Sally Lisa Starken und die Kunst des Erklärens | 20 Zukunft gerecht Talk
Shownotes
Was hilft, um sich politisch nicht alleingelassen zu fühlen? Sally Lisa Starken plädiert dafür sich eine Gemeinschaft zu suchen: sei es in einer Partei, im Ehrenamt oder bei Demonstrationen auf der Straße. Denn aus dem Gefühl der Wut und Hilfslosigkeit entstehen oftmals Innovationen und starke Projekte. Sie hat es selbst erlebt, mit der Aktion #Stattblumen und dem feministischen Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl "Wahltraut". Als Influencerin und Nachrichtenjournalistin "Die Informantin" erklärt sie auf ihren Kanälen die tagesaktuelle Politik und gibt Hilfestellung bei der Einordnung.
Sally Lisas Starkens Gesprächsreihe in der KommunalAkademie der FES
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00:00:00: Ich finde solche Beispiele einfach so wunderbar cool, weil es einfach zeigt,
00:00:03: hey, Kommunalpolitik ist keine alteweiße Männerpolitik, sondern ist das, wo du
00:00:08: vor Ort etwas verändern kannst und wo du vor Ort für die Demokratie einstehen kannst.
00:00:12: Ein Mensch sagt etwas populistisches, braucht dafür fünf Sekunden diesen Satz zu sagen.
00:00:17: Um das zu dischi-free einbrauchen, wir aber fast manchmal mehr als drei Minuten
00:00:22: und du musst es wissen in dem Moment.
00:00:25: Ich glaube, dass vor allem Plattformen gerade in die falsche Richtung laufen, Instagram,
00:00:30: also Meta, möchte Politiker einschränken.
00:00:32: Ich glaube, was eingeschränkt werden muss, ist Rechtsextremismus.
00:00:36: Alles was demokratiefeindlich ist darf auf diesen Plattformen stattfinden.
00:00:39: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des zukunftgerecht podcasts der Friedrich
00:00:49: Ebert Stiftung "Neu und frisch auf die Ohren".
00:00:52: Ich freue mich sehr auf eine sehr engagierte, sehr umtriebige Gesprächspartnerin.
00:00:58: Herzlich willkommen, cellelisas stark.
00:01:00: Dankeschön.
00:01:02: Ich freue mich richtig über die Einladung.
00:01:03: Ich bin schon ganz gespannt, was wir uns heute erzählen, Christian.
00:01:06: Ja, ich bin auch gespannt und neugierig und ich muss dir sagen,
00:01:09: du hast mich im Vorfeld durchaus beschäftigt, weil ich überlegt habe,
00:01:14: vielleicht kennst du das, wenn man einen Gast hat, weil ich überlegt habe,
00:01:17: wie ich dich gut anmoderieren kann.
00:01:19: Und ich finde, das ist gar nicht so leicht, weil du so viel machst.
00:01:21: Du bist Podcasterin, Autoren von Büchern, Feministin, Sozialdemokratin,
00:01:26: Journalistin, Rednerin, Moderatorin.
00:01:29: Ich habe gedacht, ich nenne dich Demokratieaktivistin.
00:01:33: Richtig, sich schön an.
00:01:35: Oder ist gut.
00:01:35: Und tatsächlich habe ich den Eindruck, dass all das, was du so machst,
00:01:40: geprägt ist, davon getrieben davon ist, dass du Menschen irgendwie über Politik
00:01:45: aufklären willst, mit denen über Politik reden willst und willst,
00:01:48: dass die sich dann politisch engagieren.
00:01:51: Findest du dich da wieder?
00:01:52: Ja, total.
00:01:53: Das ist es immer.
00:01:54: Also, das ist immer so.
00:01:56: Ich stelle mir das auch immer vor.
00:01:57: Ich gehe auf irgendwelche Veranstaltungen und sage guten Tag.
00:01:59: Mein Name ist Selly.
00:02:00: Ich mache und dann kommt so eine Reihe.
00:02:03: Also Demokratieaktivistin gefällt mir.
00:02:05: Vielleicht übernehme ich das für die nächsten Gespräche.
00:02:08: Aber dann fragen die Leute auch, und was bedeutet das?
00:02:11: Aber dann kann man natürlich erzählen, was man so macht.
00:02:13: Genau, das stimmt.
00:02:14: Ja, aber ich würde sagen, das fasst es so ganz gut zusammen.
00:02:17: Vielleicht auch so den Werdegang eigentlich.
00:02:19: Genau. Ja, nicht schön.
00:02:21: Genau, erzählt. Wo kommt es her?
00:02:23: Also. Ja, also es kommt.
00:02:25: Es ist eine ganz typische Geschichte, würde ich behaupten.
00:02:27: Ich bin mal in eine Partei eingetreten.
00:02:29: Hast du gerade schon gesagt, genau in den SPD und habe
00:02:32: Kleinen angefangen und habe Plakate geklebt, wie man das so macht.
00:02:37: Und habe mich da irgendwie weiterentwickelt und mir immer mehr Fragen gestellt.
00:02:40: Und eine Sache, die ist mir sehr in Erinnerung.
00:02:43: Das war ein Treffen bei den Jusos.
00:02:45: Da ging es damals um die Geflüchteten und alle haben was erzählt.
00:02:50: Alle haben sich wiederoholt. Alle haben das Gleiche gesagt.
00:02:52: Und ich hatte das Gefühl, ich weiß nix. Ich verstehe hier nix.
00:02:54: Muss ich irgendwas machen, damit ich hier mitreden kann?
00:02:57: Und bin in eine Buchhandlung meiner Wahl gegangen und habe mir
00:03:00: Biografien von Willi Brandt und Helmut Schmidt gekauft, weil ich dachte,
00:03:03: ist immer gut damit anzufangen.
00:03:05: Und so. Und so saß ich dann zu Hause und habe mir gedacht,
00:03:08: nee, das kann es ja eigentlich nicht sein, dass ich zu einem Politik treffen gehe.
00:03:13: Weil eigentlich müsste ich meine Fragen ja darstellen und sie da beantwortet
00:03:16: bekommen und darüber diskutieren.
00:03:18: Und so hat es in meinem Kopf angefangen, irgendwie zu rattern.
00:03:20: Ah, OK, vielleicht ist die politische Bildung nicht ganz so ausgereift in Deutschland.
00:03:26: Vielleicht müssten wir mal machen.
00:03:27: Vielleicht müssten wir mehr auch erklären, was Nachrichten bedeuten.
00:03:30: Und so habe ich mich immer mehr eigentlich in meinem jetzigen Job
00:03:34: eingefunden, denn das mache ich jeden Tag.
00:03:37: Das zu erklären, was ich selber nicht verstehe.
00:03:40: Also und die Idee ist es kann jetzt nicht die Eintrittsvoraussetzung
00:03:45: für Engagement, für Politik sein, dass man zwei dicke Biografien.
00:03:48: Ja, oder Politikwissenschaften studiert hat, um verstehen zu können,
00:03:52: welche Fremdwörter in den Raum geschmissen werden.
00:03:55: Genau. Also das ist so der Punkt, glaube ich, dass viele diese Hürde sehen
00:03:59: oder auch fühlen, wenn sie Politik machen wollen, dass sie denken,
00:04:02: sie müssten erst mal irgendwie eine Doktorarbeit darüber geschrieben haben.
00:04:06: Das glaube ich nämlich nicht.
00:04:07: Ich glaube, dass jeder eine Meinung hat und dass man einfach nur wissen muss,
00:04:10: wie man sie sich beenden kann.
00:04:11: Ich finde es super spannend und kann das genau nachempfinden.
00:04:15: Ich erinnere auch meine ersten Treffen so, dass ich allein diese ganzen
00:04:19: Abkürzungen nicht verstanden habe.
00:04:21: Was ist denn eine Fraktion?
00:04:23: wusste ich damals auch nicht so richtig.
00:04:25: Ja, also heute, was heute alles so irgendwie klar im Wort gebraucht ist.
00:04:30: Aber ich merke das auch total bei meinem News Podcast, dass ich immer,
00:04:33: wenn ich was erzähle, mich dann frage, also, ob ich das jetzt verstanden
00:04:37: und was haben dann andere vielleicht noch nicht verstanden und wie weit müssen
00:04:41: eigentlich zurückgehen, damit man wirklich versteht, was Putin gerade fordert
00:04:45: oder was er gerade in seiner Rede gesagt hat.
00:04:47: Das finde ich eigentlich das Interessanteste daran.
00:04:50: Ja. Und also wie hat sich das weiterentwickelt?
00:04:54: Du hattest dann quasi keinen Bock auf diese dicken Biografien und hast dir überlegt,
00:05:00: muss hier irgendwie so eine Art, weiß ich nicht, Übersetzungsarbeit leisten oder so.
00:05:05: Ja, also, dass der Gedanke war leider nicht sofort nach diesem Treffen.
00:05:08: Ich habe das erst mal so ein bisschen mitgemacht und bis der Gedanke gekommen ist,
00:05:12: wäre schön gewesen, wäre es sofort so gewesen, ich habe ein paar Jahre gespart.
