Wie Natascha Sagorski das Mutterschutzgesetz geändert hat | 29 Zukunft gerecht Talk
Shownotes
CN: Fehlgeburt
Natascha Sagorski hat mit viel Engagement erreicht, dass das Mutterschutzgesetz angepasst wird. Seit dem 1. Juni 2025 umfasst es den gestaffelten Mutterschutz, der greift, wenn eine Schwangerschaft in einer Fehlgeburt endet. Sagorski verlor selbst ein Kind durch eine Fehlgeburt. Der unangemessene Umgang einer Ärztin damit bewegte sie dazu, das Thema politisch aufzugreifen. Dabei konnte sie auf ihre Erfahrungen aus der Hochschulpolitik zurückgreifen – und auf die Überzeugung, dass Veränderungen möglich sind. Sagorskis Aktivismus überzeugte die demokratischen Parteien schließlich den gestaffelten Mutterschutz im Gesetz zu verankern.
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00:00:00: Und dann aber durch so eine ganz große Lebenserfahrung,
00:00:03: wo du wirklich merkst am eigenen Leib, ganz unmittelbar,
00:00:07: dieser Satz, das Private ist politisch, das ist nicht nur ein Satz.
00:00:11: Das ist so was ganz unmittelbares mit Politikern ins Gespräch gehen,
00:00:15: weil oft ist es so, dass viele, die jetzt nicht mit Politik
00:00:19: so beruflich zu tun haben, denken, das ist mir alles zu kompliziert,
00:00:22: das ist so weit weg, ich verstehe das gar nicht.
00:00:25: Aber das sind ja ganz normale Menschen, Abgeordnete.
00:00:28: Die wurden ja von uns gewählt, und das sind eigentlich unsere Service-Mitarbeitenden.
00:00:31: Die sind dafür zuständig, dass unsere Probleme gelöst werden,
00:00:34: aber wir müssen sie adressieren.
00:00:36: Und im Endeffekt ist Familienpolitik Wirtschaftspolitik.
00:00:40: Herzlich willkommen zum zukunftgerecht Talk der Friedrich-Ebert-Stiftung.
00:00:49: Mein Name ist Christian Krell, und ich freue mich außerordentlich,
00:00:52: diesen Podcast für die FES-Hosten zu dürfen.
00:00:56: Und das hängt natürlich auch mit unseren fantastischen Gesprächspartnerinnen zusammen.
00:01:01: Und das ist jetzt, ich hab nachgeschaut, die 29. Folge unseres Podcasts
00:01:05: und trotzdem eine Premiere, weil wir noch nie eine Gesprächspartnerin hatten,
00:01:11: die über so eine faszinierende Bandbreite von Themen publiziert hat.
00:01:15: Und 33 krasse Abstürze, Schuhe, Taschen und Männer.
00:01:20: Sie hat geschrieben über Feuerqualen am Strand in Situationen,
00:01:23: in denen man die echt nicht gebrauchen kann.
00:01:25: Sie war TV-Kolumnistin bei ProSieben mit dem Schwerpunkt Hollywood.
00:01:30: Sie hat geschrieben über den gestaffelten Mutterschutz.
00:01:34: Und da mit unglaublicher Energie und am Ende auch mit großem Erfolg
00:01:39: einiges bewegt und gerade ist ihr Buch erschienen zu der Frage,
00:01:43: wie wir mit unseren Kindern unsere Demokratie verteidigen.
00:01:47: Was für eine Bandbreite. Herzlich willkommen, Natascha Sagooski.
00:01:50: Vielen Dank für die Einladung und wow, Respekt an die Recherche.
00:01:55: Alles ausgegratet. - Ich konnte gar nicht mehr aufhören.
00:01:59: Es war so fasziniert.
00:02:01: Also tatsächlich total beeindruckend.
00:02:05: Natascha, wir fragen unsere Gäste ganz zu Beginn des Gesprächs immer
00:02:09: nach einem Ort, so nennen wir das ein Ort der Gerechtigkeit.
00:02:13: Ein Ort, den sie mit den Anfängen ihres Engagements verbinden.
00:02:17: Bei manchen war das der Küchentisch der Eltern,
00:02:20: bei anderen ein Gemeindezentrum,
00:02:22: wo sie zum ersten Mal eine Veranstaltung organisiert haben.
00:02:25: Ist bei dir auch so ein Ort, den du verbindest
00:02:28: mit den Anfängen deines Engagements?
00:02:30: Also ganz, ganz ursprünglich war ich ja in der Hochschulpolitik sehr aktiv
00:02:34: und war da im Studierendenparlament und im Senat
00:02:38: und habe da so gemerkt, was man alles bewegen kann,
00:02:42: wenn man sich den engagiert.
00:02:44: Aber der ganz große Umschwung,
00:02:48: dass eigentlich mein ganzes Leben jetzt in Richtung politisches Engagement
00:02:51: gewandert ist, das war mehr oder weniger der Kreissaal.
00:02:55: Also das war die gynäkologische Station eines Münchner Krankenhauses,
00:03:00: wo eine Ärztin zu mir meinte, nach der Fehlgeburt,
00:03:03: nach einer Operation unter vollener Kose,
00:03:05: eine Ausschreibung, weil ich mein Baby verloren hatte.
00:03:08: Ich könnte am nächsten Tag wieder arbeiten gehen,
00:03:10: ich bräuchte keine Krankschreibung.
00:03:11: Natürlich war das nicht der Moment, wo ich gesagt habe,
00:03:14: na, die hat's ja wohl nicht mehr alle,
00:03:15: jetzt gehe ich auf die Barrikaden und starte eine Petition.
00:03:18: Das hat natürlich sehr, sehr lange gedauert,
00:03:20: bis ich überhaupt in der Lage dazu war.
00:03:22: Und auch erkannt habe, dass ich nicht nur ein Einzelfall war
00:03:25: als ich hatte, sondern, dass es vielen Frauen ähnlich geht.
00:03:28: Aber das war doch der krasseste Moment und der krasseste Ort,
00:03:32: wo mir diese soziale Ungerechtigkeit,
00:03:34: diese Situation, dass wir wirklich ein strukturelles Problem haben.
00:03:38: Gerade im Bereich Frauen, Kurzhilfe allgemein,
00:03:41: aber auch speziell Fehlgewurten.
00:03:44: Und das ist so der Ort, der mir dann sofort in den Sinn kam,
00:03:47: als ich darüber nachgedacht habe.
