Sara Weber und warum der Arbeitskampf sich lohnt | 25 Zukunft gerecht Talk

Shownotes

Gewerkschaften haben viel erreicht – das vergessen wir manchmal, sagt die Autorin Sara Weber. Auch heute sieht sie noch viele Baustellen in der Arbeitswelt und plädiert für eine 4-Tage-Woche. Zur Umsetzung dieser Forderungen schreckt sie vor KI-Tools zur Entlastung des Arbeitsalltags nicht zurück. Allerdings müssen diese gut überwacht und in richtigem Maße eingesetzt werden. Wie ihre Kindheit auf dem Dorf und ihr erster Job in der Zeit der Finanzkrise sie geprägt haben, erzählt sie im Podcast.

Bücher von Sara Weber:
Das kann doch jemand anderes machen! Wie KI uns alle sinnvoller arbeiten lässt

Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?

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00:00:00: Weil das war, glaube ich, das erste Mal, wo ich auch für mich selbst in Sachen Arbeit

00:00:03: eingestanden bin und dann gemerkt habe, ach, das geht ja.

00:00:05: Wenn man nach acht Stunden nach Hause geht, denkt man ja nicht, ich habe einen acht

00:00:10: Stunden Tag, weil das haben Gewerkschaften für mich erstritten.

00:00:13: Wenn man Samstags oder Sonntags frei hat und fünf Tage Woche hat, denkt man sich ja nicht,

00:00:18: ich habe jetzt Wochenende, weil das haben Gewerkschaften für uns erstritten.

00:00:20: Aber so ist es.

00:00:22: Und wenn nach solchen Kriterien dann entschieden wird von Diskriminierenden

00:00:29: Algorithmen, wer kriegt einen Kredit?

00:00:31: Wer kriegt die Chance auf eine Weiterbildung?

00:00:32: Wer kriegt einen Job?

00:00:33: Wer kommt ins Gefängnis?

00:00:35: Dann ist das natürlich ein riesiges Problem.

00:00:37: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Zukunftgerecht-Talks der Friedrich-Ebert-Stiftung.

00:00:47: Mein Name ist Christian Krell.

00:00:48: Ich darf diesen Podcast moderieren und ich will das wie immer tun unter Freunden.

00:00:53: Ich will ein offenes, ehrliches, kritisches Gespräch führen, aber immer einander zugewandt

00:00:59: reden und ich freue mich außerordentlich auf unsere heutige Gesprächspartnerin, denn

00:01:03: sie ist eine der führenden Expertinnen, eine der führenden Denkerinnen über etwas,

00:01:08: was uns alle jeden Tag beschäftigt, egal ob wir Hemden bügeln, egal ob wir im Meeting sitzen,

00:01:15: die Schwiegermutter pflegen oder Regale einräumen.

00:01:18: Wir arbeiten alle jeden Tag und manche sogar eine ganze Menge.

00:01:22: Und darüber wollen wir reden.

00:01:24: Sarah Weber, herzlich willkommen.

00:01:26: Schön, dass du da bist.

00:01:27: Ja, vielen Dank für die Einladung.

00:01:28: Ich freue mich.

00:01:29: Super, dass du da bist.

00:01:30: Das ist ja in der Tat ein Thema, mit dem wir alle ständig zu tun haben, arbeiten und wie wir arbeiten.

00:01:37: Sarah, wir reden mit unseren Gästen ganz zu Beginn immer über ein Ort der Gerechtigkeit,

00:01:43: ein Ort, den sie mit den Anfängen ihres Engagements für ihr Thema verbinden.

00:01:48: Wir haben da schon alles Mögliche gehört vom Jugendtreffen, den man zum ersten Mal politisch

00:01:53: aktiver bis zu dem Küchentisch der Eltern, wo man die ersten politischen Debatten geführt hat.

00:01:59: Wie ist das bei dir?

00:02:00: Gibt es so einen Ort, den du mit deinen Anfängen für das Engagement und für bessere Arbeit in Verbindung bringst?

00:02:08: Ja, wahrscheinlich tatsächlich so meinen Schreibtisch in meinem Volontariat,

00:02:13: beziehungsweise das Zimmer meines damaligen Chefredakteurs.

00:02:16: Weil das war, glaube ich, das erste Mal, wo ich auch für mich selbst in Sachen Arbeit eingestanden bin.

00:02:21: Dann gemerkt habe, ach, das geht ja.

00:02:23: Ich bin so nach der Finanzkrise in den Arbeitsmarkt gestartet und das war ja nicht unbedingt die beste Zeit,

00:02:28: um den Job anzufangen, vor allem nicht im Journalismus.

00:02:30: Und ich hatte einen Volontariatsplatz und es hat auch super viel Spaß gemacht.

00:02:34: Und dann ist eine Kollegin gegangen und mir wurde gesagt, du kriegst jetzt ihr Themengebiet noch oben drauf.

00:02:38: Und da habe ich schon gemerkt, so total cool, es hat auch mal Spaß gemacht.

00:02:42: Aber ich war auch so, ist das nicht ein bisschen unfair, wenn ich das jetzt noch einfach zusätzlich mache?

00:02:47: Und bin dann zu meinem damaligen Chefredakteur marschiert und habe gesagt, hallo, mache ich gerne.

00:02:52: Ich finde auch cool, dass ihr mir das zutraut.

00:02:53: Aber was kriege ich denn dafür?

00:02:55: Und ja, ich bin auch im Volontariat total stolz drauf.

00:03:00: Ich weiß noch nicht, was ich mich da geritten hatte, um ehrlich zu sein.

00:03:02: Und wegen Tarifvertrag konnte ich nicht mehr Geld rausverhandeln.

00:03:05: Aber ich glaube, einen extra freien Tag im Monat oder so, was ja auch richtig viel wert ist.

00:03:11: Und das war, glaube ich, so ein Moment, wo ich gemerkt habe, Arbeit ist nicht immer automatisch fair.

00:03:19: Man muss da auch selbst was für tun.

00:03:21: Das kann man aber gar nicht unbedingt immer aus verschiedensten Gründen.

00:03:26: Und das war jetzt ein kein Gedanke, der so ganz vorne im Kopf war.

00:03:31: Aber wenn ich so drüber nachdenke, war das, glaube ich, so ein Moment, wo ich das zum

00:03:34: ersten Mal realisiert habe, so richtig, dass selbst in einer schwierigen Arbeitswelt

00:03:39: ja, man erstens für sich einstehen kann und man zweitens auch einfach Rahmenbedingungen braucht, die haben das ermöglichen.

00:03:44: Beides, also man muss nicht alles hinnehmen.

00:03:48: Man kann einstehen für die Dinge und das kann man natürlich besonders gut.

00:03:51: Wenn es da, wie du sagst, Rahmenbedingungen gibt an Sicherheitsnetz, ein Tarifvertrag, der zum Beispiel ausschließt,

00:03:57: dass man jetzt einfach gefeuert wird, weil man so verschämt ist.

00:04:00: Ja, Tarifverträge überhaupt großer Fan.

00:04:04: Sehr gut und sehr, sehr wichtig.

00:04:06: Das war quasi der Einstieg in dein Arbeitsleben.

00:04:09: Ich habe gelesen, dass du in einem bayerischen Dorf groß geworden bist.

00:04:13: Und ich frage mich, was hast du aus diesem Großwerden in einem bayerischen Dorf eigentlich über Arbeit mitgenommen?

00:04:20: Was hat da quasi dein Bild von Arbeit geprägt?

00:04:23: Wie hat man Arbeit da verstanden und gibt es von dem, was heute noch in deinem Kopf ist?

00:04:28: Also ich bin aufgewachsen mit einer alleinerziehenden Mutter, in einem Mehrgenerationen-Haushalt,

00:04:34: was schon sehr untypisch war damals auf dem Dorf so.

00:04:38: Und dann noch als mixt schwarze Person auch wahnsinnig untypisch.

00:04:44: Und was mir sehr früh aufgefallen ist, wahrscheinlich auch, weil meine Mutter halt arbeiten gegangen ist,

00:04:49: dass von ganz vielen meiner Freunde und Freundinnen es diese klassische Rollenverteilung gab.

00:04:55: Der Vater geht arbeiten, die Mutter ist zu Hause und kocht und hilft bei deinen Hausaufgaben.

00:05:00: Und das war bei mir halt nicht so bei mir, weil meine Mutter tagsüber arbeiten und kam dann halt irgendwann abends wieder.

00:05:07: Und ich fand das immer irgendwie so krass, auch wie viel den anderen so reingeredet wurde.

00:05:11: Also, dass da immer so war so, du musst dann und da, da sein.

00:05:15: Wir machen jetzt zusammen Hausaufgaben und ich musste halt viel selbstständiger sein,

00:05:20: weil ich diese Betreuung tagsüber so gar nicht hatte.

00:05:23: Und das ist mir natürlich damals nicht aufgefallen.

00:05:26: So, oh, die haben alle total traditionell Rollenverteilung.

00:05:29: Am mir ist schon aufgefallen, dass unser Modell ein anderes ist,

00:05:33: dass ich auch mochte und gut fand.