00:05:15: Ich habe das ein paar Jahre so mitgemacht und mir selber mal viel erklärt
00:05:19: und einfach meine Schwerpunktthemen gefunden und bin der Partei auch für
00:05:25: sehr vieles dankbar, weil ich glaube, ich da richtig verstanden habe,
00:05:28: wie Politik funktioniert und was man selber machen kann.
00:05:30: Ich habe dann fürs Europaparlament Kandidier 2019
00:05:34: und danach habe ich gemerkt, dass ich eine Öffentlichkeit habe mit dem, was ich mache,
00:05:39: weil ich auch in diesem Europawahlkampf schon versucht habe,
00:05:42: sehr rundlagenmäßig zu erklären und was es eigentlich geht.
00:05:45: Weil das ist für mich die höchste Kunst,
00:05:48: für einen also bei der Europawahl zu kandidieren und den Menschen auf der Straße
00:05:52: erklären zu können, wo es jetzt der Unterschied zwischen der Kommission und dem Parlament
00:05:56: Sache, mit dem man sich ja sonst eigentlich nicht auseinandersetzt.
00:05:59: Und von da ist es eigentlich für mich weitergegangen, dass ich gemerkt habe,
00:06:03: aha, okay, im Ehrenamt macht mir das super viel Spaß.
00:06:06: Könnte ja auch mein Job sein, das zu machen.
00:06:09: Und mein erstes Projekt, das dann auch mein Job geworden ist,
00:06:13: war der Spotify Original Podcast allgemein gebildet,
00:06:16: wo Ralph Rute und ich genau das gemacht haben.
00:06:20: Wir haben uns über Politik unterhalten, so wie wir es auch privat immer machen
00:06:24: und haben einfach die Mikros dabei angemacht und uns Themen gesucht,
00:06:27: dass wir Menschen, also mit Menschen darüber sprechen, was es eigentlich alles gibt
00:06:31: und was wir erklären können und dass Politik gar nicht so langweilig ist.
00:06:35: Und so hat sich das weiterentwickelt.
00:06:38: Das ist interessant, weil das war meine erste Begegnung mit dir,
00:06:41: als ich eine neue Stelle angetreten habe, als ich eine Professor hatte
00:06:45: und für Politikwissenschaften und überlegt habe, wie kriege ich das gut hin,
00:06:49: das zu übersetzen, da habe ich mir euer Podcast tatsächlich angemacht.
00:06:52: Ja, kein Witz.
00:06:54: Und hat es dir geholfen, fandest du es gut?
00:06:56: Ja, fand ich tatsächlich gut, weil es so super anschaulich und gut nachvollziehbar ist.
00:07:01: Schön. Ja, das ist, glaube ich auch, also das ich würde behaupten,
00:07:05: ich mache das auch einfach super gerne, weil ich glaube,
00:07:08: dass die meisten Menschen sich diese Fragen stellen und sie wirklich
00:07:10: einfach nicht offen aussprechen, weil es ist unangenehm,
00:07:13: wenn man also viele oder viele Empfinden ist, als unangenehm zuzugeben.
00:07:17: Das habe ich jetzt noch nicht so ganz verstanden.
00:07:20: Und wenn man diesen Schritt einfach umgeht und das so ein bisschen
00:07:23: aus der Tabu-Ecke rausholt, ich glaube, das ist auch der Kern von dem,
00:07:27: was Demokratie heute ausmacht und wie man Menschen eventuell
00:07:31: ja wieder auch zurückholen könnte, glaube ich, wenn sie mehr verstehen,
00:07:35: wenn man es mehr erklärt, vielleicht eher so, wenn man es mehr erklärt.
00:07:38: Also, wenn man die Dinge versteht, dann kann man ja auch
00:07:42: sich besser einsortieren, die eigenen Interessen klarer sehen, klarer sehen,
00:07:46: was man will und was man nicht will.
00:07:48: Also, man ist dann viel besser in der Lage tatsächlich mitzumachen.
00:07:51: Total. Ich glaube auch immer, es gibt ja, also man sagt es ja gerade jetzt auch
00:07:55: während der AfD ganz viel und ich sage dann selber auch immer,
00:07:58: die AfD bietet einem einfache Lösung auf komplexe Probleme.
00:08:02: Und genau das ist ja der Fall.
00:08:03: Und aber wie bekommen wir denn komplexe Probleme wirklich erklärt?
00:08:07: Robert Haberk hat das gerade ganz aktuell schön vorgeführt mit Markus Söder.
00:08:11: Ich weiß nicht, ob du das gesehen hast.
00:08:13: Und genau, aber das ist ja die, das ist ja die Kunst und das ist auch die
00:08:16: Schwierigkeit, die wir gerade haben.
00:08:18: Ein Mensch sagt etwas populistisches, braucht dafür fünf Sekunden, diesen Satz zu sagen.
00:08:22: Um das zu dischi-frieren, brauchen wir aber fast manchmal mehr als drei Minuten
00:08:27: und du musst das wissen in dem Moment.
00:08:29: Also diese Komplexität, die wir da mit, also dies gerade gibt,
00:08:33: die finde ich unfassbar spannend und auch schwierig.
00:08:37: Ich finde es auch schwierig, weil die ersten fünf Sekunden des populistischen Satzes
00:08:42: die lösen ja auch sofort was aus.
00:08:44: Ja, die setzen nicht nur eine Botschaft, die lösen ja auch ein Gefühl aus.
00:08:46: Und das sozusagen wieder aufzuklären, ist ja eine ganz schwierige Sache.
00:08:51: Ja, total.
00:08:52: Genau. Also da wieder genau, weil dieser populistische Satz
00:08:55: die macht meistens macht es dich wütend, schockiert dich.
00:08:58: Und dann bist du schon drin in dem in dem Kreislauf von das gibt es ja gar nicht.
00:09:02: Okay, jetzt was mache ich denn jetzt so?
00:09:04: Genau.
00:09:05: Ja, genau.
00:09:06: Könnte jeder kommen, da müsste man doch mal.
00:09:09: Genau, da müsste man doch mal.
00:09:10: Wer macht das denn?
00:09:11: Ah, die AfD.
00:09:11: Ach so. Okay.
00:09:12: Du sagst diese, diese Zeit in der SPD, das war irgendwie eine prägende Zeit,
00:09:20: eine wichtige Zeit, weil du verstanden hast, wie das so funktioniert
00:09:25: mit Politik.
00:09:27: Kann man das irgendwie zusammenfassen?
00:09:28: Was also wie funktioniert Politik?
00:09:31: Was ist da deine Erfahrung und warum war so eine Zeit in der Partei da wichtig?
00:09:35: Also, ich finde, das sind glaube ich zwei unterschiedliche Antworten.
00:09:39: Ich glaube, Politik funktioniert viel mit Macht.
00:09:41: Das habe ich auch gelernt in der SPD, gerade wenn es um Posten geht
00:09:45: und wer was machen kann oder darf oder wie man Menschen fördert.
00:09:49: Und das ist der zweite Punkt, den ich sehr stark erfahren habe.
00:09:51: Ich habe sehr viele tolle Menschen in dieser Partei kennengelernt,
00:09:55: die mich gefördert haben, die meine Mentorinnen geworden sind,
00:09:59: vor allem Frauen in der Politik.
00:10:00: Und es war wahnsinnig toll.
00:10:02: Also, ich muss sagen, das ist immer, der Kontakt ist immer noch sehr eng.
00:10:06: Und es gibt immer noch eine Frau, die ich gerne anrufe, wenn ich Probleme habe.
00:10:10: Das ist elke Ferner, weil sie, ich war damals, bin ich in den Bundesverstand
00:10:15: der SPD-Frauen gekommen und da habe ich ganz viel gelernt.
00:10:18: Es war einfach gerade diese Arbeitskreise, die Parteien haben,
00:10:22: die waren für mich Gold wert, weil man genau da das machen konnte,
00:10:26: was ich gesucht habe, Fragen stellen, mit Menschen darüber sprechen.
00:10:29: Wie funktioniert ein Parteitag? Was passiert da denn jetzt?
00:10:32: Verbrenne ich mich, wenn ich für die Europawahl kandidiere, als junge Frau,
00:10:36: obwohl da doch immer ein älterer Mann auf der Stelle gesessen hat.
00:10:39: Solche Sachen in so einem Vertrautenkreis zu sprechen,
00:10:41: das ist das, was die SPD mir in dem Moment sehr stark geboten hat.
00:10:46: Und was mich, glaube ich, auch, ja, ich bin da erwachsen geworden,
00:10:50: so würde ich es nennen.
00:10:51: Das war schön.
00:10:52: Genau, diese Parteien haben dann ja alle möglichen Gesprächskreise,
00:10:56: Arbeitsgemeinschaften, die Jusos sind vielleicht die bekanntesten.
00:11:01: Juristen, was weiß ich und die Frauen dann?
00:11:05: Und da bist du elke Ferner begegnet einer gestandenen Politikerin.
00:11:10: Vielleicht kann man das so sagen, die seit vielen Jahren
00:11:12: engagierte leidenschaftliche Politik macht.
00:11:15: Genau, Elke Ferner war damals, als ich in einem Bundesverstand gekommen bin,
00:11:18: die Vorsitzende des Bundesverstandes und selbst auch noch abgeordnet.
