Jens Zimmermann und der digitale Trimm-dich-Pfad | 12 Zukunft gerecht Talk
Shownotes
Als Digital Native der „Generation Admin“ hat Jens Zimmermann digitale Entwicklungen vom C64 bis zum Smartphone so stark geprägt, dass er noch heute von Zeit zu Zeit das Internet für seine fast 70-jährige Mutter repariert. Weil fehlende Digitalkompetenz aber auch ein großes Problem für unsere Demokratie darstellt, fordert der Digitalpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion im Podcast auf der re:publica digitale Trimm-dich-Pfade für die Bevölkerung. Außerdem erklärt er im Gespräch mit Christian Krell, warum Chatkontrollen für ihn der direkte Weg in den Überwachungsstaat wären, die EU sich aber zugleich mehr digitale Souveränität erkämpfen sollte.
Gast: Jens Zimmermann, Moderation: Christian Krell
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00:00:00: Ja, herzlich willkommen zum Zukunftgerecht-Podcast der Friedrich-Ebert-Stiftung. Mein Name ist
00:00:09: Christian Krell. Ich bin Politikwissenschaft, darf diesen Podcast für die Friedrich-Ebert-Stiftung
00:00:12: moderieren. Und das ist ein besonderer Podcast, denn wir zeichnen ihn hier auf der Republik
00:00:18: auf. Also im besonderen Atmosphäre, was bleibt ist, dass wir unter Freunden reden wollen,
00:00:24: offen, ehrlich, manchmal vielleicht auch kritisch, aber immer einander zugewandt. Und ich freue
00:00:28: mich sehr über einen sehr besonderen Gast Jens Zimmermann. Herzlich willkommen, Jens. Du bist
00:00:33: digitalpolitischer Sprecher der SPD. Du bist seit langem Digitalpolitiker der SPD. Ich glaube so
00:00:39: 2013, 2014 haben wir uns kennengelernt. Da ging es los mit diesem Thema. Du hast dich sehr früh
00:00:47: engagiert. Du kommst aus einer sehr politischen Familie. Wir fragen unsere Gäste immer, gibt es
00:00:52: einen bestimmten Ort, den sie mit den Anfängen ihres politischen Engagements in Verbindung bringen,
00:00:57: einen Ort der Gerechtigkeit? Was fällt dir da ein? Ja, das ist für mich ganz klar die Schule
00:01:03: tatsächlich. Also wirklich sehr klischeehaft irgendwie, aber ich bin in der siebten Klasse,
00:01:08: Klassensprecher geworden. Und das war irgendwie halt am Ende dann doch der Anfang von allem und
00:01:15: war dann drei Jahre Schulsprecher an meinem Gymnasium, hab Demos organisiert, Gegenbildungsnotstand
00:01:22: und also das ist wirklich der Ort gewesen, wo ich selbst aktiv geworden bin und wo es natürlich
00:01:30: ist ein absoluter Ort der Gerechtigkeit bzw. eher der Ungerechtigkeit die Schule und da denke
00:01:37: ich denke ich häufig noch dran zurück, weil da auch viele Weggablungen waren. Also es gab
00:01:42: wirklich, kann mich noch genau dran erinnern, es gab irgendwann da mal so eine Wahl und es gab
00:01:48: irgendwie drei Plätze in der Schulkonferenz oder so und zwei haben irgendwie so 40 Stimmen bekommen,
00:01:55: einer hat drei Stimmen bekommen, einer hat zwei Stimmen bekommen und ist rausgeflogen, ich war der
00:02:00: mit den drei Stimmen und ich frage mich immer, wenn das andersrum ausgegangen wäre, wäre mein
00:02:04: Leben vielleicht komplett anders verlaufen, aber ja, deswegen Schule. Deswegen hast du heute noch
00:02:10: Kontakt zu dieser Schule, bist du da noch ab und an, an diesem Ort der dafür dich wichtig war? Ja,
00:02:14: das Lustige ist, mein Wahlkreisbüro ist wirklich 100 Meter Luftlinie davon entfernt. Also wenn man
00:02:19: so will, ich hatte damals als Schulsprecher dort auch ein Büro, das war sehr prestigsträchtig als
00:02:24: Schüler ein eigenes Büro zu haben in der Schule und wirklich dieses mein allererstes Büro ist diese
