Lena Werner und die mitbestimmten Start-Ups | 13 Zukunft gerecht Talk
Shownotes
Lena Werner ist mit 27 Jahren eine der jüngsten Abgeordneten im Deutschen Bundestag. Auf der re:publica erzählt sie Christian Krell, wie sie schon am Küchentisch ihrer Eltern das politische Debattieren lernte und benennt die Ziele ihres heutigen Engagements: Politik in Deutschland jünger und weiblicher machen, die Abschaffung von §219a und das Fördern betrieblicher Mitbestimmung in Start-Ups. Wie das gelingen kann und was Gewerkschaften tun können, um ihr verstaubtes Image abzulegen, erfahrt ihr im Podcast!
Gast: Lena Werner (SPD), Moderation: Christian Krell
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00:00:00: Herzlich willkommen zum Zukunftgerecht-Podcast der Friedrich-Ebert-Stiftung.
00:00:07: Mein Name ist Christian Krell.
00:00:08: Ich darf diesem Podcast für die Ebert-Stiftung moderieren.
00:00:11: Und wir sind hier auf der Republikanzeichenen hier auf.
00:00:14: Das ist besonders, dass wir von dieser Veranstaltung hier aufzeichnen.
00:00:18: Alles andere wollen wir machen wie sonst.
00:00:20: Wir wollen reden wie unter Freunden, nämlich offen, ehrlich, vielleicht auch mal kritisch,
00:00:25: aber immer einander zugewandt.
00:00:26: Ich freue mich sehr über unseren Gast heute, Lena Werner.
00:00:29: Herzlich willkommen, Lena.
00:00:30: Ja, vielen Dank.
00:00:31: Ich freue mich, dass ich hier sein darf.
00:00:32: Ja, super, dass du dabei bist.
00:00:34: Du bist eine der jüngsten Bundestagsabgeordneten im Herbst vergangenen Jahres für den Wahlkreis
00:00:41: Bittburg eingezogen, Abgeordnete der SPD.
00:00:45: Wir fragen unsere Gäste immer zu Beginn.
00:00:48: Gibt es irgendwie so einen Ort, den sie mit ihrem Engagement in Verbindung bringen?
00:00:51: Ein Ort, wo sie sich sozusagen zum ersten Mal für Gerechtigkeit engagiert haben, irgendwas,
00:00:56: das vielleicht auch dann den weiteren Weg geprägt hat.
00:01:00: Gibt es so einen Ort bei dir?
00:01:02: Indirekt.
00:01:03: Also ich würde sagen, mein Engagement hat bei uns am Küchentisch stattgefunden zu Hause.
00:01:08: Meine Eltern haben mich da sehr, sehr stark geprägt.
00:01:10: Meine Mama ist schon sehr, sehr lange oder praktisch mit meiner Geburt an die SPD eingetreten,
00:01:16: weil sie sich eben auch engagieren wollte.
00:01:17: Und dadurch bin ich damit groß geworden, habe das gelernt und habe mich dann auch selber
00:01:24: irgendwann eingebracht.
00:01:25: Das ist witzig und interessant.
00:01:27: Daniela Kolber hat zum Beispiel das Gleiche erzählt, dass das ein ganz prägender Ort
00:01:31: war, der Küchentisch ihrer Eltern.
00:01:33: Was waren das für Themen?
00:01:34: Habt ihr euch gestritten?
00:01:35: Hattet ihr eher einen gleichen Blick auf die Dinge?
00:01:37: Wie war das?
00:01:39: Immer unterschiedlich.
00:01:40: Also ich kann mich an viele Diskussionen, ich weiß jetzt gerade kein Thema, was wir genau
00:01:45: hatten, aber es waren immer sehr intensive Diskussionen, wo wir auch natürlich öfter
00:01:49: aneinander geraten sind.
00:01:50: Es sind ja auch verschiedene Generationen, die da aufeinander treffen.
00:01:52: Aber grundsätzlich hatten wir immer dieselben Werte, die wir vertreten haben.
00:01:57: Und ich muss auch sagen, das hat auch immer noch mal so den Blick geöffnet, wenn ich
00:02:02: vielleicht zu eingeschränkte Sichtweise auf Dinge hatte, mit meinen Eltern, meinem Bruder
00:02:06: darüber zu diskutieren, die alle irgendwie nochmal andere Meinungen eingebracht haben.