00:11:22: Und ich glaube, parlamentarische, ich weiß es nicht mehr ganz so genau.
00:11:25: Sie hatte noch irgendeine andere Funktionen in dem Moment
00:11:28: und sie hat ganz viel Wiss mitgebracht und sie hat mich überall mit hingenommen.
00:11:31: Das war einfach toll.
00:11:33: Wir waren zusammen in Brüssel.
00:11:35: Ich war mit ihr zusammen in Lissabon auf dem europäischen Parteitag der Pest.
00:11:40: Das war einfach sehr cool.
00:11:42: Konnt ihr alle meine Fragen stellen und sie war es.
00:11:45: Ich weiß es noch genau.
00:11:45: Wir saßen in Lissabon in so einem Café.
00:11:49: Es hat sich alles immer so schön aus.
00:11:50: Wir saßen wirklich in Lissabon im Café und habe ich zur Ecke gesagt.
00:11:53: Ecke, ich habe überlegt, ich möchte für das Europaparlament kandidieren.
00:11:56: In Ostwestfalen, Libre.
00:11:58: Und hat sie mich angeguckt und hat gesagt, ja, dann machen wir das doch.
00:12:01: Und ich habe gesagt, ja, ich habe Angst, dass ich das nicht kann.
00:12:04: Ich habe Angst, dass ich vielleicht die Fragen nicht richtig beantworten kann,
00:12:06: dass das nicht klappt oder dass wer gegen mich kandidiert.
00:12:09: Und dann hat sie gesagt, ja, aber so funktioniert Politik.
00:12:13: Und dann gehst du trotzdem erhobenen Hauptsitz daraus.
00:12:16: Du hast sich der Sache gestellt, weil es gibt ja dieses Phänomen,
00:12:19: dass man sagt, man verbrennt sich, wenn man sowas ausprobiert.
00:12:22: Und das war nicht der Fall.
00:12:24: Und für mich war das sehr, sehr prägend, das zu machen.
00:12:27: Das ist ja eigentlich eine coole Ermutigung, es zu machen.
00:12:31: Und wenn es dann vielleicht auch gerade mal nicht klappt, ist es auch nicht tragisch.
00:12:35: Ja, bei mir war es genau eine Stimme.
00:12:37: Also, mir hat genau eine Stimme gefehlt.
00:12:38: Es war ein paar Daborner, der nicht mit zum Landes.
00:12:41: Was ist das? Es war nicht Landesparteitag.
00:12:43: Es war Landesdelegiertenkonferenz.
00:12:45: Genau, genau.
00:12:46: Der ist nicht mitgekommen.
00:12:47: Wir saßen im Zug, diese Person hat gefehlt.
00:12:49: Nein.
00:12:51: Das ist wirklich, also es ist ein paar Daborner gewesen.
00:12:54: Und wir waren da, also wir sind da auch ohne Chancen hingefahren.
00:12:58: Und ich habe immer gesagt, ich werde vorne auf der Liste.
00:13:01: Und man ist ja eine Listenwahl, man kandidiert dann auf die Plätze.
00:13:05: Und das ist meistens schon gesetzt, wer das macht.
00:13:08: Und aus Ostern ist es fallend, wir sind ja der kleine Kreis.
00:13:10: Klar, wir kriegen einen hinteren Platz.
00:13:12: Und jetzt sage ich, ich kann die dir jetzt aber vorne.
00:13:14: Ich habe mir jetzt das alles ja angetan.
00:13:15: Diese ganze Scheiße, ich kann die dir jetzt auch vorne.
00:13:18: Und das habe ich gemacht.
00:13:19: Und es hat fast funktioniert, wäre dieser Paderborner da gewesen.
00:13:22: Denn mein Leben heute komplett anders.
00:13:25: Hast du danach den Kontakt zu diesem Paderborner gesucht?
00:13:28: Nein, nein, das wollte ich ihm nicht antun.
00:13:31: Von seiner Haustür stehen und sagen, du warst es.
00:13:34: Das habe ich nicht gemacht, ja.
00:13:40: Also ich finde es wichtig, diese Geschichte zu erzählen,
00:13:42: weil weil wir ja heute manchmal, glaube ich,
00:13:45: auch in diesen politischen Betrieb ein bisschen gnadenlos sind.
00:13:49: Entweder es läuft und dann sind wir ganz euphorisch oder es läuft nicht.
00:13:52: Und dann werden die Leute auch ganz schnell abgestraft.
00:13:54: Und selbst du hast ja eben über diese Biografie von Willi Brandt erzählt.
00:14:00: Der hat mehrere Anläufe gebraucht, um Bundeskanzler zu werden.
00:14:03: Also er war nicht sofort Friedensnuppelpreisträger.
00:14:06: Ja, total.
00:14:08: Und das ist spannend und solche Vorbilder zu nehmen und immer wieder zu probieren.
00:14:12: Das ist ja das Gleiche.
00:14:13: Also ich mache jetzt ja diese politische Arbeit nicht mehr,
00:14:16: sondern habe mir so ein bisschen die Seiten gewechselt.
00:14:19: Aber wenn mich Menschen fragen und diese Frage kriege, fast täglich gestellt.
00:14:23: Ja, ich bin jetzt auf einer Demo gewesen gegen die AfD.
00:14:25: Ich fühle mich total gut, ich fühle mich wirksam.
00:14:27: Aber das ist jetzt auch irgendwie schon wieder eine Woche her.
00:14:30: Was kann ich denn jetzt machen?
00:14:31: Mach ich denn jetzt?
00:14:32: Und dann ist meine Antwort immer ehrlicherweise Politik.
00:14:35: Also engagiert dich, wenn du die Ressourcen hast.
00:14:38: Tritt deine Partei ein, krempel deinen Ortverein, bei dir zu Hause mal irgendwie auf links
00:14:43: und guckt, wer da eigentlich alles so sitzt und ja genau, bring dich ein.
00:14:47: Und das sind ja ganz niedrige Hürden.
00:14:50: Glaube ich.
00:14:52: Genau, also ich finde schon.
00:14:54: Also ich kann jetzt natürlich für Bielefeld sprechen, aber
00:14:57: ich habe auch viel anderes kennengelernt, aber man trifft immer nette Menschen.
00:15:01: Ich muss ja auch gestehen, weil da war Freundeskreis besteht aus SPD Menschen,
00:15:04: die ich von früher halt irgendwie in den Userzeiten.
00:15:07: Also da bilden sich ja richtige Freundschaften, die bleiben.
00:15:11: Und das ist einfach auch schön.
00:15:13: Also mein Freundeskreis ist sehr politisch geworden dadurch natürlich auch.
00:15:17: Das glaube ich.
00:15:18: Und was ja, wenn ich quasi auf die Sachen gucke, die du gemacht hast, was ja auch
00:15:24: geblieben ist, was ein langes Thema geblieben ist und bis heute ist,
00:15:27: ist so ein feministisches Engagement.
00:15:30: Du bist dann bei diesen SPD Frauen gelandet und da auch bewusst lange geblieben
00:15:37: und hast es dann versucht mit dieser Arbeit zu verknüpfen.
00:15:40: Ich habe eine Tante, die heißt Waldraut.
00:15:43: Du hast es etwas sozusagen elaborierter gemacht.
00:15:46: Es gibt eine Initiative Waldraut heißt die.
00:15:50: Erzählen uns kurz, was sich dahinter verbirgt und warum das wichtig ist
00:15:53: aus einer feministischen Perspektive.
00:15:55: Ja, total.
00:15:56: Die Initiative heißt statt Blumen.
00:15:57: Wir haben 2020 uns gefunden.
00:15:59: Das war zur Corona-Krise.
00:16:02: Da hast du auch so ein typischer Moment.
00:16:05: Wir haben auf dem Sofa gesessen.
00:16:06: Wir hatten alle irgendwie abends nichts mehr zu tun, weil wir nichts mehr aufwarten.
00:16:10: Wir konnten nichts machen.
00:16:11: Haben politische Talkshows gesehen.
00:16:12: Da saßen immer wieder nur diese Männer, die darüber gesprochen haben.
00:16:15: Und irgendwann bin ich einfach also auch komplett sauer geworden, weil ich dachte,
00:16:19: wann zur Hölle spricht denn jetzt mal einer darüber, wie es eigentlich Frauen gerade geht?
00:16:22: Was bedeutet das eigentlich für Gleichberechtigung, für Gewalt an Frauen?
00:16:25: All das.
00:16:26: Und das habe ich nach Kollegin geschrieben, Cordelia Rüders Arnold bei Instagram.
00:16:31: Ich habe ja abends, Samstagabend zum Elf geschrieben.
00:16:33: Wir müssen was machen.
00:16:35: Hat sie mir drei Tage nicht darauf geantwortet und ich dachte, vielleicht war es zuvor schnell.
00:16:39: Ich habe mich jetzt überrannt und dann hat sie mir aber geantwortet und mir ihre Telefonnummer
00:16:43: geschickt und gesagt, komm, wir sprechen drüber.
00:16:45: Und dann ist innerhalb von drei Wochen, die diese Initiative entstanden,
00:16:48: wir haben einen Appell an die Bundesregierung gestellt und durften mit über 15.000 Unterschriften.