00:03:49: Ein Münchner Kreissaal.
00:03:51: Wir müssen unbedingt auf dieses Thema schauen
00:03:53: und zugleich bin ich neugierig.
00:03:54: Ich habe gesagt, da gab es vorher schon auch andere Engagementstationen.
00:03:59: Du hast ja bewusst Politikwissenschaften studiert.
00:04:02: Das macht man ja, wenn man sozusagen angefixt ist von dem Thema.
00:04:06: Und nicht nur, weil man sich davon so brillante Karrierechancen verspricht.
00:04:09: Nee.
00:04:10: Wie kam es zu diesem offenbar dann doch frühen Interesse da an Politik?
00:04:15: Also ich bin tatsächlich in einem sehr politisch interessierten Haushalt
00:04:19: aufgewachsen. Also bei uns lag der Spiegel auf dem Tisch.
00:04:22: Meine Eltern waren damals beide Parteimitglieder bei den Grünen.
00:04:26: Ich bin dann jetzt zur SPD gegangen, aber ich wurde auch genau so erzogen,
00:04:29: dass ich zu der demokratischen Partei gehen kann, wo ich mich wohlfühle.
00:04:33: Und wenn ich mich bei gar keiner wohlfühle, dann auch bei gar keiner.
00:04:36: Aber es war, meine Stimme hatte immer Gewicht.
00:04:39: Ich habe immer viel diskutiert.
00:04:40: Ich hatte auch einen ganz, ganz tollen Gemeinschaftskunde-Lehrer.
00:04:43: Den Herrn Liebe in Karlsruhe damals,
00:04:46: wo wir auch so Planspiele gemacht haben.
00:04:49: Also dann war es so auf einmal Russland im UN-Sicherheitsrat vertreten.
00:04:54: Also da lernst du auch, dich in andere Perspektiven reinzudenken.
00:04:57: Und das hat mir über wahnsinnig großen Spaß gemacht.
00:04:59: Deswegen wollte ich ursprünglich, wollte ich aber auch Jura studieren.
00:05:02: Ich habe einen Semester Jura studiert, weil ich dachte,
00:05:04: die Gerechtigkeit kann ich als Anwältin am meisten vertreten.
00:05:08: Bis ich dann sehr schnell gemerkt habe,
00:05:10: dass Rechtswissenschaften nicht immer was mit Gerechtigkeit zu tun hat.
00:05:13: Und dann bin ich sehr schnell in die Politik gewechselt.
00:05:15: Ich habe das nie bereut, weil es ein wahnsinnig spannendes Fach ist.
00:05:19: Das macht mir wahnsinnig viel Spaß.
00:05:20: Auch wenn, wie du schon angedeutet hast, man dann immer hört,
00:05:23: du wirst eh Taxifahrerin.
00:05:25: Aber nee, es war einfach eine ganz, ganz große Leidenschaft.
00:05:29: Und die ist bis heute da.
00:05:30: Ich habe dann zwischendrin noch viele andere Stationen gemacht,
00:05:33: wie du ja schon angedeutet hast.
00:05:35: Und habe mich so ein bisschen von der Politik wieder entfernt.
00:05:38: Da habe ich Bücher geschrieben, Fernsehntätig,
00:05:41: dann in der PR-Tourismus-Bereich.
00:05:44: Und dann aber durch so eine ganz große Lebenserfahrung,
00:05:48: wo du wirklich merkst am eigenen Leib ganz unmittelbar dieser Satz.
00:05:53: Das Private ist politisch, das ist nicht nur ein Satz.
00:05:56: Das ist einfach so krasse Realität.
00:05:58: Und mir wurde klar, dass, was ich jetzt gerade erlebt habe,
00:06:01: das wird sich nicht ändern,
00:06:03: weil morgen irgendein Politiker aufhaut und sagt,
00:06:06: hey, also das mit den Frauen und mit den Fehlgeburten,
00:06:08: da müssen wir wirklich mal ganz oben auf die Prioritätenliste setzen.
00:06:11: Das wird nicht passieren.
00:06:12: Es sei denn, du nimmst es selbst in die Hand.
00:06:14: Und ja, das war dann so der Startschuss zu sagen,
00:06:17: dass wir jetzt wieder Vollgas geben.
00:06:19: Du hast ja eben gesagt, na ja,
00:06:21: also natürlich war das jetzt nicht unmittelbar der Moment im Kreißsaal.
00:06:26: Wo du gesagt hast, na ja, also jetzt gehe ich mal politisch daran.
00:06:29: Aber doch relativ rasch, hast du das quasi nicht nur
00:06:33: als ein Thema für dich begriffen, sondern wie du sagst,
00:06:36: als ein strukturelles Problem. Wie kam das?
00:06:40: Das war auch wieder so ein Zufall.
00:06:42: Also, ich habe ja Bücher geschrieben, sehr viele schon.
00:06:46: Und bei der Fehlgeburt war es so, dass ...
00:06:49: Ich schreibe nicht nur Bücher, ich lese auch gerne.
00:06:51: Und ich habe kein Buch gefunden über Fehlgeburten,
00:06:54: was mich abgeholt hat.
00:06:55: Also es gab so esoterische Sachen, es gab so wissenschaftliche Sachen.
00:06:59: Aber ich wollte von normalen Frauen lesen,
00:07:00: denen dasselbe passiert ist, was mir passiert ist.
00:07:03: Das habe ich nicht gefunden damals.
00:07:04: Also habe ich gesagt, gut, dann schreibe ich dieses Buch.
00:07:06: Und habe angefangen, ganz viele Frauen zu interviewen.
00:07:09: Für das Buch heißt "Jede dritte Frau und so Mutmachgeschichten".
00:07:12: Wie habt ihr es nach eurer Fehlgeburt geschafft, wieder zu lachen?
00:07:16: Weiterzumachen? Wieder zu glauben an eure Körper?
00:07:19: Oder vielleicht auch in den nächsten Kinderwunsch?
00:07:21: Oder immer noch in den Kinderwunsch zu starten?
00:07:23: Und das waren ganz, ganz tolle, intensive Gespräche.
00:07:26: Und es ging überhaupt nicht um Politik.
00:07:29: Aber ganz viele Frauen haben mir berichtet,
00:07:32: dass sie auch wirklich ganz schlimme Erfahrungen gemacht haben.
00:07:36: Also, dass sie auch nicht krankgeschrieben wurden.
00:07:38: Dass sie in der Klinik schlecht behandelt wurden.