00:02:10: Und dann denkt man viel also ganz anders über bestimmte Dinge, Situationen einfach nach.
00:02:15: Und das hat mich sehr geprägt.
00:02:16: Ja, unterschiedliche Perspektiven, die dann da zusammen gekommen sind.
00:02:20: Und also da saßen dann deine Eltern und dein Bruder.
00:02:23: Und wenn man so etwas liest über dich, dann spielt deine Mutter da eine besondere Rolle.
00:02:28: Du sagst, deine Mutter ist durchaus ein Vorbild für dich im politischen Hinsicht.
00:02:32: Was macht ihren Vorbildcharakter aus?
00:02:34: Warum ist sie für dich ein Vorbild?
00:02:36: Ja, auf jeden Fall.
00:02:37: Meine Mama ist eine sehr, sehr starke Person.
00:02:39: Sie, wie gesagt, hat sich damals engagiert, als ich auf die Welt gekommen bin, weil es
00:02:44: eben keine richtigen Gehwege für Kinderwagen gab.
00:02:47: Und das hat sie angespornt einzutreten und mitzumachen.
00:02:50: Sie ist jetzt jahrelang schon auch im Stadtrat bei uns in Wittlich.
00:02:53: Ich bin immer mitgekommen auf alle Veranstaltungen, habe immer früh geholfen, früh im Wahlkampf
00:02:58: geholfen, bin sozusagen so auch in die SPD reingewachsen.
00:03:02: Das ist wie so eine Familie bei uns für mich.
00:03:05: Und ja, meine Mama hat auch viel erreicht.
00:03:08: Sie hat zwei Kinder bekommen.
00:03:10: Sie hat eine Ausbildung vorher gemacht, als Erzieherin gearbeitet.
00:03:13: Und dann noch mal während wir dann durchs Leben geturnen sind, hat sie dann auch noch mal
00:03:17: studiert, ein Bachelor gemacht und dafür auch sogar eine Auszeichnung bekommen.
00:03:22: Und das waren immer so viele Eindrücke, dass sie so viel gleichzeitig irgendwie gemanagt
00:03:27: hat und sich trotzdem immer engagiert hat.
00:03:29: Ja, das sind Phasen im Leben, wo wirklich alles zusammenkommt.
00:03:33: Und wenn man es dann auch schafft, sich irgendwie einzubringen für die Gesellschaft in der Gesellschaft,
00:03:37: ist echt beeindruckend.
00:03:38: Und du bist dann auch in die SPD eingetreten.
00:03:42: Da gab es dann diese familiäre Prägung.
00:03:44: Aber das war wahrscheinlich nicht das hipste und coolste Ever, was man machen konnte in
00:03:49: deiner Klasse.
00:03:50: Warum hast du dich trotzdem bewusst dafür entschieden, in die SPD einzutreten?
00:03:53: Ich bin tatsächlich erst relativ spät eingetreten.
00:03:58: In der Schule wussten immer alle, dass ich zur SPD gehöre.
00:04:01: Ich war aber offiziell noch gar kein Mitglied.
00:04:03: Und natürlich wird man dann auch irgendwie so ein bisschen dafür belächelt, weil wenn
00:04:06: man mit 16 Jahren in einer Partei so wirklich und bei uns auf dem Land gibt es dann natürlich
00:04:11: auch noch tausend andere Sachen, die man machen kann.
00:04:14: Ich habe auch sehr viel Handball gespielt, was ein Großteil meiner Freizeit eingenommen
00:04:19: hat.
00:04:20: Deswegen hatte ich nicht so viel Zeit, weil mich dann noch mal politisch mehr zu engagieren.
00:04:22: Und ich bin dann aber eingetreten, also als ich mein duales Studium gemacht habe in Köln.
00:04:29: Ich habe vorher ein Jahr in den USA gelebt und da noch mal auch deutlich gesehen, was es
00:04:33: bedeutet, wenn soziale Ungerechtigkeiten einen Land sehr stark prägen.
00:04:36: Und das ist in den USA der Fall.