00:16:54: Das war eine riesige Kampagne, die war bundesweit in den Medien.
00:16:56: Und dann durften wir die auch hochoffiziell einreichen und haben uns mit mehreren Ministern
00:17:01: getroffen im Bundestag.
00:17:03: Und dann hat Cordelia am nächsten Tag zu mir gesagt, das war ja richtig toll.
00:17:07: Jetzt ändert sich ja bestimmt was.
00:17:08: Und dann macht sich so, was sage ich hier jetzt?
00:17:11: Also wie?
00:17:12: Warst du denn nicht ganz sicher?
00:17:14: Genau.
00:17:15: Und dann habe ich gesagt, ja, eventuell ist dieser Arbeit nicht so ganz vorbei.
00:17:18: Also es könnte jetzt nicht sein, dass morgen irgendwie Equipay und Gewalt an Frauen weniger wird.
00:17:24: Und dann habe ich gesagt, wir müssten da vielleicht noch mehr machen.
00:17:27: Und dann haben wir Wahltraut entwickelt, die feministische Wahlo-Martin,
00:17:31: weil wir gesagt haben, OK, was ist der nächste Schritt?
00:17:33: Die Bundestagswahl 2021.
00:17:36: Die Menschen müssen Parteien wählen, die sich genau für diese Themen einsetzen.
00:17:41: Und um das herauszufinden, müssen wir wissen, was die Parteien dazu sagen.
00:17:45: Und der normale Wahlo-Mart hat, glaube ich, so eine feministische Frage.
00:17:49: Da haben wir uns gedacht, OK, wir machen das Wahltraut.
00:17:52: Genau, uns gesagt, das ist ein schöner Name, weil Wahltrinsteck ist immer so ein schöner Prozess,
00:17:57: wenn man Namen sucht für sowas.
00:17:59: Wahltraut ist geworden, die einem Kreuzweise hilft.
00:18:02: Das war der Slogan.
00:18:04: Und es war ein super Erfolg.
00:18:05: Es hat unfassbar viel Spaß gemacht mit den unterschiedlichen Parteien,
00:18:09: darüber zu sprechen, dass sie für Feminismus machen.
00:18:11: Wir haben es mit ganz vielen Organisationen zusammen gemacht, die alle ihre Wahlbruchsteine eingereicht haben,
00:18:15: weil wir wirklich auch die Expertise mit abdecken wollten.
00:18:20: Und das ist irgendwie immer so für uns gewesen, dass wir Experten dazu holen,
00:18:25: weil wir quasi die Kampagnerinnen dahinter sind und die, die es dann nach draußen tragen.
00:18:30: Aber dass viele Frauenverbände da auch ihre Bühne bekommen und uns helfen und sich vernetzen.
00:18:35: Und das hat richtig viel Spaß gemacht.
00:18:37: Ja, und ja auch mit einer guten Resonanz, mit guten Zugriffszahlen, wenn ich das richtig erinnere.
00:18:42: Ja, das waren der zwei.
00:18:44: Also nach der Macht im Wahlo-Mart war es das zweitgenutzte, meistgenutzte Tool.
00:18:48: Also das war richtig cool.
00:18:51: Total beeindruckend.
00:18:53: Und dann gab es ja irgendwann auch nach dieser Wahl eine neue Bundesregierung.
00:18:58: Ich habe ein Interview von dir gelesen, wo du sagst, na ja, also so aus feministischer Perspektive ist das jetzt schon ein Unterschied.
00:19:05: Das war relativ zu Beginn der Legislaturperiode.
00:19:07: Du hast verschiedene Themen gesprochen.
00:19:10: Jetzt ist so etwas mehr als die Hälfte der Legislaturperiode rum.
00:19:14: Wie schaust du im Moment auf so eine Bilanz dieser Bundesregierung aus feministischer Perspektive?
00:19:21: Ja, etwas kritischer muss ich gestehen.
00:19:23: Also ich sehe das immer noch so und ich glaube, dass diese andere Regierung einen Unterschied macht.
00:19:28: Aber meine ehrliche Meinung dazu ist, es wäre besser, wenn die FDP nicht so viel blockieren würde.
00:19:33: Und das merkt man in vielen Themen.
00:19:36: Also vor allem, das kam jetzt die letzten Tage wieder raus, die Kindergrundsicherung.
00:19:39: Ich meine, wir sind von 12 Milliarden auf zwei runter und jetzt wahrscheinlich bald bei nix mehr.
00:19:44: Also es ist so, da sind so viele Themen, die wichtig sind, die drin stehen, wo man denkt, wow,
00:19:51: dass also dieser ganze Koalitionsvertrag war ein reiner Blumstrauß an feministischen Forderungen.
00:19:57: Und es hat richtig viel Spaß gemacht, den zu lesen.
00:19:59: Natürlich weiß ich mit meiner politischen Erfahrung auch, es ist eine Absichtsecklerung.
00:20:03: Keine, es bedeutet nicht, dass es umgesetzt wird, aber natürlich, dass die Absicht dahinter da ist.
00:20:09: Und ich glaube aber auch, und es muss man natürlich in der Anperegierung auch so gut halten,
00:20:13: dass die Jahre nicht so gekommen sind, wie man das vielleicht geplant hat.
00:20:16: Also das wird auch dazu gehört, ein Corona.
00:20:18: Wir haben den Ukrainekrieg, wir haben ganz andere Krisen.
00:20:22: Es ging um Klimaschutz, der Haushalt, es war ein riesen Ding.
00:20:26: Wir haben Demonstrationen, also der Fokus hat sich so ein bisschen verschoben, glaube ich,
00:20:31: in diesem Moment, also, dass man das schon stark merkt.
00:20:35: Aber trotzdem auch das Engagement von einer Familienministerin, die sagt,
00:20:38: ich bringe diese Themen immer wieder nach vorne.
00:20:40: Und auch, das muss man auch sagen, Marco Buschmann, der FDP-Justizminister,
00:20:44: auch manche Themen nach vorne bringt, manche dann aber auch nicht,
00:20:47: wenn er dann auf einmal auf europaebene nicht zu Jahr heißt Jahr zustimmt,
00:20:51: wenn es um Gewalt und Frauen geht und Vergewaltigungen, wo man sich dann auch denkt,
00:20:55: ja Mensch, also das hat man eigentlich anders besprochen in diesem Moment,
00:20:58: wenn wir uns den Koalitionsvertrag anschauen.
00:21:01: Aber dieser Kampf oder diese Realität, die man dann immer wieder hat,
00:21:05: das gehört irgendwie leider dazu.
00:21:09: Und ich bin umlängen dankbarer dafür, dass diese Anfallregierung doch progressiver ist
00:21:14: als Regierungen davor und vor allem auch so ein bisschen blickt,
00:21:18: wenn ich mir dieses Jahr anschaue, habe ich schon Bauchschmerzen,
00:21:21: wenn ich an die ausdeutschen Länder denke.
00:21:23: Gestern gerade auch noch was dazu geschrieben,
00:21:26: wenn wir uns ein Parteiprogramm und das Grundsatzprogramm der AfD anschauen
00:21:31: mit diesem politischen Idealbild einer Mutter.
00:21:34: Und wenn man sich auch das Europawahlprogramm anschaut,
00:21:36: wo eigentlich sehr klar drin steht, dass Abtreibungen verboten werden sollen,
00:21:41: dann merkt man den Unterschied schon gewaltig.
00:21:43: Das ist ja tatsächlich in allen Politikfeldern ein gewaltiger Unterschied
00:21:48: und es ist ja auch ein Unterschied,
00:21:51: in dem das wir Politikwissenschaftler da politische Repräsentation nennen würden.
00:21:55: Der Anteil von Frauen geht in den Parlamenten zurück, wo die AfD gewinnt.
00:22:00: Ja, total.
00:22:01: Die tauchen da einfach weniger auf.
00:22:04: Ja, also die AfD hat, glaube ich, einen Frauenanteil von 18 Prozent so ungefähr.
00:22:08: Spannenderweise trotzdem Frauen an der Führung, also alles Weide, Beatrix von Storch.
00:22:13: All diese Frontfrauen, die die AfD sie ja selber nennt,
00:22:17: die ja ein Paradoxon an sich sind.
00:22:19: Also durch ihre Lebensgeschichte und dem, was sie nach außen tragen,
00:22:23: ist es einfach spannend zu beobachten.
00:22:25: Muss man wirklich sagen, also das ist etwas, was mich am meisten
00:22:29: im negativen Sinne fasziniert, wie das funktioniert.
00:22:31: Man kriegt es nicht so ganz sortiert, wie das zusammenpasst,
00:22:35: diese Lebensgeschichte und diese politischen Positionen.
00:22:38: Ja, genau.
00:22:38: Also und das, da haben ja schon so viele auch darüber geschrieben
00:22:42: und ihre Meinung dazu geäußert, aber es bleibt für mich trotzdem
00:22:45: ein Mystikum, wie eine lesbische Frau sagt, sie ist nicht queer,
00:22:50: sie hat eine Frau geheiratet.
00:22:51: Ja, aber das bedeutet, du bist queer.
00:22:53: Also das ist einfach schwierig, schwierig darüber zu sprechen.