00:07:40: Und dann habe ich so gemerkt, wow, okay.
00:07:42: Dass was mir da passiert ist, das war jetzt nicht so ein trauriges Einzelschicksal.
00:07:46: Sondern das geht anscheinend sehr, sehr vielen Frauen so.
00:07:49: Hab angefangen zu recherchieren,
00:07:50: hab mit Hebammen gesprochen, mit Trauerbegleiterinnen.
00:07:53: Und die meinten ja, außer Gost geht, es ist unser tägliches Brot.
00:07:56: Also gerade Frauen, die jetzt noch nicht irgendwie
00:07:59: in der zwanzigsten Woche waren, die werden oft nicht krankgeschrieben.
00:08:02: Das gibt es einfach, weil dann einfach Ärzte sagen,
00:08:04: naja, jetzt lenken sie sich mal ab, gehen sie mal arbeiten.
00:08:07: Das hilft ganz vielen Frauen.
00:08:09: Und vielen Frauen hilft es aber nicht, so zu tun.
00:08:12: Also, ob nichts passiert wäre, wenn du gerade dein Kind verloren hast.
00:08:15: Was ja auch nachvollziehbar ist.
00:08:17: Und dann kam da diese Wut.
00:08:18: Ich war einfach wahnsinnig wütend, weil ich mir dachte,
00:08:21: wow, wir haben hier ein Thema, was so viele Frauen betrifft.
00:08:24: Also, das Buch heißt ja nicht ohne Grund jede dritte Frau.
00:08:27: Es ist anscheinend bekannt in Fachkreisen,
00:08:29: dass es Probleme mit dem Thema Krankschreibung gibt.
00:08:32: Oder auch generell mit dem Umgang.
00:08:34: Aber es ist einfach in der Öffentlichkeit kein Thema.
00:08:36: Und das ist vor allem in der Politik kein Thema.
00:08:39: Und dann bin ich gestoßen auf das Konzept des gestaffelten Mutterschutzes.
00:08:42: Also, eines Mutterschutzes, der sich entsprechend
00:08:44: der Länge der Schwangerschaft aufbaut.
00:08:46: Je länger eine Frau schwanger ist, desto länger kriegt sie Mutterschutz.
00:08:48: Macht irgendwie total Sinn.
00:08:50: Dann dachte ich mir, warum haben wir das nicht?
00:08:53: Und ja, dieses Drüber schweigen und in der Politik
00:08:57: auch erst mal gar kein Gehör finden.
00:08:59: Bevor ich eine Petition gestartet habe,
00:09:01: habe ich natürlich erst mal auch Politiker und Politikerinnen angeschrieben.
00:09:04: Ich sage mal so, die Resonanz war bescheiden.
00:09:07: Und das hat mich wahnsinnig sauer gemacht,
00:09:09: dass das so ein großes Thema ist.
00:09:11: Aber dass es einfach gar nicht stattfindet.
00:09:13: Und das war der Motor.
00:09:15: Ich habe tatsächlich natürlich zu deinen Büchern im Vorfeld recherchiert
00:09:19: und zu all dem, was du gemacht hast.
00:09:20: Und wenn man das tut, dann stößt man ja auch auf gar nicht viele Rezensionen
00:09:24: dieser Bücher und nicht nur von irgendwelchen Zeitungen und so,
00:09:28: sondern auch von Privatmenschen.
00:09:31: Und eine, die mich total berührt hat, ist überschrieben mit
00:09:34: "endlich fühle ich mich nicht mehr so alleine".
00:09:37: Ganz viele Menschen sind offenbar in der Situation.
00:09:39: Aber trotzdem haben die das Gefühl, ich werde nicht verstanden,
00:09:43: ich bin alleine und mit all dem, was diese Situation mit mir macht.
00:09:48: Ja, das ist ein ganz großes Problem, was du da ansprichst.
00:09:52: Und das kenne ich auch selbst.
00:09:54: Nach meiner Fehlgeburt hatte ich das Gefühl,
00:09:58: ich bin jetzt die eine, die es nicht geschafft hat.
00:10:01: Also du kriegst ja immer suggeriert, also früher in der Schule,
00:10:04: okay, wie kann ich verhüten immer?
00:10:06: Oh Gott, wenn du einmal die Pille vergisst, bist du gleich schwanger.
00:10:09: Also der ersten 30 Jahre, ob bloß nicht schwanger werden,
00:10:12: und das geht ja alle zu schnell.
00:10:14: Und dann willst du irgendwann schwanger werden,
00:10:16: und dann merkst du, ah, okay, so einfach ist das doch nicht.
00:10:19: Und dann hast du trotzdem diese Bilder im Kopf
00:10:21: von irgendwelchen Windelwerbungen und Frauen,
00:10:23: die verträumt mit Weichzeichner am Fenster stehen,
00:10:26: sich den dicken Bauchstreichen in die Ferne schauen.
00:10:29: Und Schwangerschaft ist das Schönste, was einem passieren kann.
00:10:32: Das ist alles so wunderbar.
00:10:33: So Pastellfarben sehe ich vor mir.
00:10:35: Ja, genau, genau.
00:10:37: Das ist ja so, ne, so startet man dann meistens rein.
00:10:40: Und dann, na ja, verliert halt im Schnitt jede dritte Frau ihr Kind.
00:10:45: Und das ist dann nicht mehr so der Weichzeichner.
00:10:47: Und ich hatte halt das Gefühl, es ist doch so einfach,
00:10:51: die natürlichste Sache der Welt, und ich hab's nicht geschafft.
00:10:54: Und das war kein schönes Gefühl, vor allem dachte ich auch,
00:10:58: ich wär jetzt in meinem Umkreis so die Einzige, der es so ging.
00:11:01: Und das dachte ich auch länger, bis ich dann die Kraft hatte,
00:11:04: mich zu öffnen und wirklich ganz offensiv damit rausgegangen bin.
00:11:07: Ich hab gesagt, ich war jetzt nicht da,
00:11:09: weil ich hab mein Baby verloren, ich war Spanger und ich hatte eine Fehlgeburt.
00:11:12: Und wirklich jedes Mal, jedes einzelne Mal kam entweder,
00:11:16: oh, kenn ich, ging mir auch so,
00:11:17: ging meiner Mutter, meiner Kollegin, meiner Schwester, meiner Freundin.
00:11:21: Also es war eigentlich fast niemand,
00:11:23: der nicht irgendwie schon mit Fehlgeburten in Berührung gekommen ist.
