, einfach nur, weil sie trockene sind.
00:49:25: Und in Deutschland entspricht die Emission der Moro
00:49:28: ungefähr einem Drittel der Gesamtemission der deutschen Industrie.
00:49:31: Einfach nur, weil diese Moro trocken sind.
00:49:33: Und ich will die Moro wiedervernästen.
00:49:35: Und es gibt die Möglichkeit, wie man auch nachhaltige Landwirtschaft
00:49:38: auch wiedervernäßt, Moro machen kann.
00:49:40: Diese Flächen sind nicht für die Landwirtschaft verloren.
00:49:42: Man kann anders Landwirtschaft betreiben.
00:49:45: Wir müssen dafür die Ketten aufbauen.
00:49:47: Also ich verstehe auch Landwirte und Landwirte, die sagen,
00:49:49: "Jo, würde ich machen, aber an jeden Fall Kauwigstens."
00:49:51: Wo werde ich das Zeug denn los?
00:49:53: Das müssen wir schaffen, da müssen wir unterstützen.
00:49:55: Aber Mor muss nass und Mor muss so schnell wie möglich nass.
00:49:58: 80% unserer Moro können wir wiedervernässen.
00:50:00: Der Rest ist so bebaut, dass es schwierig wird.
00:50:02: Aber da will ich auf jeden Fall die Fläche einschlagen.
00:50:05: Diese Legislaturen, was die Fischerei angeht,
00:50:08: hatte ich erst gestern Abend eine Runde mit Ostseefischern und Ostsefischerin.
00:50:13: Die stehen vor massiven Problemen aktuell, die auch nicht selbst verschuldet sind.
00:50:18: Also da geht es um den Zustand der Ostsee.
00:50:21: Da geht es um Bestände, die teilweise im Kategorien oben abgefischt wurden.
00:50:26: Die wandende Bestände sind bei uns,
00:50:28: werden die Quoten immer weiter runtergeht.
00:50:30: Bei uns sind die Quoten jetzt beim Hering um 96% eingebrochen,
00:50:33: im Vergleich zu 2017.
00:50:35: Und im Kategorien oben waren es irgendwie 57%, das ist nicht fair.
00:50:38: Bei denen ist das existenzbedrohend.
00:50:40: Und ich will mit denen zusammen eine Lösung finden,
00:50:43: wie ich finde sehr zukunftsrechtige.
00:50:47: Unser Oberbürgermeister hat es gestern ganz gut gesagt,
00:50:49: tatsächlich in Vorpommern das älteste Gewerbe, die Fischerei,
00:50:53: wie man denen eine Zukunft spieken kann, die auch nachhaltig ist.
00:50:56: Da wurde in der Vergangenheit viel verpennt.
00:50:59: Da hätte man schon länger Lösungen finden müssen.
00:51:01: Ich habe auf jeden Fall Bock, Lösungen zu finden.
00:51:04: Und für die auch eine starke Stimme in Berlin zu sein.
00:51:07: Ein paar Sachen haben wir jetzt schon durchbekommen,
00:51:09: aber das ist noch lange nicht genug.
00:51:11: Ich will, dass wir am Ende dieser Legislatur ein Plan für die Fischerei haben,
00:51:15: weil wenn wir das nicht haben, dann ist sie tot, zumindest in der Ostsee.
00:51:18: Das teigt uns um mehr, wie wichtig das Engagement da ist.
00:51:21: An der Danke, dass du uns gegen Ende auch noch in deine anderen Bereiche mitgenommen hast,
00:51:25: die hier vielleicht zu kurz gekommen sind.
00:51:28: Wir haben die Digitalisierung in den Vordergrund gestellt und nicht nur das.
00:51:31: Wir haben über das Postgeheimnis gesprochen,
00:51:33: wir haben über Kaninchen gesprochen, wir haben über Morö gesprochen.
00:51:36: Wir haben darüber gesprochen, warum es besser gewesen wäre,
00:51:39: Helmut Schmidt zu wählen, also ein ganz, ganz großer Bogen,
00:51:42: bei dem dein Engagement für Gerechtigkeit eigentlich das verbindende Element war.
00:51:45: Herzlichen Dank, Anna, für diesen super Austausch.
00:51:48: Danke für das Gespräch.
00:51:50: Weiter alles Gute für deinen Engagement für Gerechtigkeit.
00:51:53: Vielen, vielen Dank euch, Anna. Viel Erfolg.
00:51:55: [Musik]
00:52:00:
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