00:22:58: Und ich glaube, ja, die Zeiten werden, also ich bin sehr davon überzeugt,
00:23:02: dass dieser Sommer ein sehr harter Sommer wird und auch einer,
00:23:06: wo Politiker in sich sehr klar sein müssen, dass sie Argumentationen brauchen
00:23:11: dagegen, vor allem vor Ort.
00:23:13: Und ich glaube, das ist abschrecklich.
00:23:14: Ich meine, wenn ich mir, ich komme auch mal, ich komme so was immer von Hürzchen
00:23:17: auf Stöckchen, ich hoffe, das ist okay für dich.
00:23:20: Wenn ich mir vorstelle, ich stehe in einem Wahlkampfstand irgendwie,
00:23:23: also auch egal wo, auch hier ist es im Belefeld passiert und ein Mensch
00:23:28: sagt populistische Meinungen, dann weiß ich, dass zwei von drei
00:23:33: in diesem Wahlkampfstand das natürlich überfordert in dem Moment,
00:23:36: weil sie nicht wissen, wie reagiere ich jetzt richtig darauf.
00:23:39: Und das ist ein echtes Problem, was wir dieses Jahr haben werden.
00:23:43: Ja, weil es ja, finde ich, auch nicht immer so einfach ist.
00:23:46: Diese Parolen sind ja manchmal sehr eingängig, wie du sagst, die einfachen
00:23:50: Antworten auf die komplizierten Probleme und die lösen dann auch noch was aus.
00:23:54: Die erreichen einen emotional oft.
00:23:57: Genau. Und das können wir, wenn wir also zu deinem Gespräch zurück zum
00:24:01: Feminismus genauso sagen.
00:24:02: Also da ist es ja genauso, die ganze Abtreibungsdebatte, die wir geführt
00:24:06: haben und die wahrscheinlich immer wieder, immer wieder aus Tableau kommt.
00:24:11: Es ist genauso.
00:24:13: Also das sind diese populistischen Antworten, sind einfach so einfach.
00:24:16: Da geht es ja auch darum, dann Menschen zu stärken in der Auseinandersetzung damit.
00:24:22: Und ich habe auch beobachtet, du hast da eine Sache aufgesetzt mit
00:24:27: der Friedrich-Ebert-Stiftung, für die wir diesen Podcast hier durchführen
00:24:31: mit dem schönen Titel auch in Hinblick auf die Kommunalwahlen, die jetzt anstehen.
00:24:34: Frauenpunkt, Machtpunkt, Kommunalpolitik.
00:24:38: Neun mal neunzig Minuten.
00:24:40: Was ist das?
00:24:41: Ja, das ist was ganz, ich finde das supertoll.
00:24:44: Wir sprechen mit Kommunalpolitikerinnen oder welche, die es werden wollen.
00:24:47: Darüber, was sie eigentlich ja alles für dieses Amt nicht was sie brauchen,
00:24:52: aber was sie stärken könnte.
00:24:53: Und wo sie so einen vertrauten Kreis haben, in dem wir
00:24:57: über ganz verschiedene Sachen sprechen. Wie führe ich? Wie dreht ich auf? Wie kann ich in einem
00:25:03: Thema Expertin werden? Und wir sprechen da mit Bürgermeisterinnen, die schon sind. Es gibt ja
00:25:08: eine Reihe von richtig coolen Bürgermeisterinnen. Also das ganze Konzept passt also in Nordrhein-Westfalen
00:25:14: quasi. Und wir haben eine dabei auch relativ zu Anfang. Von der bin ich selber ganz begeistert,
00:25:20: weil ich ganz, ganz früher mal in meiner Ausbildung mit ihr gemacht habe. Sarah Süß ist auch ein
00:25:24: wunderbarer Name und sie ist super jung und ist von Weinkönigin zur Bürgermeisterin geworden
00:25:29: hier in Steinhagen. Ich finde solche Beispiele einfach so wunderbar cool, weil es einfach zeigt,
00:25:34: hey, Kommunalpolitik ist keine alteweiße Männerpolitik, sondern ist das, wo du vor Ort etwas
00:25:40: verändern kannst und wo du vor Ort für die Demokratie einstehen kannst. Und das ist eine
00:25:44: wunderbare, ehrenvolle Aufgabe. Und da die Frauen so ein bisschen zu stärken und zu zeigen, okay,
00:25:49: was brauchen wir, wie können wir uns vernetzen, wo können wir offenmal Probleme ansprechen. Das
00:25:55: wollen wir so ein bisschen leisten. Und das kann dann ja dazu beitragen, dass man das Gefühl hat,
00:26:02: ich bin nicht alleine, vielleicht bin ich in der einen oder anderen Situation mal allein unterwegs,
00:26:07: aber es gibt da Leute, die quasi ähnlich unterwegs sind wie ich. Voll. Und ich glaube,
00:26:12: das ist der wichtigste Punkt, egal was man macht, ob man Kommunalpolitik macht oder ob man sich
00:26:16: irgendwo engagiert, dass man sein Netzwerk hat und sich einsucht und Leute mit aufnimmt, weil ich
00:26:22: glaube, sobald man das hat und sich reflektieren und spiegeln kann und auch noch Hilfe fragen kann,
00:26:27: dann ist man umso stärker. Und das ist etwas, was die Demokratie gerade leisten kann, glaube ich,
00:26:33: für Politiker*innen, wo wir viel mehr, also was einfach gerade gemacht werden muss. Menschen
00:26:38: müssen sich vernetzen, zusammen einstehen und Politik machen. Das finde ich ganz großartig.
00:26:43: Und zu diesem Politikmachen gehört ja auch, dass man irgendwie einigermaßen, wir haben eben schon
00:26:49: drüber gesprochen, kompetent über die Dinge reden kann, dass man weiß, worum es geht und
00:26:54: ich glaube, das war eine der Motivationen, warum du einen neuen Podcast noch aufgesetzt hast. Du bist
00:26:59: die Informantin und hast da einen Nachrichten-Podcast. Alle zwei Tage, wenn ich es richtig
00:27:06: überschaue, zehn, fünfzehn Minuten, sehr kurz, sehr leicht und trotzdem, wie ich finde, mit sehr
00:27:14: guten Einordnungen. Aber bevor ich darüber rede, erzähle nochmal, es gibt ja tausend Podcasts.
00:27:19: Warum hast du noch einen neuen aufgesetzt? Das ist immer die erste Frage. Ja, ich glaube, weil es
00:27:26: mir einfach am Herzen lag, ich habe also selber viel Podcasts und der erste, den ich mit Ralf gemacht
00:27:32: habe, das war eine lange Version, das lief am Anfang alle zwei Wochen und ich hatte immer diese
00:27:36: Gefühl, also ich habe das auf Instagram ganz viel gemacht, dass ich die News morgens gemacht,
00:27:41: aber die News des Tages vorgestellt habe und es hat so einen Anklang gefunden und im ersten
00:27:45: Moment habe ich mich auch da mal gefragt, also es ist nicht so schwer, die Tagesschau-App aufzumachen,
00:27:50: aber ich habe immer mehr Rückmeldungen bekommen von Leuten, die gesagt haben, ja, ich könnte das
00:27:54: jetzt auch selber lesen, aber ich mag das total, dass du das machst und das direkt einordnet. Also ich
00:27:58: habe direkt verstanden, was diese Meldung denn bedeutet und muss mich nicht erst fünf Minuten
00:28:04: durch so einen Text hangeln, der super trocken ist. Und das war der Punkt, wo ich dachte, okay,
00:28:09: das kann ich auch für die Ohren machen, weil ich das einfach jeden Morgen selber für mich auch
00:28:13: sowieso mache und so ist diese Idee entstanden und mit dieser Idee bin ich dann zu Prosieben gegangen
00:28:18: und habe gesagt, hallo, ich finde das ganz toll, habt ja da Lust drauf und sie hatten Lust darauf
00:28:23: und wir haben letztes Jahr genau zusammengearbeitet, jetzt gehört das Projekt "Mir" und ja genau,
00:28:29: dreimal die Woche, Montag mit Wuchs Freitags, schaue ich mir die aktuellen News an und versuche,
00:28:32: nachdem ich sie vorgestellt habe, sie einzuordnen und auch zu erklären, dass man den Überblick nicht
00:28:39: verliert. Genau, es sind Einordnungen, es sind Erklärungen, also es ist nicht nur das, was die
00:28:44: Tagesschau in der Regel leistet, so eine Nachrichtenbeschreibung für die, die es schon verstehen
00:28:50: und perfekt einordnen können, da wird ja nicht erklärt, was die Europäische Kommission ist,
00:28:54: sondern es wird vorausgesetzt, dass man weiß, was die Europäische Kommission macht.
00:28:59: Genau, und es gibt auch immer ein bisschen Meinung, also das muss man ja sehr deutlich dazu sagen,
00:29:02: was ich mache, ist ja auch Meinungs-Generismus, also man bekommt vor allem, weil ich ja auch
00:29:07: auswähle, was ich über was ich spreche, das ist das, was mich auch interessiert in dem Moment.