00:05:36: Und das ich mir manchmal dachte so, es ist schon cool, wenn die Mama da immer mittags kocht und es am Mittags was Warmes gibt.

00:05:42: Aber ist das nicht auch ein bisschen nervig, wenn die immer bei den Hausaufgaben auf alles draufguckt?

00:05:46: Und heute ist mir natürlich total bewusst, dass das

00:05:49: ja einfach so sehr konservative Familienstrukturen dann oft waren.

00:05:54: Es gab ein paar Familien, bei denen das anders war,

00:05:57: das waren auch tatsächlich oft so die, mit denen ich am besten befreundet war.

00:06:00: Und ansonsten hat man natürlich auf dem Dorf beruflich alles von Leuten,

00:06:05: die in die Stadt pendeln, um irgendwelche Management-Jobs zu machen,

00:06:09: aber auch die auf dem Bauernhof arbeiten, wo halt auch klar ist, die Kinder helfen damit.

00:06:13: Wenn man vorbeikommt, dann hilft man vielleicht auch mal mit die Schweine zu futtern.

00:06:17: Und als allererstes wird der Traktorführer schon gemacht, wenn man alt genug ist.

00:06:20: Und ich glaube, das auch so zu sehen, diese Bandschbreite und auch nicht selbst aus einer Akademikerfamilie zu kommen,

00:06:27: hat bei mir auch ganz viel geprägt, wie ich über Arbeit nachdenke, dass Arbeit für mich eben nicht nur im Büro sitzen ist.

00:06:33: Das zeigt so die ganze Bandbreite von Arbeit super auf, was das alles sein kann.

00:06:38: Und auch, was man alles braucht in so einer Gemeinschaft.

00:06:41: Man braucht die Leute, die beim Bäcker nicht nur das Boot backen, sondern auch verkaufen.

00:06:47: Man braucht irgendwie die Bank vor Ort, man kriegt irgendwie mit, was

00:06:53: der Bürgermeister oder die Bürgermeisterin macht.

00:06:55: Also man hat auch irgendwie so ganz andere Berührungspunkte zu ganz vielen Berufsgruppen,

00:07:00: weil sie einfach den Alltag so mitprägen.

00:07:03: Und so viel geht ja nicht auf dem Dorf.

00:07:05: Und das kriegt man dann damit.

00:07:06: Und man kriegt halt auch mit, welche anderen Formen von Arbeit es gibt.

00:07:10: Ehrenamtliches Engagementvereine, auch wirklich diese politische Arbeit, die ja

00:07:15: sehr nah an der Bevölkerung ist und das all das irgendwie nötig ist, um als Gesellschaft zusammenzuhalten.

00:07:22: Ja, total.

00:07:23: Und das zeigt ja auch die Bandbreite von Arbeit auf, was Arbeit so alles ist.

00:07:27: Und das ist nicht nur klassische Arbeit in dem Sinne ist.

00:07:31: Man hat da einen Arbeitsvertrag, man hat ein Ort, wo man hingeht und vielleicht auch wieder weggeht.

00:07:36: Wenn man dann so später auf deine Karriere und deine Entwicklung schaut, dann gibt es da etwas,

00:07:41: was vielleicht manchmal überrascht, zumindest wird es ganz häufig thematisiert.

00:07:46: Du hast einen richtig coolen Job im Journalismus gehabt, den du auch als coolen Job beschreibst.

00:07:52: Großer Verantwortung bei LinkedIn, einer wachsenden, spannenden Plattform.

00:07:59: Hast du die Redaktion verantwortet und dann, als sich für einige die Welt verändert hat,

00:08:05: während der Corona-Pandemie, hast du gesagt, ja, also ich will das hier irgendwie auch verändern.

00:08:10: Ich will hier raus aus diesem Job.

00:08:12: Wie kam es dazu?

00:08:14: Ja, also, dass ich immer so betonen, dass das wirklich ein cooler Job war, ist mir auch wichtig.

00:08:18: Weil es wird ja, wenn man einen Job kündigt und auch sagt, das hat für mich nicht mehr gepasst,

00:08:23: wird das ja schnell so vermengt mit, dann war das bestimmt kein guter Job.

00:08:26: Und das stimmt einfach nicht.

00:08:28: Ich hatte eine super Vorgesetzte, ich hatte ein super Team.

00:08:30: Mir hat auch meine Arbeit viel Spaß gemacht, aber ich habe einfach so ein Jahr ungefähr nach Pandemiebeginn gemerkt.

00:08:36: Das funktioniert einfach nicht mehr.

00:08:37: Ich war super ausgebrannt.

00:08:38: Ich habe es überhaupt nicht geschafft, abzuschalten von der Arbeit.

00:08:41: Wir sind natürlich alle ins Homeoffice gewechselt.

00:08:43: Das ging in dem Job sehr gut.

00:08:44: Und was wir gemacht haben, inhaltlich war wirklich quasi ein Wirtschaftsberichterstattung,

00:08:49: Nachrichtenberichterstattung auf dieser Plattform und alle, die im Journalismus arbeiten wissen,

00:08:54: dass war eine wahnsinnig anstrengende Zeit, um Nachrichtenberichterstattung zu machen.

00:08:59: Weil wir natürlich in einer maximalen Ausnahmesituation gelebt haben,

00:09:03: was wir auch alle so ein bisschen verdrängt haben, glaube ich.

00:09:05: Und ich habe einfach irgendwann gemerkt, so, ich pack das nicht mehr.

00:09:10: Also sowohl die Nachrichtenberichterstattung, das hat mir nicht gut getan,

00:09:14: aber auch, dass ich irgendwie für mich das nicht gut hingekriegt habe, abzuschalten,

00:09:20: Grenzen zu ziehen und irgendwie nur noch gearbeitet habe und mich das wirklich ausgebrannt hat.

00:09:25: Und ich mich ausgebrannt habe.

00:09:27: Und ich habe dann ganz viel darüber nachgedacht, was mache ich jetzt?

00:09:29: Ich habe auch mit meiner Managerin viel darüber gesprochen.

00:09:32: Also ich war da auch relativ offen ihr gegenüber und habe aber gemerkt,

00:09:37: ich schaffe es nicht innerhalb dieser Strukturen, das für mich so zu verändern,

00:09:40: dass es funktioniert und dachte dann, okay, dann gehe ich halt und habe dann gekündigt.

00:09:44: Und mir ist bewusst und es ist mir auch wichtig, das zu sagen,

00:09:47: das ist eine wahnsinnig privilegierte Entscheidung.

00:09:49: So, ich konnte diese Entscheidung treffen, weil ich wusste, ich habe genug Geld angespart,

00:09:53: um über die Runden zu kommen, dass ich einen Partner habe, der mich darin unterstützt,

00:09:58: dass die Miete weiterhin bezahlt werden kann und dass ich schon auch wieder einen Job finde,

00:10:03: dass ich schon wieder unterkomme.

00:10:04: Das ist natürlich eine Situation, die ganz viele Menschen so nicht haben.

00:10:08: Ich konnte das damals machen, ich konnte es mir leisten, das zu machen

00:10:11: und habe die Entscheidung auch tatsächlich nie bereut.

00:10:15: Also eine Situation, die auch von Freiheit geprägt ist, wie du beschreibst,

00:10:20: weil es da bestimmte Privilegien gibt.

00:10:22: Was hast du für dich mitgenommen, was sind für dich gute Bedingungen für Arbeit,

00:10:26: die gewährleistet sein müssen, um quasi weitermachen zu können?

00:10:30: Also ich glaube, eine ganz große Sache für mich war, wie sieht mein Tag aus?

00:10:35: Und es ist ja nicht so, dass jeder Tag in der Arbeitswelt bei den meisten von uns gleich aussieht,

00:10:39: sondern es ist mal ein bisschen unterschiedlich.

00:10:41: Aber ich hatte ganz viele solche Tage, wo ich wirklich von morgens bis abends vorm Computer in Meeting saß.

00:10:46: Und das hat mich total fertig gemacht, wo ich wirklich das Gefühl hatte,

00:10:49: ich weiß noch nicht, wann ich was essen soll, ich weiß nicht, wann ich aufs Klo gehen soll.

00:10:53: Ich bin so durchgetaktet, dass mein Kopf gar nicht mehr hinterher kommt.

00:10:57: Und das war natürlich auch dem Job geschuldet, der Teilzache, dass ich in der Führungsposition war

00:11:02: und mich natürlich auch mein Team gekümmert habe.

00:11:03: Es viel Abstimmungsbedarf gab, gerade auch in diesen Zeiten.

00:11:06: Wir haben uns alle an Homeoffice gerade erst, full-time Homeoffice gerade irgendwie erst gewöhnen müssen.

00:11:12: Und ich habe aber gemerkt, so, ich packe das, also das tut mir einfach wirklich nicht gut.

00:11:16: Ich kann das auch nicht irgendwie gut regeln.

00:11:19: Und das ist eine Sache, die will ich nicht.

