Pia Lamberty und der Kampf gegen Verschwörungserzählungen | 28 Zukunft gerecht Talk
Shownotes
Pia Lamberty beschäftigt sich mit Verschwörungserzählungen. Mit analytischer Genauigkeit untersucht sie, was Menschen dazu bewegt, an "Querdenken"-Protesten teilzunehmen, und warum rechtsextreme Ideologien insbesondere auf junge Menschen eine starke Anziehungskraft ausüben. Als Psychologin verfolgt sie einen Präventionsansatz und zeigt auf, wie Menschen vor Fake News geschützt werden können.
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00:00:00: Und dann kam das Buch "Zufällig" tatsächlich so ziemlich genau in der Phase raus,
00:00:07: als diese Querdenken-Konteste anfingen.
00:00:09: Und von da an stand mein Telefon nicht mehr still.
00:00:11: Also die Welt ist komplex, aber in der Welt von Verschwörungsideologen hat man halt immer das Böse,
00:00:20: das da oben, das man für alles verantwortlich machen kann.
00:00:23: Ich glaube schon, dass wir analog besser miteinander streiten und besser miteinander reden,
00:00:29: als auf Social Media.
00:00:31: Herzlich willkommen zum zukunftgerecht Talk der Friedrich-Ebert-Stiftung.
00:00:40: Ich bin Christian Krell und ich freue mich sehr, diesen Podcast für die Friedrich-Ebert-Stiftung
00:00:44: moderieren zu dürfen.
00:00:46: Und ich freue mich tatsächlich sehr auf unser heutiges Gespräch und auf unsere heutige Gesprächspartnerin.
00:00:53: Die einen beschreiben sie als sehr renommierte Sozialpsychologen, als jemand, der sich wie keine zweite
00:01:00: mit Verschwörungserzählungen auf wissenschaftlicher Grundlage auseinandergesetzt hat.
00:01:05: Für die anderen ist sie Teil dieser Verschwörungserzählungen und steht für die da oben,
00:01:10: die alle nur versuchen, uns etwas vorzumachen.
00:01:12: Wir werden darüber reden.
00:01:13: Herzlich willkommen, Pia Lamberti, schön, dass du da bist.
00:01:16: Hallo!
00:01:17: Pia, wir beginnen unsere Gespräche immer damit, dass wir unsere Gäste nach einem Ort der Gerechtigkeit
00:01:23: fragen, einem Ort, den Sie mit den Anfängen Ihres Engagements für Ihr Thema in Verbindung
00:01:29: bringen.
00:01:30: Geht es so ein Ort auch bei dir?
00:01:32: Weil ich habe darüber nachgedacht, ob es so diesen einen Ort gibt, also gerade, wenn
00:01:39: man das jetzt vielleicht eng führt auf das Thema Verschwörung.
00:01:41: Und ich glaube, es gab aber mehrere Momente, die misgeprägt haben in meiner gesellschaftspolitischen
00:01:48: Haltung.
00:01:49: Also, wenn ich darf ich mehr sagen?
00:01:51: Ja, das ist doch schon mal gut.
00:01:53: Also, es musste eine Situation denken, da war ich, ich glaube, sieben Jahre alt und
00:02:01: habe Fernsehen geguckt und da lief eine Dokumentation, da ging es um Schlachthöfe.
00:02:06: Und dann habe ich zu meiner Mama gesagt, Mama, ich will das nicht unterstützen, ist
00:02:11: erst kein Fleisch mehr und das war das vorletzte Mal, dass ich das Fleisch gegessen habe seit
00:02:16: dem Vegetarierinnen.
00:02:17: Also, das ist halt nicht mein Beruf, aber trotzdem glaube ich, ist halt meine Grundhaltung.
00:02:22: Ich musste auch eine Situation denken, da war ich so elf vielleicht und wir waren also
00:02:29: Freundinnen und ich unterwegs, so einfach so spazieren gegangen, was man halt mit elf
00:02:34: so macht.
00:02:35: Und da gab es dann eine Situation, in der es zu einer, ja, weiß ich nicht, Artprügelei
00:02:41: kam, also so eine Übergriffe ist kalt und ich war zehn Meter davon entfernt und da hat
00:02:49: gemerkt, da muss man was machen, das passiert gerade Gewalt, also es war wirklich sehr aggressiv,
00:02:56: was da passierte und meine damaligen Schulfreundinnen sagten, nee, lass uns mal weitergehen.
00:03:01: Und das hat mit mir so einen tiefen Schock mit elf ausgelöst, ich dachte, ich möchte
00:03:06: nie wieder in einer Situation kommen, wo man keine Zivilcourage zeigt und das habe ich,
00:03:12: glaube ich, also ich glaube, das habe ich ganz doll verinnerlst und ich glaube, wenn wir über
00:03:17: das Thema Verschwörung reden oder Verschwörungserzählungen, ist es vor allem über so Isoterik und den
00:03:23: Gesundheitsbereich gekommen, weil ich in meinem Umfeld Menschen mit schweren Erkrankungen
00:03:28: hatte, wo es dann, ja, Versuche gab, das alternativ medizinisch in Anführungsstrichen
00:03:35: zu heilen, was ich ganz furchtbar fand, weil es natürlich, also das was gemacht werden
00:03:41: sollte, halt wirklich magische Sachen waren und da eben auch so Ärzteverschwörung und
00:03:45: so eine Rolle gespielt und mich dann eben früh dafür sensibilisiert hat, welchen Schaden
00:03:50: sowas auch anrichten kann. Also das wäre jetzt so drei kleinere Geschichte.
00:03:54: Und letzteres ist ja total tragisch, da nebenzustehen und zu schauen, wie sich jemand Hoffnung schafft
00:04:01: selber und man eigentlich von vornherein weiß, nee, die Hoffnung, die wird enttäuschte.
00:04:06: Genau, also wir haben es jetzt, also das Beispiel von mir, das waren wirklich so Sachen wie zu
00:04:12: einer Hexe zu fahren, zu einer vermeintlichen mit einem Kristallzimmer und solche Sachen und
00:04:17: das war halt aus der Erpurenverzweiflung erwachsen. Also nicht weil sie irgendwie böse waren oder
00:04:23: irgendwas, sondern weil sie so verzweifelt war über die Diagnose und damit dann es umgehen
00:04:28: konnte und ich finde, das beschreibt auch so dieses Leid, was da häufig auch drinsteckt,
00:04:33: gerade wenn wir über Gesundheitsthemen sprechen, Verunsicherung, Leid, all das. Ja und das hat
00:04:39: mich tief geprägt. Also du hast ja so ein bisschen, wie soll ich sagen, hier und da studiert Philosophie,
00:04:45: Kulturwissenschaften und dann gibt es aber so einen relativ raschen Fokus, wenn ich das richtig
00:04:49: überschaue auf Psychologie. Ich hing das damals schon zusammen, also wolltest du da quasi so
00:04:54: ein bisschen rausfinden, wieso was funktioniert, wie da die Mechanismen sind, da kann man das gar
00:04:58: nicht so sagen. Also eigentlich wollte ich immer Psychologie studieren, aber ich gehört zu den
00:05:03: Menschen, die jetzt nicht das Eiser Abi hatten und habe mich damals nach der Schule wild beworben
00:05:09: auf alles, was mich so interessiert hat. Also Psychologie, dann vielleicht auch so, also ist das
00:05:15: vielleicht dann so Pädagogik, soziale Arbeit, also alles, was so in diesem Themenfeld war und
00:05:19: auch Philosophie und weil ich damals keine Ahnung hatte, wie Zeitabläufe sind und so als Erste,
00:05:27: die in der Familie studiert hat, bin ich in der Philosophie gelandet, genau, also wie die
00:05:34: Dingerheit sind, wenn man keine Ahnung hat und habe das dann auch erst mal studiert und fand
00:05:39: es auch total spannend. Also ich finde auch, dass mich das bereichert hat, weil die Psychologie
00:05:44: oft nicht so gut ist, was Definitionen und so angeht, finde ich, ist das eine ganz schicke
00:05:49: Kombination. Aber ich habe dann im Laufe der Jahre gemerkt, mein Herz hängt immer noch an der
00:05:54: Psychologie, das ändert sich nicht und ich möchte gerne den Weg gehen. Ja genau, und habe das dann
00:06:00: auch gemacht und mich haben aber eben ja die Themen Diskriminierung, Abwertung, Vorurteile
00:06:06: einfach immer interessiert und warum das so ist und ich habe viel in diesen Bereichen auch gearbeitet,
00:06:11: also auch schon im Studium. Ich habe ganz lange geschlechtersensible Jugendarbeit, also vor allem
00:06:17: mit Mädchen gemacht in Berlin, an Forschungsprojekten teilgehalten und so genau. Und so ist dann der
00:06:24: Weg gekommen und als ich dann nach einem Masterplatz suchte, fing es gerade so an, dass die
00:06:30: Sozialpsychologie mir mit dem Thema Verschwörungsglauben auseinandersetzt. Es waren so die ersten
00:06:35: zarten Gehversuche und Oland-Imhof war so der Erste an Deutschland, der das gemacht hat, der wurde
00:06:40: dann mein Doktorvater und deswegen bin ich dann auch Köln gegangen, um bei ihm zu studieren und auch
00:06:45: zu arbeiten und dann später mein Doktor zu machen. Also ich als Wahlreinländer muss sagen, dass
00:06:51: das natürlich die richtige Entscheidung ist in die Dom- und Weltstadt Köln zu gehen, aus welchen
00:06:55: Gründen auch immer. Genau, du hast dann promoviert in den Themenfeld und hast dann ja auch sehr
00:07:01: rasch publiziert dazu und du hast ein Buch geschrieben mit Katharina Nockun "Fake Facts" heißt das
00:07:09: und ich glaube, das ist 2020 rausgekommen und es war das Buch für diese Zeit. Es gibt manchmal
00:07:15: Serien zu einer gewissen Zeit, Filmen zu einer gewissen Zeit, das war das Buch zu der Zeit.