00:04:37: Und hatte mir auch vorgenommen, mich wieder mehr einzuprägen, hat dann durch das zu
00:04:42: Ales Studium nicht so ganz geklappt.
00:04:43: Dann war ich nochmal in den USA für ein Jahr und habe das Land nochmal auf eine andere
00:04:47: Weise kennengelernt als Arbeitnehmerin.
00:04:50: Nämlich das erste Jahr war als Au-pair.
00:04:53: Da ist man noch ein bisschen behütet in der Familie.
00:04:55: Aber danach habe ich dann auch alleine dort gewohnt und dann auch nochmal ganz andere Einblicke
00:04:59: bekommen, was mich dann auch noch zusätzlich geprägt hat, war dann natürlich die Trump-Zeit
00:05:04: in den USA und die Spaltung der Gesellschaft, die da ganz groß vorangetrieben wurde.
00:05:08: Und ich habe mir dann vorgenommen, wenn ich wieder in Deutschland bin, setze ich mich
00:05:12: wieder mehr für soziale Gerechtigkeit ein, vor allem aber auch für Demokratie.
00:05:16: Und dass das eben gefördert wird.
00:05:18: Und da habe ich halt gemerkt, dass man sich wirklich auch einsetzen muss, einbringen muss,
00:05:22: weil sonst passiert sowas, wie man halt in den USA jetzt beobachten kann.
00:05:25: Zum Teil ja auch schon bei uns in Deutschland leider.
00:05:28: Genau.
00:05:29: Und dann habe ich mich für den Bundestag aufstellen lassen und bin reingekommen und
00:05:35: kann das jetzt sozusagen an erster Front mitgestalten.
00:05:38: Jetzt bist du ja mehr als ein halbes Jahr im Bundestag.
00:05:46: Als diese Wahl-Staffang, als wir gesehen haben, wer da alles drin ist, da ist ja die
00:05:51: Wahl-Staffang, der ist jetzt nirgendwo, der ist zwei Jahre und das sind nicht noch andere
00:05:58: Menschen, sondern es geht auch um ein anderes Politikmodell damit.
00:06:02: Wie ist es so dann einfach?
00:06:05: Ich glaube, dass es, es ist eine Veränderung, es zu spüren.
00:06:09: Das sagen auch die Menschen, die schon länger im Bundestag sind.
00:06:12: Das hat man auch ganz stark gemerkt.
00:06:15: In dieser ersten Phase, wo wir alle auf Mitarbeiterin-Suche waren, da waren teilweise Mitarbeiterin,
00:06:19: die schon jahrelang für jemanden gearbeitet haben und dann gesagt haben so, hey, ich sehe
00:06:23: voll die große Chance in euch.
00:06:24: Ich will mit euch noch mal so von vorne starten sozusagen.
00:06:27: Ihr habt noch so einen richtig krassen Veränderungswillen und wollt es anders machen.
00:06:31: Der Bundestag ist ja sehr kompliziert in Teilen und da muss man natürlich auch erstmal reinfinden.
00:06:37: Deswegen glaube ich haben wir noch nicht den großen System Change.
00:06:40: Das wird auch sicherlich noch einige Zeit dauern, aber man merkt, denke ich, schon ein Unterschied
00:06:46: alleine, wie wir auch miteinander umgehen.
00:06:49: Also in meinem Team, wir sind alle sehr offen.
00:06:51: Wir versuchen, die Struktur und Offen zu halten.
00:06:53: Ich versuche auch, meine Kommunikation nach außen zu zu gestalten und auch vor allem
00:06:56: dann junge Menschen dadurch anzusprechen und zu zeigen, so hey, ein Politiker oder eine
00:07:01: Politikerin im Bundestag ist nicht einfach nur ein älterer weißer Mann mit Anzug und
00:07:05: Krawatte, sondern wir können auch anders aussehen.
00:07:08: Wir können anders mit euch reden und vor allem auf Augenhöhe mit euch reden.
00:07:11: Was denke ich ganz wichtig ist gerade, wenn es um Bundespolitik geht, die ja auch wirklich
00:07:15: alle betrifft.
00:07:16: Und man sieht doch schon so ein bisschen den Einfluss, dass die Themen auch anders gelenkt
00:07:21: werden.
