Harald Krassnitzer und die Befreiung durch die Schauspielerei | 21 Zukunft gerecht Talk

Shownotes

Harald Krassnitzer war Bergdoktor und ist aktuell Tatort-Kommissar – und seit vielen Jahren Sozialdemokrat. Er erzählt uns von seinem sozialdemokratisch geprägten Elternhaus in Österreich und wie ihn ein Schulkamerad zur Schauspielerei brachte. Bis heute prägt ihn sein Aufwachsen ohne "Luxusartikel" wie Bücher, Musikinstrumente und Eis im Sommer. Er verrät uns seine Einschätzung zum Kanzlerkandidaten der SPÖ und warum er selbst nicht geeignet ist Olaf Scholz zu spielen. Nachdenklich machen ihn aktuelle politische Entwicklungen: Autoritäre Regierungen gilt es zu verhindern.

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00:00:00: Und so ist auch diese eigentliche Findung zu meinem Beruf,

00:00:03: einer Frage zu bedanken, die von einem Schulkameraden kam,

00:00:07: der eines Tages fragte, willst du nicht bei der Leinspielgruppe von meinem Bruder mitspielen?

00:00:12: Und das war, als hätte jemand 1000 Torrennen hier aufgemacht.

00:00:16: Das ist ja wahrscheinlich gerade in der Sozialdemokratie eines der ältersten Krankheiten,

00:00:21: dass man gerne über die Sozialdemokratie schimpft

00:00:24: und die größten Kritiker der Sozialdemokratie sehen die Sozialdemokraten selbst.

00:00:29: Ich glaube, dass wo immer wir hinschauen, wo diese autoritären Systeme am Walten sind,

00:00:36: sehen wir ziemlich eindeutig, dass sie nicht besser sind.

00:00:40: Herzlich willkommen zum Zukunftgerecht Podcast der Friedrich-Ebert-Stiftung.

00:00:50: Unser Motto ist ja immer, dass wir unter Freunden reden wollen.

00:00:54: Und ich glaube, das passt heute besonders gut,

00:00:56: nicht nur weil wir einen sehr sympathischen, sehr klugen Gesprächspartner haben,

00:01:00: sondern weil wir auch ein Gesprächspartner haben, der Millionen Menschen sehr vertraut ist,

00:01:05: weil er ständig in ihrem Wohnzimmer zu Gast ist.

00:01:08: Manche kennen ihn als Dr. Justus Halstein, dem Bergdoktor, andere erkennen ihn als Moritz Eisner,

00:01:14: den Tatortkommissar aus Wien.

00:01:17: Hier ist er heute als der, der tatsächlich ist, Harald Krasnitzer. Herzlich willkommen.

00:01:22: Ich sage herzlichen Dank für die Einladung und für die mich fast beschämenden Worte,

00:01:26: die du da gefunden hast.

00:01:27: Alle sehr gerechtfertigt, wie es mir scheint.

00:01:30: Harald, du kennst unser Format, du weißt zu Beginn fragen wir unsere Gäste immer in so einem Podcast,

00:01:35: in dem es um Politik, um Gerechtigkeit geht.

00:01:37: Ob sie sowas haben wie so ein Ort der Gerechtigkeit,

00:01:40: den sie erinnern, wo sie in ihrer Biografie zum ersten Mal sozusagen so ein bewusstes,

00:01:44: politisches Denken, ein Nachdenken über Gerechtigkeit empfunden haben.

00:01:50: Bei manchen war das der Küchentisch der Eltern, bei anderen Jugendzentrum,

00:01:54: wo sie mit anderen Jugendlichen in Kontakt gekommen sind.

00:01:57: Kannst du auch sowas für dich beschreiben, was du mit den Anfängen deines politischen Denkens in Verbindung bringst?

00:02:03: Ja, ich glaube, das ist jetzt nicht ein Ort, sondern es ist ein erweiterter Raum eigentlich.

00:02:08: Das war die Wohnsiedlung, in der ich aufgewachsen bin.

00:02:12: Natürlich auch die Wohnung, die dazu gehört hat.

00:02:15: Das war eine Genossenschaftswohnung in Krödig bei Salzburg.

00:02:20: Und die durften wir mit vielen anderen Familien neu beziehen.

00:02:26: Und die, ich glaube, ist jetzt erst vor wenigen Tagen, wurde die geschliffen.

00:02:31: Was fast wie in so einem kleinen Schmerz ist, weil da plötzlich das weg ist

00:02:36: und da wird was Neues hingebaut.

00:02:37: Das ist auch schon ein bisschen alt geworden, dass alles, als musste, was Neues hin.

00:02:41: Aber das war so der Ort, wo die Form der Begegnung,

00:02:45: die Form des sich auseinandersetzen mit anderen, die in ähnlichen Situationen waren.

00:02:51: Also durchaus manchmal, sagen wir mal, sozial schwierig und manchmal ein bisschen monetär schwierig.

00:03:00: Und am Monatsende wurde es dann manchmal knapp.

00:03:03: Und dann gab es die Träume und all das, was uns da sozusagen verbunden hat.

00:03:08: Das war der Ort, wo all die waren.

00:03:10: Und das war durchaus heterogen gemischt.

00:03:14: Es waren Beamte, es waren Arbeiter, es waren alle möglichen Gruppen dort verbunden,

00:03:21: was ich schon mal sehr spannend fand.

00:03:23: Und das war die Spielwiese, wo man letztendlich das lernt, was Sozialisation ist.

00:03:30: Und ich komme aus einem Haushalt, der sozialdemokratisch geprägt war,

00:03:35: also auch durchaus von meinem Vater und seiner Position in der Gewerkschaft

00:03:41: oder auch seinem Engagement, das er dort gehabt hat.

00:03:44: Aber auch in der Partei.

00:03:46: Und es gab immer wieder Diskussionen.

00:03:50: Das wurde regelmäßig auch bei Wahlveranstaltungen,

00:03:55: respektive bei den Wahlen im Vorfeld die großen Fernsehdiskussionen,

00:03:59: wenn sie sie denn schon gab.

00:04:01: In den 70er Jahren hat das ja dann begonnen verfolgt.

00:04:04: Für uns Kinder war das noch irgendwie weit weg.

00:04:08: Aber man hat angefangen zuzuhören.

00:04:13: Und Weihnachten war eigentlich immer ein Fest,

00:04:16: auf eine sehr humorige, aber durchaus manchmal ernstzunehmende Art und Weise

00:04:22: sehr wedesprüchlich und sehr heftig politisch diskutiert wurde.

00:04:27: Und dann die Großmutter oder auch andere Familienmitglieder einschreiten mussten,

00:04:33: so dass es dann doch vielleicht nochmal um das Weihnachtsthema ging.

00:04:37: Weil das uns dann glitten wäre.

00:04:38: Also es war durchaus ein politischer Haushalt.

00:04:41: Dass es ein festes Friedens bleiben konnte.

00:04:43: Dass es ein festes Friedens bleiben konnte, genau.

00:04:46: Sehr gut. Erzähl uns ein bisschen mehr über dieses Elternhaus.

00:04:50: Deine Mutter hat in der Süßfahrenfabrik gearbeitet, habe ich gelesen.

00:04:54: Dein Vater Schlosser. Wie hat das quasi eure Kindheit geprägt?

00:04:59: Ja, zunächst mal dadurch, dass die Mutter immer um 5 Uhr in die Schicht gegangen ist

00:05:04: und um 10 Uhr nach Hause gekommen ist.

00:05:06: Was für uns Kinder bedeutet hat das.

00:05:08: Und da bin ich erst viel später wirklich draufgekommen,

00:05:11: dass der wirklich feste Schlaf oder der beruhigende Schlaf dann war,

00:05:15: als man dieses knackende Schlüssel im Türschloss,

00:05:18: der Eingang war sozusagen direkt neben unserem Kinderzimmer.

00:05:23: Immer, wenn man den Schlüssel dann gehört hat,

00:05:25: da war dann so etwas wie eine innere Beruhigung.

00:05:27: Die Mutter war sozusagen wieder da und dann konnte man einschlafen.

00:05:31: Das war dann meistens so zwischen 10 und 1.30 Uhr.

00:05:34: Und dann stand die genauso wie wir frühmorgens wieder mit uns auf der Matte

00:05:38: und sind in die Schule geschickt.

00:05:40: Hat dann Haushalt gemacht.

00:05:41: Der Vater ist nahezu zeitgleich wie wir in die Schule sind.

00:05:46: In das Zementwerk gefahren war, dann am Hochofen gearbeitet, als Schlosser.

00:05:52: Und das waren die Abläufe.

00:05:55: Und dazwischen gab es halt die Träume und die Sehnsüchte,

00:05:59: nach auch mal auf Urlaub fahren und auch mal ein Auto besitzen.

00:06:04: Du merkst, dass wieder Hof sich füllte in den 60er-Jahren,

00:06:08: dass die Nachbarn hatten, dann plötzlich ein neues Auto.

00:06:10: Also musste man dann auch irgendwann mal eins haben.

00:06:13: So ging das halt.

00:06:14: So war das Treiben.

00:06:15: Und das war sozusagen die Auseinandersetzung.

00:06:18: Das schauen, wie kommt man aus einer schwierigen Situation heraus

00:06:23: und schafft es auf den viel gerühmten grünen Zweig.

00:06:27: Und schafft es an all dem, was man damals ja noch Wirtschaftswunder nennen konnte.

00:06:32: Das war ja schon am Höhepunkt, wie schafft man daran teilzunehmen.

00:06:37: Und das war durchaus manchmal mit Stress verbunden.

00:06:40: Und das ist ja eine Zeit des Aufschwungs, eine Zeit der gesellschaftlichen Bewegung,

00:06:45: wo es viele Aufstiegsgeschichten gibt, die da passieren.