00:29:12: Du hast gesagt, du hast eine positive Resonanz, hängt das auch damit zusammen, dass diese Nachrichten
00:29:21: nicht nur negativ sind, du hast ja bewusst immer am Ende diese Good News und ich erinnere so ein
00:29:26: Gespräch mit Mintho Tran, einer Journalistin, hier in unserer Podcastreihe, die gesagt hat,
00:29:31: es ist super wichtig, dass Nachrichten jetzt nicht nur News auslern traurig sind, wir brauchen was.
00:29:39: Ich brauche ja auch selber die Good News jedes Mal nach jeder Folge, also ehrlicherweise,
00:29:44: ich hatte das am Anfang nicht und irgendwann habe ich Nachrichten gekriegt, von Leuten,
00:29:47: die gesagt haben ganz ehrlich, kannst du nicht auch mal über was Gutes sprechen, ist die Welt
00:29:51: denn so schlecht? Und dann dachte ich mir, ja, hast du Recht, das machen wir und seitdem gibt es fast
00:29:56: immer, also manchmal vergess ich, sondern kriege ich auch meistens Ärger, also kriege ich auch Nachrichten
00:30:00: von Leuten, heute gab es keine Good News, es ist so in Ordnung und seitdem mache ich das,
00:30:05: dass es auch immer die Good News am Ende gibt und ich muss gestehen, es ist natürlich die
00:30:09: Recherche nach Good News, viel anstrengender, weil sie gar nicht so einfach zu finden sind in
00:30:13: allen, in dieser ganzen Schlagzeilenwelt, in der wir uns befinden, aber das macht einfach auch
00:30:19: Spaß, ich brauche, also ich finde es auch selber schön, wenn ich mich über was freuen kann am
00:30:23: Ende, da hat man wenigstens ein gutes Gefühl, wenn man diese Folge verlässt. Ja und ich glaube,
00:30:29: es ist auch ein realistischer Blick auf die Dinge, also die Welt ist ja nicht nur schlecht und nicht
00:30:33: nur Katastrophe und nicht nur Krise. Ja, total, aber das ist diese Aufmerksamkeitsökonomie,
00:30:38: in der wir halt drinstecken, also darum wird am meisten natürlich darüber berichtet und es hat
00:30:44: auch die meisten Klickzahlen, so gehört ja alles dazu, aber es ist umso schöner auch zu zeigen,
00:30:49: wie schön die Welt ist und was es für coole Sachen gibt oder für coole Menschen die tolle
00:30:53: Dinge auf die Beine gestellt hat und auch über die zu berichten, weil ich glaube, dass viele Menschen
00:31:00: auch, das begegelt mir auch immer häufig, dass Menschen sagen, ich halte das nicht aus, ich
00:31:06: kann nicht den ganzen Tag Nachrichten konsumieren, das ist mir zu viel, wie geht mir mit Nachrichten
00:31:11: um? Das Thema, die sehe ich ja auch viel, dass ich sage, mach das nicht den ganzen Tag, setzt
00:31:17: euch Zeiten dafür, sucht euch eure Medien immer bitte drei Quellen ist immer gut, dass man nicht
00:31:22: nur bei einer Quelle irgendwie stecken bleibt und dann das irgendwie zusammenführt und dass man
00:31:28: dann auch noch ein schönes Privatleben hat. Genau, also ein bewusster Umgang mit dieser
00:31:33: Öffentlichkeit, die uns da erreicht und das ist wunderbar, dass du das so ansprichst,
00:31:36: das steht tatsächlich, also dein von Hölzchen auf Stöckchen kommen entspricht, sozusagen meiner
00:31:41: Stichwortliste, es fügt sich wunderbar zusammen, ich wollte tatsächlich mit dir gerne noch ein
00:31:46: bisschen darüber reden, wie sich Öffentlichkeit verändert und wie wir es hinkriegen, eine
00:31:51: funktionierende Öffentlichkeit aufrecht zu erhalten. Demokratie kann ja nicht funktionieren,
00:31:56: ohne dass wir uns austauschen über die Dinge, die uns gemeinsam betreffen und schon gar nicht in
00:32:00: großen Demokratien, massen Demokratien und da erleben wir drastische Veränderungen. Also,
00:32:08: das ist eine andere Welt als die, in der wir aufgewachsen sind, obwohl wir unterschiedlich alt
00:32:16: sind, aber schon in wenigen Jahren hat sich da viel verändert und ich glaube, es gehen nach meiner
00:32:21: Einschätzung ganz viel Gemeinsamkeiten verloren, einmal Gemeinsamkeiten in der Hinsicht, was man
00:32:26: so überhaupt über die Welt mitkriegt, da gibt es manchmal so Paralleluniversen, ist mein Eindruck,
00:32:32: aber es gehen auch Gemeinsamkeiten bei den Spielregeln, wie man über etwas berichtet,
00:32:37: mit welcher Anständigkeit man vielleicht miteinander umgeht und trotzdem bist du da
00:32:42: mittendrin, TikTok, Insta, Spotify, was weiß ich, du bist auf allen Kanälen unterwegs,
00:32:48: wie erlebst du das zunächst? Ja, das ist eine gute Frage, die zur Ehrlichkeit auch immer dazu gehört.
00:32:54: Ich glaube, es hat mehrere Geschichten, es kommt doch immer auf die Plattform an, also auf Instagram
00:33:01: ist die Welt nett, muss man sagen, meistens. Da gibt es auch Menschen, die etwas kritisieren,
00:33:06: aber ganz oft bekommt man Nachrichten, die dann anfangen mit, ich möchte dir jetzt nicht sagen,
00:33:12: aber so, und dann denke ich mir, okay, das ist nett, damit darüber können wir sprechen. Auf TikTok
00:33:18: ist es manchmal eine andere Welt, da habe ich schon viel mehr Haustenkommentare, also da ist es täglich,
00:33:23: dass ich solche Sachen kriege, wie ich hoffe, du brennst oder also es ist wirklich viel und es
00:33:29: wird auch alles, also bei mir wird das auch alles immer zur Anzeige gebracht. Es passiert aber auch
00:33:34: und es ist mir einmal bislang passiert, wo es sehr groß war, völlig unerwartet für mich,
00:33:40: habe ich im Sommer ein Reel gepostet über die AfD, irgendwas, ich kann es nicht mehr genau sagen,
00:33:46: was es war, aber ich habe es für irgendetwas kritisiert und das muss in irgendeinem Telegram-Kanal
00:33:51: gelandet sein, diese Kritik und dann war es so, dass ich wirklich innerhalb von Sekunden ist mein
00:33:58: Instagram-Account komplett abgestürzt, weil ich so einen Shitstorm gekriegt habe von rechts, also
00:34:04: ich hatte nur Männer, die mich beleidigt haben, also es war unter meinen Posts, unter meinen Reels,
00:34:09: in meinen Nachrichten und da war das erste Mal, da hatte ich das Gefühl, ich saß im Wohnzimmer,
00:34:13: weil ich nehme das immer am Wohnzimmer auf und ich habe, also ich habe aus dem Fenster geguckt und
00:34:19: gedacht, die kommen gleich mit den Fackeln hier um die Ecke, die stehen hier gleich, so hat sich
00:34:22: das angefühlt und das war richtig unangenehm und da habe ich auch das Gefühl gehabt, okay, es ist ein
00:34:28: Handy, ich mache es aus, ich lege es jetzt weg, also das ist nicht das reale Leben gerade hier bei mir
00:34:34: in meinem Wohnzimmer, aber irgendwie halt dann doch schon, weil dieses Sass im Netz, den man bekommt,
00:34:40: vor allem wenn man sich gegen Rechtsextremismus stellt, der ist krass und es gibt ja auch also
00:34:46: viele neue Untersuchungen dazu, dass gerade auf TikTok die AfD natürlich den ganzen Raum für
00:34:53: sich gekapert hat, die dem anderen demokratischen Parteien finden da kaum statt und das ist mir
00:34:59: auch passiert, ich habe einen TikTok gemacht über einen AfD, ich habe geordneten aus Baden-Württemberg,
00:35:04: der hat einen Abschiebekalender entworfen und verkauft und in seinem Video die zwölf schönsten
00:35:10: Abschiebe Flugzeuge gezeigt in diesem Kalender mit romantisierender Musik und ich habe es gesehen,
00:35:14: mir ist es so schlecht geworden, ich habe da also ich habe da meine Meinung zugesagt, es war es ist
00:35:20: viral gegangen auf TikTok und diese Abgeordnete hat mir geschrieben und das war so ein Moment wo
00:35:25: ich dachte, Mist, das fühlt sich komisch an, vor allem weil er gesagt hat, ich schick dir gern ein,
00:35:30: sag mir doch deine Adresse wo ich dachte, nie auf keinen Fall, also das ist so eine Übergriffigkeit,
00:35:35: findet halt Staat, die man aushalten muss, ich glaube aber, dass wir auch mehr Regularium bräuchten,
00:35:42: dass man unterstützt wird, weil so war es und das gerade, weil ganz viele Menschen trauen sich
00:35:47: nicht was zu sagen, weil sie wissen wie diese Maschinerie funktioniert oder ziehen sich zurück,
00:35:52: weil sie denken, da habe ich keine Ressourcen für. Total, das Bild was man da mitnimmt,
00:35:58: das ist ja nicht die Welt sozusagen als Ganze, es sind Menschen und manchmal auch Maschinen,
00:36:06: die das bewusst inszenieren und bewusst auch wollen, dass sich andere daraus zurückziehen.