00:11:23: Also ich habe dann auch wirklich ganz stark darüber nachgedacht, so gar nicht so sehr welchen Job möchte ich machen

00:11:29: oder für welches Unternehmen möchte ich arbeiten, sondern wie möchte ich arbeiten?

00:11:33: Wie will ich das meine Tage aussehen?

00:11:35: Ich war einfach so, ich kann nicht den ganzen Tag im Meeting setzen.

00:11:37: Das macht mich kaputt.

00:11:39: Und es war ja wirklich eine Zeit, also die ich manchmal versuche, etwas zu verdrängen, weil es so beanspruchend war.

00:11:45: Ich glaube auch, ja.

00:11:46: Also ich glaube, es gibt eine massive Verdrängung bei uns allen.

00:11:50: Weil das war ja, also wenn man sich das mal, wenn man sich das mal zurück erinnert, also wirklich so ehrlich zurück erinnert.

00:11:54: Wir saßen alle in unseren Wohnungen, hatten unfassbar viel Angst davor zu sterben.

00:12:00: Muss man ja so sagen, wenn Angst davor, dass die Menschen um uns herum sterben.

00:12:04: Wir hatten Angst, dass wenn wir unsere Einkäufe aus dem Supermarkt nicht richtig waschen und desinfizieren, dass wir sterben.

00:12:09: Also es war ja total, wir haben die Straßenseite gewechselt, wenn wir anderen Leuten entgegengekommen sind, obwohl wir draußen waren.

00:12:15: Also das war ja wirklich eine

00:12:17: totale Ausnahmesituation mit krassen Ängsten und einer krassen Belastung.

00:12:23: Du hast ja nicht nur diesen ganzen Tag irgendwelche Meetings gehabt.

00:12:27: Nebenbei sollten dann die Kinder beschult werden.

00:12:29: Du musstest das Mittagessen kochen und ab und an alle 14 Tage war es auch gut, wenn jemand mal durch die Wohnung gewischt.

00:12:34: Ja und ich war ja auch in einer privilegierten Situation.

00:12:37: Ich hatte keine Sorgeverantwortung.

00:12:38: Ich musste niemanden pflegen.

00:12:39: Ich musste mich nicht um Kinder kümmern.

00:12:41: Das ist natürlich nochmal eine ganz, ganz zusätzliche Belastung.

00:12:44: Ich habe mir eine andere Person zusammen gewohnt.

00:12:45: Ich habe nicht alleine gewohnt.

00:12:47: Ich glaube auch das Menschen, die alleine gewohnt haben.

00:12:49: Menschen, die chronisch krank sind und waren und damit nochmal ein höheres Risiko hatten.

00:12:54: Also die Ängste waren ja auch nicht bei allen gleich verteilt.

00:12:59: Der Stress war nicht bei allen gleich verteilt.

00:13:00: Die Belastung war nicht gleich verteilt.

00:13:03: Menschen, die in systemrelevanten Jobs gearbeitet haben.

00:13:05: Ich konnte bequem ins Homeoffice.

00:13:06: Du wahrscheinlich auch.

00:13:07: Krasse Luxus im Vergleich zu Leuten, die im Supermarkt und in der Pflege

00:13:12: und irgendwann dann wieder in der Kinderbetreuung gearbeitet haben.

00:13:15: Total.

00:13:16: Und dein Buchtitel, der zielt ja darauf ab.

00:13:20: Es passieren krasse Umbrüche von Corona inspiriert.

00:13:24: Aber das ist ja nicht der einzige Umbruch.

00:13:26: Die Welt geht unter.

00:13:27: Aber wir müssen trotzdem arbeiten.

00:13:29: Ein großartiger Titel finde ich.

00:13:31: Ich glaube, der holt total viele in ihrem Lebensgefühl ab.

00:13:33: Wir haben so heftige Krisen.

00:13:35: Aber es gibt diesen Job, der einfach weiterläuft.

00:13:38: Und ich finde ihn einerseits faszinierend.

00:13:41: Aber ich wollte dich auch gerne fragen, ob er nicht vielleicht auch was ausblendet,

00:13:45: was Arbeit auch geben kann.

00:13:46: Nämlich sowas wie Kontinuität, Stabilität, Struktur,

00:13:50: die vielleicht in Zeiten von Umbrüchen total wichtig ist.

00:13:53: Total. Also ich verteufle auch Arbeit überhaupt nicht.

00:13:56: Aber ich glaube, dieses Gefühl von was passiert da eigentlich

00:14:00: und soll ich jetzt so weitermachen, als wäre nichts gewesen.

00:14:03: Setze ich mich jetzt einfach so in mein Meeting, fahre ich jetzt einfach so

00:14:06: in die Arbeit, mache ich einfach so weiter wie sonst.

00:14:11: Ich glaube, dieses Gefühl hatten hat ganz viele Menschen.

00:14:13: Und dieses eben, ich muss arbeiten.

00:14:17: Ich darf jetzt keine Pause machen.

00:14:19: Ich darf jetzt nicht innehalten.

00:14:20: Wir leben in einer globalen Pandemie.

00:14:22: Aber selbst jetzt darf ich nicht langsam machen.

00:14:25: Es bricht ein Krieg aus und selbst jetzt darf ich nicht langsam machen.

00:14:29: Ich glaube, dieses Gefühl hatten ganz viele Menschen und ich stimme dir aber total zu.

00:14:33: Arbeit wird ja auch bei uns in der Gesellschaft oft als was Negatives bezeichnet.

00:14:37: Sieht man ja auch an so Sprichwörtern.

00:14:39: So Arbeit ist kein Ponyhof.

00:14:41: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

00:14:43: Also so dieser Gegensatz Arbeit ist ganz furchtbar.

00:14:46: Aber da muss man halt durch und Arbeit gibt dabei ganz viel Arbeit.

00:14:50: Kann Teilhabe geben.

00:14:51: Das ist auch ein ganz wichtiger Punkt, dass wir integriert sind in die Gemeinschaft

00:14:55: in einem Team, dass wir das Gefühl haben, wir leisten einen Beitrag.

00:14:58: Wir helfen möglicherweise anderen Menschen.

00:15:01: Wir können davon unsere Miete bezahlen, auch nicht unwichtig.

00:15:04: Dieses Gefühl ist aber, glaube ich, für viele Menschen verloren gegangen.

00:15:07: Also dass diese negativen Seiten der Stress, die Überlastung, die Überforderung,

00:15:10: die Frage, wie kriege ich das eigentlich alles hin?

00:15:13: Die guten Seiten auch nicht immer, aber immer öfter so überlagert.

00:15:18: Und man das Gefühl hat, ja, ich kann hier Teilhaben,

00:15:21: aber könnte ich nicht genauso gut Teilhaben, wenn ich mich mit meinen

00:15:25: Freunden zum Cafeträgen treffen würde und mit denen gemeinsam was machen würde

00:15:28: und nicht diesen Job hier.

00:15:29: Oder wenn ich mehr Zeit mit meiner Familie hätte oder so.

00:15:32: Und ich habe das Gefühl, da ist einfach irgendwas aus der Balance gekommen.

00:15:36: Und das geht ja ganz vielen so, wir haben ja heftige Debatten über den Arbeitsmarkt.

00:15:41: Wir kennen Untersuchungen, das kann man inzwischen ganz gut belegen,

00:15:44: dass Menschen nicht mehr so gerne Führungsverantwortung übernehmen.

00:15:47: Das war sozusagen das klassische Karriereziel, früher aufzusteigen.

00:15:52: Und heute sagen Menschen, lieber nicht, es reicht mir so.

00:15:55: Ja, also in ganz vielen Bereichen ist es ja auch so, was gewinnt man denn,

00:15:59: wenn man in der Führungsposition ist, gerade so mittleren Management?

00:16:02: Man hat mehr Verantwortung.

00:16:03: Ja, das ist gut, aber es ist auch schlecht.

00:16:05: Man ist ganz oft so in so einer Sandwich-Position.

00:16:08: Man muss dann Sachen von oben nach unten weitergeben,

00:16:10: egal ob man hinter ihnen steht oder nicht.

00:16:12: Man muss ständig erreichbar sein.

00:16:14: Und am Ende kriegt man noch nicht mal viel mehr Geld.

00:16:16: Also fühlt sich jetzt auch nicht zwingend nach einem guten Deal an.

00:16:21: Vor allem weil die Sachen von Führung die Spaß machen können,

00:16:25: also wirklich das menschliche, miteinander, Leuten beim Wachsen helfen,

00:16:29: Leuten aber helfen sich weiter zu entwickeln, oft zu kurz kommt.

00:16:32: Und man gleichzeitig dann keine Zeit mehr hat für die Sachen,

00:16:34: wegen denen man ja oft den Job gewählt hat.

00:16:36: Also im Journalismus kann man dann halt keine Geschichten mehr schreiben,

00:16:39: sondern kümmert sich um organisatorische Sachen.

00:16:42: Ja, wenn man eigentlich den Job macht, um zu recherchieren,

00:16:45: mit Menschen zu reden, Geschichten zu schreiben,

00:16:47: natürlich will man dann keine Führungsposition.