00:06:50: Es ist die Zeit in der Bruno Kreisky in Österreich Kanzler.

00:06:54: Ich glaube, als du 10 warst, wurde er Kanzler, als du 23 warst,

00:06:59: hat er dann diese Kanzlerschaft beendet.

00:07:02: Was associatest du mit ihm mit Kreisky mit dieser Zeit?

00:07:05: In erster Linie sicherlich den Aufstiegs...

00:07:08: Vielleicht müsste man heute fast sagen den Aufstiegsmythos.

00:07:11: Denn wenn man sich die Zahlen genauer anschaut,

00:07:14: dann merkt man schon, dass da das Bemühlen da war

00:07:19: und dass sich tatsächlich real wirklich viel verändert hat.

00:07:22: Viel mehr Menschen aus Arbeiterfamilien,

00:07:28: also junge Leute aus Arbeiterfamilien, konnten plötzlich das Studium beginnen.

00:07:31: Also es war geöffnet da und das haben auch viele gemacht.

00:07:35: Aber real bleibt unterm Strich dann trotzdem die Bruchlinie,

00:07:40: dass es noch zu wenige sind.

00:07:43: Und was ich erinnere, ist einfach wirklich dieser Aufbruch,

00:07:48: der da stattgefunden hat und der für uns alle wirklich

00:07:52: als eine Form der Befreiung empfunden wurde.

00:07:55: In der Schule gab es noch eine Mischung aus,

00:07:59: durchaus autoritären und aus sozusagen

00:08:04: noch merkwürdigeren Verhältnis kommenden Lehrern,

00:08:07: die ihre Weltbilder da immer noch versucht haben,

00:08:10: ein bisschen mitzubregen.

00:08:12: Aber es gab eben die andere Hälfte,

00:08:15: waren dann bereits offene und ganz anders ausgebildete Lehrerschaften,

00:08:21: die uns dann auch den Mut gaben,

00:08:24: so etwas wie Selbstvertrauen zu entwickeln

00:08:26: oder selber den Willen zur Neugier zu entfalten,

00:08:31: uns gestärkt haben.

00:08:33: Und das war schon etwas, was uns gut getan hat.

00:08:37: Das ist ja ein starker Begriff, eine Befreiung.

00:08:39: Ja, das ist ja ein fassendes.

00:08:42: Der ist natürlich verbunden.

00:08:46: Der Vater war trotzdem eher Sozialdemokrat,

00:08:50: war durchaus autoritärer und manchmal könnte man sagen,

00:08:55: auch mit der Neigung zum Kuläriker.

00:08:57: Er wurde schnell mal laut, wenn etwas nicht so funktionierte.

00:09:01: Und es war auch durchaus noch, sagen wir mal,

00:09:05: die Brügelstrafe üblich bei uns in der Familie.

00:09:07: Und da sind Erniedrigungsprozesse oder sind Prozesse,

00:09:13: da gibt es nur einen Begriff.

00:09:15: Wenn da den los ist, dann muss dich befreien davon,

00:09:17: da muss davon auch los.

00:09:19: Das mindert ja nicht das Gefühl der Liebe,

00:09:22: die man dann trotzdem zu diesen Eltern entwickelt.

00:09:25: Und das Verständnis, das man auch entwickelt,

00:09:28: weil man ja weiß, woher diese Nöte kommen.

00:09:31: Man weiß, was das für ein Stress war.

00:09:34: Man weiß auch, dass die ihre Befreiung im Grunde genommen

00:09:40: nicht wirklich geschafft haben.

00:09:41: Weil geschlagen durch den Krieg, den sie beide miterlebt haben

00:09:46: und meinem Vater auch mitgemacht hat,

00:09:48: letztendlich, da so viele Traumatter waren,

00:09:52: über die man nicht geredet hat.

00:09:54: Und so viele Punkte waren, die man nicht geheilt hat,

00:09:58: sozusagen im gewissen Sinne.

00:10:01: Aber trotzdem diese Gefühle, wenn man abends

00:10:06: irgendwo gemeinsam auf derselben Couch lag,

00:10:09: der Geruch oder die Wärme oder das,

00:10:13: was man als dann eine Nähe empfindet, doch sehr groß war.

00:10:19: Du hast von den Nöten gesprochen, die dahinter stecken,

00:10:22: die vielleicht auch hinter bestimmten Verhaltensmustern stecken.

00:10:26: Du hast dann ja eine, was manche Menschen überrascht,

00:10:30: die wissen, dass du früh diese Leidenschaft hattest,

00:10:33: auf Bühnen zu gehen und Schauspiel zu machen.

00:10:36: Du hast dann ja eine Lehre zum Speditionskaufmann gemacht.

00:10:40: Inwiefern haben da quasi diese Nöte,

00:10:43: diese materiellen Sorgen eine Rolle gespielt?

00:10:48: Das ist natürlich sozusagen eine ganz klare Ansage gewesen,

00:10:55: dass man sagt, es gab ja bei uns im Haushalt,

00:11:00: wir waren zwar Mitglieds von so einer Büchergilde,

00:11:03: aber da wurde selten ein Buch für uns Kinder bestellt.

00:11:06: Da hat der Vater sich obligatorisch seinen Simmel bestellt,

00:11:10: wenn es denn gut war.

00:11:11: Oder auch manchmal den Konzalik, was auch immer da so gerade

00:11:17: notwendig war, aber dann gab es auch mal ein Lexikon,

00:11:20: aber nicht wirklich etwas, wo man sagt,

00:11:23: euch hätte jetzt gern mal Hackenbäräfin oder so irgendwas,

00:11:26: was in dieser Zeit möglich gewesen wäre,

00:11:28: oder Lederstromfondal, diese Dinge.

00:11:31: Das war nicht der Fall, auch bei Musikinstrumenten war das Argument,

00:11:35: die wir das können wir uns nicht leisten.

00:11:36: Denn wenn du jetzt auf einmal keine Lust mehr hast,

00:11:39: dann steht die Gitarre blöder rum,

00:11:41: dann haben wir ein Investment gemacht, das keiner tragen kann.

00:11:44: Es waren andere Prioritäten gesetzt und andere Schwerpunkte,

00:11:48: die Dringlichkeiten und Notwendigkeiten, um es so zu sagen.

00:11:51: Das ist mal der eine Punkt und der andere Punkt ist,

00:11:54: dass fliehen oder diese plötzlich diese Chance zu sehen,

00:11:58: dass du in einen Resonanzraum kommst,

00:12:01: der positiver gestaltet ist als der, der zu Hause war zum Teil,

00:12:06: der plötzlich sagte oder dir mitteilte oder zum Spüren gab,

00:12:10: du kannst ja was, das ist ja aber,

00:12:13: du berührst dir jemanden oder du kriegst so etwas wie Applaus

00:12:17: oder Anerkennung und man sagt, das hast du gut gemacht,

00:12:20: dann war das etwas, was in einem gewachsen ist.

00:12:24: So gesehen könnte man sagen,

00:12:26: dass alles, was ich bin im Grunde genommen

00:12:28: aus einer zwingenden Pathologie entstanden ist.

00:12:32: Ist ja nicht die schlechteste Voraussetzung manchmal,

00:12:35: weil das heißt, man muss sich mit den Dingen auseinandersetzen

00:12:38: und das habe ich dann auch getan.

00:12:40: Und dann kam halt die leidige Frage nach der Schule.

00:12:43: Erstens, da kann ich das Abitur machen, bei uns heißt das Matura

00:12:48: und ich wäre gerne an eine Schule weitergegangen,

00:12:51: obwohl mein Zeug das nicht das Beste war,

00:12:54: aber das hätte mich trotzdem interessiert

00:12:55: und da war das erste Argument, nein, tu das nicht.

00:13:00: Erstens gibt es sowieso zu viele, die jetzt studieren wollen

00:13:03: und deine Lehre ist viel besser

00:13:05: und dann verdienst du auch gleich Geld

00:13:07: und das war sozusagen wieder dieser pragmatische Ansatz

00:13:10: und überhaupt musst du jetzt mal eine Lehre machen.

00:13:13: Wenn dann aber ein A-Bagam war,

00:13:16: da ein sehr heftiger Einspruch,

00:13:17: dem man sich nicht in Gegenstellen raute.

00:13:20: Und so ist auch diese eigentliche Findung zu meinem Beruf,

00:13:24: einer Frage zu bedanken, die von einem Schulkameraden kam,

00:13:29: der eines Tages fragte,

00:13:30: willst du nicht bei der Leinspielgruppe

00:13:32: von meinem Bruder mitspielen?

00:13:34: Und das war, als hätte jemand 1000 Tore in mir aufgemacht,

00:13:38: die ich mich nie getraut hätte zu öffnen,

00:13:41: das hätte jemand meine geheimsten Bücher gelesen

00:13:45: und das war wie eine,

00:13:48: das war die eigentliche Befreiung dann

00:13:51: und das habe ich dann auch gemacht,

00:13:52: habe die Lehre gemacht,

00:13:54: war mit Sicherheit einer der schlechtesten Spelitionskaufleute

00:13:57: in Mitteleuropas,

00:13:58: aber ich bin dankbar, dass ich es gemacht habe,

00:14:01: weil auch das ein Einblick war in eine Welt,

00:14:04: die ich sonst nicht gehabt hätte.

00:14:07: Und danach habe ich noch den Wehrdienst geleistet,

00:14:10: weil auch da war mein Vater vor,

00:14:12: weil eigentlich wollte ich Zivildienst machen

00:14:14: und er sagte, nein, das kommt nicht gut,

00:14:16: man muss das und so,

00:14:18: so alles noch so, ganz merkwürdige Blickwinkel,

00:14:21: sodass ich dann das auch durchgezogen.