00:11:26: Und das war so richtig, so mindblowing, weil ich dachte, wow,
00:11:30: du bist absolut nicht die eine, die Einzige.
00:11:32: Ich kannte ja auch damals nicht die Zahlen,
00:11:34: so die Schätzungen und jede dritte Frau.
00:11:37: Ich hatte mich vorher nicht groß mit dem Thema beschäftigt,
00:11:39: weil man möchte ja nicht, dass einem das passiert.
00:11:41: Es ist kein Thema, wo du denkst,
00:11:43: auch als Beschäftigend wie erst mal richtig gut mit Fehlgeburten,
00:11:46: weil die Wahrscheinlichkeit ist ja so hoch, das ist nicht menschlich.
00:11:49: Deswegen brauchen wir eigentlich so dringend eine Aufklärungskampagne,
00:11:53: damit das Wissen wirklich an die Menschen herangetragen wird.
00:11:56: Und zwar dann, wenn sie noch nicht Spanger sind.
00:11:58: Bei einer frisch spangeren Frau zu sagen,
00:12:00: übrigens jede dritte Frau verliert es, herzlichen Glückwunsch.
00:12:03: Es ist ein schlechteres Timing, kannst du eigentlich nicht haben.
00:12:07: Wir können nicht über Verhütung sprechen,
00:12:08: aber auch über so Themen wie HPV, wie Endemitriose
00:12:11: und wie Fehlgeburten, das müssen wir endlich enttabuisieren.
00:12:14: Und die meisten Frauen fühlen sich alleine.
00:12:17: Bis zu dem Zeitpunkt, wenn sie sich öffnen,
00:12:20: weil so gut wie alle Frauen, mit denen ich gesprochen habe,
00:12:22: die sich geöffnet haben, haben genau die gleiche Erfahrung gemacht,
00:12:26: wie ich, dass das komplette Umfeld dann reagiert mit dem Thema.
00:12:29: Weil wir einfach so, so viele sind, aber es ist immer noch ein Tabu.
00:12:33: Weil das ein Tabu ist, gab es da auch keine gesetzliche Regelung?
00:12:38: Oder hat es auch damit zu tun, dass es einfach so Männer-Frauen-Themen sind?
00:12:42: Politik ist nach wie vor männlich konnotiert.
00:12:46: Ja. Also, klar, wenn im Deutschen Bundestag
00:12:49: ein Drittel der Abgeordneten nur Frauen sind und zwei Drittel Männer.
00:12:52: Und es ist ein Thema, das direkt erst mal nur Frauen betrifft,
00:12:55: indirekt natürlich genauso die Väter, Großväter und so weiter.
00:12:58: Aber in erster Linie körperlich betrifft es die Frauen.
00:13:01: Es ist klar, dass dieses Thema nicht unbedingt die politische Priorität hat.
00:13:05: Und man muss auch sehen, Frauen nach Fehlgeburten,
00:13:07: es ist einfach ein Schamthema. Ich habe mich auch erst mal geschämt,
00:13:10: weil ich dachte, ich habe nicht funktioniert.
00:13:12: Frauen nach Fehlgeburten gehen nicht auf die Straße demonstrieren,
00:13:15: haben eine riesen Lobbyorganisation, die da anfängt,
00:13:18: keine Ahnung, mit irgendwelchen Traktoren zum Pariser Platz aufzufahren.
00:13:21: Also, es ist einfach ein Thema, es fällt auch vielen Menschen schwer.
00:13:26: Auch wenn ich Gespräche führe mit Politikerinnen und Politikern
00:13:29: und ich spreche gleich darüber, ja, also ich habe meinen Baby verloren.
00:13:32: Das ist schon erst mal so, uff, da steht so im Raum.
00:13:36: Und das muss das gegenüber auch erst mal verarbeiten und damit umgehen.
00:13:39: Und du hast gleich ganz viele betroffene Gesichter und das fällt schwer.
00:13:43: Es ist kein leichtes Thema, es ist nicht ein Thema,
00:13:45: was irgendwie, wo du weißt, als Politiker,
00:13:47: wenn du dich dahinter klemmst, bist du auf jeden Fall safe bei Markus Lanz.
00:13:50: Das wird nicht passieren.
00:13:52: Und dementsprechend musst du halt die Politikerinnen und Politiker finden,
00:13:56: die sich hinter dieses Thema klemmen können.
00:13:58: Und wenn wir jetzt im Bundestag umkommen, natürlich sind da auch viele betroffen,
00:14:02: aber fast niemand spricht darüber.
00:14:04: Also eine der ganz, ganz wenigen Spitzenpolitikerinnen, die hierher spricht,
00:14:07: ist zum Beispiel Katharina Bale, der hatte ich auch schon Insta-Live.
00:14:10: Aber es ist sehr, sehr selten, es gibt zwar jetzt einige Promis,
00:14:14: die damit so rausgehen von Meghan Markle, über auch deutsche Prominente.
00:14:19: Aber es ist halt schon einfach einfach noch ein riesiges Tabu,
00:14:23: und dementsprechend schwierig ist es, da eine Lobby aufzubauen.
00:14:27: Wir haben da einen ganz guten Weg gefunden, würde ich sagen.
00:14:29: Also offenbar, das ist ja wirklich total beeindruckend
00:14:32: in den letzten dramatischen Wochen, das muss man wirklich sagen.
00:14:36: Der Ampel oder der Restampel ist dieses Gesetz da durchgekommen.
00:14:41: Eine total lange Schrecke und wirklich mit einem großartigen Erfolg.
00:14:46: Was waren die entscheidenden Schritte?
00:14:48: Was waren die Bausteine?
00:14:49: Was würdest du jemandem weitergeben, der fragt, wie kriegt man das hin?
00:14:52: Ja, ich habe ein ganzes Buch darüber geschrieben, wie man das quasi hinkriegt.
00:14:55: Weil es wirklich, wie du sagst, so viele Bausteine sind.
00:14:59: Man denkt immer so, man startet eine Petition,
00:15:01: und dann hat man genug Unterschriften, und dann wird das ein Gesetz.
00:15:03: Nee, so läuft es leider nicht.
00:15:05: Trotzdem ist es wahnsinnig wichtig, eine Petition zu starten.
00:15:08: Denn das muss ich ganz klar sagen, das war der Startschuss von allem.
00:15:11: Und hätte ich die Petition nicht gestartet,
00:15:13: dann hätten die meisten oder alle Politikerinnen und Politiker
00:15:17: auch gar nicht mit mir gesprochen.