00:07:22: Ich war jetzt zum Beispiel drei Tage auf Delegationsreise mit dem Wirtschaftsausschuss als einzige
00:07:25: Frau unter fünf Männern und die stellen halt auch immer dieselben Fragen oder klar,
00:07:32: das geht immer in eine selbe Richtung und dann komme ich dann immer und sage so ja,
00:07:35: und was ist mit den Frauen hier bei euch im Land?
00:07:38: Und dadurch kann man die Gespräche ganz anders lenken und auch Themen anders positionieren
00:07:42: und das ist natürlich schon was, was man dann merkt eben dadurch, dass ich jetzt sozusagen
00:07:46: die Macht habe, die Gespräche auch zu gestalten mit den Themen, die ich gerne setzen möchte.
00:07:50: Und das ist keine Revolution, aber schon eine geradelle Veränderung höre ich bei dir raus.
00:07:55: Lass uns kurz über diese Delegationsreise reden.
00:07:57: Das ist ja spannend.
00:07:59: Du warst in einem besonderen Land, Litauen, wo die Digitalisierung weit vorangeschritten
00:08:04: ist und die Gleichberechtigung sozusagen weit vorangeschritten ist.
00:08:08: Welche Eindrücke hast du mitgenommen?
00:08:10: Was können wir lernen?
00:08:11: Genau, also wir waren in Estland und in Litauen und Estland ist ja führend in der Digitalisierung.
00:08:16: Da können wir uns auf jeden Fall einiges abschauen, wie man den Staat vor allem digitalisieren
00:08:20: kann und Litauen ist da auch sehr, sehr gut aufgestellt, auch dann eben was die Gleichberechtigung
00:08:26: angeht und ich denke, das hat natürlich viel auch mit der Geschichte von den beiden Ländern
00:08:29: zu tun und auch damit zu tun, dass sie auch eben irgendwie alle Kräfte sozusagen an
00:08:34: Deck brauchen und deswegen Frauen immer schon auch gearbeitet haben.
00:08:38: Aber es war ganz interessant, weil wir waren dann im Wirtschaftsministerium und mir gegenüber
00:08:42: saßen fünf Frauen, die das Wirtschaftsministerium repräsentiert haben und ich war die einzige
00:08:47: Frau in unserer Delegation auf der anderen Seite und es sieht halt im Wirtschaftsausschuss,
00:08:51: wenn dann alle da sind, auch nicht viel anders aus.
00:08:53: Wir sind deutlich unterrepräsentiert und da können wir uns auch ein bisschen mehr
00:08:58: können wir schon einiges von lernen.
00:08:58: Die Einstellung ist ganz anders.
00:09:00: Die sagen ganz klar so, ja, wir brauchen vor allem auch Frauen.
00:09:05: Teams, die irgendwie divers besetzt sind, funktionieren besser.
00:09:08: Die sind erfolgreicher.
00:09:09: Die haben andere Blickwinkel, weil natürlich dann auch irgendwie,
00:09:14: vielleicht Männer irgendwie mehr Risiko eingehen wollen, Frauen,
00:09:19: aber gleichzeitig mehr überlegen und dann die Kombination von Beidem
00:09:23: eben zum Erfolg führen kann.
00:09:24: Und das sieht man in den beiden Ländern ganz, ganz deutlich.
00:09:26: Da können wir auf jeden Fall einiges noch lernen,
00:09:29: wie die Digitalisierung funktioniert, aber auch wie die Einstellung
00:09:32: einfach zur Weltansicht sozusagen ist in der Hinsicht.
00:09:36: Lass uns ein bisschen auf diese digitalen Unternehmen schauen.
00:09:40: Eines deiner Ziele ist ja, mehr Mitbestimmung in Startups zu erreichen.
00:09:46: Und manchmal, wenn man Bilder sieht sozusagen von Startups
00:09:50: und schaut, welches Image da vermittelt wird, ist das ja ein ganz egalitäres,
00:09:54: ein ganz gleichberechtigtes Bild, was da vermittelt wird.
00:09:58: Man steht sozusagen gemeinsam um den Kicker rum, kann dabei die Probleme lösen,
00:10:02: trink eine Mate und dann sind die Dinge geklärt.