00:07:18: Ihr habt es geschrieben, bevor die Pandemie kam. Genau, ich glaube, haben wir das 2018 uns überlegt
00:07:26: oder 2019, komm ich mal mit den Jahren vor der Pandemie ein bisschen durcheinander. Irgendwann
00:07:31: haben wir uns das überlegt, haben das Buch fertig geschrieben und eigentlich war es schon
00:07:36: Abgabe gewesen und dann kam Corona und wir saßen da und dachten, ja Mist, das ist genau das Thema,
00:07:44: da wird die verschwörungseliologische Welt sich draufstürzen und haben dann angefangen,
00:07:52: noch ein Kapitel dazu zu schreiben und das war ja überhaupt nicht einfach. Wie schreibt man über
00:07:56: eine sich gerade entwickelnde Pandemie, von der man ja auch nicht weiß, wie geht das weiter,
00:08:02: wie groß wird das, wie lange dauert das und so weiter. Ein Buchkapitel, das nicht hemmungslos
00:08:08: veraltet ist, wenn das Buch auf den Markt kommt und dann haben wir versucht sehr vorsichtig zu sein,
00:08:14: vor allem auch zu gucken, was wissen wir aus anderen Pandemien oder Epidemien, wie ist da so der
00:08:20: Stand und dann kam das Buch zufällig, tatsächlich so ziemlich genau in der Phase raus, als diese
00:08:28: Querdenkenpoteste anfingen und von da an stand mein Telefon nicht mehr still. Also es war
00:08:33: wirklich verrückt, es war überhaupt nicht das, mit dem ich gerechnet hatte. Als wir uns entschieden
00:08:39: haben das Buch zu schreiben, dachte ich, das ist ein Nischebuch, wer liest das denn? Wer liest denn,
00:08:44: ich weiß gar nicht mehr, wie viel Seiten es hat, aber ein dickes Buch, in dem es um so
00:08:48: ein Nürr-Thema geht. Also das ist ja mal lustig, vielleicht auf einer Party, da war das auch immer,
00:08:53: dass Leute gerne mit mir darüber geredet haben, aber wirklich so tief da rein zu gehen.
00:08:58: Und mit Corona war alles anders und auf einmal steht man auch spiegelbesserler Lüsten. Also
00:09:03: hätte ich auf jeden Fall überhaupt nichts mit gerechnet. Und mein Eindruck, ich bin gespannt,
00:09:08: ob du den teilst, ist, dass das Thema nicht wieder weggegangen ist. Also die Pandemie war dann weg,
00:09:12: aber die Verschwörungserzählungen waren sowieso da, aber auch die Aufmerksamkeit ist so ein bisschen
00:09:18: geblieben, oder? Also ich würde schon sagen, die Aufmerksamkeit ist stark zurückgegangen. Also das
00:09:23: war in der Pandemie sehr präsent und nahm dann wieder ab. Obwohl ich es glaube, also eigentlich
00:09:31: total wichtig finde, sich damit nach wie vor zu beschäftigen, weil genau, die Weltbilder sind
00:09:35: ja noch da. Nur weil wir gerade nicht die Proteste in so großem Maß zu sehen, heißt das ja nicht,
00:09:40: dass das verschwunden ist als gesellschaftliches Problem. Zum einen gibt es nach wie vor Querdenken-
00:09:46: Proteste. Also das ist ja wirklich, die sind seit, was haben wir jetzt, 25, drei, vier Jahren seit jede
00:09:52: Woche auf der Straße. Das ist eine kleine Gruppe, aber die sind noch da. Dann hat sich das ja auch
00:09:58: noch mal verlagert auf das Thema Ukraine. Und Russland nutzt ja auch einfach schon sehr lange
00:10:04: auch Verschwörungserzählungen für die eigene Agenda. Also Putin, der selber reden von den
00:10:10: besetzten Deutschlandreden oder einen so Reisbürger-Nagative anschließt, es gibt von,
00:10:16: oh Gott, ich habe vergessen, von welcher von der US-Behörde ein Dokument oder ein Research Paper,
00:10:23: das sich super spannend finde. Da geht es um 100 Jahre antisemitische Desinformationen auf
00:10:29: so ein Kreml, weil der Kreml natürlich auch von Anfang an Antisemitismus immer wieder für
00:10:34: Desinformationen genutzt hat. Also das sehen wir ja auch gerade, dass Zelensky angegriffen wird,
00:10:41: weil er jüdisch ist, dass da eben ja viele antisemitische Tropen immer wieder verbreitet
00:10:46: werden, kommt vielleicht auch nicht von ungefähr, dass so Formate, also wir haben ja zum einmal
00:10:51: Russia Today, die das machen und Propaganda verbreiten, aber es gab eben auch Red als
00:10:56: Plattform, die eher sich an Link gerichtet und dann über nach Ost geht und solche Sachen. Genau,
00:11:00: also es ist nach wie vor da auch beim Thema Klima, ich glaube auch, dass die Stärke der AfD viel
00:11:06: darüber auch erklärt werden kann, aber das Bewusstsein ist weg, weil es selten tiefe
00:11:12: gesellschaftliche Debatten über autoritäre Tendenzen gibt. Lass uns ein bisschen darüber reden,
00:11:18: was Verschwörungserzählungen so attraktiv für den Einzelnen machen kann. Das ist ja so, das
00:11:23: habe ich bei dir gelernt, dass Verschwörungserzählungen nichts Neues sind historisch, die gab es schon
00:11:29: immer. Das scheint ja vielleicht irgendetwas zu sein, was aus unterschiedlichen Gründen Menschen,
00:11:34: ich weiß nicht, Halt, Orientierung, was weiß ich gibt. Also wie kommt es dazu, dass Menschen
00:11:40: diese auf den ersten Blick vielleicht absurd, faktenfrei anmutenden Erzählungen so in ihr
00:11:47: leben lassen? Also ich glaube, man kann da auf unterschiedlichen Ebenen draufschauen, wenn wir
00:11:52: auch so eine individual, psychologischen Ebene drauf gucken, gibt es so drei Hauptmotive,
00:12:00: warum Menschen daran glauben. Einmal eben, weil es Struktur in unsicheren Zeiten geben kann, die
00:12:09: Welt ist ja geordneter, also die Welt ist komplex, aber in der Welt von Verschwörungsideologien hat
00:12:16: man halt immer das Böse, das da oben, das man für alles verantwortlich machen kann. Also man
00:12:21: muss sich nicht mehr mit, zum Beispiel, wenn sich nicht Lobbyismus, wirtschaftlichen Abhängigkeiten
00:12:25: aneinander, sondern man hat diese einen bösen Akteur. Genau, das ist so der erste Grund, der
00:12:30: zweite Grund sind auch soziale Funktionen. Also man sieht sich als auserwählt, als die Person,
00:12:37: die wirklich die Wahrheit sehen kann. Wir haben uns das in Studien angeguckt, dass ein stärkes
00:12:42: Bedürfnis nach Einzigartigkeit mit dem Verschwörungsglauben zusammenhängt. Genau, hat so eine
00:12:47: Gruppenfunktion, man schweißt sich zusammen gegen die bösen Schlafschafe und der dritte ist eben,
00:12:53: es macht die Welt irgendwo auch verständlich auf eine gewisse Art und Weise und das ist so die
00:12:57: Individual-Ebene. Neuere Arbeiten beschäftigen sich auch mit eher so einer Makro-Perspektive,
00:13:04: dass zum Beispiel Ländern, in denen es viel Korruption gibt, da gibt es auch mehr Verschwörungserzählung.
00:13:10: Das heißt, da ist das dann auch eine Reaktion auf real-weltliche Missstände, die Misstrauen schüren.