00:16:49: Warum auch?

00:16:50: Verliert man ja nur.

00:16:51: Und ich glaube, dass das eine Sache,

00:16:53: dass es diesen ganz vielen Jobs gibt.

00:16:54: So dieses "Warum sollte ich das machen?"

00:16:56: "Warum bin ich da besser dran als jetzt?"

00:16:58: Total, ne?

00:17:00: Was glaubst du, wenn man auf Arbeit insgesamt schaut,

00:17:03: was sind Bedingungen, die erfüllt sein müssen,

00:17:06: damit wir das Gefühl haben, es läuft in die richtige Richtung,

00:17:09: wir tun da wirklich das, was wir wollen?

00:17:12: Also ich glaube, das Erste ist Geld und Sicherheit.

00:17:15: Ja, das klingt jetzt so doof, aber das ist ja das, worauf es ankommt, ne?

00:17:19: Einen sicheren Job zu haben, der gut genug bezahlt ist,

00:17:22: dass man davon leben kann und idealerweise gut leben kann.

00:17:26: Das ist ja eigentlich so die Basis.

00:17:29: Wenn man das nicht hat, dann ist alles andere auch schon nicht ganz egal,

00:17:33: dann wird es schwieriger.

00:17:35: Und dann ist, glaube ich, Wertschätzungen ein ganz großes Thema,

00:17:38: was sich ja auch finanziell zu einem Gewissen gerade abbildet,

00:17:42: aber auch einfach Wertschätzungen im Sinne von,

00:17:45: dass man jemand zu dir kommt und Danke sagt,

00:17:47: oder das hast du gut gemacht und deine Arbeit zu schätzen weiß,

00:17:50: und dann Weiterentwicklungsmöglichkeiten.

00:17:53: Die meisten von uns wollen ja dazulernen,

00:17:55: wollen irgendwie sich weiter bewegen,

00:17:57: wollen, und das muss ja gar nicht auf eine Führungsposition sein,

00:18:00: aber wollen irgendwie das Gefühl haben, sie bleiben nicht stehen,

00:18:03: und wer das bieten kann, hat es schon mal leichter.

00:18:07: Und ich glaube auch einfach, dass das Menschliche,

00:18:09: dass man in einem guten Team zusammenarbeitet,

00:18:11: dass man eine Führungskraft hat, mit der man gut zurechtkommt

00:18:14: und von der man auch das Gefühl hat,

00:18:16: die nimmt einen Ernst, die weiß, was sie an einem hat,

00:18:20: und die unterstützt einen.

00:18:22: Und ich glaube, das reicht.

00:18:24: Also damit kommt man dann schon sehr, sehr weit.

00:18:27: Und klar, man will vielleicht noch interessante Aufgaben haben,

00:18:29: man will nicht einen Job haben, wo man abends nach Hause geht

00:18:32: und sich denkt, was habe ich denn heute schon wieder gemacht?

00:18:34: Oder ich bin mitverantwortlich für alles Böse in der Welt.

00:18:37: Ich glaube, das ist auch eine Sache, die nicht alle,

00:18:39: aber viele Leute antreibt.

00:18:40: Aber ich glaube, es sind gar nicht diese großen Sachen,

00:18:44: von wegen ich brauche das, das, das und hier Dienstwagen und da,

00:18:49: OBS-Korb, was Unternehmen ja auch manchmal denken, sondern...

00:18:52: Ja.

00:18:53: Nee, Geld, Sicherheit, Wertschätzung,

00:18:55: Weiterentwicklungsmöglichkeiten, gute Leute um einen herum

00:18:58: und vielleicht noch eine Sinnhaftigkeit,

00:19:00: die einem sagt, es ist gut, dass ich diesen Job mache.

00:19:03: Oh, es ist Zeit für unser Dafür-und-Dagegenspiel.

00:19:06: Oh Gott.

00:19:07: Ja, wir haben simple Regeln dafür.

00:19:09: Wir haben 20 Begriffe.

00:19:11: Und Sarah, ich würde dich bitten, sag kurz, bist du dafür,

00:19:13: bist du dagegen?

00:19:15: Und später schauen wir noch mal ein bisschen differenzierter drauf.

00:19:18: Wir starten mit Online-Wahlen.

00:19:22: Bist du dafür, dass wir Wahlen als Online-Wahlen durchführen können?

00:19:26: Nein.

00:19:27: Nein.

00:19:28: Yoga.

00:19:29: Ja.

00:19:30: Ja.

00:19:31: Dafür.

00:19:32: Die vier Tage Woche.

00:19:33: Dafür.

00:19:34: Der neuerbare Energien.

00:19:35: Dafür ist irgendwer eher gut.

00:19:37: Nee, ich wollte gerade fragen, ist irgendwer dagegen,

00:19:39: aber wer meint?

00:19:40: Ich glaube, wir finden da welche.

00:19:42: Ich weiß.

00:19:43: Erhöhung des Mindestlohns.

00:19:46: Dafür.

00:19:47: Bildungsurlaub.

00:19:48: Dafür.

00:19:49: E-Books.

00:19:50: Dafür.

00:19:51: Thanksgiving.

00:19:52: Historisch schwierig, aber in der Realität dafür.

00:19:56: Okay, danke für die Differenzierung.

00:20:00: Künstliche Intelligenz.

00:20:02: Dafür, wenn es richtig gemacht ist.

00:20:04: Sehr gut, da gucken wir gleich nochmal genau drauf.

00:20:06: Pizza mit Sauce on On Daze.

00:20:09: Nein.

00:20:10: Was?

00:20:11: Was?

00:20:12: Jetzt kommt irgendwie mit anderen Nassen oder so.

00:20:14: Aber es geht noch schlimmer.

00:20:16: Nein.

00:20:17: Warum?

00:20:18: Wer macht sowas?

00:20:19: Ja, es gibt es.

00:20:20: Aber das löst immer viel bei unseren Gästen aus.

00:20:23: Absolut dagegen.

00:20:24: Gar keine Frage.

00:20:25: Martin Schulz hätte beinahe den Podcast verlassen, als ich ihn das gefragt habe.

00:20:29: Ja, das verstehe ich.

00:20:30: Ich bin gerade...

00:20:31: Ich fühle mich auch gerade irgendwie schmutzig.

00:20:32: Okay.

00:20:33: Lass uns sofort das Thema hinter uns lassen.

00:20:36: LinkedIn.

00:20:37: Dafür.

00:20:38: Dafür.

00:20:39: Homeoffice.

00:20:40: Dafür.

00:20:41: Selbstbedienungskassen im Supermarkt.

00:20:43: Oh, schwierig.

00:20:45: Nicht ganz dagegen, aber auch nicht 100 Prozent dafür.

00:20:48: Ja, das notiere ich mir.

00:20:50: Da müssen wir auch drauf zu sprechen kommen.

00:20:52: Der EU-Beitritt der Ukraine.

00:20:53: Dafür.

00:20:54: Stricken.

00:20:55: Kann ich nicht, aber will ich lernen, deswegen dafür.

00:20:59: Okay, super.

00:21:00: Ich habe gesehen, du häkelst erfolgreich.

00:21:02: Ich häkel.

00:21:03: Ich habe einen ganzen Pulli gehäkelt.

00:21:04: Ich bin sehr stolz drauf.

00:21:06: Wow.

00:21:07: Food up.

00:21:08: Elternunabhängiges Barfück.

00:21:09: Dafür.

00:21:10: Videokonferenzen.

00:21:11: Dafür, wenn es nicht zu viele sind.

00:21:15: Okay.

00:21:16: Gewerkschaften.

00:21:17: Sehr dafür.

00:21:18: Urlaub am Strand.

00:21:20: Dafür.

00:21:21: Bedingungsloses Grundeinkommen.

00:21:24: Oh, eher dafür, aber it's complicated, wie man früher so bei Facebook Beziehungsstatus

00:21:31: gesagt hätte.

00:21:32: Ja.

00:21:33: Und dann ist man immer neugierig geworden, wenn man das gelesen hat.

00:21:37: Sehr.

00:21:38: Das verstehe ich.

00:21:39: Lass uns da auch noch ein bisschen draufschauen auf dieses bedingungslose Grundeinkommen.

00:21:44: Aber ich will anfangen bei diesen Selbstbedingungskassen im Supermarkt.

00:21:49: Da hast du so sehr bisschen dafür, bisschen dagegen.

00:21:52: Ja.

00:21:53: Also es gibt ja Leute, die sagen generell, das ist schlecht, das nimmt Leuten Jobs weg.

00:21:58: Super schal will ich das nicht sehen.

00:22:00: Erstens, weil es noch andere Aufgaben im Supermarkt gibt, für die oft nicht genug Zeit bleibt.

00:22:05: Und den Mitarbeitenden dadurch kann durch diese Selbstbedingungskassen mehr Zeit geschaffen

00:22:11: werden.

00:22:12: Plus, wir haben gerade auch in solchen Jobs ein wahnsinniges Problem, Arbeitskräfte zu

00:22:16: finden.