00:02:30: 100 Meter entfernt von meinem heutigen Bundestagsbüro. Sehr gut, sehr schön, dass ihr da noch Kontakt
00:02:36: habt. Du warst auch aktiver Tischtennis-Spieler, habe ich gelernt. Was kann man aus dem Tischtennis
00:02:42: spielen, mitnehmen in die Politik? Naja, erstmal wirklich Disziplin, also wirklich trainieren,
00:02:49: dranbleiben, sich selbst überwinden. Das sind wirklich auch alles Sachen, die ich mitgenommen
00:02:57: habe, also ich auch mein Studium mitgenommen habe, wirklich halt dran zu bleiben und auch aber
00:03:01: einfach die Gewissheit, wenn man übt, wenn man trainiert, dann wird es irgendwann auch besser
00:03:07: und ich glaube, das ist wirklich das, was man definitiv mitnehmen kann. Beharlichkeit sozusagen,
00:03:12: das braucht man auch in der Politik, hör ich bei dir raus. Wie kam das zu deiner Hinwendung zu
00:03:17: digitalen Themen? Warum hast du dich sehr früh dafür interessiert und engagiert? Ja, ich bin
00:03:23: irgendwie per Definition und ich würde aber auch sagen de facto und digital native und ich bin
00:03:29: sogar, sind mir vielleicht beide so ein bisschen, ich habe die Gnade, dass ich wirklich auch mit dem,
00:03:35: mit den ganz frühen Sachen aufgewachsen bin. Ich hatte ein C64, ich hatte den ersten Gameboy und
00:03:41: habe halt irgendwie seitdem alles mitgemacht, alle Entwicklungen und ich habe eben auch früh
00:03:46: gesehen, dass in diesem Feld einfach unglaublich viel passiert, unglaublich viele und schnelle
00:03:53: Veränderungen sind und das hat mich interessiert und deswegen bin ich da dran geblieben, weil ich
00:03:58: auch gemerkt habe, viele andere Politikfelder, die sind einfach schon bestellt und hier ist
00:04:03: wirklich Neuland. Da ist was Neues zu gestalten. Also ich bin ganz verlockt jetzt mit dir darüber zu
00:04:09: reden, wo man das Gehäuse des C64 aufbohren musste, um zusätzlichen Schalter einzubauen. Das
00:04:14: machen wir jetzt nicht. Aber mich interessiert, wie sich dieses Politikfeld aus deiner Sicht
00:04:19: verändert hat. Du bist ja jetzt echt ein paar Jahre dran, hast auch unterschiedliche Koalitionen
00:04:22: damit gemacht, ne? GroKo, jetzt in der Koalition mit FDP und Grünen. Wo konnte man mehr gestalten?
00:04:29: Wo laufen die Partnerschaften besser? Wie funktioniert das im Moment? Naja, also wir haben
00:04:35: immer eigentlich die ersten Jahre so in der großen Koalition immer gesagt, na ja, die Konflikte
00:04:40: laufen gar nicht zwischen den Parteien, sondern die laufen irgendwie quer. Die laufen in den
00:04:45: Fraktionen zwischen denen, die Digitalpolitik verstehen und dem großen Rest und das war in
00:04:51: allen Fraktionen so. Ich glaube, das hat sich jetzt schon ein bisschen geändert. Wir sind doch jetzt
00:04:56: im digitalpolitischen Bereich verlaufen, doch auch wir jetzt nicht ideologische Gräben sagen,
00:05:01: aber doch klare inhaltliche Gräben. Das macht sich an sehr vielen Sicherheits- und Überwachungsthemen
00:05:08: fest. Da merkt man einfach, da versucht die Union klassisch Law in Ordnung zu machen und wir und
00:05:16: auch die Ampel als Ganzes sagt, hey, Bürgerinnenrechte sind aber auch wichtig. Da gibt es ja ein Thema,
00:05:21: zu dem du dich sehr klar geäußert hast, Chatkontrollen. Sag uns kurz deine Position,
00:05:25: wie ist die Position der CDU und warum ist deine Position so wie sie ist? Ja, ich lehne
00:05:31: das wirklich ab. Also das Problem ist, ich bin nie aktivistisch in die Politik gekommen. Ich bin
00:05:39: immer wirklich so einer eher von den langweiligen Politikern gewesen, aber ich halte das für wichtig.