00:14:23: Und als ich das alles hatte,

00:14:24: also Lehrabschlussprüfung, Wehrdienst,

00:14:26: dann habe ich gesagt, da hast du deine zwei Scheine,

00:14:29: ich habe das gemacht und jetzt mache ich das,

00:14:31: was ich will, jetzt bin ich offiziell Volljähriger,

00:14:34: also ich bin vor Gesetz mein eigener Herr

00:14:36: und du hast mir nichts mehr zu sagen.

00:14:38: Und dann war er zunächst mal irritiert,

00:14:41: aber erstaunlich und das ist danach auch wieder so ein Zeichen dafür,

00:14:45: dass das doch indik war,

00:14:47: es gab keinen Besuch zu Hause

00:14:49: oder keine Gelegenheit, wo er nicht irgendwie heimlich dann,

00:14:53: sodass es die Mutter nicht gemerkt hat,

00:14:55: Geld zugeschoben hat.

00:14:58: So, nehm, brauchst du ja.

00:14:59: Und umgekehrt, die Mutter, das auf ihre Art auch gemacht hat,

00:15:03: auch heimlich und so war ich,

00:15:05: nutzen ist er zweier heimliche Verhältnisse.

00:15:08: Das ist so die schöne oder die anektotische Kehrseite,

00:15:12: solcher Haushalte und wo man sieht, wo das Herz liegt.

00:15:17: Diese, ich weiß nicht, Verpflichtung,

00:15:19: die Vorgabe, mach erstmal deine Ausbildung,

00:15:23: das hat ja dann auch was mit Ängsten zu tun,

00:15:27: mit Unsicherheiten.

00:15:29: Es gibt von Bruno Kreisky so ein Zitat,

00:15:31: das geht ungefähr so,

00:15:33: wenn es uns als Sozialdemokraten gelingt, den Menschen die Angst zu nehmen.

00:15:36: Ich glaube, solche Ängste meinte er,

00:15:38: dass man sein Leben sozusagen drei Leben kann,

00:15:40: wie du es beschrieben hast,

00:15:41: ohne dass man Angst haben muss, unten durchzufallen zu scheitern.

00:15:45: Dann haben wir viel erreicht.

00:15:47: Das ist natürlich aus dem Mund eines bürgerlichen Sozialdemokraten einfach gesagt,

00:15:52: weil der ja nie in diesen Verhältnissen war.

00:15:54: Das war ein aufrechter, wirklich toller Politiker.

00:15:58: Aber der kam aus bürgerlichen Verhältnissen.

00:16:01: Durchaus mit dem, was er sozusagen

00:16:03: in dem Zerfall der Ersten Republik und auch mit den 34er Jahren

00:16:11: und dann mit den Nazis gemeinsam im Gnaß gesessen

00:16:14: und dann der Sechsilien Schweden.

00:16:15: Das ist alles eine total harte Zeit.

00:16:18: Aber es ist was anderes,

00:16:20: wenn du den Stallgeruch einer Arbeiterfamilie hast

00:16:24: und die Not kennst und weißt,

00:16:26: dass du weißt, du kannst am Kalender sehen,

00:16:29: was es an diesem Tag zu essen gibt

00:16:32: oder wie dann die Tage aussehen.

00:16:34: Du weißt, dass der Urlaub nicht gespickt ist von Eis.

00:16:38: Wenn das auch bei den anderen da ist,

00:16:40: wenn man dann in irgendein Bungenlohdorf in die Darlien gefahren ist,

00:16:45: wo auch Gleichgesinnte waren, also auch wie der Arbeiter waren,

00:16:48: dann konnte man sehen, die kriegen alle an Eis.

00:16:51: Bei uns war die obligatorische, im Kühlschrank gelagerte Wassermelone.

00:16:56: Das war unser Eisersatz.

00:16:58: Eigentlich hätte man gerne ein Eis geäumt.

00:17:00: Aber das war eben dann schon wieder der Luxus.

00:17:03: Wenn du ...

00:17:05: Ich merke das ja bis zum heutigen Tage,

00:17:08: dass es sozusagen immer noch Verunsicherungen gibt,

00:17:12: dass da immer noch dieser Reflex ist,

00:17:15: dass man immer noch damit kämpft,

00:17:18: mit dem, was da an Verunsicherungsscham manchmal auch,

00:17:24: sozusagen, Tollpatschigkeit,

00:17:26: dass man plötzlich nicht mehr weiß, wie es geht.

00:17:31: Das alles muss man sich mühsam erarbeiten

00:17:34: und es gelingt einen nie sich wirklich aus diesem Netzwerk der Demütigung

00:17:40: oder auch diesem Netzwerk der Entwürdigung zu befreien.

00:17:44: Das ist ein Stempel, den trägst du mit dir.

00:17:47: Du kannst in Hand haben, du kannst lernen, damit umzugehen.

00:17:50: Du kannst es so machen,

00:17:52: dass es nicht mehr so wie das vielleicht in der Zeit damals war,

00:17:55: dass es pathologisch ist, sondern dass es selbstverständlich ist.

00:17:59: Mittlerweile trage ich dieses Abzeichen durchaus mit Würde und mit Stolz,

00:18:03: weil ich glaube, dass man daraus auch sehr viel lernt.

00:18:07: Du lernst auch sozusagen anders auf die Welt zu schauen

00:18:10: und anders auf andere Menschen zu schauen.

00:18:12: Du kriegst so etwas wie eine sehr große Spielwiese,

00:18:17: der Ambiguitätstoleranz im Sinne von,

00:18:20: ich verstehe, warum du gerade so bist.

00:18:23: Und das finde ich einen sehr großen Schatz eigentlich auch für meinen Beruf.

00:18:27: Was macht das heute mit dem auch politisch engagierten Harakrasnetzer?

00:18:33: Du unterstützt ja eine Reihe von Initiativen.

00:18:36: Es gibt dieses Chanceachprojekt etwa in Wuppertal.

00:18:41: Ist es sehr davon inspiriert und erklärt das sozusagen deine Schwerpunkte,

00:18:45: die du heute hast in deinem Engagement?

00:18:48: Doch, ja, das hat schon viel damit zu tun,

00:18:50: weil man gerade, was jetzt zum Beispiel Chanceach betrifft,

00:18:55: dort siehst du einfach, dass das eine Initiative ist,

00:18:59: die sich um Junge in einem durchaus, man könnte sagen,

00:19:04: Kinder in einem Brennpunkt im Wuppertal kümmert.

00:19:06: Und zwar nicht nur im Sinne der ganztägigen Betreuung,

00:19:09: so kommt man zum Essen und zum Lernen und dann geht die wieder nach Hause,

00:19:12: sondern tatsächlich in so genannten Achtsamkeitsgruppen.

00:19:17: Also, wo acht Kinder mit ein bis zwei Betreuer beschäftigt sind oder umgekehrt.

00:19:24: Das heißt, du baust eine größere Nähe auf,

00:19:26: du hast eine größere Sozialisation und eine größere Verbindung zu diesen Kindern,

00:19:31: kannst du viel intensiver betreuen.

00:19:33: Und eigentlich ist diese Initiative fast wie ein unglaubliches Start-up-Unternehmen,

00:19:38: so empfinde ich es zumindest,

00:19:40: dass nämlich all diese Rotiamanten, die damit betreut werden,

00:19:44: tatsächlich sich voll entfalten können und innerhalb kürzester Zeit

00:19:49: zu Entwicklungen kommen, die einem wirklich Freude machen.

00:19:52: Und wenn wir jetzt so über das Engagement reden,

00:19:56: muss ich leider einfach auch dazu sagen, dass ich zum einen,

00:20:01: Gott sei Dank, immer noch in meinem Beruf tätig bin,

00:20:04: und zum anderen einfach merke, dass ich dann doch wieder viel zu wenig Zeit habe,

00:20:08: um es zu dem Engagement werden zu lassen,

00:20:12: was ich eigentlich glaube, dass ich machen müsste.

00:20:15: Also auch das steht wieder in diesem klassischen Widerspruch,

00:20:19: der natürlich mit den Dingen nicht gerecht zu werden zu tun hat.

00:20:25: Eine Engagementform, die du ja seit langem mit hoher Kontinuität wählst,

00:20:30: ist Mitglied der SPÖ zu sein.

00:20:33: Sozialdemokratischen Partei Österreichs, du bist mit 18 eingetreten

00:20:38: und bis dato noch nicht wieder ausgetreten,

00:20:40: ist das einfach eine lange Form der Unterstützung auf unterschiedlichen Ebenen

00:20:45: oder des Mitwirkens auf Unterschied.

00:20:46: Ja, aber auch ein Schmerzkörper, den man mit sich trägt.

00:20:50: Ja, was macht den Schmerz aus?

00:20:53: Den Schmerz macht natürlich immer das Ideal in einem selbst

00:20:57: und die Widersprüchlichkeit zu Realitäten aus,

00:21:00: die in Institutionen vorhanden sind.

00:21:03: Jetzt kann man, das ist ja wahrscheinlich gerade in der Sozialdemokratie,

00:21:08: eines der ältersten Krankheiten, dass man gerne über die Sozialdemokratie schimpft

00:21:12: und die größten Kritiker der Sozialdemokratie sehen die Sozialdemokraten selbst

00:21:17: und da ist ja nie was gut genug und jeder weiß es besser.

00:21:21: Und ich glaube, es gibt so viele sozialdemokratische Kanzler, Anwärter,

00:21:26: respektive Vorsitzenden, Anwärter, wie es Nationaltrainer gibt.

00:21:31: Jeder weiß es natürlich besser und jeder kann es natürlich besser

00:21:35: und jeder findet den oder das wieder nicht gut.

00:21:39: Davon habe ich mich Gott sei Dank in den letzten Jahren etwas gelöst,

00:21:42: weil da bin ich auch gnädiger geworden, weil Realpolitik dann doch noch mal was anderes ist

00:21:48: und in anderen Verhältnissen und anderen sozusagen Koinsistenzen zur Wirklichkeit existieren muss.