00:22:17: Also wenn das helfen kann, die Mitarbeitenden zu entlasten, finde ich es gut.

00:22:21: Und ich stehe da auch, also wenn ich nur drei Teile hab und es da schneller geht, bin ich

00:22:25: die erste, die sich auch da anstellt.

00:22:27: Ich finde aber nicht, dass das dazu führen sollte, dass wir Menschenkassen, sag ich mal,

00:22:33: komplett abschaffen sollten.

00:22:35: Und deswegen sehe ich das so ein bisschen differenziert.

00:22:38: Also die Frage ist immer so ein bisschen für mich, mit welcher Intention werden sie

00:22:42: eingesetzt und ist die Intention an menschlichen Mitarbeitenden zu sparen, die man dafür rausschmeißt

00:22:49: oder ist die Intention das Einkaufserlebnis für Mitarbeitende und Kund*innen zu verbessern?

00:22:55: Das heißt ja am Ende auch, es kommt drauf an.

00:22:58: Ja, wie so oft im Leben.

00:23:00: Und das war ja ein gewisserweise auch deine kluge Antwort bei künstlicher Intelligenz.

00:23:05: Du hast ein ganzes Buch darüber geschrieben, wie KI uns alle sinnvoller arbeiten lässt.

00:23:10: Und das Interessante ist, es ist so ein tatsächlich KI-Buch mit knapp 240 Seiten und in den ersten

00:23:16: 20 Seiten, da geht es um die Risiken der KI.

00:23:19: Also du bist dir dessen bewusst, dass das jetzt um dein Sprachbild von eben aufzugreifen kein

00:23:24: Ponyhof ist, wo alles rosa und schön ist, sondern dass das auch durchaus für die Arbeitswelt

00:23:29: eine Gestaltungsaufgabe ist, aber total viele Chancen bietet.

00:23:33: Was sind die Risiken?

00:23:34: Was müssen wir vermeiden?

00:23:35: Also eines der großen Risiken sehen wir ja gerade in anderen Bereichen der Technologiebranche.

00:23:40: Diese wahnsinnige Monopolgewalt, die entstehen kann durch große Technologiekonzerne, die Frage,

00:23:47: welche Intentionen stehen dahinter, sind das gute oder schlechte?

00:23:51: Und das ist eine Sache, die man nicht aus den Augen verlieren darf.

00:23:54: Genauso wie wir sehen, dass da ein sehr großer Energie- und Wasserverbrauch dahinter steckt.

00:24:01: Auch das ist in Zeiten der Klimakrise natürlich ein relevantes Problem.

00:24:06: Und die Frage, welche anderen ausbeuterischen Eigenschaften hat diese Technologie?

00:24:13: Also zum einen der Umwelt gegenüber, aber auch den Menschen gegenüber, die quasi hinter dieser ja oft so

00:24:18: gesichtslosen Technologie stecken, weil erstens müssen dafür ganz viele Rohstoffe abgebaut werden.

00:24:23: Das machen Menschen im globalen Süden unter wirklich Menschen, unwürdigen Arbeitsbedingungen.

00:24:28: Die Technologie muss trainiert werden, das schaffen auch nicht nur Daten.

00:24:33: Auch das sind so krasse Niedriglohn, Jobs im globalen Süden, wo Menschen wirklich traumatisiert werden

00:24:38: von irgendwelchen illegalen Inhalten, die sie sehen und lesen.

00:24:42: Das sind alles reale Probleme und auch Diskriminierung, die stattfinden kann durch KI.

00:24:49: Viele von uns haben wahrscheinlich diese Bildgeneratoren Bilder gesehen.

00:24:54: zeige mir einen produktiven menschen und dann sieht man Bilder von weißen männern an schreibtischen das ist natürlich ein krasser

00:25:02: vorurteile und stereotype die wir menschen haben und die in technologie dann

00:25:08: festgeschrieben werden und wenn nach solchen kriterien dann entschieden wird

00:25:14: von diskriminierenden

00:25:16: Algorithmen wer kriegt einen kredit wer kriegt die chancen auf eine weiterbildung wer kriegt einen job

00:25:21: Wer kommt ins gefängnis dann ist das natürlich ein riesiges problem deswegen

00:25:25: Das sind so ein paar dinge auf die wir auch

00:25:28: Jetzt wirklich sehr kritisch drauf schauen müssen es wird ja auch gerne auch diese gefahr von

00:25:32: Die menschheit wird unterjocht und alles geht den Bach runter ja diese gefahr sehe ich

00:25:37: Vergleich zu allen anderen als geringer an ich glaube da haben wir menschen

00:25:41: bessere schnellere

00:25:43: Möglichkeiten uns in die auslöschung zu stürzen so dinge wie

00:25:47: Atomkrieg klimakrise die sehe ich als dringlicher in diesem fall an auch wenn das gerne mal

00:25:53: auch in schlagzeilen

00:25:55: steht

00:25:56: Dafür brauchen wir die k.i. gar nicht das kriegen wir selber hin ja glaubt befürchte ich leider auch

00:26:01: In gewisser Weise ist der begriff ja vielleicht etwas irre führen wenn man dir zuhört wird ja sehr deutlich

00:26:06: dass so ein diskriminierungsmechanismus

00:26:09: Von der k.i. reproduziert wird aber nicht aus ihr selbst herauskommt sondern der ist da drin

00:26:16: Weil er menschliches denken menschliches urteilen

00:26:19: aufgreift und reproduziert und mit menschlichen inhalt oder menschlich generierten inhalten

00:26:25: Trainiert wird ja und wir wissen wir leben nicht in einer diskriminierungsfreien welt

00:26:29: und das

00:26:31: sieht man natürlich auch in der technologie aber die frage ist halt wird es dort noch verstärkt und vor allem

00:26:36: ist das dann eine black boxen die man nicht reinschauen kann wo man das erst mal gar nicht merkt

00:26:41: und vielleicht erst merkt wenn ganz viele schlechte entscheidungen getroffen worden sind

00:26:46: und wenn man irgendwo reingucken will wenn man wissen will wie die dinge funktionieren muss man ja einen zugang haben

00:26:51: dann braucht man sozusagen demokratische strukturen und du hast eben schon

00:26:55: Problem so in einem halbsatz glaube ich angesprochen du hast über monopol strukturen gesprochen

00:27:00: Er erinnert mich gut an diese debatten als dieses internet so ein massen werden wie ihn wurde ja

00:27:05: Und da hatten wir alle irgendwie die hoffnung das ist dezentral das ist demokratisch das wird toll ja und und jetzt haben wir ein paar große

00:27:13: monopolisten und hasse und hetze

00:27:15: Was sind die strukturen mit denen wir diese entwicklungen im bereich k i verhindern können ja also

00:27:20: Gerade social media hat da ja bei der internetentwicklung wirklich nochmal

00:27:24: Negativ reingehauen sage ich mal und ganz viele dieser monopol Unternehmen nicht alle aber haben ja auch wirklich solche

00:27:32: sozialen strukturen zumindest als teiles geschäftsmodells

00:27:36: Meta mit facebook instagram whatsapp ist wahrscheinlich das beste beispiel dafür

00:27:40: und das ist aber eine sache die sehr spät erst auch politisch

00:27:44: Bemerkt und als problem eingestuft wurde nicht glaube daraus haben wir schon gelernt also

00:27:51: auf euebene wurde

00:27:54: Letztes jahr tatsächlich eine k i verordnung verabschiedet die jetzt dann ein nationales gesetz umgesetzt werden muss in den euländern

00:28:03: Und das ist wahnsinnig früh und wahnsinnig schnell die ist nicht perfekt so das sind gesetzte technologie ja selten

00:28:12: Aber ich halte es tatsächlich für positiv dass es so schnell tatsächlich einen rechtlichen rahmen gibt

00:28:17: Und dass sich auch so früh Gedanken drum gemacht wurde und dass da eben auch so dinge festgehalten sind wie

00:28:24: Gerade bei großen modellen müssen die trainingsdaten offengelegt werden man muss das nahvollziehen können man

00:28:29: gerade in sensiblen bereichen wo natürlich so

00:28:32: Dinge wie

00:28:34: Arbeit wohnen leben dazugehören

00:28:36: Gesundheit

00:28:37: Braucht es noch stärkere kontrolle und das sind viele gute und richtige sachen dran. Ich glaube die große frage ist jetzt was machen wir damit

00:28:45: Inwiefern wird das umgesetzt inwiefern wird das überprüft und kontrolliert inwiefern

00:28:51: wird dagegen vorgegangen wenn

00:28:54: Diese rahmenbedingungen nicht stimmen und das werden wir die nächsten jahre sehen

00:28:58: Aber dass es so früh tatsächlich

00:29:01: Ein rechtsrahmen gibt halte ich für sehr positiv und auch

00:29:05: Für eine sache die wir aus diesem social media fiasco sage ich jetzt einfach mal gelernt haben

00:29:09: Total und wenn ich das richtig überschaue ist die eu da ja tatsächlich auch relativ

00:29:16: Führend im internationalen vergleich dabei vergleich zu anderen weltregionen oder einzelnen staaten

00:29:21: Was ja auch mittlerweile tatsächlich bei der regulierung von großen plattformen und social media ist darf man ja auch nicht vergessen

00:29:28: Also das mag zuckerberg und ilan mask sagen in den usa machen wir jetzt überhaupt nichts mehr mit inhalte moderieren

00:29:35: Und gegen hate speech vorgehen das können die in europa in der iu nicht einfach so sagen weil es regeln gibt

00:29:42: und

00:29:43: Das halte ich für sehr sehr gut. Ich glaube trotzdem nicht dass es uns vor

00:29:47: Den gefahren schützt das sehen wir auch an der politischen entwicklung aber ich glaube zumindest dass es

00:29:52: Die chanc bietet das etwas abzufedern

00:29:55: total ja

00:29:58: jetzt jetzt haben wir über risiken und über gefahren von k i gesprochen und auch darüber wie man ihn begegnen kann nämlich mit

00:30:04: klaren spielregeln

00:30:06: Und zugleich geht es in dein buch ja über die restlichen 200 seiten um um chancen darum was jetzt jemand und wer

00:30:12: All diese arbeiten machen kann die wir irgendwie nicht so toll finden

00:30:16: Welche chancen liegen da drin?