00:05:46: Aber das Problem ist, wir haben halt leider schon 100 Mal gesagt, wenn das jetzt kommt,
00:05:51: dann wird das Internet zerstört. Das Problem ist, die letzten 99-mal ist es nicht passiert. Das macht
00:05:58: es mitunter schwierig, weil jetzt glaube ich wirklich, dass das passieren kann. Also wir sind,
00:06:04: wenn das so kommt, wie die Europäische Kommission es vorsieht, dann sind wir wirklich, dann sind
00:06:10: wir mitten im Überwachungsstaat. Und ich mache mir da, das will ich auch ganz klar sagen, ich habe
00:06:15: keine Sorge im Hier und Jetzt in Deutschland, weil ich da Vertrauen habe in die Politik, in die Regierung
00:06:24: und auch in unsere Sicherheitsdienste. Aber in der Europäischen Union machen wir für 27 Länder
00:06:29: Verordnungen und unter anderem auch für Ungarn und ein Orban, der lacht sich ins Fäustchen, wenn
00:06:37: jeder von uns in Zukunft auf seinem Smartphone eine Scanning Software drauf hat, die vermeintlich
00:06:43: nur dazu dienen soll, Kindesmissbrauch zu detektieren. Aber Viktor Orban kann dann auch im
00:06:49: Zweifel das nutzen und kann eben nach Missliebigen Memes über ihn suchen lassen und die automatisiert
00:06:55: löschen lassen. Und das ist wirklich der Weg ins Verderben, würde ich sagen. Ein Einfallstor.
00:07:02: Total. Wie hast du den Eindruck, ist die öffentliche Debatte darüber, wird die Tragweite erkannt?
00:07:08: Also das Gute ist, ich glaube, wir haben es sehr schnell geschafft, dass es in Deutschland eine
00:07:15: ziemlich einheitlich ablehnende Position gibt. Und ich will da insbesondere auch Nancy Faeser loben,
00:07:22: die als Innenministerin natürlich auch eine klare Rolle hat. Die muss dafür sorgen, dass wir
00:07:29: möglichst sicher leben. Wir hatten diesen schlimmen Anschlag in Berlin, in der Nähe des Breitscheidplatzes,
00:07:36: jetzt gerade diese Woche. Und da wird natürlich die Innenministerin gefragt, was tun sie dagegen?
00:07:41: Aber sie hat sich die Sache genau angeschaut und hat gesagt, okay, ich verstehe, warum ihr so besorgt
00:07:49: seid und ich teile diese Sorge. Und deswegen, glaube ich, sind wir in Deutschland da jetzt mit einer
00:07:55: ablehnenden Haltung gut aufgestellt. Aber ich bin wieder bei den 27 Mitgliedsstaaten. Das sieht in
00:08:02: anderen Ländern echt ganz anders aus. Und das ist im Übrigen, kann ich Ihnen nur empfehlen,
00:08:06: sich mal so ein bisschen die digitalpolitischen Debatten in anderen europäischen Ländern anzuschauen,
00:08:10: weil man wird erstaunt sein, wie progressiv wir an vielen Stellen in Deutschland sind. Also alleine,
00:08:16: ich liebe unsere Freunde in Frankreich, aber da bin ich schon manchmal echt erstaunt mit was für
00:08:22: Ideen, die so im Internet unterwegs sind. Ganz andere Debatten. Ja, ganz andere Debatten. Auch
00:08:28: ganz anderer Blick auf die Welt. Also wir hatten das auch beim Thema Urheberrecht. Da sind die
00:08:32: Franzosen ultra radikal. Also Eiffelturm fotografieren nur mit Erlaubnis des Erbauers sozusagen.
00:08:40: Also solche Geschichten. Ja. Das spricht ja eigentlich auch dafür, dass wir hier in Deutschland
00:08:45: und digitale Kompetenz in gewisser Weise haben im Vergleich.
00:08:48: Du hast es gleich wohl vorgeschlagen.
00:08:50: Wir brauchen so was wie ein Trimmdichfahrt für die Digitalisierung.
00:08:53: Wir müssen Menschen aller Altersgruppen fit machen,
00:08:57: so wie man sich auf dem Trimmdichfahrt fit machen kann.
00:09:00: Was ist deine Idee dahinter?