00:36:11: Du sagst mehr Regularium, das könnte man tun, diesen Raum zu schützen.
00:36:18: Bei mir ist es so, ich bekomme viel Unterstützung von Hate8, das ist eine Non-Profit-Organisation,
00:36:23: die ein berät, also ich habe viele Gespräche geführt und es ist nun so, dass ich meine Sachen
00:36:28: einfach auch übersende, wenn irgendwas kommt. Einer meiner spannendsten Fälle war mal,
00:36:33: ich habe eine Mail bekommen, eine Droh-Mail, da ist Karl Lauterbach direkt mit bedroht worden und
00:36:37: das landete dann alles beim Staatsschutz, das war so, wo ich dachte, wow, okay, jetzt füllen.
00:36:42: Also das war ein krasses Gefühl auch, also all das was das mit sich bringt, ich glaube,
00:36:46: dass vor allem Plattformen, gerade in die falsche Richtung laufen, Instagram, also Meta,
00:36:52: möchte Politiker einschränken, ich glaube was eingeschränkt werden muss, ist rechtsextremismus,
00:36:57: alles was demokratiefeindlich ist, darf auf diesen Plattformen nicht stattfinden. Das muss
00:37:01: gemeldet werden, das muss mehr eingeschränkt werden und man braucht auch mehr Schutz,
00:37:05: glaube ich, durch Gesetze, dass es einfach mehr geahndet wird, dass man diese Menschen
00:37:10: auch wirklich findet, fast also über die Hälfte meiner Anzeigen führt zu nichts,
00:37:14: natürlich nicht, weil es Bots sind, weil das irgendwelche Fake-Accounts sind,
00:37:17: man findet die Leute nicht und für die haben die haben oft das Gefühl, sich im rechtsfreien
00:37:21: Raum zu bewegen. Mehr Regularien, da sind die Plattformen gefordert, das natürlich der
00:37:30: Gesetzgeber gefordert, wie ist das mit persönlicher Unterstützung, mit Netzwerken, die du ja eben
00:37:36: ganz zu Beginn schon mal angesprochen hast, hilft dir das? Total, ja, gerade als das im Sommer
00:37:42: passiert ist, da haben mich drei Kollegen angerufen, mich gefragt, wie es mir geht und ich habe von
00:37:46: einem dann auch einen sehr guten Tipp bekommen, was man machen kann, also wie man selber auch
00:37:51: Sachen limitieren kann und das also total, diese Unterstützung ist sehr viel wert, weil die Menschen,
00:37:57: die das machen, das alle kennen und man darüber sprechen kann in dem Moment. Also was krass ist
00:38:03: es halt eher so das Privatleben, meine Mutter hat das mitbekommen und ist völlig aus dem
00:38:09: Häusling, also mega, also war er so richtig aufgeregt und ich angerufen, geht es dir gut,
00:38:13: kannst du das vielleicht nicht doch lassen und nicht doch was anderes machen? Also das merkt man
00:38:18: schon, dass der Unterschied dann da nochmal gravierend ist. Naja, ja, auch weil es, also ich
00:38:23: fand es sehr spannend, wie du das eben beschrieben hast, dass dich die Nachrichten natürlich
00:38:27: da zu Hause in deinem Wohnzimmer erreichen und das ist ja das Verfiedern, das erreicht uns ja
00:38:32: jeden Tag 20 v7 da, wo wir zu Hause sind, es gibt ja in dem Sinne keinen geschützten Raum. Ja,
00:38:38: genau, genau und das ist es, also das ist auch spannend, ich habe natürlich auch, ich gebe ja
00:38:43: freiwillig Zugang in meinem Privatleben, also es gehört ja auch dazu, dass Menschen wissen,
00:38:49: wer ich bin, aber es sind ja immer nur diese 15 Sekunden am Tag, also das ist ja nicht die
00:38:54: Realität in dem Moment, aber das ist ein spannender Mechanismus, der auch viele Gefahren
00:39:01: biegt einfach. Danke für die Offenheit und für die Hinweise im Umgang damit. Lass uns einen
00:39:08: harten Cut machen, wir haben eine feste Institution in diesem Podcast, das ist das dafür
00:39:13: dagegen Spiel, wie würde dir gerne 20 Begriffe nennen und du sagst einfach, ob du dafür bist
00:39:20: oder dagegen bist. Oh, das hört sich okay, ich kann nicht so schnell reagieren, aber ich bin
00:39:24: gespannt. Aber easy, das wird gut laufen und also es fängt gut an, kostenfreier ÖPNV. Dafür.
00:39:33: Gut, Europäische Union. Dafür. Online-Wahlen. Dafür. Quotierte Wahllisten. Dafür. Demus gegen
00:39:46: Recht. Dafür. Hohe Erbschaftssteuer. Dafür. Für die Bildzeitung arbeiten. Absolut dagegen.
00:39:55: Judo. Oh, dafür. Die vier Tage Woche. Dafür. Pizza mit Zos Hollandaise. Oh, dagegen. Werden bisher
00:40:06: einen Gast, ich verrate nicht, wer das war, der hat sich dafür ausgesprochen, alle anderen
00:40:10: dagegen. Intersektionaler Feminismus. Dafür. Der Ausbau des ÖPNV im ländlichen Raum. Dafür.
00:40:19: Der EU-Beitritt der Ukraine. Dafür. Ein elternunabhängiges BAföG. Dafür. Autofreie Innenstädte.
00:40:34: Dafür. Okay, bedingungsloses Grundeinkommen. Auch dafür. Auch dafür. Ich werd immer linker hier,
00:40:43: dass du enttanzst mich hier richtig. Also wir werden darauf zurückkommen müssen, ja. Letzte Frage.
00:40:49: Urlaub am Strand. Bist du eine Strandurlauberin? Ich bin eine Camperin. Wir campen. Also beides.
00:40:56: Ich liebe die Berge, aber auch Strand. Gerne. Mischung. Da ist man als Camperin ja flexibel. Genau.
00:41:03: Du hast ein bisschen gezögert bei den Online-Wahlen und am Ende gesagt, ja, warum? Warum das Zögern
00:41:11: und warum trotzdem? Ich glaube, dass ich einfach, da muss ich gestehen, dass ich glaube, so wenig,
00:41:18: also ich stelle es mir gut vor. Ich weiß ehrlich gesagt über die Risiken nicht genug Bescheid,
00:41:23: um es dir wirklich ehrlich beantworten zu können an dieser Stelle. Aber es ist schon so ein Gefühl,
00:41:30: das wäre gut, das quasi einfacher zu machen dieses WER. Das ist es. Genau. Aber deswegen habe ich
00:41:34: gezögert, weil ich dachte, Mist, was sind denn die Risiken bei Online-Wahlen? Was ist mit
00:41:38: Datenschutz funktioniert? Dass es fähig war? Da weiß ich einfach, da würde ich mich glaube,
00:41:43: ich einlesen, um so richtig zu sagen, ja, voll dafür. Aber im ersten Moment und das wird ja
00:41:48: immer wieder diskutiert, denke ich schon. Also wenn ich darüber nachdenke, was wir alles schon
00:41:52: auf die Beine gestellt haben, damit auch ältere Menschen zur Wahl kommen, irgendwie Taxen,
00:41:56: Menschen hat hinbringen, Menschen gerade nicht an dem Ort sind, Briefwahl, also das ist ja alles
00:42:02: super. Aber ich glaube, wenn ich mir so über die Digitalisierung Gedanken mache, wäre das der
00:42:06: nächste Schritt. Aber die Gefahren daran, die würde ich mir gerne nochmal genau angucken,
00:42:11: bevor ich einfach so mein Dafür in die Welt posaune. Müsste man nochmal genau drauf schauen,
00:42:17: das verstehe ich, dieser Angewahlenz da. Demos gegen rechts. Bist du, dafür hatte ich
00:42:23: das überrascht, dieses Ausmaß oder überraschtest ich nach wie vor oder hättest du damit gerechnet?
00:42:28: Das ist auch eine spannende Frage. Ich hätte mir einfach schon so viel eher gewünscht, weil ich
00:42:34: irgendwie, ich hatte das Gefühl, ich bin wie so ein, also ich winkle und sage, hallo, hallo,
00:42:38: das ist jetzt schon so lange, warum geht ja nicht auf die Straße? So habe ich mich das
00:42:42: letzte, ganze letzte Jahr gefühlt. Ich kann aber verstehen, dass das jetzt passiert,
00:42:46: auch wenn das was bei der Korrektivrecherche rausgekommen ist, nicht so überraschend ist
00:42:50: ehrlicherweise. Also auch die AfD selbst hat ja gesagt, Hörremitration, sagen wir mal,
00:42:55: das ist schon seit Monaten. Also das ist so ein Gefühl, aber es ist diese Story, es ist dieses,
00:43:00: du kannst nicht daran vorbeigehen jetzt mehr. Jetzt ist die Zeit sich zu positionieren. Das ist
00:43:06: super. Ich hoffe, dass das noch ganz lange anhält. Ich hoffe, dass wir da echt noch
00:43:10: wochenlang was mitmachen und dass wir genau dann noch diese Übersetzungsleistung haben.