00:21:55: Also das gehört dann halt einfach zu einem demokratischen Prozess,

00:22:00: dass man ausloten muss, wo die Horizontlinien sind.

00:22:03: Aber die Schmerzkörperschaft liegt natürlich schon,

00:22:07: weil man jetzt im Speziellen verfolge ich das zum Teil hier

00:22:11: und ich verfolge es auch in Österreich noch sehr intensiv,

00:22:15: dort wahrscheinlich noch intensiver, weil viel großer Teil meiner Sozialisation dort noch ist.

00:22:21: Aber festzustellen, wie wir untereinander manchmal umgehen, das ist hier nicht viel anders,

00:22:28: denke ich zumindest in Erfahrungen nach,

00:22:31: wie wir als Sozialdemokraten untereinander miteinander umgehen,

00:22:35: da können wir nicht erwarten, dass wir manchmal mit den anderen,

00:22:38: also mit den gesellschaftlichen Problemen besser umgehen.

00:22:42: Da würde ich mir wünschen, dass sich die verbessert.

00:22:45: Das ist der eigentliche Schmerzkörper.

00:22:47: Ansonsten muss man sagen, gibt es viele Punkte, die man ja durchaus positiv bewerten kann.

00:22:53: Ja, also auch den Schmerz muss man annehmen.

00:22:56: Ja, aber ich finde, das ist ja auch Teil einer Bewegung.

00:23:01: Das ist ja auch Teil, aber hat ja was Lebendiges.

00:23:04: Absolut, und ich weiß nicht, wie es dir geht,

00:23:07: ich habe den Eindruck, wenn ich so auf die deutsche Sozialdemokratie zumindest schaue

00:23:11: und dann ein bisschen auf die Österreichische,

00:23:13: dann habe ich auch den Eindruck, dass man sich klarer geworden ist,

00:23:17: dass es gerade um viel geht, es steht viel auf dem Spiel.

00:23:20: Es stehen große Veränderungen bevor wir wissen nicht, ob wir diese liberale Demokratie,

00:23:26: ob wir die halten können, der Klimawandel wird unglaublich viel von uns abverlangen

00:23:32: und die politischen Mehrheitsverhältnisse gehen freundlich,

00:23:34: formuliert nicht immer zugunsten der Sozialdemokraten aus.

00:23:37: Und ich habe den Eindruck, dass das dazu führt,

00:23:40: dass diese innerparteilichen Spannungen zumindest die Bosartigkeit dabei abgenommen hat.

00:23:46: Also es gibt natürlich programmatische Auseinandersetzungen, die es immer geben muss.

00:23:50: Und das ist ja total wertvoll,

00:23:52: aber dass zumindest so diese Ränkespieler nach meiner Einschätzung weniger abedeutend sind.

00:23:58: Das kann ich jetzt vielleicht nicht so genau beurteilen,

00:24:03: wo ich dir aber total recht geben kann, dass es die Position im Verhältnis zur Zeit,

00:24:09: also in der wir leben.

00:24:11: Und diese Zeitenwende, wie es der Olaf Scholz nennt,

00:24:18: ist natürlich schon einer der eklatantesten Einschnitte,

00:24:21: die wir in den letzten 70, 80 Jahren jetzt wahrnehmen und sehen werden.

00:24:30: Und sie wird uns noch eine ziemlich lange Zeit beschäftigen.

00:24:34: Und ich glaube, sie trägt sie eigentlich, wenn man sie genau betrachtet,

00:24:38: wäre das genau die Spielwisse, die die Sozialdemokratie bewältigen kann,

00:24:43: wenn sie manchmal mehr Mut hätte, sich von Dingen zu trennen.

00:24:49: Also wenn sie in der Demokratie die Revolution wagen würde.

00:24:54: Also nicht im Sinne von "Wir zerschlagen jetzt alles", sondern im Sinne "Wir erneuern es",

00:25:00: "Wir sind Mutiger".

00:25:02: Also das, was willibrant und letztendlich auch, muss man sagen,

00:25:08: dass Olaf Scholz nun angegangen ist und ich würde mir wünschen,

00:25:13: dass er das manchmal stärker ins Zentrum setzt,

00:25:15: zu sagen, wagen wir mehr Demokratie.

00:25:18: Das ist der Punkt, auf den es eigentlich ankommt.

00:25:21: Wie schaffen wir es, unkonventioneller auf Dinge zu reagieren?

00:25:26: Wie schaffen wir uns auch, Zeiträume anders einzuteilen?

00:25:30: Das, was wir vorhaben, ist nicht innerhalb einer Legislaturperiode zu schaffen.

00:25:35: Das ist ein Prozess, der bis Ende dieses Jahrhunderts andauern.

00:25:40: Und wir müssen in kontinuierlich gehen, alles, was wir wahrnehmen

00:25:45: und was wir, was da gerade über uns hereinbricht, sind im Grunde genommen

00:25:49: Kollateralschäden und Nebenerscheinungen unserer 80-Jährigen hinter uns liegenden,

00:25:56: sehr feudalen und sehr hedonistischen Lebensweise.

00:25:59: Also wir kriegen jetzt quasi die Nebenkostenrechnung

00:26:02: eines völlig überhitzten Zeitalters ins Haus gestellt.

00:26:08: Und diese Nebenkosten zeigen uns plötzlich,

00:26:10: dass wir weit über unsere Verhältnisse gelebt haben

00:26:13: und dass wir in einer Welt leben,

00:26:16: die diese Nebenkosten nicht mehr bereit ist,

00:26:19: einfach nur als quasi Eigenkosten abzuschreiben,

00:26:24: sondern die sie einfordert, die will das haben.

00:26:28: Das muss in unser Bewusstsein und dort ist der entscheidende Punkt,

00:26:32: wo nehmen wir die Menschen mit?

00:26:35: Und ich glaube, der entscheidende Punkt ist eben,

00:26:37: dass wir auch eine Veränderung in unserer politischen Kultur dahingehend haben,

00:26:42: dass wir in Österreich, haben wir immer gesagt,

00:26:45: haben wir immer die Einladung ausgesprochen

00:26:48: und ich glaube, das ist hier nicht anders.

00:26:50: Gehen Sie ein Stücktes Weg mit der Sozialdemokratie.

00:26:53: Ich glaube, es wäre interessant darüber nachzudenken,

00:26:56: zu sagen, was wäre denn, wenn die Sozialdemokratie

00:26:59: ein Stücktes Weg mit den Menschen geht?

00:27:01: Es heißt übersetzt nicht, dass wir in einem Pseudopopolismus verfallen,

00:27:07: sondern dass wir den Mut, den viele Leute haben, stärker unterstützen

00:27:12: und dass es, glaube ich, in den Gesellschaften oder in der Gesellschaft an sich

00:27:19: und auch in Europa so viele Initiativen, so viele Bewegungen,

00:27:23: so viele neue Aufbruchsstimmungen gibt,

00:27:26: so viele mutige Menschen, zu denen wir keine Allianz haben

00:27:30: und zu denen wir kein Verhältnis haben

00:27:33: und eigentlich wäre es spannend, eines zu haben,

00:27:36: weil das sind diejenigen, die genau an dieser innovativen Schraube

00:27:40: von neuen Ideen und mutig und unkonventionell arbeiten

00:27:45: und denen sozusagen die gröbsten Steine der Bürokratie

00:27:50: und die gröbsten Steine aller anderen Dinge,

00:27:52: die wir auf solchen Wegen finden, aus dem Weg zu räumen,

00:27:56: das sehe ich als die zentrale Aufgabe.

00:27:59: Das ist ja spannend, weil das ja eigentlich auch ganz gut zumindest

00:28:01: zur Geschichte der Sozialdemokratie passt als Bewegung,

00:28:05: die ja ganz breit verankert war bei Menschen mit allen möglichen Initiativen,

00:28:11: Konsumgenossenschaften, Bildungsvereine, Radsportvereine,

00:28:15: was weiß ich, lauter zivilgesellschaftliche Initiativen würde man heute sagen

00:28:18: und den Staat als Instrument hat sie dann erst viel später in den 1970er an

00:28:23: so richtig entdeckt und genutzt für sich, aber dieses sozusagen.

00:28:27: Ja, von unten moment, das ist ja eigentlich in ihr drin.

00:28:31: Total, es gibt im roten Wien, gab es Arbeiter, Literaturvereine

00:28:38: und in den großen Fabriken hingen Dostojewski und Kant-Zitate.

00:28:44: Und man hat sich morgen unterhalten, wie weit bist du mit deinem Brüder Karamas auf

00:28:50: und man hat sich darüber ausgetauscht.

00:28:52: Albern Berg hat ihn und viele andere der Moderne haben in den Fabrikshalben

00:28:59: ihre Werke aufgeführt und die Leute haben zugehört.

00:29:04: Es gibt eine ganz lustige Anekdote, trotz Gehörer in diesen Jahren

00:29:09: des roten Wien im Exil und hat im Café zentral gerne mit den Genossen

00:29:16: Schach gespielt.

00:29:18: Und in seinen Tagebucheintragungen findet man einen ganz kuriosen Satz,

00:29:22: der sagt, er hätte also noch nie so kluge Leute getroffen,

00:29:27: die solche tolle Ideen haben und wirklich außergewöhnliche Ansätze.

00:29:32: Und er ist total begeistert und er ist fast drunken davon, dass da immer was

00:29:38: dafür Inputs kommen von den neuen wissenschaftlichsten Erkenntnissen

00:29:42: und dass die das sofort umsetzen in reales Leben.

00:29:45: Aber was sie nicht sind, sie sind keine Revolutionäre.

00:29:50: Im Sinne des kommunistischen Gedanken und damit hatte er natürlich vollkommen recht.