00:09:01: Ja, es gibt so kein schönes deutsches Wort dafür,
00:09:05: aber "digital literacy" heißt das.
00:09:08: Also zu sagen, mir meine Probandingruppe ein,
00:09:14: eine Person ist immer meine Mama.
00:09:16: Meine Mama wird jetzt 70, die hatten iPhone,
00:09:19: die hatten Computer zu Hause, super aktiv,
00:09:22: aber neulich hat sie mich angerufen,
00:09:25: weil so ein Pop-up aufgepoppt ist, wo stand,
00:09:27: sie haben ein Virus auf dem Computer,
00:09:29: bitte laden sie hier die Software runter.
00:09:31: Das Gute ist, es kam ihr komisch vor,
00:09:33: sie hat mich angerufen, alles gut.
00:09:35: Aber der Punkt ist einfach,
00:09:37: wir machen uns alle viele Sorgen um unsere Demokratie
00:09:41: und welche Auswirkungen fehlende Digitalkompetenz
00:09:45: der breiten Bevölkerung dabei hat.
00:09:47: Und meine Idee war, der Trimmdichfahrt,
00:09:49: das war 1972, olympische Spiele in München,
00:09:53: war das Problem, nach dem Wirtschaftswunder
00:09:55: war das ganze Land verfettet.
00:09:56: Und man hat gesagt, wir machen jetzt überall im ganzen Land
00:09:59: so eine groß breit angelegte Kampagne
00:10:01: überall diese Trimmdichpfade,
00:10:02: damit die Bevölkerung wieder ein bisschen fitter wird.
00:10:04: Und die Analogie, ne, die gibt es heute noch.
00:10:07: Es gibt heute noch Trimmdichpfade
00:10:09: und dieses Brand hat sich so lange gehalten.
00:10:12: Und ich glaube, wir werden das Ganze eben nur lösen können,
00:10:15: wenn wir das wirklich in einer niedrigschwelligen,
00:10:18: breit angelegten Kampagne hinbekommen.
00:10:21: Wir haben an den Inhalten mangels nicht.
00:10:23: Es gibt so viele gute Inhalte schon.
00:10:25: Nur wir müssen sie zu den Leuten bringen,
00:10:27: wir müssen sie motivieren.
00:10:29: Ich kann mich erinnern, auch noch vor 15, 20 Jahren
00:10:32: haben Seniorinnen und Senioren bei mir zu Hause
00:10:35: ein Internetführerschein gemacht.
00:10:37: Das wirkte irgendwie damals schon nicht sonderlich cool.
00:10:41: Aber es war eigentlich eine gute Sache.
00:10:42: Und das Ganze, da müssen wir wieder hinkommen.
00:10:45: Und deswegen sage ich, wir brauchen diesen digitalen Trimmdichpfad.
00:10:48: Das finde ich absolut überzeugend.
00:10:50: Bildung, das hat ja auch immer was von Selbstbestimmung.
00:10:52: Ich bin dann nicht darauf angewiesen,
00:10:54: dass man so und mir die Dinge erklärt.
00:10:56: Da vielleicht noch ganz andere,
00:10:58: bin den Ding nicht ausgeliefert, sondern kann Souverän damit umgehen.
00:11:02: Souveränität, darüber will ich gerne noch kurz mit dir reden,
00:11:05: ist ja auch das Stichwort, was wir in Bezug auf Europa
00:11:08: etwas in den Blick nehmen wollen.
00:11:09: Willst du mehr? Digitale Souveränität.
00:11:12: Also eben schon auf Schwierigkeiten in dem Zusammenhang hingewiesen.
00:11:16: Wir haben da 27 Staaten mit 27 unterschiedlichen Vorstellungen.
00:11:19: Warum trotzdem digitale Souveränität auf europäischer Ebene?
00:11:24: Naja, weil wir spätestens mit der Pandemie und jetzt auch mit dem Krieg
00:11:29: Russlands gegen die Ukraine natürlich sehen,
00:11:31: in welchen Abhängigkeiten wir sind.
00:11:33: Und ich sage mal, wir wollen Souverän sein, wir wollen nicht autark sein.
00:11:37: Das ist erstmal immer wichtig zu unterscheiden.
00:11:39: Und am Ende wollen wir eben selbst bestimmt entscheiden können
00:11:43: und wollen uns auch zum Beispiel nicht erpressbar machen lassen.