00:13:17: Oder da, wo die Demokratie weniger ist, hat man auch mehr Verschwörungserzählung. Das sehen
00:13:22: wir ja gerade auch in den USA ganz gut, das mit dem Siegeszug von Trump Verschwörungserzählungen
00:13:29: normalisiert werden und Teil des Politikbetriebs werden. Also das heißt, ich finde es wichtig,
00:13:36: genau diese Interaktion zu verstehen zwischen was in der Welt und an unserem
00:13:41: politischen System führt dazu, dass Menschen sowas glauben und was befeuert das. Aber genau,
00:13:46: was sind auch die individuellen Faktoren, die das begünstigen? Und das eine ist beim Glaubenleutern
00:13:52: daran und das andere ist beim Verbreiten Leute das. Und da gibt es ein ganz spannendes Neues,
00:13:57: oder neueres Paper, das das erklärt mit dem Wunsch nach Chaos. Der Wunsch nach Chaos ist
00:14:04: ein psychologisches Konstrukt, das im Endeffekt sagt, Menschen, die glauben, dass sie nicht das
00:14:12: kriegen, was ihnen zusteht. Also der alte weiße Mann, der glaubt, jetzt wird er bedroht. Die versuchen,
00:14:19: diesen wahrgenommenen Statusverlust herzustellen, indem sie die Gesellschaft zerstören wollen. Und
00:14:26: das machen, indem sie Verschwörungserzählung teilen. Und das finde ich an und mal ganz spannend,
00:14:30: da so drauf zu gucken, wie so politische Inhalte von Leuten aus nazistischen Kränkungen heraus
00:14:37: genutzt werden. Also das heißt, dass man auch solche Interaktionen hat. Ja, also wir haben so eine
00:14:43: individuelle Ebene, wir haben so eine gesamtgesellschaftliche Ebene und wir haben diejenigen, die diese
00:14:48: Erzählungen verbreiten. Wir haben ja schon so verschiedene Akteurskreise angesprochen,
00:14:54: die diese Erzählungen verbreiten. Du hast ganz zu Beginn den Gesundheitssektor angesprochen,
00:14:58: esoterik, da müssen wir gleich nochmal darüber reden. Du hast aber auch schon angesprochen,
00:15:03: dass es da politische Akteure gibt und hast kurz gesagt, da gibt es oder gab es irgendwie so was
00:15:08: eher Link angehaucht, es gab eher etwas Rechts angehaucht, das kann man das politisch verorten,
00:15:14: Verschwörungserzählungen. Ja, nein. Also es gibt mittlerweile eine Reihe an Studien und
00:15:21: auch so großangelegteren, ländervergleichenden Analysen, die zeigen konsistent, dass der Glauber an
00:15:29: Verschwörungen vor allem erst mal am rechten politischen Lager zu finden ist. Das sehen wir
00:15:34: ja auch, alle rechtsextremen, rechtspopulistischen Parteien nutzen das mehr oder weniger stark,
00:15:41: rechtsextreme Akteure nutzen das etc. Aber es gibt auch, also um das in der Fachsprache zu sagen,
00:15:47: es gibt einen linearen Effekt, je rechter das dubbe Verschwörung und einen sogenannten
00:15:52: Covilinearen Effekt bedeutet, dass wir das auch, aber schwächer bei Leuten finden,
00:15:58: die sich stärker links verorten. Da hat man ja auch also Misstrauen gegenüber dem System und
00:16:04: so weiter, was sich in gewissen Kreisen, also nicht generell, aber in gewissen Kreisen auch in
00:16:10: Verschwörungserzählungen äußern kann. Und das haben wir in der Vergangenheit ja immer wieder
00:16:14: gesehen, dass so Bilder verwendet wurden. Die Krake, das gab es vor 10, 15 Jahren, war das ja auch in
00:16:21: so eher linkeren Kreisen noch ein Bild, was häufiger verwendet wurde. Wir sehen das in
00:16:26: ja Antisemitismus, offenen linken Gruppierungen auch, die auch oft ein sehr Verschwörungsideologisch
00:16:34: geprägtes Weltbild haben können, mit wie Medien sind das Böse, der Staat ist das Böse und so
00:16:40: weiter. Also auch da findet man das und ich finde generell, ist es immer gut, wenn man kritisch
00:16:47: auch auf die eigene politische Bubble guckt. Also ich glaube immer dann, wenn man denkt, bei uns in
00:16:53: meiner Politgruppe ist alles super, wir haben keine Probleme, dann wird es gefährlich, weil jede
00:16:58: Gruppe hat Anschlussfähigkeiten an problematische andere Gruppierungen. Mir würde keine Gruppe
00:17:06: einfallen, wo das jetzt nicht der Fall ist. Und ich glaube, man muss da immer sehr wachsam sein,
00:17:11: auch bei sich, dass eben genau solche Gruppen nicht kommen und Schaden anrüsten. Ja, also stärkere
00:17:18: Ausprägung am rechten Rand, aber keiner ist frei davon zu sagen. Wenn man auf die die Menschen
00:17:23: schaut, kann man das sozialstrukturell auch irgendwie einordnen. Ich habe ein bisschen
00:17:27: beim Lesen das Gefühl gewonnen, ich bin die Zukunft der Verschwörungsbewegung biografisch,
00:17:32: als Mann, der die Lebensmitte hinter sich hat. Stimmt das? Etwas ältere Männer?
00:17:38: Musste jetzt gerade kurz überlegen, ob man die Lebensmitte hinter sich hat, aber...
00:17:42: Also ich bin jetzt 47 und vermutet... Erste Drittel.
00:17:47: Sehr gut, sehr gut, das gefällt mir. Genau, also es gibt bei Alter und Geschlecht
00:17:54: meines Wissens nach noch keine konsistenten Ergebnisse. Ich habe mir das mal angeguckt,
00:18:00: weil ich die Frage halt häufig bekomme. Und ich hatte das Gefühl, das ist in den Studien
00:18:05: eher noch so Kraut und Rüben. Da bräuchte es, glaube ich, meine systematische Metaanalyse zu.
00:18:10: Was mein Eindruck war, ist, dass das auch noch mal so ein bisschen themenspezifisch sein kann. Also
00:18:16: das zum Beispiel im Gesundheitsbereich ist teilweise bei Frauen stärker der Falle ist,
00:18:21: aber das ist eher ein Gefühl nach der Durchsicht der Studien, als dass ich das wirklich
00:18:28: zahlmäßig unterlegen kann. Was man aber als Effekt konsistent findet, ist Bildung. Bildung
00:18:35: wird in der empirischen Sozialforschung meistens gemessen über Schulabschluss erst mal. Und da
00:18:41: gab es einen Kollegen, oder gibt es einen Kollegen, der hat sich das mal genauer angeguckt, weil,
00:18:46: das klingt für uns ja immer so, als wäre das eine Erkenntnis, wenn man sagt,
00:18:49: ah, der Schulabschluss. Als würden wir dann was wissen, aber eigentlich wissen wir ja überhaupt
00:18:53: nix, weil warum denn? Also das Zertifikat macht ja jetzt noch nicht den Verschwörungsglauben,
00:19:00: also dass ich dann ein Abi in der Hand habe, sondern das müssen ja irgendwelche Faktoren
00:19:03: darunter sein. Und was er zeigen konnte, war, dass wahrgenommene soziale Klasse und die
00:19:11: Wahrnehmung nicht von der Gesellschaft gehört zu werden, eigentlich die erklärenden Faktoren waren,
00:19:17: also gar nicht der Bildungsabschluss, weil die Leute in itsen Anführungen,
00:19:20: dümmer sind, Intelligenz spielt da gar keine Rolle so sehr, sondern tatsächlich eher dieses
00:19:26: "Ich bin nicht Teil der Gesellschaft". Und da sind wir ja wieder bei den Makrofaktoren quasi,
00:19:31: die ich vorher genannt habe. Also dann, wenn die Demokratie geschwächt ist, dann,
00:19:35: wenn Korruption groß ist und so weiter. Und das sehen wir dann eben auch beim Kontext Bildung.
00:19:40: Und das ist ja tatsächlich nicht nur eine subjektive Wahrnehmung, sondern Menschen,
00:19:44: die eben ja keinen Hochschulabschluss haben, keinen Abitur haben, werden ja in der Gesellschaft
00:19:50: tatsächlich weniger gesehen. Die sind weniger wahrscheinlich Politiker genommen oder Journalist
00:19:55: genommen oder weiß ich nicht was. Also all die, die eine Sichtbarkeit bekommen. Genau. Und das
00:20:00: schlägt sich dann da wieder. Und ist das dann an der Stelle quasi so eine Selbstermächtigungsstrategie
00:20:08: oder ist es auch so eine Deutungsstrategie in dem Sinne? Na ja, da sieht man es ja,
00:20:11: die Mächtigen, die da oben, stecken ja alle unter einer Decke. Also es wird als Versuch
00:20:20: der Ermächtigung oder der Reduktion von Kontrollverlust verstanden. Aber nur wenn man was versucht
00:20:29: heißt es ja nicht, dass es konstruktiv ist. Also weiß ich nicht, auf eine Trennung kann man ja auch
00:20:34: mit verschiedenen Strategien reagieren. Für Alkoholtrinken zum Beispiel ist eine Strategie,
00:20:39: ob es die beste ist. I don't know. Genau. Und da ist es halt ähnlich. Also wir wissen zum Beispiel,
00:20:47: dass der Glauber an Verschwörungen so einen Angstloop quasi erzeugen kann. Also dass man
00:20:53: nicht weniger ängstlich wird, sondern ängstlicher über die Zeit, weil das ist ja eine, also wenn
00:20:59: wir jetzt mal einen Schritt zurückgehen und uns in dieses Weltbild eindenken, dann ist es ja eine
00:21:05: extreme drohliche Welt. Du gehst vor die Haustür und dann siehst du da oben Flugzeug, denkst du
00:21:10: fuck, da kommt Gift raus. Dann gibt dir jemanden Geld, dann denkst du auch du wirst vergiftet. Dann
00:21:15: diese, die Zeitung, denkst die ganzen Medien sind alle gesteuert. Also du bist ja in einem
00:21:19: permanenten Apokalypses-Szenario mal Endeffekt. Also das heißt, es ist ein Versuch der Bewältigung,
00:21:26: der aber scheitert, weil es eigentlich alles noch schlimmer macht. Das ist tragisch noch. Lass
00:21:33: uns ein bisschen darauf schauen, wer das steuert oder wer solche Erzählungen in die Welt setzt.
00:21:40: Du hast eben schon sozusagen Motive benannt, warum das einzelne Personen tun können aufgrund
00:21:48: sozusagen so biografischer Ängste, Kontrollverluste, was weiß ich. Wir haben es aber auch, wenn ich
00:21:53: das richtig überschaue, zunehmend mit staatlichen Akteuren zu tun, Stichwort Russland. Welche Rolle
00:21:58: spielen die? Also generell würde ich erstmal vorwegsetzen, dass aus meiner Sicht was Verschwörungserzählungen
00:22:05: so in Anführungsstrichen erfolgreich macht, ist die Kombination aus, das ist was Altbekanntes,
00:22:12: also immer die gleichen Muster, die da oben. Und das ist dann ja auch eine Form von Narrationen,
00:22:18: die auch historisch tradiert wird. Also in Familien weitergegeben wird, als Weltbild,
00:22:24: als Ideologie und dadurch irgendwie auch bekannt ist, als negativ. Aber es kann sich immer auf
00:22:30: alles neu aufsetzen. Also es ist ein Terroranschlag, es ist ein Brand, es ist eine Naturkatastrophe. Du
00:22:35: kennst immer dieses Muster auf das Anwenden und diese Kombination macht es, glaube ich, so gefährlich
00:22:41: und so gut tradierbar. Und das sehen natürlich auch autoritäre Akteure, die das versuchen,
00:22:49: für sich zu nutzen. Genau Russland macht das recht stark, dass sie mit Verschwörungsideologischen
00:22:54: Narrativen arbeiten, die dann ja wiederum auch zum Beispiel von deutschen Querdenken sehen und
00:23:00: so weiter aufgegriffen werden. Also wenn man dieses Thema schon länger verfolgt, 2014 fing
00:23:06: das ja beispielsweise an, dass sich so das Verschwörungsideologische Mieux mehr auch auf der
00:23:12: Straße quasi gezeigt hat. Das hatten wir vorher meines Erachtens nicht so sehr. Und zwar mit
00:23:18: den sogenannten Montagsmahnwaschen für den Frieden. Und da haben sich rechtsextreme Akteure mit Leuten,
00:23:26: die sich irgendwie eher links sahen oder irgendwie orientierten, zusammengetan und für den Frieden
00:23:34: demonstriert. Klingt ja erstmal sehr toll, aber das war eben genau die Zeit, in der die russische
00:23:40: Aggression gegen Ukraine begann, die Krimprise, Anhängerung der Krimmen usw. Und was halt da
00:23:46: passierte, war nicht, dass Russland verurteilt wurde, wenn man für Frieden ist, würde man das
00:23:51: ja denken, sondern, dass eben die NATO war der Feind, Israel war der Feind, die EU und so weiter.