00:29:55: Denn diese Sozialdemokraten, das waren alles Heiler.

00:30:00: Es waren überwiegend Ärzte, Menschen, die aus einem praktischen,

00:30:04: sozusagen heilenden Beruf kamen.

00:30:08: Also Leute, die gesucht haben, wie können wir heilen?

00:30:12: Wie können wir etwas besser machen?

00:30:14: Und das ist so ein Ansatz, den Veranstalten.

00:30:16: Ich fand es schon immer sehr spannend, dass man das aus dem Blickwinkel heraus betrachtet.

00:30:23: Wie können wir Dinge heilen?

00:30:26: Und das war letztendlich auch immer der Ansatz, der mich am meisten fasziniert hat, muss ich

00:30:32: sagen.

00:30:33: Und das bricht ja dann auch für eine Revolution, also nicht in dem Sinne eines totalen Umbruchs,

00:30:39: sondern Schritt für Schritt gucken, wie kriegen wir die Dinge besser gestaltet, wie können

00:30:43: wir vielleicht besser heilen, um den Begriff aufzugreifen?

00:30:46: Ja, dazu müsste man aber auch so etwas wie ein Lagebild haben.

00:30:51: Und ich glaube, dass wir die Lagebilder permanent verwässern.

00:30:56: Wir kontaktieren sie mit Erfolgsmeldungen, die nicht mehr stimmen und wir versuchen gleichzeitig

00:31:01: aber irgendwie Stimmungen.

00:31:03: Wir bauen Stimmungsbilder, aber keine realen Lagebilder.

00:31:08: Es gibt, glaube ich, nur zwei Institutionen weltweit, die immer exakte Lagebilder haben

00:31:14: und sie auch sozusagen einzusetzen, wissen und auch wissen, wie man sich dazu verhält.

00:31:20: Das sind zum einen Versicherungen und zum anderen ist es das Militär.

00:31:25: Und ich finde aber spannend, weil man als Gesellschaft einen Bezug zur Realität hat und einer Wirklichkeit

00:31:32: begegnet und sagt, das ist jetzt unsere Wirklichkeit.

00:31:35: Der können wir uns nicht entziehen, die können wir nicht mehr schön reden.

00:31:38: Es gibt die Faktoren, die zählen und aus dem müssen wir heraus so etwas wie eine Trinklichkeit

00:31:46: und eine Notwendigkeit entwickeln.

00:31:48: Und das ist ein spannender Prozess, finde ich.

00:31:51: Das müsste man da sehen aus deiner Sicht, wenn man sagt, wir machen jetzt eine Bestandsaufnahme,

00:31:55: eine realistische Karte dieser Welt.

00:31:58: Ich finde, dass das Olaf Scholz meiner Meinung nach schon sehr, sehr gut und vielleicht

00:32:03: manchmal zu wenig und zu zerkhaft artikuliert hat.

00:32:06: Er sagt, es gibt neue Verhältnisse in dieser Welt.

00:32:09: Also wenn Olaf Scholz zu Lula fährt und Lula sagt, ihr könnt mir mal den Buckel runterrutschen

00:32:14: mit eurem europäischen Problem.

00:32:16: Zuerst werden mal die Probleme geklärt, die ihr Europäer hier bei uns im Kontinent verursacht

00:32:20: habt.

00:32:21: Dann ist das eine der neuen Realitäten.

00:32:23: Da kannst du nicht mehr aufstampfen und sagen, wir kommen aus Europa und wir haben mehr Kohle

00:32:27: als ihr oder sonst irgendwas.

00:32:29: Da bist du nicht mehr der Partner.

00:32:31: Sondern das, was dir als Erster erfährst, ist, dass China der neue Partner ist.

00:32:36: Wenn die Bergwok nach Israel fährt und dort aufstampft, dann ist das nett.

00:32:40: Aber es hat keine Wirkung mehr, weil er sagt am Ende des Gesprächs herzu, nette Idee, weil

00:32:46: wir machen so wie wir wollen.

00:32:47: Und dasselbe erfahren wir auch über China und dasselbe erfahren wir im Ukraine-Konflikt

00:32:52: und dasselbe erfahren wir letztendlich auch mit unseren stärksten Partnern.

00:32:56: Dasselbe vorauseilen, dass er wieder mit einer Angst, die dort stattfinden kann, mit den

00:33:01: Amerikanern.

00:33:02: Das heißt, das Entscheidende wird sein, wo beginnen wir hier etwas real zu betrachten,

00:33:09: was uns Europäer betrifft.

00:33:10: Und das momentan spannende, spannenden Ansatz, den ich in Europa wahrnehme, ist, finde ich

00:33:17: schon eindeutig der von Olaf Scholz zu sagen, wir müssen Beziehungen neu bewerten, neu

00:33:24: betrachten, neue Partnerschaften und tatsächlich so etwas wie auf Augenhöhe.

00:33:29: Das, was er vor der Unogeneralfersammlung als Rede gehalten hat, das fand ich so ziemlich

00:33:35: der spannendste, modernste und interessanteste, was ich in den letzten Jahren politisch gehört

00:33:41: habe, weil es ist genau der Ansatz, um den es geht.

00:33:43: Ich würde mir wünschen, dass er dieses Lagebild vervollständigt und dass wir sagen, wenn wir

00:33:50: darüber reden, dann lassen wir doch auch mal darüber reden, wie wir, wenn wir das runterbrechen,

00:33:55: unser Schulsystem erneuern auf eine Schule des Lebens und nicht auf eine, die sozusagen

00:34:02: repetitiv immer wieder was lernt, was wir vielleicht dann nicht mehr brauchen.

00:34:07: Lassen wir uns doch unser Gesundheitssystem genau darauf hin untersuchen, wo wir sagen,

00:34:12: wir haben etwas, was dem würdig begegnet, den Problemen.

00:34:17: Und wie schaffen wir so etwas wie auch wieder eine Eigenverantwortung der Menschen?

00:34:22: Wie schaffen wir all diese Probleme dort zu lösen?

00:34:25: Auch da, finde ich, hat lauter Bach Ansätze.

00:34:28: Ich würde mir noch mal wünschen, dass sie weitergehen und dass sie klarer artikuliert

00:34:32: werden.

00:34:33: Und dasselbe gilt natürlich auch, was die Sicherheit betrifft und viele andere Dinge,

00:34:38: die wir haben.

00:34:39: Und alles, was wir da wahrnehmen und was da gerade passiert, ist natürlich darauf zurückzuführen,

00:34:45: dass wir, das vergessen wir auch immer als Lage mit zu erwähnen, dass wir über fast

00:34:50: neun zu 30 Jahren eine sehr restriktive, zurückhaltende Investitionspolitik in dem Land haben.

00:34:57: Also auch diese Nebenkosten, die jetzt hier auftauchen sind, Nebenkosten einer Symptoms,

00:35:05: dem wir auf den Leim gegangen sind oder der, das sonst, man muss fair bleiben, dass uns

00:35:10: ja auch ganz gut fahren hat lassen.

00:35:12: Aber wie kriegen jetzt Rechnungen?

00:35:14: Diese Rechnungen werden wir vernünftig bezahlen können.

00:35:17: Und ich glaube, wir müssen anders rechnen.

00:35:20: Wenn wir ausrechnen, was wir bis zum Ende des Jahrhunderts an Investitionsstau haben,

00:35:26: dann werden wir auf ganz andere Summen kommen und wir werden feststellen, warum dann nicht

00:35:30: jetzt in das investieren, weil jede Verzögerung uns mehr kosten wird.

00:35:35: Also Lagepläne würde ich mir sehr wünschen.

00:35:38: Das finde ich sehr nachvollziehbar und ich finde, das kann man ja an ganz vielen Stellen

00:35:42: ergänzen, sozusagen.

00:35:43: Also das Sparen wird seinen Preis haben und das gilt sowohl für die Autobahnbrücke.

00:35:50: Du kommst aus Wuppertal, Lüdenscheid ist nicht weit.

00:35:53: Das gilt aber natürlich auch für die Klimasituationen, in der wir drin sind jedes Jahr, dass wir

00:35:59: verpassen und wirklich darauf einzustellen, dass wir uns sehr, sehr teuer zu stehen kommen.

00:36:04: Zugleich ist ja aber auch, wenn man jetzt von der Sozialdemokratie weggeht, Teil der

00:36:10: Wirklichkeit, der gesellschaftlichen Wirklichkeit, dass es zumindest große politische Gruppen

00:36:14: gibt, die sagen, nee, also diese Bestandsaufnahme, die gehen wir überhaupt nicht mit.

00:36:19: Wir ziehen uns zurück in so ein nationale Schneckenhaus, wir versuchen mit dem Rest der Welt nichts

00:36:24: zu tun zu haben, wir versuchen Menschen gegen Menschen auszuspielen, die Armen gegen die

00:36:29: Ärmsten, die die zu uns kommen, die die hier sind.

00:36:32: Und das finden ja viele Menschen offenbar attraktiv.

00:36:35: In Österreich, in Deutschland verfängt es zumindest.

00:36:40: Wie kriegt man quasi eine gemeinsame Lagebetrachtung hin?

00:36:43: Ich weiß gar nicht, ob man in dem Kontext sagen kann, dass die Menschen das attraktiv

00:36:49: finden.

00:36:50: Ich glaube, wenn zumindest war das immer meine Erfahrung, wenn immer man mit diesen Leuten

00:36:56: geredet haben, dann war denen schon bewusst, dass diejenigen, die mit diesen Programmen

00:37:01: auf den Markt gehen und wie immer sie heißen, wir müssen sie ja nicht immer benennen.

00:37:05: Wir wissen ja, wie sie heißen und wer sie sind.

00:37:09: Aber die mit diesen Programmen auf dem Programm sind, sind ja nicht besser und haben ja keine

00:37:16: besseren Lösungen, als das, was da ist.