00:30:19: Also ein ganz großes problem dass wir in der arbeitswelt ja haben ist in vor allem in deutschland aber nicht nur

00:30:24: Unsere gesellschaft wird älter und wir werden in den nächsten jahren viel weniger arbeitskräfte haben weil die

00:30:31: Geburtenstarke baby boomer generation in rennte geht so und dann ist natürlich die frage was machen wir es gibt ja so ein

00:30:37: paar

00:30:38: Möglichkeiten das aufzufangen

00:30:40: ältere leute sollen länger arbeiten ja gut wird es ein paar geben aber

00:30:44: Viele von denen möchten auch einfach in die

00:30:47: Wohlverdiente rennte wenn sie sich leisten können

00:30:49: Frauen sollten könnten mehr arbeiten ja aber wir haben eine absolute kita krise und

00:30:55: keine betreuung plus werden

00:30:59: In einer alternen gesellschaft auch mehr alte menschen haben die gepflegt werden müssen

00:31:03: Das ist eine Aufgabe die immer noch größtenteils von frauen übernommen wird größtenteils von familien übernommen wird

00:31:08: Das lässt sich irgendwie auch nicht

00:31:10: Wegwischen

00:31:11: Dann gibt es das thema migrationen wir wissen alle wie da gerade die politische situation ist also ich kann mir jetzt nicht vorstellen dass wir

00:31:17: diesen mangel an arbeitskräften

00:31:19: Durch migrationen auffangen auch um ehrlich zu sein weil deutschland kein sehr attraktives land ist

00:31:26: Das wird ja immer mit dem thema willkommen

00:31:28: Kultur dann um sich geworfen das problem ist einfach dass

00:31:31: Hier rassismus gibt und viele leute darauf da keine lust haben muss man ja einfach mal so klar sagen

00:31:36: So was machen wir also und ich glaube dass tatsächlich technologie uns helfen kann

00:31:41: diese lücke zu schließen nicht eins zu eins und das ist nicht das ist auch keine

00:31:45: Keine allmachtslösung das glaube ich nicht aber dass es helfen kann

00:31:50: Dinge abzufedern

00:31:52: Wie meine ich das genau wir haben ja in ganz vielen berufen und vor allem auch in den systemrelevanten

00:31:57: Die wir ja so dringend brauchen und wo wir uns glaube ich auch einig sind dass die nicht

00:32:01: Also ersetzt werden sollen wir wollen keine roboterärzte und pflegekräfte haben wir wollen dass

00:32:07: Kinder in kitas und in schulen weiter von menschen

00:32:11: Betreut werden und so weiter

00:32:13: Haben wir ein ganz großes problem mit zeit die für papierkram und bürokratie drauf geht also wirklich stunden jeden tag

00:32:21: Wenn man ein teil dieser arbeit automatisieren kann

00:32:23: Da ist wahnsinnig viel geholfen

00:32:26: Wenn man sinnlose aufgaben die es in allen jobs gibt wir alle kennen das oh ich muss noch zahlen von einer tabelle in die andere kopieren so

00:32:35: wenn man solche aufgaben automatisieren kann die ja

00:32:38: Super nervig sind sinnlos sind die stresst verursachen

00:32:42: Die gleichzeitig zeitdruck verursachen weil man irgendwie nicht genug zeit für die eigentliche arbeit hat man kennt das ja man saß den ganzen tag irgendwie

00:32:50: Vor auger kram und in meetings und längst sich abends um sechs so als könnte ich eigentlich mal mit der eigentlichen arbeit anfangen aber eigentlich habe ich feierabend

00:32:56: wenn wir da ansetzen können

00:32:59: dann

00:33:00: schaffen wir uns wieder mehr zeit für den eigentlichen

00:33:03: Kern der meisten jobs

00:33:06: Die eigentlichen kernaufgaben die ja auch nur wir menschen machen können wo es ja ganz viel um strategie geht und um kreativität

00:33:12: und auch um menschliches miteinander und fürsorge und den ganzen anderen kram automatisieren wir einfach weg

00:33:19: Ich sage einfach so einfach ist das natürlich nicht

00:33:21: Aber das wäre für mich so das das traumszenario dass wir wirklich gucken okay, was sind denn die aufgaben in verschiedenen jobs

00:33:28: Die gut automatisierbar sind und die niemand vermissen würde die wenigsten menschen vermissen würden

00:33:32: Wie kriegen wir das weggeschafft damit wir uns wirklich in unsere arbeitszeit

00:33:36: Auf die sachen konzentrieren können

00:33:38: Die uns niemand abnehmen kann und soll genau wo ist menschen braucht und wo es quasi uns auch gut tut diesen tätigkeiten nachzugehen

00:33:46: ja

00:33:47: nicht dass das

00:33:49: vor einigen jahren mal mit einem

00:33:51: einer managerin bei der telekom gesprochen da gab es damals personen

00:33:55: Die schreiben entklammert haben also die haben physische briefe bekommen

00:34:00: Und die waren zusammen getackert und da gab es menschen die den ganzen tag diese takkanadern daraus gemacht haben damit diese dokumenten

00:34:06: Eingescannt werden können ja und da gehst du abends auch nicht nach hause und lenke ihr geil

00:34:10: Ich habe heute voll meinen beitrag zur zum wohl befindener menschheit geleistet so also das ist ja auch kein job

00:34:17: der spaß macht

00:34:19: der sinn stiftet

00:34:21: der

00:34:22: Das ist wahrscheinlich auch einfach

00:34:23: Könnte ich mir vorstellen man sitzt da so rüber gebeugt über stapelweise papier ist wahrscheinlich auch nicht so gut für

00:34:28: Den rücken keine ahnung also das ist ja kein job der einen unbedingt glücklich und zufrieden macht

00:34:34: würde ich meine haupten ich vermute das auch

00:34:36: nicht

00:34:38: So geht es mir auch und und da gibt es ja eine reine von tätigkeiten das weiß ich nicht

00:34:42: Formatieren an irgendwelchen tabellen was weiß ich nicht

00:34:46: ja und auch wirklich so

00:34:48: Präsentationen bauen die sich dann eh niemand anschaut

00:34:51: Also es gibt ja es gibt ja ganz viele solche dinge wo man sich denkt warum mache ich das gerade warum muss ich damit zeitverschwenden

00:34:58: so

00:34:59: Und das ist einfach quatsch und wir haben uns da auch ganz viele solche

00:35:02: Ich hoffe ich darf das hier sagen bullshit jobs und bullshit aufgaben auch irgendwie gezüchtet

00:35:08: damit alle auch einen job haben damit so eine vollbeschäftigung und so weiter aber das ist ja quatsch und es ist vor allem quatsch in einer gesellschaft

00:35:16: Wo die zahl an erwerbspersonen runter geht und wo wir auch sehen dass es ja vielen menschen einfach nicht gut geht jetzt schon nicht

00:35:23: Also gestresst sind weil sie über arbeite sind weil sie über fordert sind weil sie das gefühle haben

00:35:27: Das funktioniert alles nicht die psychischen erkrankungen steigen an wir müssen da ja was gegen machen

00:35:33: wir können das ja nicht einfach so weiter laufen lassen und sagen

00:35:35: Arbeit doch mal alle mehr und seid nicht so faul wie wie

00:35:39: Manche menschen der politik das ja dann gerne mal in die runde werfen

00:35:43: Total ich bin ganz verloggt noch auf auf auf dieses bild von arbeit einzugehen

00:35:48: Wir haben ja auch manchmal

00:35:51: So eine wertschätzung von arbeit und so eine verachtung denjenigen gegenüber von denen wir glauben sie arbeiten aber nicht richtig

00:35:57: Ich glaube das ist auch teil des problemes

00:36:00: Diese leistungsdebatte ne genau die ja auch gerade massiv wieder geführt wird von wegen menschen in deutschland müssten mehr leistung zeigen und