00:23:58: Russland wurde dann eben ja im Endeffekt freigesprochen von der Verantwortung. Und das war so die
00:24:04: Grundlage. Und danach kamen dann ja auch so Pigida langsam und so der Rechtsruck Kamel ins Rutschen.
00:24:11: Das heißt genau, da haben wir eine gewisse Historie, auch damals war Russia Today schon mit dabei und
00:24:16: hat das alles begleitet und versucht ja auch immer Öl ins Feuer zu gießen. Also deswegen finde ich,
00:24:22: dass schon wichtig, diese Wechselwirkung zwischen autoritären Staaten und so dem ja in Deutschland
00:24:29: vorhanden Rechtsextremismus oder autoritären Tendenzen auch zu verstehen, weil diese Wechselwirkung
00:24:35: ist da. Das sehen wir ja auch mit der AfD und Russland Connection oder China Connection.
00:24:40: Autoritäre Akteure verbünden sich halt am Ende. Genau. Und dann ist vielleicht die eigene
00:24:46: Positionierung nicht mehr so ganz so wichtig. Ja. Ihr habt ja auch in dem Institut,
00:24:52: wo du, da haben wir noch gar nichts darüber gesprochen, wo du als Geschäftsführerin tätig
00:24:55: bist, Verzemas, ihr habt euch die Bundestag. Ich bin nicht mehr Geschäftsführerin. Nein. Nein,
00:24:59: ich bin letztes Jahr aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Ja. Aber du bist da und stellst
00:25:06: deine Expertise danach wie vor zur Verfügung. Ja, ich bin da. Ich habe es auch mit gegründet.
00:25:11: Wunderbar. Cemas ist das Stichwort. Wir verlinken das in den Shownotz nochmal. Auch weil es da jede
00:25:17: Menge interessante Informationen gibt. Unter anderem eine Untersuchung der Bundestagswahl
00:25:21: der letzten 2025, gerade frisch erschienen. Wie war da dieser Einfluss von unterschiedlichen
00:25:28: staatlichen Akteuren, die du eben skizziert hast? Genau. Also wir haben beziehungsweise unsere
00:25:35: meine Kolleginnen, die ganz tolle Analysen dazu gemacht haben, mehrere russische oder pro russische
00:25:43: Kampagnen identifiziert, die eben versuchten, ja, verschiedene politische Akteure zu diskreditieren.
00:25:50: Im letzten Wahlkampf davor waren das ja vorrangig die Grünen, die im Fokus standen. Jetzt war es
00:25:57: erstmalig auch die CDU, die da mitadressiert wurde. Genau. Und letztendlich ist es ja was,
00:26:04: was man eigentlich immer erwarten kann, dass, wenn es Wahlen gibt, dass dann eben versucht wird,
00:26:07: diese auch zu diskreditieren. Was nochmal so ein paar neuere Kampagnen sind, ist,
00:26:13: dass versucht wird, auch Fakten, Chatka mit falschen Informationen zu überfluten, damit die nicht mehr
00:26:20: die gute Arbeit machen können, sondern ja, einfach quasi auch falsche Pferden gelenkt werden. Also
00:26:26: da sehen wir schon eine Zunahme. Das gab ja jetzt auch das Lagebild Cyberkriminalität. Da kam ja
00:26:33: auch nochmal raus, dass hybride Bedrohungen zugenommen haben. Und das ist auch das, was wir
00:26:38: sehen. Also der Ton wird insgesamt rauer, autoritäre Kräfte haben überall auffind. Also ich glaube,
00:26:46: das kann man so sagen, sei es eben, ob es andere Staaten sind, aber eben natürlich auch in Deutschland.
00:26:52: Fängt bei der AfD anhört aber garantiert nicht auf. Und ich glaube, das ist einfach eine Gegenwart,
00:26:57: mit der wir uns jetzt auseinandersetzen müssen, wie man damit am besten umgehen kann. Weil das
00:27:05: schon einfach noch mal eine andere bedrohliche Lage ist als nochmal vor fünf oder zehn Jahren.
00:27:10: Total. Ich war ganz beeindruckt in gewisser Weise von der Wirklichkeit, als eine meiner Söhne nach
00:27:18: Hause kam mit einem Freund, sechste Klasse, und der sagte, der März, der will doch Krieg. Und ich
00:27:25: bin jetzt, also ich habe Herrn März nicht gewählt, das will ich gerne hier transparent machen, aber
00:27:30: natürlich glaube ich nicht. Ich bin fest davon überzeugt, dass Herrn März kein Krieg will und
00:27:35: dass es auch keine vernünftigen Gründe dafür gibt. Und offenbar gab es da irgendwas, was er
00:27:40: gesehen hat, was in seiner Familie oder so eine Rolle gespielt hat, was bei diesem zwölfjährigen
00:27:45: so ein Bild festgesetzt hat. Ich finde, das zeigt super die erschreckende Wirklichkeit. Aber weißt du,
00:27:53: was das war? Nein. Total. Also man hat auch so ein bisschen mich in dem Moment überrumpelt. Da
00:28:02: müssen wir gleich hinschauen, wie man damit gut umgehen kann. Es ist Zeit für unser Dafür-und-Dagegenspiel.
00:28:08: 20 Begriffe und die Idee ist, dass du kurz sagst, bist du dafür oder dagegen. Okay. Und wir fangen
00:28:17: an Erasmussemester. Kostenfreie ÖPNV. Ja, dafür. Die anstehende Wiedervereinigung von Oasis.
00:28:26: Ich habe dazu keine Beilung. Das ist auch legitim. Ich bin eine popkulturelle Niete. Die Vier-Tage-Woche.
00:28:34: Ja, geil. Ich glaube, Leute brauchen die, die sagen, darf ich mir sagen, jetzt ist dafür da
00:28:39: dagegen bestimmt. Dann kommen wir zwar nie weiter, aber egal. Also ich glaube, gerade wenn alles so
00:28:46: belastend ist, ist das gut, wenn Menschen sich auch mal einen Tag noch mal anders beschäftigen
00:28:52: können. Und Zeit fürs Ehrenamt. Ein Aspekt, der total unter die Räder kommt in diesen Tagen,
00:28:59: wo wir über dieses Mehrarbeiten reden. Telegram als Messenger. Oder gegen. Ja, dagegen.
00:29:06: Faktenchecks. Was macht einen guten Faktencheck aus? Wie muss der sein, damit es hilft?
00:29:13: Also es gibt Ansatz. Der kommt aus der psychologischen Forschung oder kommunikationswissenschaftlichen
00:29:20: Forschung des Fakten-Sentwitsch. Und das wurde experimentell getestet, dass das gut funktioniert.
00:29:27: Und da sagt man quasi, Achtung, hier kommt ein Fake. Dann sagt man ganz kurz nur den Fake.
00:29:33: Also jetzt wirklich nicht mit Bild und Video und weiß ich nicht was. Dann ordnet man den ein und sagt
00:29:39: dann nochmal, das war ein Fake und entlässt dann die Leute. Und dieses Sandwitsch funktioniert
00:29:44: tatsächlich ganz gut. Was schlecht funktioniert ist, wenn man den Fake auf die erste Insta-Slide
00:29:50: packt und nur ganz klein schreibt, dass es falsch ist. Alles schon gesehen, alles schon gesehen.
00:29:55: Und ich empfinde auch einen sachlichen Ton wichtig, einen einordnenden Ton. Kontext.
00:30:05: Die Sandwitsch-Strategie. E-Books. Dafür dagegen.
00:30:10: Ich war lange Typapier. Mittlerweile finde ich es geil.
00:30:13: Okay, eine Veränderung. KI, künstliche Intelligenz.
00:30:18: Ich weiß gar nicht, ob man dafür dagegen sein kann. Also so wie es jetzt ist,
00:30:23: das ist nicht so geil. Aber ich glaube, es hilft uns auch bei vielen Dingen.
00:30:27: Genau. Brauch ein Fake.
00:30:29: Sorry, es gibt leider manchmal Grautöne.
00:30:32: Ist in Ordnung. Aber jetzt, glaube ich, wird es eindeutig. Pizza mit Sauce Hollandaise.
00:30:36: Nein, also manchmal ganz selten finde ich es okay und dann aber auch ein bisschen zu fettig.
00:30:47: Also ich sage jetzt was ganz kontroverses. Lieber Pizza mit Ananas.
00:30:51: Wow, du bist mutig, ja. Ich muss mir neue Hass-Bubbles erschienen.
00:30:59: Damit wird es sicher gelingen. Da bin ich sehr zuversichtlich.
00:31:03: Okay, wir lassen das so stehen. Ich bin ganz verlockt, intensiver darauf einzugehen,
00:31:08: aber wir lassen das so stehen. Ein TikTok-Verbot für unter 16-Jährige.
00:31:12: Ich weiß nicht, ich finde das immer irgendwie nicht so - nee, es glaubt nicht, eher ein - eher - also,
00:31:18: wenn es Forschung gibt, die mir zeigt, dass das total gute Effekte hat - hm, aber eher nein.
00:31:24: Okay. Homeoffice. Ja, geil. Hymio. Aber Büro zwischendurch auch. Okay. Ist auch gut,
00:31:32: mal rauszugehen. Hymiopathie. Oh nee. Oh, da hab ich mich in letzter Zeit auch
00:31:39: öfter drüber gestritten. Nein. Klares Nein. Keine Magie. Okay, keine Grautöne hier.