00:37:20: Sondern das, was da ist und was uns ein anderes Versprechen gibt und gegeben hat, ist nicht

00:37:27: mehr gut genug, um unsere Erwartungen einzulösen.

00:37:31: Und dort ist sozusagen die eigentliche Schnittfläche.

00:37:36: Erstens, wir werden unsere Erwartungen verändern müssen.

00:37:40: Dahingehend, vielleicht auch, dass wir andere Inseln des Glücks finden müssen.

00:37:47: Nämlich die, dass wir wieder eine Form der Selbstbestimmung haben im Sinne von, dass

00:37:53: wir mitgestalten können, mitverantwortlich sind.

00:37:56: Das, was wir, wovon wir hier reden, das ist unser Rest.

00:38:00: Das gehört uns allen.

00:38:02: Also auch das, dass Leute wieder das Gefühl haben, sie gehören dazu.

00:38:07: Und ich glaube einfach, dass wir in einem Prozess sind, der so ermüdet ist, so ausgelaugt

00:38:14: ist.

00:38:15: Und wir sehen das fast in jeder Diskussion, wie schnell das zu einem Siedepunkt kommt,

00:38:22: der ganz einträchtig darauf hindeutet, dass wir von einem nahezu kollektiven Burnout

00:38:27: reden können.

00:38:28: Auch wenn es auf der anderen Seite so etwas wie so eine Aufbruchstimmung geben müsste.

00:38:33: Und genau in dieser Kante stehen wir jetzt.

00:38:37: Also die entscheidende Frage ist, wer schafft die Einladung besser auszusprechen und wer

00:38:42: schafft den Menschen, die Steine aus dem Weg zu räumen.

00:38:45: Ich glaube, dass wo immer wir hinschauen, wo diese autoritären Systeme am Walten sind,

00:38:55: sehen wir ziemlich eindeutig, dass sie nicht besser sind.

00:39:01: Und wenn wir in den letzten Tagen so ein bisschen aufgepasst haben, dann gibt es Leute aus

00:39:06: China, die bereit sind 350.000 Euro auf den Tisch zu legen, dass sie in Deutschland leben

00:39:12: dürfen.

00:39:13: Dann gibt es russische Mitbürger, die über Zypern Millionen zahlen, damit sie einen europäischen

00:39:20: Pass haben.

00:39:21: Dann gibt es, glaube ich, in Ungarn niemand mehr, der dort halbwegs alle Tassen, also

00:39:28: nicht alle Tassen im Schrank, aber der halbwegs aktiv wäre, der dort noch leben will, außer

00:39:33: die, die leben müssen, weil sie nicht wegkommen.

00:39:35: Und dort hast du zerrüterte Verhältnisse in allen Bereichen, ob das in der Medizin,

00:39:40: in der Bildung, überall.

00:39:41: Das ist einfach schwierig.

00:39:42: Wir sehen, dass diese Punkte errotieren.

00:39:47: Und ich glaube einfach, dass das wirklich nur eine Frage des Angebots ist und auch

00:39:51: eine Frage der Ehrlichkeit und der Offenheit.

00:39:54: Wir haben Gott sei Dank jetzt in den letzten Monaten auch erlebt, dass es eine starke

00:39:59: Gegenbewegung gibt.

00:40:01: Und ich glaube, dass wir diese politischen Gegner nicht dadurch bezwingen werden, indem

00:40:09: wir permanent den Geist des Antifaschesmus an die Wand malen und sagen, wir dürfen

00:40:14: das nicht zulassen.

00:40:16: Wir müssen die Demokratie retten.

00:40:19: Und ich glaube, dass die Demokratie nur gerettet wird, wenn wir anfangen, demokratisch zu

00:40:24: handeln und die Leute zu Prozessen einladen.

00:40:26: Und der beginnt bereits in der Kommune.

00:40:29: Wenn wir anfangen, würden die Kommunen zu stärken, dass sie ihre Probleme besser lösen

00:40:34: können und sie nicht immer in dieser Abhängigkeit, dann würden wir feststellen, dass wir

00:40:38: in Deutschland, aber auch in Österreich und wahrscheinlich in ganz Europa unglaublich

00:40:43: viele tolle Bürgermeister haben, die total unkonventionelle gute Ideen hätten, ihre

00:40:49: Probleme zu lösen.

00:40:51: Wir würden feststellen, dass wir in diesen Kommunen zum Teil unglaublich starke Bürgerschaften

00:40:56: haben, die sich für ihre Stadt, für ihren Ort, was einfallen lassen.

00:41:00: Überall dort, wo wir anfangen, Leute an diesem Prozess zu beteiligen, sehen wir genau

00:41:05: das als Reaktion, eine Stärkung der demokratischen und wie immer gearteten gesellschaftlichen

00:41:12: Verbundenheit.

00:41:13: Und das finde ich spannend.

00:41:15: Und das ist etwas, was wahrscheinlich sozusagen einer der wesentlichen Voraussetzungen ist

00:41:21: dafür, dass man den Leuten endlich wieder das Gefühl gibt, sie werden mitgenommen und

00:41:28: das ist eine Reise, die wir alle machen und nicht nur eine gewisse Elite und auch nicht

00:41:34: nur eine gewisse Informationselite, die halt dann sagt, das wisst ihr nicht, was ist los

00:41:38: mit euch.

00:41:39: Ich halte die Ebene für total wichtig, die kommunale Ebene und ich glaube auch die Frage

00:41:45: von Beteiligungsformen ist super wichtig.

00:41:47: Ich hatte irgendwann einen frustrierten Moment, wo ich mit einem anderen Kollegen, einem Politikwissenschaftler

00:41:53: darüber gesprochen habe und gefragt habe, Mensch, also diese ganze Idee der Aufklärung,

00:41:57: ja, wir geben Menschen Informationen, glauben sie treffen bei wahlen vernünftige Entscheidungen,

00:42:02: müssen wir die nicht infrage stellen.

00:42:03: Und er hat gesagt, nee, wir machen ganz spannende Erfahrungen mit so Bürgerversammlungen,

00:42:08: Bürgerräten, wo Menschen über einen längeren Zeitraum, drei, vier mal zufällig ausgelost

00:42:13: zusammenkommen, die kriegen dann Informationen und da kommen ganz häufig oft auf kommunaler

00:42:20: Ebene sehr, sehr vernünftige Entscheidungen zusammen, vernünftig in dem Sinne, dass

00:42:25: sie unterschiedliche Interessen berücksichtigen und quasi in die Zukunft gucken.

00:42:28: Das spricht sehr dafür, dass du recht hast.

00:42:31: Es braucht ein Angebot, es braucht ein Format, wo Raum für sowas ist.

00:42:35: Erst ist das und zweitens, dass wir auch unsere Parlamente, also jetzt nicht nur die

00:42:41: im Bund, sondern auch im Land und durchaus in den Gemeinden nicht nur für tradierte

00:42:46: politische Karriere ginge öffnen, sondern für alle Formen von Bürgerschaften öffnen.

00:42:52: Dort wird es interessant, weil man ja auch, weil man jetzt guckt, wer ist denn jetzt in

00:42:58: einem Parlament noch vertreten als Repräsentativ im Sinne von, das ist jetzt ein Arbeiter oder

00:43:04: der vertritt jetzt die Bäckerinnung oder vielleicht auch ein Lehrer oder sonst irgendwas.

00:43:08: Dann würden wir feststellen, dass wir überwiegend Recht sammelt und sonstige Akademiker drin

00:43:13: haben, aber kaum mehr Leute, die für relevante Gruppen in der Bevölkerung sprechen können.

00:43:20: Und das finde ich aber ein ganz wichtigen Teil.

00:43:23: Ich glaube, es ist Schweden, die haben ein ganz lustiges Prinzip auch, dass sie Fraktionen

00:43:29: nicht nach Fraktionen uns in die Sitzordnung im Parlament geben, sondern nach Namenslisten.

00:43:37: Das heißt, dort ist das Parlament in sich schon mal anders aufgestellt.

00:43:41: Es sitzt anders und hat natürlich eine andere Kultur, das miteinander reden müssen.

00:43:48: Das finde ich schon mal spannend, dass man solche Ansätze beginnt zu überdenken, ob das nicht

00:43:54: sozusagen dazu führt, dass unsere Formen der Auseinandersetzung und unsere Formen der

00:44:00: Diskussion und des Gesprächs andere Dimensionen erreicht.

00:44:05: Also ich glaube, wir brauchen diese, ich glaube es war Nils Bohr, der das mal so genannt hat,

00:44:12: safe spaces for unsafe conversations und das haben wir kaum mehr.

00:44:18: Und erklärt möglicherweise auch viel Frust an der einen oder anderen Stelle und Enttäuschung.

00:44:24: Ja, glaube ich auch.

00:44:26: Lass uns unser dafür dagegen spielen.

00:44:28: Gut.

00:44:28: 20 Begriffe.

00:44:30: Gut, die Bitte ist, sag kurz, bist du dafür, bist du dagegen.

00:44:33: Und wir fangen an mit der Europäischen Union.

00:44:35: Dafür.

00:44:36: Dem muss gegen rechts.

00:44:38: Dafür.

00:44:39: Eine höhere Erbschaftssteuer.

00:44:40: Dafür.

00:44:41: Die vier Tage Woche.

00:44:43: In betwing.

00:44:45: Sehr gut.

00:44:46: Die Schuldenbremse.

00:44:48: Dagegen.

00:44:49: Pizza am Zos-Hollandes.

00:44:51: Absolut dagegen.

00:44:52: Absolut dagegen.

00:44:53: Ein Sondervermögen für Bildung.

00:44:55: 100 Milliarden in die Bildung in Deutschland.

00:44:57: Dafür.

00:44:58: Verstärkte Maßnahmen gegen Femizide.