00:36:08: müssten

00:36:09: härter arbeiten und mehr arbeiten und ich finde das wirklich ein ganz unsägliches herabreden

00:36:14: auf wahnsinnig viele menschen die jeden tag zur arbeit gehen die ihren job machen

00:36:20: Die sie manchmal krank zur arbeit schleppen was man übrigens vor allem in pflegeberufen sieht so viel zum thema

00:36:25: Muss der erste krankheitstag überhaupt bezahlt werden ja muss er

00:36:29: die sich

00:36:31: Den hinteren aufreißen die erwerbsarbeit die sorgearbeit

00:36:35: Das leben unter einen hut zu kriegen und den anderen gesagt wird ja aber wieso macht ihr nicht mehr überstunden also

00:36:40: Ich finde es wirklich das ist ein ein herab blicken auf menschen und gleichzeitig einen trennen in

00:36:46: Wir und die wir die ja ganz viel machen die die nicht genug machen

00:36:51: Dann wird noch auf menschen herum geritten die bürgergeld beziehen was ich auch unsäglich finde

00:36:57: Weil das auch nicht stimmt was da oft gesagt wird so von den menschen die bürgergeld beziehen

00:37:02: Da sind ganz viele kinder und jugendliche darunter das sind menschen darunter die arbeiten und deren geld nicht zum leben reicht

00:37:08: Das muss man auch einmal so sagen

00:37:10: da sind leute drunter die

00:37:12: Einfach gerade nicht arbeiten können weil sie keine kinderbetreuung haben weil sie eine ausbildung machen weil sie im studium sind

00:37:18: Und dann gibt es ganz viele menschen die zwar arbeiten könnten also auf dem papier

00:37:21: Aber die dann vielleicht nicht die richtige ausbildung haben und deswegen keine jobs finden oder die gesundheitliche probleme haben die chronisch krank sind

00:37:29: Wo man auch nicht jeden job machen kann oder nicht vollzeit arbeiten

00:37:33: Und das sind dann aber gleichzeitig die leute die arbeitgeber auch gar nicht haben wollen die dann für die nicht attraktiv sind

00:37:38: Wo es auch keine bemühungen gibt da irgendwie eingliederungsprogramme zu machen oder

00:37:43: Weiterbildungen

00:37:45: auch in den unternehmen zu organisieren und denen wird dann vorgeworfen dass sie faul sind dass sie sich nochmal richtig anstrengen sollen

00:37:51: Und das also wirklich ich werde da richtig richtig sauer aushat man wahrscheinlich auch gerade ich finde das so eine

00:37:56: unfair

00:37:58: Diskussion ja macht mich richtig

00:38:00: völlig zu recht

00:38:03: Das geht mir ganz genauso und ich finde neben alle dem was du zu recht sagst so was dich zu recht wütend macht

00:38:09: ist es ja auch so

00:38:11: unterkomplexe es unterstellt

00:38:13: dass

00:38:15: Arbeit nur das ist was quasi oder leistung nur das ist was an stunden an einem arbeitsplatz

00:38:21: Erbracht wird und das ist ja so also vor 150 jahren haben menschen 16 stunden gearbeitet hat die doppelte arbeitszahl

00:38:29: Wie wir sie heute meistens haben die produktivität war viel geringer ja also komplett dummes argument zu sagen

00:38:35: Wir müssen jetzt nur die stunden nach oben schrauben und dann hätten wir mehr wohlstand oder gar eine bessere lebensqualität

00:38:41: ja und auch dann als ob dann

00:38:44: Geld gerechter verteilt wäre und chancen gerechter verteilt werden und auch dieser generelle anspruch so

00:38:51: Nur jemand der etwas leistet ist etwas wert das ist ja das was mitschwert also nur wenn du leistung bringst

00:38:58: nur wenn du leistungsträgerin bist

00:39:00: dann

00:39:02: Bist du ein valider

00:39:03: Teil dieser gesellschaft und was da und was leistung ist definieren wir und was leistung ist definieren ein paar wenige oft weiße männer

00:39:11: Die millionäre sind und was da ja auch komplett vergessen wird ist dass sich der wert eines menschen nicht daran bemisst

00:39:19: Wie viel er oder sie leistet sondern der wert eines menschen die würde des menschens und dann taspe der wert von menschen

00:39:25: Ist inherent da man sagt ja auch nicht ah babies ja was leistet ihr eigentlich nix ihr könnt ja elikt ja nirgendwo herum und schlaft und erst

00:39:33: Ja

00:39:34: Leistungsverweigerer so ne weil menschen inherenten wert haben weil sie menschen sind und weil sie existieren

00:39:41: Und den muss man sich nicht beweisen und dass das eine diskussion immer so dargestellt wird finde ich

00:39:45: unsäglich und

00:39:48: auch undemokratisch um ehrlich zu sein total total ne weil es ja menschen entwertet und sagt na ja du bist aber nicht so richtig

00:39:55: Teil unserer gemeinschaft du bist nicht unter den gleichen unter denen wir sind einer von den gleichen

00:40:00: Du bist ein bisschen weniger wer wenn man mit dir darüber spricht und und liest was du so schreibst

00:40:06: Dann gibt es finde ich

00:40:09: Immer so zwei dimensionen wenn du über veränderungen sprichst du sagst also man

00:40:12: Hast das gleich in deinem ersten beispiel gesagt du bist da selber eingestanden während deines

00:40:17: Volontariats für bessere arbeitsbedingungen es kommt schon auf den einzelnen an aber du hast da auch gleich gesagt es kommt auf

00:40:22: Rahmenbedingungen an es kommt auf strukturen an es kommt auch auf gewerkschaften an

00:40:26: das glaubst du welche rolle spielen diese gewerkschaften in einer

00:40:32: Stärker von k.i. geprägten arbeitswelten die sind debatten die wir gerade haben warum sind die wichtig aus deiner sicht

00:40:39: Die sind wichtig zum ein weil sie historisch schon wahnsinnig viel erreicht haben

00:40:44: Darüber denken wir oft nicht nach wenn man irgendwie urlaub einreicht

00:40:47: Denken wir nicht drüber nach ich kann urlaub einreichen weil gewerkschaften haben das für mich erstritten

00:40:52: Aber nach acht stunden nach hause geht denkt man ja nicht ich habe einen acht stunden tag weil das haben gewerkschaften für mich erstritten wenn man

00:40:58: samstags oder sonntags frei hat und fünf tagewoche hat denkt man sich ja nicht ich habe jetzt wochenende weil das haben gewerkschaften für uns erstritten

00:41:05: aber so ist so

00:41:08: Das heißt die arbeitswelt die wir heute haben ist ja massiv geprägt vom

00:41:12: Engagement früherer arbeitskräfte und gewerkschaften

00:41:15: und wenn wir auch in zukunft eine

00:41:18: arbeitswelt haben wollen

00:41:20: Die sich verbessert und nicht verschlechtert

00:41:23: Glaube ich nicht dass wir das schaffen wenn wir keine gemeinschaftlichen strukturen haben und in der arbeitswelt sind solche gemeinschaftlichen strukturen eben

00:41:31: Gewerkschaften und auf dem

00:41:33: Unternehmen bis level dann betriebsräte personalräte und so weiter und

00:41:36: wenn wir natürlich sehen dass

00:41:39: Gewisse unternehmen mehr macht bekommen wenn wir sehen dass technologie wichtiger wird

00:41:45: Und manche unternehmen dann auch sagen dann werden die menschen unwichtiger das ist ja manchmal auch der klärtschluss

00:41:49: Wir ersetzen arbeitsplätze mit k i

00:41:52: Dann brauchen wir im gegentzug

00:41:55: eine möglichkeit um

00:41:57: Als arbeitende menschen als gesellschaft als arbeitnehmer*innen

00:42:01: Unsere macht dagegen zu bündeln und gewerkschaften machen das

00:42:05: und deswegen ich weiß gewerkschaften das klingt immer irgendwie so ein bisschen unsexy man denkt sich geil gewerkschaft und so

00:42:12: aber eigentlich ist das tatsächlich eine

00:42:14: wahnsinnig

00:42:16: wichtige

00:42:18: Ja auch demokratische form

00:42:20: In der arbeit weil wir auch sehen dass zum beispiel die ersten digitalisierungs tarifverträge gerade kommen wo es zum beispiel rum geht

00:42:28: Ja, bitte setzt technologie ein

00:42:30: Aber das heißt nicht dass ihr alle leute hier raus schmeißen könnt so ja bitte setzt technologie ein aber

00:42:37: Sprecht mit euren mitarbeiten drüber und lasst sie mitbestimmen was hier passiert

00:42:41: Und macht das nicht über ihre köpfe hinweg und das brauchen wir einfach das brauchen wir

00:42:46: Für eine nachhaltig gute arbeitswelt wir brauchen diese mitbestimmung und ich glaube sogar die wird wichtiger denn je

00:42:50: Wichtiger denn je sagst du

00:42:53: Es gibt so befragungen wenn man menschen fragt was glaubt ihr wie kann man irgendwie dinge verändern

00:42:59: Da stellt man fest dass die tendenz in richtung so einer individualisierung geht. Menschen haben gar nicht so richtig das vertrauen

00:43:06: Das kollektive strukturen

00:43:08: Etwas verändern können und das finde ich immer so ganz erstaunlich weil du hast ja auf diesen großen historischen bogen

00:43:14: Hingewiesen ja wir würden jetzt samstags nicht ausschlafen

00:43:17: Zumindest in den meisten jobs wenn es diese gewerkschaften nicht gegeben hätte und gerade in den letzten jahren gab es ja auch echt gute

00:43:25: Tarifabschlüsse

00:43:28: Woher kommt das und wie kann man das bestenfalls ändern?