00:15:19: Also je mehr Unterschriften kamen, desto mehr Presse kamen.
00:15:23: Also ich weiß noch, ich hatte so die ersten 20.000 Unterschriften
00:15:27: meins ungefähr für die Petition.
00:15:29: Da habe ich gedacht, gut, jetzt schreibe ich eine Pressemeldung.
00:15:30: Ich wusste ja, wie das geht.
00:15:31: Ich hatte ja in der PR gearbeitet.
00:15:33: Und dann kam von dieser Pressemeldung gleich ein Spiegelinterview raus.
00:15:36: Weil eine sehr engagierte Spiegelautorin gesagt hat,
00:15:39: oh, das ist ein wichtiges Thema, gut, dass sie das machen.
00:15:42: Und so ging das dann immer weiter und weiter und weiter.
00:15:44: Und der öffentliche Druck stieg.
00:15:45: Und auf einmal ging die Türen zur Politik dann doch auf.
00:15:50: Und ich weiß noch, eine der ersten Politikerinnen
00:15:52: oder die erste, die mich auch eingeladen hatte
00:15:54: in dem Bundestag zu einem Gespräch, war Leni Breimerjahn.
00:15:57: Und das war insofern natürlich klasse,
00:15:59: weil das war gleich die Opfer der SPD im Familienausschuss.
00:16:02: Also genau die richtige Person.
00:16:04: Und im Nachhinein habe ich erfahren, dass sie eigentlich dachte,
00:16:07: na ja, nur weil die Frau Sagozki einen blöden Arzt hatte,
00:16:09: müssen wir kein Gesetz ändern.
00:16:11: Aber sie fand es einmal bewundernswert,
00:16:14: dass ich mich da so engagiere.
00:16:15: Und ihre Mitarbeiterin hat ihr gesagt,
00:16:17: nee, Leni, da bist du falsch.
00:16:18: Das ist wirklich ein Thema.
00:16:19: Und dann ist er, gut, dann rede ich mit ihr.
00:16:21: Dann habe ich quasi diese eine Stunde Audienz bekommen.
00:16:24: Und nach dieser eine Stunde meinte sie, Frau Sagozki,
00:16:27: da haben wir ein Thema, das ist wichtig.
00:16:29: Und ich beantrage jetzt Fachgespräch im Familienausschuss.
00:16:32: Und das war ein ganz großer Wendepunkt,
00:16:34: weil da hatte ich die Gelegenheit, im richtigen Ausschuss,
00:16:37: nicht im Petitionsausschuss, wo ja von allen möglichen
00:16:40: Ressortspolitikerinnen sind, sondern im Familienausschuss,
00:16:43: der sich auch mit dem Mutterschutz befasst, selbstverständlich,
00:16:46: fünf Minuten zu sprechen und dieses Anliegen vorzutragen.
00:16:49: Und direkt im Anschluss kamen von allen demokratischen Parteien
00:16:53: Abgeordnete zu mir und meinten,
00:16:54: ja, Frau Sagozki, der ist ja total sinnvoll.
00:16:56: Das brauchen wir ja um Gottes Willen, das wussten wir ja gar nicht.
00:17:00: Und das heißt, ich hatte schon eigentlich
00:17:01: in allen demokratischen Fraktionen so ein Basis gelegt.
00:17:04: Da ging es natürlich noch, welche Staffelungen
00:17:06: und so weiter und sofort ab wann.
00:17:08: Aber dieses Thema von der Arbeitsebene,
00:17:10: also von dieser familienpolitischen Ebene,
00:17:13: dann nach oben zu kriegen an die Fraktionsspitzen,
00:17:15: dass es wirklich aufgesetzt wird im Plenum.
00:17:18: Das war die große, große, große Herausforderung.
00:17:21: Und da hat es richtig viele Bausteine benötigt.
00:17:23: Also wir sind vor das Bundesverfassungsgericht gezogen,
00:17:26: haben eine Verfassungsbeschwerde eingelegt,
00:17:28: über die Länder gegangen.
00:17:30: Es gab dann ja auch ein Entschließungsantrag von Bundesrat
00:17:32: und Schwerpunkt-Öffentlichkeitsarbeit.
00:17:35: Immer wieder Druck machen, immer wieder kommen,
00:17:37: nicht aufgeben, drei Jahre lang.
00:17:40: Es hat gegipfelt in einer großen, großen Kampagne
00:17:43: leere Wege voller Arbeitskraft,
00:17:45: wo wir mit ganz vielen Prominenten
00:17:46: von Kulin, Unn, Fernandes über Marinase waren,
00:17:49: Arne Friedrich, aber auch Politiker wie Lars Klingweil war dabei,
00:17:53: Karl-Josef Laumann war dabei.
00:17:55: Also ganz große Bandbreite, einfach Menschen an unserer Seite hatten
00:17:59: und dann eine zweieinhalb Meter hohe leere Wiege
00:18:02: vor dem Bundestag gestellt haben, Bilder produziert haben.
00:18:05: Ganz wichtig, wenn man was erreichen will, Bilder produzieren.
00:18:07: Parlamentarisches Frühstück im Bundestag und so weiter und so fort.
00:18:11: Also es war einfach permanent Druck auf dem Kessel.
00:18:13: Und irgendwann hat der Druck dann ausgereicht.
00:18:16: Ich finde es total interessant zu hören,
00:18:18: dass es nicht nur darum geht, das Thema in die Politik zu bringen,
00:18:22: sondern in der Politik dann noch mal nach ganz oben zu spielen.
00:18:25: Ja. - Ich glaube, gerade Familienpolitik ist so ein Thema,
00:18:28: wo es quasi ganz viel Schulterklopfen gibt.
00:18:30: Ja, es ist ein wichtiges Thema.
00:18:32: Aber jetzt haben wir gerade auch wichtigere Themen.
00:18:34: Es ist Gedöns. - Ja.
00:18:35: Also das wurde mir immer wieder gespiegelt.
00:18:37: Familienpolitik wird nach wie vor als Gedöns gesehen.
00:18:40: Und also wirklich, wie oft ich den Satz gehört habe,
00:18:43: das ist ein ganz wichtiges Thema.
00:18:45: Wie Sie das handwerklich machen, also ganz toll.
00:18:47: Aber das Thema ist zu klein.
00:18:49: Es kam immer als Thema zu klein.
00:18:51: Und zwischen den Zeilen auch, es betrifft nur Frauen.