00:45:01: Dafür.

00:45:02: Die Wuppertale Schwebebahn.

00:45:04: Absolut dafür.

00:45:06: Die Legalisierung von Cannabis.

00:45:08: In betwing.

00:45:10: Der EU-Beitritt der Ukraine.

00:45:12: In betwing.

00:45:14: Autofreie Innenstädte.

00:45:16: Dafür.

00:45:17: Alle Wahlen für Menschen ab 16 freigeben.

00:45:22: In Österreich seite ich uns davor raus.

00:45:24: Dafür.

00:45:24: Dafür.

00:45:25: Ein bedingungsloses Grundeinkommen.

00:45:28: In betwing.

00:45:31: Linzer Torte.

00:45:32: Dafür.

00:45:33: Dafür.

00:45:34: Interessant, wir haben mit Natascha Strobel darüber gesprochen.

00:45:36: Die sagten, nee, also diese ganzen Torte eigentlich nicht.

00:45:39: Eine Kollegin aus Wien.

00:45:41: Aber warum hat sie dagegen gegengelitten?

00:45:44: Sie meinen, Kaiserschmarrn ist viel besser.

00:45:46: Ach so, okay.

00:45:47: Ja gut, das ist die Fraktion dann.

00:45:48: Das ist ja eine genaue Fraktion zu sagen.

00:45:50: Darf man durchaus lassen.

00:45:51: Urlaub in den Bergen.

00:45:52: Absolut dafür.

00:45:54: Snowboarden.

00:45:55: Auch dafür, aber ich mach's nicht.

00:45:57: Okay.

00:45:58: Und das Gender in der Sprache.

00:46:01: Ich bin dafür, aber auch mit einem leichten

00:46:08: Ja, also wenn wir beginnen würden, das weniger autoritär zu gestalten, weil ich merke einfach,

00:46:14: dass es ein angenehmer Lernprozess ist.

00:46:16: Ja, bedingt es dafür, der Wiener Gemeindebau.

00:46:20: Absolut dafür.

00:46:21: Und Andy Babler, der aktuelle Vorsitzender der SPÖ.

00:46:25: Dafür, aber auch mit vielen Bauchschmerzen.

00:46:28: Ja, lass uns, wenn du gestresst, es ist ein Augenblick über ihn reden.

00:46:33: Ja.

00:46:34: Ich schätze den Andy Babler sehr und ich halte ihn auch für den richtigen Augenblick.

00:46:41: Also auch mit der in der SPÖ durchaus schon fast gespaltenen Stimmung und der Resignation,

00:46:52: die in vielen Bereichen schon zu spüren war.

00:46:54: Und der Orientierungslosigkeit und der Mutlosigkeit und all den Dingen.

00:46:59: Und der Andy war jetzt oder ist jetzt der Erste, der seit langer Zeit wieder mal, finde ich,

00:47:04: sehr gute Themen anspricht.

00:47:07: Was ich mir wünschen würde, ist, dass er, das ist sozusagen das, was viele von uns mit

00:47:14: dem Andy sehr verbindet.

00:47:16: Er hat dasselbe, wenn du so willst, Zeichen.

00:47:19: Wir erkennen uns.

00:47:21: Er kommt aus dieser Gruppe von Menschen.

00:47:26: Er weiß, wovon er spricht.

00:47:27: Er ist ein Arbeiter.

00:47:29: Er ist aus diesem Milieu.

00:47:32: Er kennt die Farbe.

00:47:33: Er kennt den Geruch.

00:47:34: Er kennt alles davon.

00:47:35: Ich würde mir wünschen, dass er an manchen Stellen mutiger ist und selbst vertrauen hat

00:47:42: und nicht immer auf diese eigentlich alten Formeln zurückgreifen muss.

00:47:48: So wichtig es ist, dass man natürlich für soziale Verhältnisse kämpft.

00:47:52: Aber ich habe manchmal das Gefühl, er hat auch einen großen Respekt vor den Allianzen,

00:47:57: die er eingeht.

00:47:58: Und er hat eine große Welle geschaffen, wo viele Leute beigetreten sind und plötzlich

00:48:06: sich gemeldet haben und gesagt haben, ich würde gern mitarbeiten.

00:48:09: Ich stelle mich zur Verfügung.

00:48:11: Ich gebe Expertise und ich helfe euch jetzt und ich sage euch.

00:48:15: Und da waren viele Leute dabei, die sozusagen sowohl im Themenbereich Naturschutz, Klimawandel

00:48:23: bis hin zu den sozialen Themen, bis hin zu Migration.

00:48:27: Also wirklich die Creme de la Crème des Wissens in Österreich.

00:48:31: Und das war wirklich exorbitant, die aber innerhalb kürzester Zeit auch alle wieder

00:48:36: abgebogen sind oder viele abgebogen sind, weil sie keine Resonanz hatten und weil plötzlich

00:48:41: dann doch wieder ein kleinerer Kreis nur da steht.

00:48:44: Und so entsteht manchmal der Eindruck, dass da schon wieder so etwas wie Angst vorherrscht.

00:48:51: So Angst innerhalb eines Machtgefüges.

00:48:55: Und er hat natürlich Bedrängungen von den verschiedensten Fraktionen, ob das jetzt aus

00:48:59: Wien ist oder aus dem Burgenland.

00:49:02: Das ist natürlich kein einfacher Kampf.

00:49:04: Aber ich glaube, wenn er sich mehr auf das, was er ursprünglich gewesen ist, diese Frische,

00:49:10: diese Unbedarftheit in die Dinge reinzugehen, berufen würde und Lust hätte, da offener zu

00:49:16: sein, dann ist das der absolut richtige Mann am richtigen Ort.

00:49:20: Und ich wünsche ihm sehr, dass er das schafft und dass er die Kraft hat.

00:49:24: Und manchmal merke ich, dass er in manchen Gebieten eine, auch bei Sozialdemokraten,

00:49:31: offensichtlich alte Krankheit der Beratungsresistenz in sich trägt.

00:49:36: Also mehr Pablo Púr sozusagen.

00:49:39: Pablo Púr und offen, einfach offen.

00:49:41: Und zu sagen, ich gehe jetzt, er sagt ja auch, geht ein Stück des Weges mit uns.

00:49:46: Und wir haben lange viele mit ihm darüber geredet.

00:49:50: Mach's anders.

00:49:51: Geh du mit den Leuten, die werden dir dankbar sein und die wollen, dass du mit ihnen gehst.

00:49:55: Und da sind so viele, die dann sowieso automatisch mit dir gehen.

00:49:59: Aber geh du mit den Leuten, laden sie nicht immer ein.

00:50:02: Und wenn du sie dann einlädst, hast du keine Zeit, dich mit ihnen zu beschäftigen.

00:50:06: Das ist ja die Kehrseite.

00:50:07: Man lädt immer Leute ein und dann sind die da und dann nützt man nicht.

00:50:11: Und dann stehen die Blöder und dann sind die doppelt und dreifach enttäuscht und sagen,

00:50:14: mach ich nicht mehr, interessiert mich nicht mehr.

00:50:17: Andi, war Blas ein Politiker.

00:50:19: Du hast es eben angesprochen.

00:50:20: Wir haben ja in den letzten Monaten eine ganz beeindruckende Welle von auch Prominenten

00:50:25: gesehen, die sich politisch im öffentlichen Raum äußern.

00:50:28: Du machst das ja sehr regelmäßig, aber es hat ja keine Selbstverständlichkeit, würde ich sagen.

00:50:34: Aber in den letzten Monaten hat es das jetzt gegeben, das ganz viele Künstler, Schauspieler, Sänger,

00:50:39: was weiß ich, sich engagiert haben.

00:50:42: Warum ist es wichtig?

00:50:45: Warum braucht es das?

00:50:46: Also sagen wir so, ich habe viel gelernt und habe vieles von meinem Engagement nicht mehr

00:50:54: nur in die Öffentlichkeit gegeben, weil das einfach auch oft missverstanden wurde.

00:50:59: Und weil ich dann auch oft gemerkt habe, dass ich ausgenutzt wurde, also dass man dann

00:51:03: sagt, jetzt ist der bei der Sozialdemokratie, jetzt macht er, jetzt muss der da aber auch

00:51:07: mal zur Parteiveranstaltung kommen.

00:51:09: Und das mache ich eigentlich prinzipiell nicht mehr.

00:51:11: Also auch diese testimonialen Geschichten mache ich nicht mehr.

00:51:15: Weil ich finde, das ist dann schon eine Bevormundung.

00:51:18: Und das wäre mir zu viel.

00:51:21: Ich glaube, Menschen wissen ganz genau, was sie wählen wollen und was sie brauchen.

00:51:26: Da brauchen sie dann nicht irgendein Schauspieler, der ihnen erzählt, warum und weshalb.

00:51:31: Also da sind die, ja, ich finde das eigenartig.

00:51:38: Was ich aber spannend finde, ist mit Leuten zu reden, die vielleicht auch anders wählen

00:51:44: oder anders denken.

00:51:45: Und da stelle ich oft fest, dass man sich in den wesentlichen Fragen oft viel näher ist,

00:51:54: als man glaubt.

00:51:55: Und dass, warum man bestimmte Sachen nicht mehr wählt, oft mit Enttäuschungen zu tun

00:52:03: hat.

00:52:04: Manchmal auch durchaus mit Partikularen Interessen, die dann nicht erfüllt wurden, weil man sagt,

00:52:09: ja, und dann habe ich den Antrag nicht bekommen und dann ging das nicht.

00:52:13: Und seitdem ist für mich klar das.

00:52:15: Da kann man ja auch mal darüber reden, aber dann merkst du, dass die Wut loslässt.

00:52:19: Und dass man sagt, das ist jetzt wirklich der Grund, warum.

00:52:22: Und dann kommt er ohne diesen nach einer gewissen Zeit plötzlich der Einsicht oder etwas anderes.