00:43:30: Ja, ich glaube das geht einfach ein her mit dieser generellen politikverdrossenheit die wir auch gerade sehen

00:43:35: Dieses gefühl

00:43:37: Das ja nicht stimmt also es ist mir auch ganz wichtig zu sagen das stimmt nicht aber dieses gefühl von

00:43:42: Ist ja eh egal wenig wähle am ende wird es für mich doch nicht besser

00:43:47: Die machen sowieso da oben was sie wollen das hat doch alles nichts mit mir zu tun

00:43:52: Also das habe ich schon so ein gefühl dass das zunimmt auch weil

00:43:56: Das zunehmend entkoppelt ist also wie viel haben wir in unserem täglichen leben

00:44:03: Kontakt zur politik sage ich jetzt einfach mal

00:44:06: Im vergleich zu früher und wie viel kriegen wir mit aus

00:44:12: Medien aus der entfernung sozusagen

00:44:15: Ich glaube dass da auch tatsächlich medien so eine ganz große rolle spielen

00:44:18: Soziale medien eine große rolle spielen

00:44:20: Das man das gefühlt hat das sind die da oben und wir hier unten

00:44:22: Und dass damit auch dieses gefühl einhergeht darin kann ich eh nichts ändern

00:44:26: Man kann aber natürlich in den ortsverein gehen da schon was schon was machen und auch politisch vor ort mitgestalten

00:44:33: Aber das gefühl haben halt viele leute nicht mehr vor allem junge leute die sagen halt es ist egal was ich mache

00:44:37: Es ändert eh nichts und ich wüsste auch gar nicht wo ich mich engagieren soll

00:44:41: Und das ist ein problem weil das ganze einfach so so weit weg sich anfühlt

00:44:45: Und wir müssen den leuten wieder irgendwie das gefühl geben dass das nicht stimmt

00:44:50: Diese individualisierung sehen wir in ganz vielen bereichen klimakrise

00:44:54: So nicht die politik ist schuld nicht die großen mineralölkonzerne sind schuld aber wenn du deinen

00:45:00: Kaffeebecher to go nicht selbst von daheim mitbringst bist du das problem das stimmt nicht so und das müssen wir auch

00:45:07: In die arbeitswelt tragen nicht du musst dein dein gehalt besser verhandeln für dich

00:45:12: Und wenn du das nicht richtig machst dann bist du schuld was ja auch vor allem gerne frauen eingeredet wird ja ihr verhandelt nur nicht so gut

00:45:18: Ja aber das erklärt nicht wie gender pay gap also dass frauen generell weniger geld für gleiche jobs kriegen

00:45:24: Sondern da braucht es strukturelle rahmbedingungen und gewerkschaften helfen dabei diese strukturellen rahmbedingungen zu geben

00:45:30: Und ich glaube aber auch dass

00:45:33: Solche großen abschlüsse ich glaube diese bahnstreik ist so ein ganz ganz gutes beispiel weil

00:45:37: Sehr viele menschen mitgekriegt haben dass das auch zeigt ah die können was erreichen und das ist wichtig

00:45:43: und dass das auch für

00:45:45: neu eintritte

00:45:47: In gewerkschaften

00:45:48: Dazu geführt hat also dass wir da auch so eine kleinere nissau erleben ich hoffe die hält an

00:45:53: und ich glaube dass das wichtig ist wenn ich das noch ergänzen darf

00:45:58: Nicht nur für die arbeitswelt und den arbeitsmarkt weil das ja am ende auch so ein demokratischer akt ist das kann zeigen

00:46:05: Wir können dinge verändern wir können was bewegen wir sind nicht ohnmächtig und am arbeitsplatz kann man das ja total

00:46:11: Unmittelbar merken wenn ich da

00:46:14: In betriebsrat gehe wenn ich vielleicht derjenige bin der den gründet auch gegen widerstand

00:46:18: Kann ich total was bewegen ich kann einen unterschied machen

00:46:22: Da darf man nicht naiv sein

00:46:25: Kann auch manchmal ein preis haben so und das kostet energie aber

00:46:28: ist es möglich und selbst wenn man es nochmal nur mal kleiner denkt wenn

00:46:32: Ich und meine drei kollegen allen problemen mit unserem chef haben und unsere chefin haben und wir da zusammen hingehen

00:46:38: ist die chance ist das was bringt größer als wenn jeder von uns alleine hingeht

00:46:42: und

00:46:44: Genauso funktionieren ja betriebsräte und gewerkschaften auch und ich glaube das müssen wir uns einfach wieder klarer machen aber uns wird halt auch

00:46:51: Englisch geredet dass so jeder ist seines eigenen glückes schmied

00:46:55: Dieses richte ist für dich selbst du bist für dein eigenes leben verantwortlich und dass wir da so auseinander gerückt sind

00:47:02: Ist glaube ich ein ganz grundsätzliches problem dass sich dann auch im themen wie politischem

00:47:07: Gewerkschaftlichen Engagement

00:47:10: Widerspiegelt genau das das erklärt ist und du hast ja eben auch schon angedeutet ne es gibt so eine renaissance

00:47:16: Es gibt bei der ein oder anderen gewerkschaft wieder mitglieder zuwächse

00:47:20: Vielleicht wenden sich die dinge da auch gerade

00:47:22: Lass uns positiv aus diesem gespräch rausgehen ja wenn man sich für etwas engagiert dann ist es ja gut so ein leitbild

00:47:29: Eine vision zu haben eine vorstellung davon wie es besser sein könnte

00:47:33: Wir haben jetzt 2025 die arbeitswelt

00:47:37: 2030 in fünf jahren wenn die dinge richtig gut laufen

00:47:41: Sarah wie würde diese arbeitswelt 2030 aussehen

00:47:46: Also ich glaube gar nicht dass die in fünf jahren so krass anders ist wie heute dafür sind einfach fünf jahre zu kurz

00:47:52: Aber ich würde mir wünschen dass wir

00:47:55: Diese unsäglichen leistungsdebatten endlich mal hinter uns lassen

00:47:58: Ich würde mir wünschen dass sorgearbeit einen größeren stellenwert in

00:48:03: Nicht nur der diskussion sondern auch in der gesellschaft hat und dass

00:48:07: Arbeit nicht mehr nur als erwerbsarbeit definiert wird

00:48:11: Dass wir verstanden haben dass es auch zeit und energie braucht um sich anders zu engagieren jenseits der arbeit für unsere gesellschaft für unsere demokratie

00:48:20: Dass der mindestlohn gestiegen ist

00:48:23: Ja das ist ein wichtiges thema für ganz viele menschen

00:48:26: Und dass wir eine arbeitswelt haben die nicht ungerechter geworden ist sondern ein bisschen gerechter

00:48:32: Ich glaube viel mehr kann man sich fünf fünf jahren

00:48:35: Kaum wünschen ich hätte natürlich eine große wünschliste aber ich glaube man muss ja auch ein bisschen realistisch bleiben

00:48:41: Ich sehe aber vor allem gerade die gefahr dass es schlechter wird und dagegen müssen wir uns wirklich mit aller kraft stemmen weil

00:48:47: Die situation ist jetzt schon für viele menschen sehr schwierig und wenn das längerfristig so bleibt

00:48:52: wird das auch auswirkungen auf demokratie und gesellschaft haben und das möchte ich nicht

00:48:57: Ja also keine naivität die situation schwierig aber es gibt auch wirklich eine positive vision für die es sich

00:49:04: zu engagieren lohnt

00:49:06: Sarah herzlichen dank für diesen super spannenden bogen den du geschlagen hast

00:49:11: Von quasi dem dorf in bayern bis hin zur arbeitswelt in fünf jahren

00:49:15: Herzlichen dank es waren super super spannende austausch den ich sehr genossen habe vielen dank hat sehr viel spaß gemacht

00:49:21: Das war richtig spannend oder vielen dank fürs zuhören wenn du denkst

00:49:26: Dass auch andere unsere gespräche über engagement und gerechtigkeit hören sollten dann gib uns gerne ein like oder abonnier den zukunft gerecht talk

00:49:35: Der fredrich ebert stiftung das hilft uns

00:49:37: Noch mehr menschen zu erreichen die die welt gestalten wollen vielen dank tschüss und bis zum nächsten mal

00:49:43: *Musik*

00:49:45: [Musik]

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