00:31:46: Der Digital Service Act der Europäischen Union. Also gut, dass es ihn gibt. Okay, ein bedingtes Ja.
00:31:55: Ein bedingtes Ja. Also, ja, es ist gut, dass es ihn gibt. Okay. Der EU-Beitritt der Ukraine.
00:32:03: Ich bin dafür. Gut. Gewerkschaften. Dafür, glaubst - selbst, also bis nicht Geschäftsführung war,
00:32:14: war ich auch selber Gewerkschaftsmitglied. Jetzt muss ich wieder eintreten. Okay, ich verstehe.
00:32:19: Manchmal ändert sich der Blick auch die Dinge mit einer anderen Rolle. Nein, nein, nein. Okay.
00:32:24: Nein. Zehnmal ist es sehr, Gewerkschaft zugewandt. Glaubst du, dass Gewerkschaften auch Menschen
00:32:30: erreichen können, die andere Strukturen quasi weniger, also die etablierte Politik oder so,
00:32:36: oder was weiß ich, so klassische politische Bildung nicht erreichen kann, wenn es um Verschwörungserzählungen geht?
00:32:41: Ja, glaube ich schon. Also, ich möchte nur kurz aber spezifizieren. Als Geschäftsführung darf man,
00:32:48: glaube ich, nicht so in der Gewerkschaft. Als Arbeitgeber darf man nicht in der Gewerkschaft sein.
00:32:51: Das war nicht ideologisch. Genau. Ich finde schon, also generell finde ich, machen die DGB
00:33:01: Gewerkschaften gute Bildungsarbeit und machen ja auch schon seit jeher Bildungsangebote und gehen
00:33:07: da ja auch in Berufsschulen, in Betriebe und so weiter. Und ich finde das total wichtig, weil
00:33:11: natürlich Arbeit der Ort ist, also ich meine, da verbringen wir mehr Zeit als meistens irgendwie
00:33:16: mit Partnerchen oder Kindern oder so und denen auch stärker demokratisch zu nutzen, finde ich
00:33:23: total wichtig. Und ich finde Unternehmen haben da eine Verantwortung, denen sie aus meiner Sicht
00:33:29: noch nicht stark genug nachkommen. Und gerade jetzt, wo auch der Staat sich oft mehr aus der Förderung
00:33:36: zurückzieht, würde ich mir ja wünschen, dass Unternehmen da diese Rolle stärker föhnen,
00:33:41: also Stichwort zum Beispiel, Pride Month, wenn ich daran denke, dass gerade ganz viele CSDs
00:33:47: wirklich Probleme haben mit ihrer Finanzierung, aber ganz viele Unternehmen und das finde ich
00:33:51: gerade in diesen Zeiten auch wichtig. Regenblogenflage zeigen, könnten sie das ja auch mit einer Spende
00:33:56: kombinieren? Ein klarer Appell, also wenn irgendein CEO Geld übrig hat, jetzt habt ihr eine Lösung.
00:34:06: Lässt sie ja auch absetzen, ne? Ich denke auch, ja. Letzte Frage, Urlaub am Strand,
00:34:11: dafür oder gegen? Sind da Leute dagegen? Ja, also schon, ja. Es gibt Leute, die dann lieber in die
00:34:18: Berge fahren oder so oder diesen klebrigen Sand nicht mögen. Ne, ich mag, ich mag Wasser,
00:34:24: ich mag auch Seen, ich mag Natur, Katze, pack mich in die Natur, ich bin glücklich. Wunderbar.
00:34:32: Dann lasst uns noch ein bisschen, hat Dank für die Offenheit, du hast diesen Digital Services
00:34:37: Act so bedingt zustimmen beantwortet, ne? Du hast gesagt, gut, dass wir den haben,
00:34:42: ich hab da, ich weiß gar nicht, ob es stimmt, so ein bisschen rausgehört, na ja, aber wir bräuchten
00:34:46: vielleicht noch mehr an Einbettung dieser digitalen Öffentlichkeiten. Also generell,
00:34:53: vielleicht noch so, als das Claim war vorweg, ich finde es immer ein bisschen schwierig,
00:34:56: drüber zu sprechen, weil das ja ganz viele juristische Fragestellungen sind, die ich als
00:35:01: Psychologe nur sehr bedingt beantworten kann. Auch wenn ich in der Rechtspsychologie promovierte
00:35:06: habe, wachte ich das nicht zu Juristen. Aber also ich glaube, also erst mal ist es gut,
00:35:12: dass er da ist und dadurch ja auch noch mal eine andere Hand habe ist und wir sehen ja auch,
00:35:16: dass es Klagen gibt und so weiter. Ich frag mich aber schon so langfristig auch,
00:35:21: wie zuverlässig ist die EU als Partnerin, wenn wir immer mehr Mitglieder haben, die halt
00:35:27: ein Rechtstern hinlegen. Wie geht das da eigentlich weiter? Dass das so die erste Herausforderung
00:35:34: mich hat schon auch gestört, als ich den Koalitionsvertrag gesehen habe und Desinformationen
00:35:40: vor allem über den DSA gelöst werden soll, das finde ich zu eng gedacht, weil das nicht nur
00:35:46: genau über solche Wege geht, sondern weil wir eben viel mehr brauchen und ich oder auch Zimmer
00:35:51: sich immer dafür einsetzt, gerade so ein Phänomen wie Desinformationen multi-perspektivisch zu
00:35:56: begreifen und nicht nur als technologisches Problem, dass man über Plattformregulierungen
00:36:01: lösen kann, sondern auch als Demokratieproblemen und als gesellschaftlicher Herausforderung.
00:36:06: Genau und deswegen glaube ich, es kann eine Unterstützung sein, es kann ein wichtiger Hebel
00:36:13: sein. Im Moment haben wir aber zum Beispiel, also ein Ding ist über den DSA, sollen ja die großen
00:36:21: Plattformen, der Zugang zu Daten für die Forschung eigentlich vereinfacht werden, das ist total
00:36:27: gut, weil im Moment ist es nicht so leicht, da dran zu kommen und dadurch wissen wir halt
00:36:31: viele Sachen nicht. Also Meta sitzt halt auf, zum Beispiel oder X, egal wer, auf Unmengen
00:36:39: von Daten, die sie nicht für die Forschung freigeben und dadurch kann man halt viele
00:36:44: Dinge gar nicht genau benennen. Und das ist erstmal total gut. Was aber jetzt passiert
00:36:48: ist, zum Beispiel Meta, die hatten ein Tool, das nennt sich Crowdtangle, er nannte sich
00:36:53: Crowdtangle, es ist nämlich eingestellt worden und damit konnte man wirklich gute Analysen
00:36:58: machen. Und jetzt gibt es gerade gar, also es gibt schon jetzt Zugang zu einem anderen
00:37:03: Format, aber mit viel weniger Möglichkeiten und so was. Und ich habe das Gefühl, das ist
00:37:07: dieser Gap der Implementierung, der gerade genutzt wird, dass man das, was deutlich rechtlich
00:37:12: durchgesetzt wird, halt auch einfach nicht macht. Also Twitter war jetzt nie der Himmel
00:37:20: auf Erden, aber was den Zugang zu Daten angeht, war Twitter super. Also ich rede jetzt wirklich
00:37:26: von Twitter und nicht von Hex, als es noch Twitter war. Deswegen war Twitter lange Zeit
00:37:31: komplett überforscht, weil da will es einfach den Datenzugang der Einfachste war. Und bei
00:37:37: Instagram ist das viel schwieriger. Wie willst du, also ne, Stories, die nur 24 Stunden da
00:37:42: sind, die kannst du dann so, ne, da kann man nicht runterladen und alles. Und jetzt muss
00:37:46: man aber hochkennende Summen bezahlen, um Datenzugang bei X zu bekommen. So, also machen wir daraus
00:37:52: Kapital, das kann sich dann vielleicht ein fettes Unternehmen leisten für die eigene Marketingabteilung,
00:37:59: aber so eine kleine Organisation wie wir oder wie die meisten, die Forschungsarbeit, man
00:38:05: geht halt nicht. Und das ist auf jeden Fall eine sehr ungute Situation, gerade wenn wir
00:38:10: sehen, dass eben Social Media so stark ja auch zur Radikalisierung genutzt werden.
00:38:15: Also ich, ich habe diesen Punkt verstanden, wir müssen da irgendwie anders an die Daten
00:38:20: kommen, um zu verstehen, wie das funktioniert. Und ich habe auch verstanden, dass du sagst,
00:38:24: na ja, also diese, diese Plattformregulierung und sowas, das ist ein Teil des Problems,
00:38:28: so wir müssen über vieles anderes reden und ich verspreche, dass wir das machen, mindestens
00:38:32: zehn Minuten. Aber sag noch, gibt es darüber hinaus, was in dem Bereich dieser Plattformregulierung,
00:38:37: wo du sagen würdest, das könnte helfen, Verschwörungserzählungen weniger in die Breite zu tragen?
00:38:43: Also die Rücknahme von Content Moderation hilft schon mal nicht.
00:38:48: Okay.