00:43:16: Dass man nicht nur, also Demos haben ja auch wirklich eine gute Sache. Man fühlt sich ja gut.
00:43:21: Man fühlt sich verbunden. Man hat eine Gemeinschaft. Aber was ist dann? Also was ist der nächste
00:43:26: logische Schritt? Politik machen und das wünsche ich mir. Ja, rein in irgendwelche initiativen
00:43:33: Parteien, Verbände, was weiß ich. Genau, genau. Auf jeden Fall drüber reden. Es reicht mir auch schon,
00:43:39: wenn man mit seinem Konservativen Onkel sich streitet, diskutiert, das nicht mehr ausweicht,
00:43:44: weil man merkt, man sagt ja immer, ja, da müsste man ja mal was machen. Ja, nee, das sind halt wir,
00:43:48: die was machen müssen. Also nicht nur tante Wahl traut, sondern auch Onkel Herbert. Genau. Und da sollte
00:43:55: man sich ganz oft noch mal daran erinnern, finde ich. Das macht man manchmal nicht. Wir sind fast am
00:44:00: Ende unserer Zeit und haben so viele riesen Themen behandelt. Und manchmal ist es ja so, dass man
00:44:07: ein bisschen mit schlechter Launa daraus gehen könnte bei all diesen schwierigen Themen. Ich würde
00:44:13: dich gerne noch fragen am Ende unseres Gesprächs. Ich habe dich kennengelernt, als jemand, der so
00:44:18: sprudelt voller Ideen und ständig neue Projekte im Ärmel hat. Wenn du jetzt irgendein Projekt,
00:44:24: also wenn du Kapazitäten hättest, um noch weitere Projekte zu stemmen für quasi eine bessere,
00:44:29: inklusivere, gerechter Welt, was für ein Projekt würdest du an den Start bringen?
00:44:36: Also ich habe gerade viele neue Projekte, die bald rauskommen, die auch alle toll sind.
00:44:42: Logisch. Also ich vielleicht, genau, heute ist der erste Dritte. Heute ist mein zweites Kinderbuch
00:44:48: erschienen. Wie geht eigentlich Klimaschutz, tun die aus der Orangenkiste? Wenn ich die Kapazitäten
00:44:53: hätte, würde ich gerne mit diesem Buch noch viel mehr an Schulen gehen und daraus vorlesen und
00:44:58: mit Kindern darüber sprechen. Der erste Band, was bedeutet eigentlich Demokratie, und das kam
00:45:05: sehr passend natürlich, also es kamen September raus. Und jetzt gerade in den letzten zwei Monaten
00:45:10: sind wir wirklich, also meine Koordin, Tina Rute und ich, überschwemmt worden von Anfragen von
00:45:15: Schulen und ich würde wirklich den ganzen Tag nichts lieber machen, als mit Kindern über dieses
00:45:19: Thema reden. Weil also ich habe eine, eine Lesung noch sehr stark in Erinnerung. Da war ich an
00:45:25: einer Schule und habe die Kinder, die waren so sieben, sieben, acht waren die erste, zweite Klasse.
00:45:31: Und die gefragt, ob die denn Demokratie schon mal erlebt haben. Da hat ein Kind zu mir gesagt, ja,
00:45:36: es gibt ja diese Leute, die kläden sich immer auf die Straße. Ist das auch Demokratie? Und ja,
00:45:44: mein Nachbar, der ist Bauer, der ist ganz wütend, der fährt mit seinem Traktor grad immer überall hin.
00:45:48: Und da merkt man einfach so stark, wie Kinder das alles mitbekommen, über was wir gerade sprechen.
00:45:53: Und das würde ich gerne noch viel mehr machen, mit Kindern darüber reden. Also die kriegen das
00:45:59: alles mit, sind Teil unserer Gesellschaft und echt nicht blöd. Ja, total. Sind es Demokraten?
00:46:06: Wie Kinder? Ja, total. Also gerechtig, man merkt bei Kindern immer, also dieses Gerechtigkeitsempfinden
00:46:16: ist unfassbar ausgeprägt. Also das ist nicht, man muss noch nicht mehr über das Thema sprechen.
00:46:22: Ich finde, man merkt das, ich habe sehr viele Patenkinder. Ich merke das immer. Das ist unfair.
00:46:27: Warum ist das so? Das kann doch nicht sein. Also das ist so so spannend und so schön zu beobachten,
00:46:33: dass diese Kinder alle so ein Empfinden für Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit haben und das
00:46:38: nicht nachvollziehen können und ganz oft erst durch Sozialisation, ja andere Ansichten an,
00:46:44: was in der Jugend passiert, sich das glaube ich erst ändert, aber so kleine Kinder, also dieses
00:46:48: Gerechtigkeitsempfinden, ich habe das Gefühl, dass das super stark ausgeprägt ist. Das geht mir
00:46:52: ganz genauso, die heftigsten Debatten mit meinen Kindern sind die Frage, was gerecht und was
00:46:57: ungerecht ist. Genau, genau. Das ist ja gut, weil es einen selber auch manchmal herausfordert,
00:47:03: auf die Dinge noch mal zu schauen. Genau, wenn man diese "Warum ist das so?" Frage bestellt bekommt
00:47:07: oder "Wofür ist das denn jetzt gut?" Ja, meine Eltern haben früher mal gesagt, weil das eben so ist,
00:47:12: aber es ist halt schön, wenn man eine Antwort darauf geben kann, dass Kinder denken, ah okay,
00:47:16: oder auch verstehen, warum nicht. Mein Freund hat mir mal die schöne Geschichte erzählt von seinen
00:47:21: Eltern, als es zum Fleisch essen geht, es ist nicht auch sehr bemerkenswert, also Kinder,
00:47:26: ich erlebe immer mehr Kinder, die sagen, ich kann das nicht essen, das ist ja ein Tier, also die so
00:47:30: ein bisschen auch in hinter Sachen blicken. Ihm ist als Kind erzählt worden, dass das Fleisch auf
00:47:34: den Bäumen wächst, das ist halt nicht so schön. Und das ist auch so ein Punkt, wo ich denke, Kinder
00:47:41: hinterfragen diese Sachen alle und das ist super schön, wenn man ihnen Antworten darauf geben kann
00:47:46: und sie weiter darüber nachdenken. Und darum finde ich es auch toll, dass Kinder mit auf Demonstration
00:47:50: kommen. Also mit dem schönen Ortschutz, ich sehe immer die Kinder mit dem Ortschutz auf
00:47:54: den Demonstrationen, das ist natürlich super, aber wenn die Plakate gebastelt haben, verstehen,
00:47:58: um was es geht, sie kriegen es eh mit. Also mein Partner ist acht, mein Ältestes, also ich habe
00:48:04: vier Partner Kinder und er ist acht und wir sind mit ihm, der ist hat natürlich alles mitgemacht von
00:48:10: Corona, Ukraine, Anti-Nazi-Demos, wir sind auf alles irgendwie, ist er mitgekommen als kleiner Junge,
00:48:17: wenn ich irgendwann mal, da habe ich ihn besucht, bin er hingekommen, hat er mich angeguckt,
00:48:20: dann hat er gesagt, gehen wir heute schon wieder auf eine Demo, so sehr schön. Ich gemerkt habe,
00:48:28: ja okay, du bist sehr krass sozialisiert, weil wir immer zusammen auf Demos gehen, aber das war
00:48:34: ein lustiger Moment. Ja, also Hut ab und liebe Grüße an alle deine vier Partner Kinder. Aber es
00:48:44: zeigt ja, also dieses Reden über Kinder, das zeigt ja etwas, was um vielleicht noch eine letzte
00:48:49: Brücke zu schlagen, zu dieser SPD, über die wir vorhin sprachen, was ganz tief in dieser
00:48:53: sozialdemokratischen Programmatik drin ist, dass wenn man darüber nachdenkt und darüber spricht,
00:48:58: was für alle gut ist, dann kommt man zu Lösungen einer fairen, einer gleichberechtigten Gesellschaft,
00:49:04: weil es eben nicht zu rechtfertigen ist. Genau, ja. Das ist anders ist. Total, ja und darum sind
00:49:11: so Vorschläge wie Kinder bei Entscheidungen zu beteiligen, finde ich sehr, sehr wertvoll,
00:49:15: mehr über Kinderrechte zu sprechen, all das Kindern eine bessere Zukunft zu versprechen,
00:49:20: durch eine Kindergrundsicherung, all diese Sachen sind so extrem elementar wichtig gerade,
00:49:25: die würde ich gerne mehr sehen in der Politik. Also es gibt noch was zu tun, aber es gibt auch
00:49:34: gute Argumente weiterzumachen, wir enden quasi auf einer optimistischen Note. Ich bin super
00:49:39: dankbar für das Gespräch, für all die Ideen, all die Inspiration, all die Haltungen, die du
00:49:43: gezeigt hast, Sally. Vielen Dank für den super Austausch. Danke dir.
00:49:47: Ja.
00:49:48: [Musik]
00:49:52: [Musik]
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