00:10:04: Warum braucht es in so einem Bereich Mitbestimmung?
00:10:08: Ja, also Startups sind eine ganz spannende Konstellation,
00:10:13: wenn es um Thema Mitbestimmung gibt.
00:10:14: Hast du ja jetzt schon richtig gesagt, und es wird ja auch immer viel
00:10:17: über die Kapital Mitbestimmung gesprochen und dass eben Mitarbeiter
00:10:20: in so mehr einbezogen werden.
00:10:22: Aber es ist halt auch wichtig, dass man die Betriebliche Mitbestimmung
00:10:24: nochmal sieht und wir fühlen jetzt seit einiger Zeit auch viele Gespräche
00:10:29: mit verstehenden Akteur*innen aus dem Startup Bereich, aber auch mit Gewerkschaften.
00:10:33: Und man sieht halt ganz klar, dass das eine irgendwie nicht ohne das andere
00:10:37: funktionieren kann.
00:10:39: Und wir haben ja auch sehr, sehr viele Negativbeispiele, die immer in der Presse sind.
00:10:42: Ich will jetzt gar keine Namen sagen, aber das kriegt man ja auch so ungewollt
00:10:47: sozusagen mit, weil das einfach sehr großes Thema ist,
00:10:50: dass eben dann sozusagen der Gewinn oder der Gewinnanteil im Vordergrund steht
00:10:55: und das Bedürfnis oder das Wohlergehen der Mitarbeitenden eher hinten ansteht,
00:10:59: weil es sehr gewinnorientiert ist.
00:11:01: Und natürlich sind Startups in einer besonderen Situation, weil sie ja eben wachsen müssen.
00:11:05: Das heißt, die müssen Gewinn generieren,
00:11:07: aber es darf eben nicht auf Kosten der Mitarbeitenden passieren.
00:11:11: Und was ganz spannend ist, finde ich, es gibt natürlich Startups, die sagen,
00:11:15: so ja, wir brauchen bestimmte Fachkräfte, die wir sowieso schon irgendwie halten
00:11:20: müssen, deswegen tun wir sowieso alles, dass es unseren Mitarbeitenden gut geht.
00:11:23: Aber es gibt doch eben Unternehmen, wo es nicht unbedingt auf Fach,
00:11:26: also diese Fachexpertise ankommt und das so ein bisschen breiter gefächert ist.
00:11:30: Und da braucht man eben auch die Mitbestimmung, dass die Rechte vor allem Arbeitsrechte
00:11:35: auch eingehalten werden können und die Mitarbeitenden,
00:11:38: dass wohl von den Mitarbeitenden auch um Vordergrund steht.
00:11:41: Ich finde es ganz spannend, du hast ja in deinen Ausführungen darauf hingewiesen,
00:11:45: es gibt da sozusagen so ein Profitinteresse.
00:11:47: Und das ist in Kapitalismus völlig nachvollziehbar.
00:11:51: Da gibt es Unternehmen, die wollen Geld machen.
00:11:53: Und das ist quasi die höchste Priorität.
00:11:56: Die Mitbestimmung steht nicht im Vordergrund.
00:11:58: Vielleicht gibt es da einen wohlmeinen Blick, aber das ist eigentlich nicht der Schwerpunkt,
00:12:02: weil immer das Profitinteresse im Vordergrund steht.
00:12:04: Und jetzt braucht es dafür ja irgendwie verfasste Strukturen.
00:12:08: Das hast du schon angesprochen, was müssen Gewerkschaften tun,
00:12:11: um da sozusagen stärker präsent zu sein?
00:12:14: Wir haben da ja ganz schlechte Organisationsgrade in diesen Bereichen.
00:12:17: Was muss passieren, damit die steigen?
00:12:20: Ich glaube, dass Gewerkschaften sich auch ein wenig öffnen müssen
00:12:26: für die Situation der Start-ups.
00:12:27: Das ist halt nicht mehr das Systemunternehmen,
00:12:30: wie wir das vielleicht von früheren Zeiten kennen
00:12:32: oder wo auch sich die Gewerkschaften gegründet haben.
00:12:34: Sondern es sind halt einfach ganz, ganz neue Bedingungen.