00:38:49: Und das ja, also, dass es überhaupt sowas gibt, wie diese ganzen Moderationen und so. Und
00:38:56: das war ja jahrelange Arbeit. Das ist ja jetzt nicht, dass die Plattformen gesagt haben,
00:38:59: geil, haben wir richtig Bock drauf. Sondern das war ja auch jahrelange Arbeit überhaupt
00:39:03: an so einen Punkt zu kommen, ne. Und jetzt wird das aber alles wieder zurückgefahren
00:39:08: mit Begründung aus USA und Free Speech und bla, bla, bla. Und das sieht man ja auch. Also
00:39:13: dass auf Ex dann auf einmal rassistische Inhalte viel stärker verbreitet werden, dass da weniger
00:39:18: gelöscht wird. Also deswegen ja auch rechtsextreme, jetzt zum Beispiel Ex wieder stärker nutzen
00:39:22: und so weiter. Und das ist halt eine Situation, die finde ich also so nicht tragbar. Und ich
00:39:29: glaube, dass da auch politisch lange versäumt wurde, Druck aufzubauen, ne. Dann kommt so
00:39:35: eine L-Maske nach Deutschland und dann wird fleißig Hände geschüttelt, anstelle halt
00:39:39: politischen Druck aufzubauen. Und das merken wir halt jetzt. Also das heißt, diese Auslagerung
00:39:46: an die Nutzerinnen mitzuaussagen, ne. Ihr müsst gegen Rede machen. Wir brauchen also
00:39:51: erst mal, natürlich braucht es Medienbildung, aber, ne, dass so Medienbildung als die All-in-One-Lösung
00:39:55: verkauft wird, sind ja eigentlich alle Strategien, die dann auf die Nutzerinnen abgewälzt werden,
00:40:02: wo die Plattformen einfach das große Problem darstellen. Und das finde ich gerade irgendwie
00:40:06: so eine schwierige Inbalance. Und ich habe das Gefühl, da braucht es einen Umdenken. Also natürlich
00:40:11: haben Nutzerinnen eine Verantwortung, man soll sich nicht scheiß im Internet verhalten. Trotzdem ist
00:40:15: natürlich gegen Rede irgendwie nicht nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, sondern bedeutet
00:40:22: ja auch ich verbringe mehr Zeit auf dieser Plattform. Also das heißt, es kommt ja eigentlich,
00:40:26: also natürlich für die Plattformen ist das gut. Und das ist ja auch mit den Community-Noten.
00:40:30: An sich finde ich das ja ganz spannend, dass man Nutzerinnen in so ein Verifikationsprozess
00:40:35: einbezieht, also so als, weiß ich nicht, pädagogischer Maßnahme. Aber das kann ja nicht das Hauptteil
00:40:43: sein, weil dann nämlich das genau wieder abgewälzt wird. Kostenlos hat man dann irgendwie gesagt,
00:40:48: ja man hat was getan, aber eigentlich macht man nicht so viel. Und das ist eine total schwierige
00:40:53: Tendenz. Ich frage mich aber auch, ob das wirklich jetzt ewig so weitergeht. Also ich meine
00:41:00: Social-Media-Plattformen brechen ja weg. Also das haben wir ja auch schon gesehen,
00:41:05: Studievollzeit gibt es nicht mehr. Das war Studievollzeit meine erste oder MySpace.
00:41:10: Also man kann nicht mehr gruscheln. Ja. Ich habe leider auch nicht mehr den Zugang gehabt.
00:41:16: Ich hätte das ja gerne mal gelesen. Aber Studievollzeit ist weg, MySpace spielt keine Rolle mehr,
00:41:23: irgendwie so. Also das verändert sich ja auch. Und ich frage mich schon und ich bin jetzt nicht die
00:41:28: Zukunftsforscherin für Social-Media-Plattformen. Aber ob wir nicht da auch irgendwann ein
00:41:33: Bruch sehen, dass die Generation jetzt, die Junge, wieder mehr ins private gehen möchte,
00:41:40: so, ne? Also und das vielleicht gar nicht mehr so lange so eine Phase ist, wo wir diese öffentlichen,
00:41:47: also diese digitalen Marktplätze quasi haben, weil das halt ja auch so unangenehm ist oft.
00:41:53: Da wird man einfach nur angeschrieben. Und es gibt ja auf jeden Fall so ein sehr selektives
00:41:58: Nutzungsverhalten. In dem Sinne trete ich selber in Erscheinung. Das machen nur wenige,
00:42:03: auch weil sie wissen, wie es sein kann. Wie einem dagegen Wind, Hass und Hetze entgegen geblasen
00:42:11: werden kann. Dann lass uns über dieses Riesenthema, Gesellschaft, Demokratie reden. Ich finde,
00:42:18: das ist immer total schwierig, weil also unsere liberalen Demokratien, die brauchen eine liberale
00:42:23: Öffentlichkeit, die brauchen aber auch so eine funktionierende Öffentlichkeit, wo jeder in
00:42:27: Erscheinung treten kann, wo wir vertrauen können, dass diese Informationen, die wir da kriegen,
00:42:32: irgendwie stimmen. Wie kriegt man das hin? Wie sieht da eine gute Balance aus,
00:42:37: die quasi Verschwörungserzählungen nicht zu viel Raum gibt? Ich glaube, ich habe da aber auch
00:42:44: gerade ehrlich gesagt so eine gewisse Frustration, was so den öffentlichen Diskurs angeht. Vielleicht
00:42:49: wenn wir in drei Wochen gehen, bin ich noch ein bisschen optimistischer. Erstmal finde ich das
00:42:53: nochmal ganz wichtig festzuhalten, was du gerade gesagt hast. Das, was wir als öffentlichen Diskurs
00:42:59: im digitalen Raum wahrnehmen, ist ja nicht der öffentliche Diskurs, sondern das ist nicht
00:43:03: 5%, die für 90% der Inhalte und damit auch das Schreien verantwortlich sind. Und das ist,
00:43:10: glaube ich, nochmal wichtig, weil ich glaube schon, dass wir analog besser miteinander streiten und
00:43:14: besser miteinander reden als auf Social Media. Aber wie wir auf Social Media miteinander umgehen,
00:43:20: mit welchen Inhalten wir konfrontiert werden, wirkt sich natürlich auch aufs Analoge aus.
00:43:25: Und da finde ich, dass wir es schon mit so einer Hyper-Emotionalisierung zu tun haben, die Fakten
00:43:32: Diskussionen immer schwerer werden lässt und auch so einer Beliebigkeit von Wahrheit. Also
00:43:39: Wahrheit und Faktizität ist kein Wert mehr an sich. Selbst wenn man weiß, weil sich nicht das
00:43:46: wurde KI generiert, dass man sagt, na, ist ja egal, weil könnte er stimmen. Also das passt halt zu
00:43:52: meinem Bild. Ich finde, es gibt ja auch gerade diesen Trend, der auf TikTok gestartet hat mit
00:43:58: Propaganda, auf die ich nicht reinfalle. Und da wird ja auch damit auch so eine komplette
00:44:03: Sinnentlehrung dieses Begriffspropaganda für alles, was man irgendwie doof findet, was auf Social
00:44:08: Media rumtouren. Und das sind schon so Tendenzen, die mir Sorgen machen, weil wenn wir keine Begriffe
00:44:14: mehr haben, wenn es nicht mehr so ein Verständnis, also die Dinge sind komplex und man kann nicht immer
00:44:20: bei einem sagen, das war das falsch, sondern es gibt Kontext. Aber generell so ein Verständnis von
00:44:25: wir brauchen, gemeinsame Sprache, um uns einigen zu können. Wir brauchen ein Verständnis von Wahrheit
00:44:30: und von Faktizität. Und das ist das, was wir erreichen wollen. Dann haben es halt autoritäre
00:44:36: Akteure auch nochmal viel leichter, in Dinge rein zu grätschen und Dinge zu beeinflussen. Und ich
00:44:42: glaube, darüber muss man sich irgendwie verständigen. Und das fängt natürlich daran. Also das kann
00:44:48: man, glaube ich, auf alle Ebenen ziehen. Also das Talkshow ist halt nicht mehr nur die Leute einladen,
00:44:53: die polarisieren, sondern die, die konstruktive Debatten auch hervorbringen. Also brauche ich
00:45:00: wirklich die dreißigste Talkshow, in der die eine Person sagt, weiß ich nicht, ich würde nicht
00:45:05: kämpfen und die andere sagt, ich würde kämpfen. Und ich denke, aber gibt es nicht viel komplexe
00:45:10: Fragen, die wir eigentlich gerade beantworten sollten, die besser sind als so ein hypothetisches
00:45:16: bla bla von dem man eh nicht weiß, ob stimmt, weil das weiß er nämlich erst, wenn es soweit ist,
00:45:20: ganz ehrlich. Genau. Und also da kann man das, finde ich, anwenden, aber auch natürlich im
00:45:26: politischen Raum. Also das, ich glaube, das ganz oft so dieses, was ist eigentlich ein politischer
00:45:32: Gegner und was ist ein Feind? Dass das so verschwimmend und das finde ich es eigentlich total
00:45:37: grundlegend. Also man kann sagen, die Partei X ist mein politischer Gegner, aber es ist eine
00:45:44: demokratische Partei, also das ist ja nicht mein Feind und so gehe ich mit dir um. Aber ich habe
00:45:48: das Gefühl, dass das auch immer mehr bricht in verschiedenste Richtungen. Also ich meine das gar nicht,
00:45:54: also natürlich sieht man das am stärksten im rechtsextremen Bereich, aber es sieht man auch in
00:45:58: anderen Bereichen. Und das führt natürlich dazu, dass Diskursfähigkeit verloren geht und
00:46:03: Austausch verloren geht, der aber extrem wichtig ist in einer pluralen Gesellschaft. Wir müssen
00:46:11: miteinander in Gespräch bleiben und dafür braucht es aber einen Rahmen und Grundlagen,
00:46:15: braucht am Ende auch irgendeine Wahrheit an der man sich festhalten kann und nicht so ein beliebiges
00:46:21: Neuer, das ist halt nur eine Meinung. Genau. Und es braucht natürlich auch moralische Rotelinien. Also
00:46:27: so ist jetzt nicht, es ist kein Pledo je für. Er setzt sich mal mit der Neonazi ins Café und
00:46:32: redet mal ganz nett. Aber das, was an einem demokratischen Rahmen passiert, dass wo eben
00:46:39: Rotelinien eingehalten werden, dass man da eben genau im Gespräch bleibt, miteinander im Austausch
00:46:44: geht. Und ich glaube, dass das enorm wichtig ist für unsere Gesellschaft. Also raus aus dem Netz,
00:46:49: rein ins Leben, also im Netz ist auch ein Leben, ich werde es nicht so blöd polarisieren, aber ja,
00:46:56: dass man sich da eben auch mehr Verbündete sucht. Und ich glaube, dass das auch nicht schlecht ist,
00:47:02: sich mehr in Orten zu bewegen, wo nicht die ganzen Daten, die man hat, gespeichert wird.