00:18:54: Das war auch ganz schlecht strategisch.
00:18:56: Es betrifft nur die Hälfte der Bevölkerung.
00:19:00: Das ist gar nicht so wichtig. - Ja, genau.
00:19:01: Das ist zu klein.
00:19:03: Das ist klar sind es Millionen, aber es ist trotzdem zu klein.
00:19:06: Und das ist schon manchmal auch frustrierend gewesen.
00:19:09: Aber das hat mich natürlich dann auch zugebracht,
00:19:11: zu denken, okay, wie können wir weitermachen?
00:19:13: Es ist immer der Moment, zu sagen, wir müssen uns verbünden.
00:19:16: Weil es gibt so viele tolle familienpolitische Initiativen.
00:19:19: Also ich mache auch ganz viel mit der Johanna Röhe,
00:19:22: die Mutterschutz für alle gegründet hat.
00:19:24: Also selbstständige kriegen ja auch keinen Mutterschutz.
00:19:27: Das muss ganz dringend geändert werden.
00:19:29: Dann mache ich viel mit Sandra Runge,
00:19:31: die die tolle Petitionen Elterngeld hoch,
00:19:33: weil es Elterngeld wurde noch nie an die Inflation angepasst.
00:19:36: Delia Keller setzt sich für die Rechte von Alleinerziehenden ein,
00:19:39: die keinen Unterhaltsvorschuss bekommen oder nur anteilig.
00:19:42: All diese Themen sind jetzt im Koalitionsvertrag.
00:19:45: Nur das Problem ist, bei den Koalitionsverträgen
00:19:47: im letzten Stand auch richtig viel Gutes drin,
00:19:49: wurde halt nicht so wahnsinnig viel umgesetzt.
00:19:51: Und das ist halt wieder, dass man schreibt es rein.
00:19:54: Aber es ist halt dann doch wieder nur Familienpolitik.
00:19:56: Und ich sag mal so, wenn die Kacke woanders am Dampfen ist,
00:19:59: dann ist Familienpolitik nicht relevant.
00:20:01: Deswegen machen wir es jetzt auch so,
00:20:03: dass wir gerade versuchen, ein Netz wegzugründen,
00:20:05: wo wir uns die Wirtschaft an Bord holen.
00:20:07: Weil meine Erfahrung war immer, wenn ich irgendeiner Abgeordneten,
00:20:10: vielleicht auch gerade so im konservativen Lager,
00:20:12: aber nicht nur sagen konnte,
00:20:14: übrigens, CEO von NextY findet den gestaffelten Mutterschutz
00:20:17: auch richtig gut, dann, oh, ach so, die Wirtschaft, ah, okay.
00:20:21: Also, da wurde gleich nochmal ganz anders zugehört.
00:20:23: Und das ist ja bei Familienpolitik prädestiniert,
00:20:26: weil, also geh mal mittags in eine Kantine
00:20:28: von einem mittelständischen Unternehmen und frag die Menschen,
00:20:31: die dort arbeiten und das am Laufen halten,
00:20:33: wer von euch ist Teil einer Familie.
00:20:35: Da werden die allerwenigsten Nein sagen,
00:20:37: weil alle haben Eltern, Geschwister, Kinder, whatever.
00:20:40: Und zu sagen, dass Familienpolitik nicht Wirtschaftspolitik wäre,
00:20:44: ist wirklich ziemlich dämlich,
00:20:45: weil die Familien halten einfach das Land am Laufen.
00:20:48: Und deswegen ist Familienpolitik Wirtschaftspolitik
00:20:50: und wir gründen gerade Unternehmen mit Haltung.
00:20:53: Wir suchen gerade Unternehmen, die sagen,
00:20:55: hey, Familienpolitik ist für uns wahnsinnig wichtig,
00:20:57: es ist kein Gedöns.
00:20:59: Und Familienpolitik ist vor allem eine Querschnittsaufgabe.
00:21:03: Also, das Querschnittsaufgabe ist wirklich ein Stüsselwort,
00:21:05: weil im Koalitionsvertrag steht auch Seniorenpolitik
00:21:08: ist eine Querschnittsaufgabe, was sehr richtig und wichtig ist.
00:21:10: Querschnittsaufgabe bedeutet, dass es alle Ressorts betrifft.
00:21:13: Aber es steht nicht drin,
00:21:15: dass Familienpolitik eine Querschnittsaufgabe ist.
00:21:17: Warum nicht?
00:21:19: Natürlich ist es eine Querschnittsaufgabe
00:21:20: und das wollen wir jetzt ändern.
00:21:22: Also, das wollen wir voranbringen,
00:21:23: dass Familienpolitik als Querschnittsaufgabe gesehen wird.
00:21:26: Weil es gibt so viele gute familienpolitische Ansätze,
00:21:29: die sind da, wir haben kein Erkenntnisproblem,
00:21:31: wir haben ein Umsetzungsproblem.
00:21:33: Und deswegen müssen wir einfach die Priorisierungen
00:21:36: von Familienpolitik ändern.
00:21:38: Und eigentlich braucht Familienpolitik ein Rebranding.
00:21:40: Was meinst du mit Rebranding?
00:21:42: Das habe ich gelesen und nicht verstanden.
00:21:44: (Lachen)
00:21:45: Rebranding heißt, dass Familienpolitik ...
00:21:47: Wenn du jetzt irgendwo Familienpolitik sagst,
00:21:51: ich beschäftige mich mit Familienpolitik,
00:21:53: dann haben die gesagt, okay, das ist ja cool,
00:21:55: was die macht, aber gedönst.
00:21:56: Du bist sofort untergedönst, gebrandet.
00:21:58: Und im Endeffekt ist Familienpolitik Wirtschaftspolitik.
00:22:02: Also, wir müssen das, was in Skandinavien ...
00:22:05: Ich war gerade in Schweden, da ist es ja Paar-Exzellence,
00:22:08: wirklich gelebt wird.
00:22:10: Familienpolitik ist Wirtschaftspolitik.
00:22:12: Es ist wichtig für unsere Wirtschaft.
00:22:14: Und dementsprechend brauchen wir dieses Rebranding.
00:22:17: Familienpolitik ist kein Gedöns.
00:22:18: Familienpolitik ist Wirtschaftspolitik.
00:22:20: Und das schaffst du nur mit der Wirtschaft in Rücken,
00:22:23: und das versuchen wir jetzt.
00:22:25: Total beeindruckend.
00:22:27: Jetzt wird's ernst, unser Dafür-und-Dagegenspiel.