00:52:27: Und dann merkt man in den wesentlichen Fragen, dass man sich einig.

00:52:31: Und das interessiert mich viel mehr.

00:52:34: Oder dann tatsächlich so für Wiesnufförvereine wie Chance Acht oder seinerzeit eben auch

00:52:40: für Amref für diese afrikanischen Geschichten etwas zu tun oder zu versuchen, dass man dort

00:52:48: dann Kohle auftreibt.

00:52:50: Es geht ja eben unter seine Wieschaft.

00:52:52: Man kapitaltortin damit die anständig arbeiten können und dass die nicht immer auch mit

00:52:58: diesem unglaublichen Gefühl der völligen Übermüdung nach Hause gehen müssen, zwar

00:53:03: beseelt sind von ihrer Arbeit, aber eigentlich keinen Freiraum haben, dass alles, was sie

00:53:09: dort erfahren, erleben, erspüren, tanken, tagtäglich auch mal verarbeiten können, um dafür auch

00:53:15: noch schlecht bezahlt werden.

00:53:17: Das ist etwas, was ich als zutiefst unangerecht empfinde und schwierig finde.

00:53:22: Und dann braucht man uns auch nicht wundern, dass unsere Sozialsysteme, also die Menschen,

00:53:27: die dort arbeiten so ausbloten, eigentlich bräuchte man tatsächlich, da kommen wir dann auf

00:53:32: die vier Tage Woche oder auf das bedingungslose Einkommen, nur für solche Gruppen genau

00:53:37: das, die vier Tage Woche und das bedingungslose Grundeinkommen.

00:53:41: Und ich glaube, man kann da wieder eine Brücke schlagen zu den Investitionen.

00:53:45: Das klingt jetzt sehr technisch, mathematisch oder vielleicht ökonomisch, aber jede Minute,

00:53:51: die wir da reinstecken, zum Zahlen machen.

00:53:54: Ja, ich glaube, dass wir das viel zu wenig artikulieren.

00:53:58: Jede Investition in ein Kind ist die Investition in einen Rotermanden.

00:54:03: Jedes Ding, das wir da machen können, ist im Verhältnis, also die klassische Rechnung,

00:54:11: die sagt, jeder Euro, den du jetzt investierst, kostet dich in Zukunft fünf Euro weniger.

00:54:17: Also, wenn man, wie man in diesem Land sehr gerne macht, immer kundtut, ökonomisch zu

00:54:25: denken oder zu schauen, dass man keine Schulden machen wird oder den Staat nicht überlastet,

00:54:31: dann ist es schon sehr erstaunlich, dass man sich von aus gewissen Kreisen so vehement

00:54:36: gegen die Kindergrundsicherung wehrt.

00:54:38: Und so tot als wäre das sozusagen ein ausbeutendes Staat, anstatt dass man es als ein Investment

00:54:46: des Staates sieht.

00:54:47: Noch dazu in Coinsistenz einer zunehmend verstärkten Nachfrage nach Fachkräften, einer verstärkten

00:54:55: Nachfrage nach Zuwanderung, einer verstärkten Nachfrage nach Leuten, die qualifiziert sind.

00:55:01: Also, ist doch ganz logisch, jeder Euro, den ich da jetzt in diese Kinder investiere, ist

00:55:08: ein Investment für die Zukunft.

00:55:09: Und zwar ein, das war wahrscheinlich die größte, wie nennt man das, den größten Gewinn mit

00:55:17: sich bringt, die größte Marge in sich trägt.

00:55:21: Ich glaube, weil die Marge eine doppelte Marge ist, es ist die gesellschaftliche Marge

00:55:25: und es ist eine im Sinne der Befreiung, die du eben angesprochen hast.

00:55:28: Du kannst dein Leben selber frei gestalten, wenn es gut läuft.

00:55:32: Letzte Frage, wir sind leider fast am Ende unserer Zeit, aber ich will mit dir nochmal

00:55:39: auf deinem Beruf und die Zukunft gucken.

00:55:41: Stell dir vor, du kriegst die Rolle an, geboten Olaf Scholz in einem Fernsehfilm zu spielen.

00:55:46: Nach einer ersten gelungenen Wiederwahl als Bundeskanzler, du kannst ein bisschen am

00:55:51: Drehbuch mit schreiben und die Frage ist jetzt, was soll er sagen in seiner ersten Regierungserklärung,

00:55:57: also quasi die Harald Krasnitzer als Olaf Scholz vor dem Bundestag.

00:56:01: Was wären die wichtigsten Punkte, die wichtigsten Programme?

00:56:04: Was würde da da sein?

00:56:06: Zum einen wäre Olaf Scholz sehr schlecht bedingt, wenn ich ihn darstellen müsste.

00:56:11: Da gibt es, glaube ich, Leute, die seiner Pratigkeit und seiner Verschmitztheit besser zum Ausdruck

00:56:20: bringen könnten.

00:56:21: Aber was ich mir wünschen würde, ist, dass er das, was er eigentlich, obwohl man das

00:56:27: nicht muss man ja dazusagen, nicht von ihm erwartet hat, dass er eigentlich fast in

00:56:32: eine ganz merkwürdige Dualität einer Doppelrolle springen kann.

00:56:38: Zum einen einen großen Anteil von Willy Brandt mit eben Demokratiewagen und einem ganz großen

00:56:45: Anteil auch von Helmut Schmidt.

00:56:46: Da ist von beiden seine Personalunion in dem Verein, also letztendlich auch aus seiner

00:56:53: Mentalität heraus, dieses eher kühle Zurückhaltende, das aber, glaube ich, ohne ihn näher kennen

00:57:00: zu können, aber dahinter eine ordentliche Ladung Humor hat.

00:57:06: Und auch wenn man ihm das jetzt nicht zugesteht.

00:57:13: Aber ich würde mir wünschen, dass er tatsächlich, wenn das dann der Fall ist, und das wäre

00:57:20: schön, wenn das so wäre, tatsächlich stärker an diesem Lagebild arbeiten würde und dieses

00:57:24: Lagebild präsentieren würde und nochmal auf diesen Faktor der Nebenkosten eingeht, die

00:57:31: es jetzt zu bezahlen gibt.

00:57:32: Und zwar aufgrund dessen, dass wir so leben wie wir leben, dass das so ist, wie es ist

00:57:40: und dass wir endlich in Europa letztendlich den Mut finden, das vorgeben, also das zu

00:57:46: sein, was wir vorgeben zu sein.

00:57:48: Und das sind wir weiter davon entfernt.

00:57:51: Ich glaube, dass wir aufpassen müssen, dass wir über unser Geräte, über diesen Mythos

00:57:59: oder der ist ja nun einer und das ist ja einer der wesentlichen Teile des Friedensprojektes,

00:58:07: dass es dann noch einen Punkt gibt, der weiterführt.

00:58:10: Weil es ganze Generationen gibt, die das nicht mehr nachvollziehen können.

00:58:15: Wir brauchen einen neuen, etwas Neues.

00:58:18: Wir brauchen sozusagen, wenn man so will, eine neue Verfasstheit, ohne dass wir eine neue

00:58:25: Verfassung brauchen.

00:58:27: Aber wir brauchen eine Verfasstheit im Sinne eines Narratives, wo es hingeht und dazu braucht

00:58:32: man ein Lagebild zu dem, was als Herausforderung da ist.

00:58:36: Und das muss meiner Meinung nach klarer, mutiger, artikuliert werden und da kann er an manchen

00:58:43: Stellen ruhig die Hosen runterlassen, weil ich glaube, die Leute vertragen, dass sie wissen,

00:58:48: dass es weiß jeder, dass das Game Over ist.

00:58:52: Es weiß jeder, dass ein Großteil der Notwendigkeiten, die wir ökonomisch umsetzen wollen, also

00:58:58: allein nur von der Elektrifizierung unserer Mobilität bis hin zu allen möglichen Solaranlagen,

00:59:05: dass alle Rohstoffe dieser Welt, also alles, was wir in Rohstoffe brauchen, um unsere Fähigkeiten

00:59:11: auszuspielen, nicht in Europa liegen, sondern in China und in Russland oder in Südamerika.

00:59:18: Es weiß jeder, dass alle wichtigen Dinge, die wir brauchen, inklusive des Kapitals, nicht

00:59:24: in Europa liegt, sondern in Amerika und ganz woanders.

00:59:27: Und ganz andere Interessen fährt.

00:59:29: Und ich glaube, dass das der wesentliche Punkt ist.

00:59:32: Wie werden wir erstmalig mit dieser Situation fertig?

00:59:38: Wie werden wir dem gerecht, dass wir nicht mehr die glänzenden Diamanten dieser Welt sind?

00:59:44: Haben wir mit jeder Menge Rohdiamanten in unserer Gesellschaft.

00:59:48: Absolut.

00:59:49: Also ich nehme mit, du bist ja unsicher, ob du der geeignete Olaf Scholz-Darsteller

00:59:53: bist, aber ihr habt jede Menge Ideen für's.

00:59:56: Ja, in seinem Umfeld beratet die, sagen wir mal, physionomisch eher mir nahestehen.

01:00:01: Das stimmt.

01:00:02: Also herzlichen Dank.

01:00:05: Ich habe viel mitgenommen, ein klares Lagebild, mehr Mut, mehr nach vorne gehen, auch mehr

01:00:09: Beteiligung, mehr Offenheit.

01:00:12: Herzlichen Dank für den außerordentlich spannenden Austausch und weiter alles Gute natürlich

01:00:17: für deine berufliche Zukunft, aber vor allem auch für dein gesellschaftliches Engagement.

01:00:21: Ich sage herzlichen Dank für die Einladung und für die Zeit, die ihr mir geschenkt habt.

01:00:27: [Musik]

01:00:29: [Musik]

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