00:47:07: Total, wir sehen ja jetzt auch, was mit diesen Daten alles so gemacht werden kann und was für
00:47:13: reale Konsequenzen das haben kann. Lass uns noch ein bisschen auf den Einzelnen, die Einzelne schauen.
00:47:19: Jeder hat ja, also immer, wenn ich das Thema Verschwörungserzählungen in meinen Seminaren
00:47:24: aufbringe, gibt es total lebhafte Debatte. Und irgendwann kommt dann so was wie, naja, wir haben
00:47:30: da auch so ein Onkel. Also jeder hat irgendwie so eine Geschichte. Und oft ist es auch eine Geschichte
00:47:36: von Hilflosigkeit, wo man eigentlich nicht so genau weiß, wie soll man damit umgehen. Was sind
00:47:40: deine Dues, deine Dones, was sind deine Empfehlungen im Umgang mit Anhängern von Verschwörungserzählungen?
00:47:47: Ja, also das ist auch erstmal meine Erfahrung gewesen. Das fand ich auch ehrlich gesagt sehr
00:47:53: bewegend. Gerade in der Pandemie, wenn ich einen Vortrag gehalten habe, also waren ja in der Pandemie
00:47:59: Online-Vorträge. Und egal wie viele Leute da waren und seien es irgendwie mehrere Hundert, es gab
00:48:05: immer Menschen, die ihre privatesten Geschichten da erzählt haben, weil die so verzweifelt waren
00:48:10: und nicht wussten, an wen die sich wenden sollten. So mittlerweile gibt es Beratungsstellen, aber das
00:48:15: war ja nicht immer so. Genau. Ein riesen Leidensdruck, der da oft hintersteckt. Das ist auch mal eine
00:48:21: Erfahrung. Ja, also weil das sind ja auch ganz oft wirklich schlimme Geschichten, also die einem
00:48:26: da erzählt werden. Genau. Also generell würde ich empfehlen, wenn man merkt, dass es irgendwie
00:48:32: wirklich überfordert, dass man dann erstmal zu einer Beratungsstelle gibt. Es geht spezialisierte
00:48:38: Beratungsstellen zum Umgang mit Verschwörungserzählungen mittlerweile. Es gibt die sogenannten
00:48:43: Sektenberatungsstellen. Die sind fast immer in kirchlicher Trägerschaft. Ich sage das mal einfach
00:48:48: dazu, weil manche Menschen das ja nicht möchten. Aber sie machen eine, nennt sich dann, weltliche
00:48:53: Beratung. Also es ist jetzt nicht, dass man, weiß ich nicht, 10 mal die Bibel lesen muss, wenn man
00:48:57: da hingeht oder so. Genau. Also da kann man hingehen und sich beraten lassen. Und das würde ich auch
00:49:02: empfehlen, wenn man darunter leidet und überfordert ist. Generell, was ich glaube, was gut ist,
00:49:08: ist, wenn man sagt, wenn man hat den Onkel, die Tante, die Schwester, wen auch immer, dass man
00:49:12: sich erstmal fragt, was möchte ich eigentlich konkret als Ziel? Was soll sich eigentlich ändern?
00:49:18: Weil häufig haben wir einfach so dieses diffuse Gefühl, denken, oh, das ist irgendwie blöd. Ich
00:49:22: will nicht, ne, das mit meiner Schwester, das will ich wehnen. Aber so richtig weiß man gar nicht,
00:49:27: wo soll das eigentlich hin. Also in der Pandemie zum Beispiel möchte ich, dass sie eine Maske
00:49:31: trägt. Möchte ich, dass sie mir nicht mehr die neuesten Studienergebnisse aus Telegram schickt
00:49:37: oder sowas. Weil in dem Moment, wo man es konkret herunterbricht, dann hat man ja ein Ziel und
00:49:42: dann fällt es einem schon mal viel leicht, da konkrete Maßnahmen festzulegen, als nur mit
00:49:47: diesem diffusen Bauchgefühl zu arbeiten. Wichtig ist auch Geduld. Ein Weltbild dauert,
00:49:53: bis es sich aufbaut. Das dauert auch, bis es sich wieder abbaut. Und das braucht die
00:49:57: Bereitschaft der Gegend, also der Person. Ich finde es auch gut, sich Verbündete zu suchen. Also nehmen
00:50:02: wir mal ein Beispiel der Onkel. Man selber hat vielleicht zu dem Beziehung, wo man gut ernst
00:50:07: sprechen kann, aber vielleicht nicht so humoristisch. Aber die Schwester hat mit dem noch so eine
00:50:12: Witzeebene kann einspringen, wenn es gerade nicht funktioniert. Oder wenn man selber auf dem
00:50:17: Schlauch steht oder so. Also jetzt nicht im Sinne von beide attackierten, dann wäre bald den Onkel
00:50:21: und prasseln auf ihn ein. Aber dass man eben versucht, das vielleicht so ein bisschen inspiring
00:50:27: auch zu machen. Und wenn das eine Person ist, die einem wichtig ist, würde ich auch sagen,
00:50:32: man sollte sich trotzdem Pause gönnen. Weil diese Beziehung ist ja nicht nur von der Ideologie
00:50:37: geprägt, sondern von Liebe, Wertschätzung, gemeinsamen Erlebnissen. Wenn man nur noch darüber geht,
00:50:44: dann vergiftet das ja auch diese Beziehungsebene und damit auch den Zugang. Also das heißt nicht,
00:50:49: man sollte da schon darüber sprechen, aber halt nicht immer und vielleicht auch nicht in
00:50:54: Hochstressmomenten. Also an Weihnachten wird man das jetzt nicht lösen. Da kann man dann vielleicht
00:51:00: gucken, ob man Grenzen setzt oder so, aber dass man jetzt nicht mit dieser Erwartung dahingeht. Und
00:51:04: das finde ich aber auch immer wichtig dazu zu sagen, wenn es gar nicht mehr geht, ist ein
00:51:08: Kontaktabbruch. Und der muss ja nicht für immer sein, auch legitim. Manchmal geht es ja auch um
00:51:14: Sicherheitsfragen. Ja, und das kann ja auch nur das eigene, oder was heißt nur das kann auch das
00:51:21: eigene Wohlbefinden sein, wenn ich das nicht mehr aushalte. Also ich habe verstanden, wir müssen
00:51:27: uns so realistisch und vielleicht auch manchmal so klein schrittige Ziele setzen. Wir brauchen
00:51:32: Zeit, Radikalisierung braucht Zeit, Deradikalisierung braucht auch Zeit. Und manchmal muss man sich
00:51:38: vielleicht auch eine Pause gönnen. Ich frage mich noch, wir haben ganz zu Beginn über diese Bedürfnisse
00:51:43: gesprochen, die dahinter stecken. Also ein Gefühl von Orientierung, von Sicherheit. Glaubst du,
00:51:48: da liegt auch ein Ansatz, also diese Bedürfnisse vielleicht irgendwie so weit das geht in dieser
00:51:52: Welt anders zu befriedigen? Also ich glaube, man kann nie verhindern, dass man so einen radikalisierten
00:51:59: Teil in der Gesellschaft hat. Wichtig ist halt, dass der nicht immer größer wird und dass der so
00:52:05: wenig politische Macht hat wie möglich. Genau, also das ist erstmal so das Grundseitsliche und ich
00:52:10: glaube schon, dass man das trotzdem auch politisch adressieren und besser auffangen kann und dass
00:52:18: das gerade aber auch oft nicht passiert. Also ich nehme mal so ein Beispiel. Wir sehen ja,
00:52:22: dass, also wir sind in einer anderen Sicherheitspolitischen Lage als noch vor 10 oder 5 Jahren und das
00:52:29: macht was mit den Menschen. Alle Erhebungen zeigen, dass Angst vor Krieg und kriegerische
00:52:34: Eskalationen weit verbreitet sind. Das wird im Moment aber eigentlich vor allem von Akteuren wie
00:52:41: der AfD oder auch BSW bespielt. Der Rest traut sich nicht so richtig daran und ich glaube,
00:52:47: dass sowas genau die Lücken sind, die gefüllt werden oder auch während Corona hat sich die AfD
00:52:54: ja als Kümmerer inszeniert. Die standen bei den Protesten auf den Marktletzen überall,
00:53:00: vor allem in Ostdeutschland. Und da waren die, die gesagt haben, wir sind eure Stimme, wir sind für
00:53:05: euch da und das ist Quatsch. Aber ich glaube schon, dass das ganz stark auch zu diesem Erfolg der
00:53:12: AfD jetzt beigetragen hat. Die haben das halt für sich genutzt und ich glaube, dass man das in
00:53:17: nicht scheiße auch nutzen kann. Also in konstruktiv. Und das ist durchaus möglich und in komplex. Und ich
00:53:24: glaube, das ist ja, das würde sagen, Amiguritätstoleranz ist der Skill der Stunde in der Lage zu
00:53:32: sein mit Komplexität in einer komplexen Welt umzugehen. Und das ist was, was glaube ich politisch
00:53:37: stärker adressiert werden muss. Aber wie gesagt, auch medial. Also die Welt ist kein Fußballspiel,
00:53:43: sondern Komplex. Und also ein Appell an Medien, ein Appell an andere politische Akteure, das ist ja
00:53:50: zunächst, also wenn ich politischer Akteur wäre oder wenn ich Medium wäre, hätte ich ja immer
00:53:56: ein Interesse an Reichweite und ich weiß, dass Krawalle und Zuspitzung mir Reichweite bringt.
00:54:01: Warum sollte ich das trotzdem machen, was du sagst? Also quasi nicht Krawalle, nicht da draufgehen.