00:12:37: Und darauf muss man sich auch einlassen auf der einen Seite.
00:12:40: Und auf der anderen Seite ist, glaube ich, auch so ein bisschen das Image
00:12:43: ein großes, nicht Problem, aber eine Herausforderung vor, der wir stehen.
00:12:48: Also wenn ich jetzt schaue, in meiner Generation oder in meinem Arbeitsleben
00:12:52: hatte ich kaum Kontakt zu Gewerkschaften.
00:12:54: Und das hat immer so ein bisschen dieses verstaubte Image,
00:12:56: was nicht wirklich ansprechend ist und eher, ja, hinderlich ist sozusagen.
00:13:01: Und ich glaube, da müssen wir wegkommen.
00:13:02: Deswegen ist es auch ein großes Anliegen von mir,
00:13:05: diese Konversation zwischen Start-ups auf der einen Seite
00:13:08: und Gewerkschaften auf der anderen Seite anzutreiben
00:13:10: und eben dafür zu sorgen, dass man aufeinander zugeht
00:13:13: und nicht so als zwei Fronten gegenübersteht.
00:13:16: Weil das ist momentan in vielen Situationen der Fall.
00:13:19: Start-ups haben nicht wirklich ein gutes Bild von Gewerkschaften.
00:13:22: Und andersrum ist es ja leider oft auch so.
00:13:25: Und ich glaube, was da wichtig ist, ist eben, dass man
00:13:27: besser miteinander kommuniziert, um dann das Ziel zu erreichen.
00:13:31: Weil im Endeffekt hat man das gemeinsame Ziel.
00:13:33: Unternehmen sollen erfolgreich sein, Arbeitsplätze generieren
00:13:36: und gleichzeitig aber auch gute Arbeitsplätze generieren.
00:13:38: Also im Endeffekt arbeitet man ja für dasselbe.
00:13:40: Und das ist ja was Interessantes, was man, du hast eben die USA angesprochen,
00:13:45: in unterschiedlichen Ländern ganz unterschiedlich ausgeprägt sieht.
00:13:48: Es gibt hier diesen europäischen, mancher sagen eher koordinierten Kapitalismus,
00:13:53: wo Gewerkschaften eine starke Rolle spielen, die stark organisiert sind
00:13:56: und wo Arbeitgeber auch stark organisiert sind und wo Arbeitgeber teilweise sagen,
00:14:00: wir sind froh, dass wir die gut organisierten Gewerkschaften haben.
00:14:03: Denn da haben wir Ansprechpartner.
00:14:04: Da können wir Dinge viel besser klären,
00:14:06: als wenn das so individualisiert ist.
00:14:08: Hast du den Eindruck, dass dieses Bewusstsein quasi
00:14:11: bei den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern in der Start-up-Szene wächst,
00:14:15: dass es auch gut ist, dass es vorteilhaft ist,
00:14:18: gewerkschaftliche Strukturen zu haben?
00:14:21: Ich glaube schon.
00:14:21: Also es gibt ja auch mittlerweile Start-ups,
00:14:24: die auch Betriebsräte zum Beispiel haben und auch eben
00:14:28: sich dafür offen zeigen.
00:14:29: Es gibt jetzt, es gibt sogar Start-ups, die dafür sorgen, dass man einfacher
00:14:32: Betriebsräte gründen kann.
00:14:34: Das ist ja auch schon eine Entwicklung, die man sieht.
00:14:36: Und es gibt ja auch Studien, die zeigen, dass, wenn es
00:14:39: einen Betriebsrat gibt oder betriebliche Mitbestimmung,
00:14:41: eben die Unternehmen auch erfolgreicher sind, weil das natürlich
00:14:43: auch für Mitarbeiter deutlich interessanter sein kann.
00:14:46: Und ich denke, mit der Zeit und die Größe Start-ups auch werden,
00:14:52: wird es auch eine größere Rolle immer weiterspielen.
00:14:54: Also es ist im beiderseitigen Interesse, so kann man das quasi zusammenfassen.
00:14:58: Ja, genau.
00:15:00: Deine erste Legislaturperiode
00:15:05: ist jetzt so ein halbes Jahr ungefähr rum.
00:15:07: Dreieinhalb Jahre kommt da auf jeden Fall noch.