00:22:29: Ich will noch einen Satz zu Schweden sagen.
00:22:32: Das ist faszinierend.
00:22:33: Also, unsere Zuhörer kennen das.
00:22:35: Ich erzähle immer gerne von früher, von Schweden.
00:22:38: Aus meinen Schwedenjahren, aber tatsächlich auch.
00:22:41: Weil häufig kommt dann so in solchen Debatten der Hinweis,
00:22:44: na ja, das kostet ja irgendwie alles Geld.
00:22:46: Können wir uns das wirklich leisten, Eltern freizustellen oder so was?
00:22:50: Und wenn, wie lange können wir uns das leisten?
00:22:53: 10 Tage im Jahr oder 180 wie in Schweden,
00:22:56: wenn die Kinder krank sind.
00:22:58: Und wenn man jetzt mal ganz nüchtern draufguckt,
00:23:00: in Schweden ist ja eine der erfolgreichsten Wirtschaften
00:23:03: in der globalen Arbeitsteilung.
00:23:05: Das spricht ja sehr dafür,
00:23:07: dass da vieles auch in einer ökonomischen Perspektive richtig läuft.
00:23:10: Ja, weil die Schweden eben eine gute Wirtschaftsstrich-Familienpolitik machen.
00:23:15: Und noch ein Mini-Nasatz, weil du das gerade sagst,
00:23:17: Schweden hat ja seit 1974 das Abtreibungsrecht,
00:23:22: dass es quasi bis zur 18. Woche legal ist.
00:23:24: Und die Geburtenrate in Schweden ist höher als die in Deutschland.
00:23:28: Also, das muss man vielleicht noch mal allen, die sich Sorgen machen,
00:23:31: in Deutschland das Abtreibungsrecht endlich gerecht gestalten,
00:23:34: dass dann die Frauen alle keine Kinder mehr kriegen.
00:23:36: Also, Schweden beweist, dass die Geburtenrate sogar dort höher ist als bei uns.
00:23:40: Guter total berechtigter Hinweis, wie ich finde.
00:23:44: Und jetzt wirklich unser dafür-dagegenspiel,
00:23:46: sonst ist diese 29. Folge auch meine letzte.
00:23:49: Wir haben 20 Begriffe und die Bitte ist, Natascha,
00:23:53: dass du kurz sagst, dafür-dagegen die vier Tagewoche.
00:24:00: Dafür.
00:24:01: Sehr klares Ja. Die Erhöhung des Elterngeldes.
00:24:04: Dafür.
00:24:05: E-Books.
00:24:06: Dafür.
00:24:08: Den Paragraph 218a aus dem Strafgesetzbuch streichen.
00:24:12: Ich habe eine Idee, was du sagst.
00:24:14: Dafür, dafür, dafür.
00:24:16: Okay. Künstliche Intelligenz.
00:24:18: Hä, hilft ja nichts dafür, wir werden es nicht mehr verhindern.
00:24:24: Das heißt ja auch so ein bisschen dafür, aber gestalten.
00:24:29: Ja, dafür mit Einschränkungen her.
00:24:32: Gut.
00:24:33: Ich bin gespannt, ob das nächste, das provoziert meist klare Stellungnahmen.
00:24:37: Pizza mit Sauce Hollandaise.
00:24:39: Boah, dagegen.
00:24:41: Homeoffice zur besseren Vereinbarkeit.
00:24:45: Dafür.
00:24:46: Ein Tiktokverbot für unter 16-Jährige.
00:24:50: In der Theorie dafür, eine Praxis dagegen.
00:24:53: Oh, da müssen wir drauf zurückkommen.
00:24:56: Das notiere ich mir.
00:24:58: Mehr Investitionen in Frauengesundheit.
00:25:01: Dafür.
00:25:02: Eine bundesweite Abschaffung der Kita-Gebühren.
00:25:05: Dafür wichtig ist aber, dass dann auch die Qualität der Kitas angehoben wird.
00:25:09: Das bringt nichts, wenn wir dann alle nichts mehr zahlen
00:25:12: und die Kinder nur verwahrt werden.
00:25:15: Ja, guter Punkt.
00:25:16: Das Leben in Bayern.
00:25:17: Dafür.
00:25:18: Habe ich mich aktiv dafür entschieden, direkt nach dem Abi.
00:25:21: Sehr bewusste Entscheidung.
00:25:23: Autofreie Innenstädte.
00:25:25: Dafür.
00:25:26: Urlaub am Strand.
00:25:27: Ja, also dafür.
00:25:29: Okay, Gewerkschaften.
00:25:31: Dafür.
00:25:33: Wobei ich sagen muss, die Gewerkschaften beim gestaffeltem Mutterschutz
00:25:36: haben mich echt hängen lassen, aber ich bin ja nicht nachtragend.
00:25:40: Sie haben noch eine Chance bei dir, die Gewerkschaften.
00:25:43: Perfekt, Sonnencreme.
00:25:45: Dafür.
00:25:46: Auch für Social Media.
00:25:47: Wunderbar, danke für die Brücke.
00:25:49: Das gibt uns die Gelegenheit, noch mal auf dieses Tiktokverbot zu schauen.
00:25:53: In deinem Buch schreibst du ja also für Social Media
00:25:56: und unsere Kinder brauchen wir sowas wie Sonnencreme.
00:25:59: Ein großartiges Sprachbild.
00:26:01: Wir schocken ja Kinder nicht völlig von der Sonne ab.
00:26:04: Aber wenn sie in die Sonne gehen,
00:26:06: dann gibt's Sonnencreme und gerne mit Lichtschutzfaktor 50.
00:26:11: Ganz genau.
00:26:12: Erzähl, wie kann man das hinkriegen?
00:26:14: Also, das war so der Anspruch,
00:26:16: weil, also ich bin ein Mensch, ich lebe sehr in Realitäten.
00:26:21: Also, gerade auch in der Politik bin ich damit weit gekommen.
00:26:24: Man muss einfach realistisch schauen, wie bekomme ich Mehrheiten,
00:26:26: für was bekomme ich Mehrheiten, für was nicht.
00:26:28: Zum Beispiel gestaffelt Mutterschutz.
00:26:30: Ich hätte den lieber ab Woche sechs gehabt.
00:26:32: Es war klipp und klar keine demokratische Mehrheit.
00:26:35: Also, habe ich für Woche 13 gekämpft.
00:26:37: Und das kam dann auch.