00:54:07: Also wir haben ja einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dass er genau solche Logiken nicht so
00:54:13: doll unterliegen muss. Und ich glaube, das sollte sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk
00:54:16: auch bewusst machen. Natürlich ist Quote da auch wichtig und das ist ja auch quatschen Format zu
00:54:22: machen, dass keiner guckt. Also man will sie ja nie nur selber bespaßen, aber trotzdem das mit
00:54:27: einzupreisen, finde ich, das kann man sich schon irgendwie auch leisten. Das ist so Punkt 1, Punkt
00:54:35: 2, glaube ich schon, dass Menschen Interesse an Differenziertheit haben. Ich glaube, man unterschätzt
00:54:43: Menschen da ganz oft. Manchmal, wenn man sich auch einfach auskotzt, sonst hätten ja auch so die
00:54:48: ganzen Reality-Formate nicht so ein Erfolg. Also das ist ja genau das, so die Lust am Schimpfen,
00:54:54: am Lessdern, an Gerüchten weiß ich nicht was. Aber Menschen schätzen auch Differenziertheit
00:55:01: sehr wert. Und ich glaube, das ist aber auch eine Kulturfrage, also eine Medienkulturfrage,
00:55:06: dass man das auch nochmal stärker betont und dass man da hinkommt. Also ich würde das nicht
00:55:12: unterschätzen. Und vielleicht ergänzt für diese politischen Bewegungen politische Strömungen die
00:55:19: wenigsten, also es gibt natürlich da so, wie soll ich sagen, so ein voyeuristisches Interesse
00:55:24: an dem Krawall, an der Zuspitzung, an dem der ist noch flotter, noch drastischer, noch krasser
00:55:30: formuliert, zugleich, da gibt es eine Reihe von Umfrage-Daten, die das bestätigen. Gibt es da
00:55:36: ein hohes Bedürfnis, nach so was wie Brückenbau und aufeinander zugehen und umgekehrt eine Angst
00:55:40: vor Polarisierung? Genau, aber da sind wir vielleicht wieder beim Social Media-Dilemma. Im Internet wird
00:55:47: dann halt viel rumgeplärt und man teilt dann auch die Leute, die hier rum plären und wie gesagt,
00:55:51: also ich glaube auch, da ist so eine Lust, also so was voyeuristisches Deck da ja auch mit drin.
00:55:55: Aber die Menschen in ihrem Alltag sind ja nicht so. Also die Person, die einen anschreit, ist ja
00:56:03: eher die Ausnahme von der Regel. Also dann hat man ja auch oft schlechte Laude den ganzen Tag,
00:56:08: wenn das der Standard wäre, wäre das ja nicht so. Das heißt, ich glaube, das Bedürfnis ist wirklich
00:56:13: auch da, aber wir kriegen das medial oder im öffentlichen Diskurs irgendwie nicht gut übersetzt.
00:56:19: Und ich glaube aber, dass das wichtig ist, weil, also ich nehme jetzt mal ein Beispiel, ich finde,
00:56:24: wo man da auch, weiß ich nicht, selbst kritisch draufgucken kann, sind diese rassistischen Gesänge
00:56:29: in Sylt vor einem Jahr. Wir hatten entwiese mediale Debatte da drum. Jeder hatte dazu, was zu sagen.
00:56:40: Diese Leute wurden ja dann auch gefunden und, weiß ich nicht, passierte alles Mögliche. Jetzt aber die
00:56:48: Frage, was hat uns eigentlich gebracht? Also hat das Rassismus eingedämmt, wie wir als Gesellschaft
00:56:53: darauf reagiert haben, hat das zu weniger rassistischen Äußerungen in der Öffentlichkeit geführt und
00:56:59: ich würde sagen, nein, was passiert ist, die Tage danach hatten wahrscheinlich sehr, sehr viele
00:57:03: Menschen in Deutschland einen Urwurm von diesem Lied. Das heißt, es war auf einmal bekannter mit
00:57:08: diesen Textzeilen und nicht weniger bekannt. Wir hatten mehr Fälle von Rechtsextremen oder auch
00:57:14: rassistisch eingestellten Menschen oder pöbelnden Jugendlichen oder wie auch immer, die das gesungen
00:57:20: haben und nicht weniger. Es gab am Ende ja auch relativ wenig strafrechtlich an Relevanz. Also das
00:57:26: heißt, diese Empörungskultur hilft uns ja nicht wirklich dabei, Rechtsextremismus, Rassismus,
00:57:33: Antisemitismus einzudämmen, sondern kann das manchmal ungewollt sogar befeuern. Und ich glaube,
00:57:38: das ist auch eigentlich das stärkste Plädoyer für verantwortungsvolle Diskose. Es geht mir jetzt
00:57:45: nicht darum, mit den Menschen, die in Sylt gesungen haben, in Dialog zu treten, aber sich zu
00:57:49: überlegen, gerade mit dieser Logik von Social Media. Wie können wir eigentlich damit umgehen, ohne das
00:57:55: am Ende noch größer zu machen? Wie können wir das genau vielleicht konstruktiv wenden? Pierre,
00:58:00: ich würde gerne zum Schluss unseres Gesprächs mit dir ein bisschen in die Zukunft gucken. Wir haben
00:58:05: ja auf deinen Bildungsweg geschaut, wie du quasi dahin gekommen bist, wo du heute stehst. Lass
00:58:10: uns etwas in die Zukunft schauen. Das Amt des Bundesinnenministers ist gerade relativ frisch
00:58:15: vergeben an Alexander Dobrindt. Jetzt sind ja in knapp vier Jahren Wiederwahlen. Stellen wir uns vor,
00:58:21: du bist Bundesinnenministerin. Und man hat dich da auch ernannt, weil du da diese Expertise hast,
00:58:29: in Hinsicht auf Verschwörungserzählungen. Was wären Punkte, was wären Dinge, die du anregen
00:58:36: würdest in dieser krass verantwortungsvollen Position? Ja, ich weiß gar nicht, ob ich die
00:58:41: haben möchte. Ich glaube nicht. Ich glaube, ich bin so sehr Psychologin, um Sicherheitsbehörden
00:58:48: zu leiten. Pass auf, stellen wir uns vor, der Innenminister berät ein Expertengremium und
00:58:57: du leitest dieses wissenschaftliche Expertengremium. Geht das besser? Ja, ich glaube, das geht ein bisschen
00:59:02: besser. Aber Psychologin ist ja der Ansatz erstmal, so viel wie möglich über Prävention zu
00:59:11: erreichen und so weiter, bevor man dann in diese strafrechtliche Verfolgung geht. Genau, deswegen
00:59:17: eierte ich da so rum. Aber ich finde, also zum Beispiel, also wie gesagt, Fokus eher, wie können
00:59:24: wir Dinge verhindern, bevor sie in den Boden gefallen sind? Wenn wir gerade sehen, dass sich eine
00:59:29: neue Generation Neonazis ausbildet, sehr gewaltaffin, sehr akzonsorientiert, glaube ich,
00:59:36: das erst mal Jugendsozialarbeit wieder massiv aufbauen, gerade aufsuchende Sozialarbeit, finde
00:59:44: ich gerade enorm wichtig. Geschlechter, sensible Jugendsozialarbeit, auch mit Fokus auf Männlichkeit.
00:59:52: Oh, das wäre total gut, wenn es da mehr Geld geben würde, würde auch helfen. Aber ist gerade,
00:59:58: glaube ich, nicht so im Trend. Genau, also solche Faktoren, glaube ich, sind total wichtig und die
01:00:04: strukturellen systematisch mitzudenken. Ich glaube trotzdem auch, dass es eine schnellere
01:00:09: Strafverfolgung braucht, wenn ich das hier so bei so Querdenkenprozessen, die haben teilweise Jahre
01:00:15: gebraucht, bis die überhaupt losgingen. Es ist nicht gut, es ist auch gerade, wenn wir von Jugendlichen
01:00:20: Straftaten reden, nicht gut, wenn die so lange brauchen. Man muss gucken, dass man an die
01:00:25: Finanzierung rangeht, also dass man da, wo Rechtsextremer, Akteure, ja, dass man die Geldströme
01:00:31: immer einfach versucht auszutrocknen, wo es möglich ist, also beispielsweise Banken gekündigt
01:00:35: werden, etc. Pp. Bewaffnung ist ein Thema, das angegangen werden muss und es braucht halt eine
01:00:44: Strukturfinanzierung von zivilgesellschaftlichen Initiativen, die nicht auf Projekten basiert,
01:00:49: sondern wenn ich an Opferberatungsstellen denke, die müssen sich jetzt nicht alle drei Jahre
01:00:54: neues Projekt ausdenken, sondern die müssen halt Opferberatung machen und das konsequent und
01:00:59: das ist gerade immer wichtiger Schutz der Zivilgesellschaft, gerade im Ländnissenraum in
01:01:04: Ostdeutschland ist ein Thema. Ja, das sind ja richtig viele Sachen, die glaube ich auch tatsächlich
01:01:11: nicht nur, aber auch in so einem BMI-Geschäftsbereich lägen, also mit Prävention, mit Bildungsarbeit,
01:01:18: Jugendarbeit, geschlechter-sensible Jugendarbeit, wie du sagst, aber dann auch so etwas wie
01:01:24: Strafverfolgung, Bewaffnung in dem Blick nehmen. Vielen, vielen Dank. Meine Bitte wäre, falls du
01:01:31: Bundesinnenministerin doch werden wirst, nochmal in den Podcast zurückzukommen. Mache ich. Für den
01:01:38: unwahrscheinlichen Fall. Ich glaube, man muss, muss man in der Partei sein? Nee, ne? Das ist keine
01:01:45: Voraussetzung. So. Mal gucken, ich habe ja irgendwie nicht so gute Ausblicke auf die Zukunft. Wer das
01:01:53: stellen könnte in Zukunft, aber naja, gucken wir mal. Aber du hast ja eben auch gesagt, dass die
01:01:57: Dinge sich ändern können. Pia, für heute vielen, vielen herzlichen Dank. Das war nicht nur mega
01:02:03: interessant, es hat auch sehr, sehr viel Spaß gemacht, mit dir zu reden. Also vielen Dank für die
01:02:07: Offenheit. Vielen Dank auch für dieses wichtige Arbeiten, für dieses wichtige Engagement. Danke,
01:02:13: dass du das mit uns geteilt hast. Ja, danke für die Einladung. Ich fand es auch sehr schön. Super.
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