00:15:09: Wann würdest du mit deinem Team zufrieden sein
00:15:13: nach diesen dreieinhalb Jahren, nach dieser ersten Legislaturperiode?
00:15:16: Was muss passieren, welches Projekt muss stehen,
00:15:18: damit du zufrieden mit dieser Legislaturperiode bist?
00:15:21: Ich finde, dass es gar nicht so eine einfache Frage, ehrlich gesagt,
00:15:27: weil Veränderungsprozessejahne sehr, sehr lange Zeit brauchen.
00:15:32: Und in diesen vier Jahren, die die Legislatur hat,
00:15:36: kann man vieles erreichen oder auch anstoßen.
00:15:40: Aber ich glaube langfristig gesehen, dass es natürlich dann ein Ziel auch
00:15:43: weiter im Bundestag vertreten zu sein nach diesen vier Jahren
00:15:46: und eben erfolgreich so Politik zu machen.
00:15:48: Deswegen kann ich das gar nicht so genau für richtig definieren.
00:15:54: Im Endeffekt wäre natürlich ein Erfolg wieder gewählt zu werden,
00:15:58: weil man natürlich mit dem, wie man Politik macht oder das,
00:16:01: was für Entscheidungen getroffen werden erfolgreich sein möchte,
00:16:04: etwas für die Menschen bewegen möchte.
00:16:07: Und das ist ja sozusagen dann die größte Wertschätzung, die man erhalten kann.
00:16:09: Aber so ganz, ganz konkret.
00:16:13: Also es gibt natürlich, was mich sehr stark beschäftigt,
00:16:16: zum Beispiel, was nicht unbedingt in meinem Fachbereich ist,
00:16:18: die Abschaffung von Paragraf 219 A zum Beispiel,
00:16:21: was wir als SPD ja auch vorantreiben,
00:16:25: das wäre auf jeden Fall ein Ziel, was erreicht werden sollte.
00:16:28: Und da sind wir jetzt auch auf einem guten Weg.
00:16:31: Aber wir sind da ja auch noch lange nicht am Ende.
00:16:32: Es gibt dann noch einen weiteren Paragrafen, über den man sprechen muss,
00:16:35: wo man dann natürlich schauen muss, ob das
00:16:37: vielleicht dann in der nächsten Legislaturperiode mit reinkommen kann.
00:16:40: Aber das sind halt so breite Themen.
00:16:42: Und ich glaube für mich erfolgreich
00:16:44: wäre es einfach wirklich zu sehen, dass wir diesen System change,
00:16:49: von dem wir auch am Anfang gesprochen haben,
00:16:51: dass der sichtbar wird sozusagen, dass mehr junge Menschen in die Politik gehen,
00:16:56: dass mehr Frauen in die Politik gehen, auch mehr stattfinden,
00:16:59: dass die Themen diverse sind, über die wir sprechen,
00:17:02: dass wir auch offener über Themen sprechen, als das vielleicht bisher der Fall ist.
00:17:07: Und auch von diesen ganzen Stigmatisierungen, die es in der Politik gibt,
00:17:10: eben wegkommen, damit Politik für alle geöffnet werden kann.
00:17:13: Und ich glaube, wir sind jetzt an einem Punkt, wo wir das erreichen können,
00:17:17: weil wir eben die Vorbilder haben, die zeigen, dass wir divers sein können in der Politik
00:17:21: und das wäre so ein ganz grobes Ziel für die nächsten drei Jahre.
00:17:25: Ich finde es ganz spannend zu sagen, es sind nicht die einzelnen Maßnahmen,
00:17:28: sondern es ist auch ein anderes Modell von Politik.
00:17:30: Es ist ein anderer Stil, wie wir miteinander reden, wie wir aufeinander zugehen,
00:17:34: wie wir auf Augenhöhe miteinander kommunizieren in unserer Gesellschaft.
00:17:39: Herzlichen Dank, dass du da einen Beitrag dazu leistest.
00:17:42: Wir wünschen dir weiter alles Gute.
00:17:43: Vielen Dank für das gute Gespräch.
00:17:45: Danke Lena.
00:17:45: Ja, danke auch. Hat Spaß gemacht.
00:17:47: [Applaus]
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