00:11:46: Und da geht der Blick natürlich vor allem auch in Richtung China
00:11:51: als staatlichen Akteur, aber geht genauso Richtung Silicon Valley,
00:11:54: wo wir die Gaffas dieser Welt haben, als riesige, multinationale Konzerne.
00:12:00: Und am Ende des Tages ist mein politisches Ziel,
00:12:04: dass wir in Europa, im europäischen Parlament, in den nationalen Parlamenten
00:12:09: am Ende selbst entscheiden können, wo wir digital hinsteuern wollen.
00:12:13: Und dass eben nicht irgendwie Max Zuckerberg sagt,
00:12:15: "Ach übrigens, ich habe den Algorithmus mal geändert.
00:12:17: Sorry, also sozialdemokratische Inhalte, die werden jetzt halt nicht mehr so angezeigt,
00:12:22: weil ich habe mir überlegt, das ist ja das Problem, der hat ja so viel Einschluss.
00:12:28: Ich habe mir überlegt, das ist nicht progressiv genug.
00:12:31: Ich will lieber was anderes ausspielen."
00:12:33: Oder Elon Musk kauft einfach mal Twitter.
00:12:36: Also das ist für mich auch digitale Souveränität.
00:12:40: Und das geht natürlich aber auch runter bis in so Geschichten,
00:12:43: wie dass wir in Europa, in Deutschland,
00:12:45: unsere eigenen Computerchips, unsere eigene Hardware produzieren können,
00:12:49: damit wir nicht erpressbar sind und nicht abhängig von irgendwelchen Handelswegen.
00:12:54: Also ich verstehe das so, das ist eine Frage von Souveränität.
00:12:56: Einerseits aber es ist auch eine demokratische Grundfrage.
00:12:59: Wir brauchen Räume in einer Demokratie, wo wir miteinander reden können,
00:13:03: frei uns beraten können, deliberationen, sagen kluge Menschen zu.
00:13:08: Und wenn diese Räume vermachtet sind oder so durchkapitalisiert sind,
00:13:13: dann ist es schwierig.
00:13:15: Welche politische Ebene des Gestaltens bräuchten wir da?
00:13:18: Du hast Europa jetzt angesprochen und in den Vordergrund gestellt.
00:13:21: Wie sieht da die Aufgabenteilung mit dem Nationalstaat aus?
00:13:24: Ist der überholt? Ist der zu klein angesichts der Gaffers dieser Welt?
00:13:28: Also ich glaube, im Normalfall sagen wir immer,
00:13:32: dass eine europäische Regelung immer das ist, was wir anstreben.
00:13:35: Weil wir dann einfach den großen Hebel haben.
00:13:37: Statt 84 Millionen Menschen in Deutschland
00:13:41: haben wir dann fast 500 Millionen Menschen in Europa.
00:13:43: Und das sorgt dafür auch, dass Europa einfach eine Verhandlungsmacht hat,
00:13:48: nicht ignoriert werden kann.
00:13:50: Aber nichtsdestotrotz, ich bin ja natürlich auch nationaler Parlamentarier
00:13:53: und deswegen glaube ich natürlich, dass nationale Parlamente super wichtig sind.
00:13:57: Und ich habe das aber gesehen, wir können vorangehen in Europa.
00:14:02: Weil was viele in Deutschland gar nicht so auf dem Schirm haben, ist,
00:14:07: es richtet sich schon sehr viel nach uns.
00:14:09: Viele dieser anderen 26 Mitgliedsstaaten, die schauen nach Deutschland,
00:14:13: die fragen, was macht Deutschland, in welche Richtung geht's?
00:14:17: Und wenn wir da Ideen haben und nach vorne gehen,
00:14:20: dann folgen uns da häufig auch viele.
00:14:22: Weil wenn wir uns mit Google anlegen,
00:14:26: dann ist das was anderes, als wenn es ein kleines Mitgliedsstaat macht.
00:14:29: Und wir haben das auch jetzt,
00:14:30: wir haben ja in Europa gerade ganz viele Sachen,
00:14:34: die gemacht werden, Digital Service Act und so weiter.
00:14:36: Und zum Beispiel der Digital Service Act basiert sehr stark
00:14:39: auf den Erfahrungen, die wir mit dem Netzwerk-Durchsetzungsgesetz gesammelt haben.
00:14:44: Da waren wir die Vorreiter und jetzt kommt was ähnliches in ganz Europa.
00:14:49: Also insofern, das ist schon eine wichtige Rolle für uns.
00:14:52: Also Europa First sozusagen, Europa ist die Ebene.
00:14:54: Wir haben gleichwohl eine nationale, anstaatliche Ebene,
00:14:57: die ist auch nicht zu unterschätzen.
00:14:58: Und diese europäische Ebene, da ist Deutschland ziemlich einflussreich.
00:15:01: Hör ich daraus bei dir.
00:15:03: Die aktuelle Legislaturperiode läuft noch dreieinhalb Jahre.
00:15:09: Was ist das Projekt, was du persönlich im digitalen Bereich
00:15:12: in dieser Legislaturperiode zum Fliegen bringen willst,
00:15:15: damit du zufrieden aus dieser Legislaturperiode rausgehst?
00:15:19: Naja, ich sage immer, wir haben so zwei Felder.
00:15:21: Das eine sind die Hausaufgaben und das andere ist das, wo es richtig spannend wird.
00:15:25: Und ich wäre schon mal froh, wenn wir das mit den Hausaufgaben gut hinbekommen.
00:15:28: Das ist einmal, dass wir wirklich beim Breitbandausbau, beim Mobilfunkausbau
00:15:33: wirklich den Schritt jetzt nach vorne machen, den wir brauchen.
00:15:36: Da sieht es echt ganz gut aus aktuell.
00:15:39: Auch sage ich ganz ehrlich unter uns, weil wir vielleicht auch ein bisschen Glück haben.
00:15:43: Weil gerade relativ viel Geld im Markt ist, dass irgendwie sichere Anlagen sucht
00:15:47: und plötzlich sind so Glasfaser in Deutschland verbuddeln,
00:15:50: ist für viele total attraktiv.
00:15:53: Das andere Thema ist das ganze digitale Verwaltung.
00:15:56: Also da haben wir den größten Aufholbedarf.
00:15:58: Da haben wir jetzt auch riesig viel Geld wieder hinterlegt.
00:16:01: Und wir haben die, das meiste davon liegt ja bei uns auf, bei den Kommunen.
00:16:05: Also sprich, jeder Berlinerin und jeder Berliner träumt doch davon,
00:16:10: dass es ein digitales Bürgeramt gibt, wo man einfach keinen Termin mehr braucht,
00:16:14: sondern wo man alles von zu Hause machen kann.
00:16:16: Das müssen wir hinbekommen.
00:16:18: Und das eine Projekt, was wir dazu dringend brauchen
00:16:22: und wo ich mich auch dafür einsetze, ist eine sichere digitale Identität.
00:16:27: Weil nur wenn ich mich eben dann auch sicher identifizieren kann,
00:16:32: kann ich diese ganzen Verwaltungsleistungen dann wirklich auch online erledigen.
00:16:36: Und das ist momentan der große Flaschenhals.
00:16:39: Da gibt es auch hier auf der Republikan eine gekritische Diskussion drüber.
00:16:42: Klar, eine digitale Identität, sozusagen da kann jemand identifiziert werden.
00:16:47: Und da können entsprechend auch, wenn es schlecht gemacht ist,
00:16:51: Profile angelegt werden und so weiter.
00:16:53: Also aber das ist das eine Projekt, wo ich sagen würde, wenn wir das hinkriegen,
00:16:57: dann sprudelt sehr viel anderes, was der Flaschenhals ist.
00:17:02: Ja, das ist ein Schlüssel zu viel im anderen.
00:17:04: Eine allerletzte private Frage darf ich meiner Mutter deine Handy noch mal weitergeben,
00:17:09: falls ihr wieder Probleme hat.
00:17:10: Das ist überhaupt kein Problem, aber es gibt ja viele Generations.
00:17:14: Und wir beide, wir sind die Generation Admin.
00:17:17: Weil jedes Mal, wenn wir nach Hause kommen, müssen wir irgendwas am Computerschrauben.
00:17:21: Sehr gut, ich freue mich auf Weihnachten.
00:17:22: Jens, vielen Dank für das Gespräch.
00:17:23: Danke für die Einladung.
00:17:25: *Applaus*
00:17:28: (Dynamische Musik)
00:17:29: [Musik]
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