00:26:38: Und dementsprechend muss man, glaube ich, immer gucken,
00:26:42: erreichen. Und ich denke, ein TikTok-Verbot unter 16 umzusetzen, vielleicht gibt es irgendwo ein
00:26:49: komplettes Konzept, wie das funktionieren kann auf nationaler Ebene. Ich sehe es noch nicht. Und ich
00:26:56: weiß auch, ich war selber mal 16 und hätte mir TikTok verboten. Es gab es damals noch nicht. Ich
00:27:01: glaube, ich hätte immer einen Weg gefunden, trotzdem das dann irgendwie möglich zu machen und das
00:27:07: dann aber heimlich und ohne mit meinen Eltern darüber zu sprechen. Und das ist, glaube ich,
00:27:11: einer der ersten Punkte dieser Sonnencreme für Social Media. Wenn das Eltern-Kind-Verhältnis so
00:27:17: ist, dass Kinder, wenn ihnen was auf TikTok oder Instagram oder so merkwürdig vorkommen, wenn sie
00:27:23: das dann noch mal zu Hause reflektieren und rücksprechen, ist das schon mal ein ziemlich guter
00:27:27: Schutz. Aber dafür braucht man halt auch diese Offenheit. Also bei der Sonnencreme für Social
00:27:34: Media ist natürlich die Medienkompetenz, der absolute Lichtschutzfaktor. Wir müssen unsere
00:27:38: Kinder viel, viel mehr in Medienkompetenz schulen. Das muss in den Schulen auch noch viel mehr
00:27:43: passieren. Aber man darf sich nicht auf die Schulen alleine verlassen. Also das muss auch einfach
00:27:49: zu Hause sein. Also so ein ganz basic Tipp, dass ein Qualitätsmedium mindestens zu Hause konsumiert
00:27:56: wird und dass die Kinder so aufwachsen, dass das ganz normal ist, dass entweder keine Ahnung,
00:28:01: die Tagesschau geguckt wird oder weiß ich nicht, der Spiegel. Es gibt den Spiegel um uns auch für
00:28:05: Kinder. Es gibt von der SZ was für Kinder. Es gibt die Logo Nachrichten. Es gibt sehr, sehr gute
00:28:10: Qualitätsmedien auch schon für Kinder. Aber auch, dass die Kinder sehen, ach, Mama und Papa lesen
00:28:14: Zeitungen. Das gehört dazu. Und das, was bei TikTok berichtet wird, ist nicht die volle Wahrheit,
00:28:21: sondern es gibt eben auch noch Instanzen, die vielleicht sachlicher berichten und wo Fake
00:28:27: News nicht stattfinden. Und dementsprechend müssen wir, glaube ich, dafür sorgen, dass unsere
00:28:33: Kinder mit diesen Gewissheiten aufwachsen und müssen ihnen auch erklären, was sind eigentlich
00:28:37: die Fakes oder was passiert auf Social Media. Also ich habe ja im Buch wirklich ein ganzes Kapitel,
00:28:42: wo ich genau erkläre, übrigens habe ich mir nicht aus den Fingern gesogen. Meine Kernkompetenz ist
00:28:48: eine andere, sondern mit Expertinnen vom Deutschen Kinderhilfswerk habe ich das erarbeitet, weil
00:28:52: die sich einfach sehr intensiv damit beschäftigen. Und abgesehen vom politischen, also wir wissen alle,
00:28:57: dass rechtsextreme Parteien auf TikTok wirklich auf Fang gehen, was hochgradig gefährlich ist.
00:29:03: Aber es ist auch gefährlich, wenn Kinder Fotos von sich teilen, die sie besser nicht teilen
00:29:08: sollten. Und da ist so ein anschaulicher Tipp, dass man vielleicht seinem Kind sagt, pass mal auf,
00:29:12: dieses Foto, das möchtest du jetzt hochladen, okay? Stell dir mal vor, da draußen ist jetzt
00:29:16: ein Litfer-Säule, da laufen am Tag ungefähr 10.000 Menschen vorbei, würdest du dieses Foto auch
00:29:21: auf diese Litfer-Säule kleben. Und das hilft vielleicht auch schon mal beim Nachdenken. Also
00:29:25: Sonnencreme für Social Media hat ganz, ganz, ganz, ganz viele Dimensionen. Aber es ist wichtig,
00:29:30: dass wir uns bewusst machen, dass wir da dran bleiben müssen, dass wir auch mehrfach einkreben
00:29:35: müssen. Man kann nicht einmal erklären und dann sind, wenn ich mein Kind jetzt morgens einkräme und
00:29:40: dann ist es bis abends um 18 Uhr in der Sonne, das wird nicht gut ausgehen, genauso ist das bei
00:29:44: Social Media. Wir müssen Schattenplätze nutzen. Es gibt zum Beispiel Kindersache.de, das ist eine
00:29:50: sehr gute Seite auch vom Kinderhilfswerk, wo Kinder quasi trainieren können, wie gehe ich sicher mit
00:29:56: Social Media um, wo sie auch Videos von sich drehen können und dann wirklich Experten in einem
00:30:00: geschützten Raum auch mal Feedback geben. Und frag Finn, tolle Suchmaschine für Kinder, auch
00:30:05: ein geschützter Raum. Und diese Schattenplätze müssen wir unseren Kindern zeigen, müssen sie mit
00:30:11: ihnen gemeinsam nutzen und müssen uns natürlich in unserer eigenen Mediennutzung auch immer ein
00:30:15: bisschen selbst hinterfragen. Das sage ich immer, Haltung ist das Allerwichtigste, wenn wir unsere
00:30:22: kleinen Kinder zu Demokraten und Demokratinnen erziehen wollen. Weil wenn wir zu Hause von
00:30:27: morgens bis abends am Smartphone hängen, na ja, wir sind die Vorbilder. Und wenn wir zu Hause immer
00:30:32: nur sagen, dass Politikerinnen und Politiker alle doof sind und alle korrupt und das weiß ich,
00:30:37: dann werden wir auch keine begeisterten Demokraten und Demokratinnen erziehen. Also es kommt auf
00:30:41: uns an und auf unsere Haltung in allen Bereichen. Ja, ein sehr engagiertes Plädoyer. Und also diese
00:30:48: Sonnencreme Metapher ist einfach großartig. Also bestenfalls gibt man die Sonnencreme dann ja auch
00:30:53: den Kinder mit und vielleicht kremen sie sich dann selber ein, wenn sie daran denken und wissen, wie
00:30:58: wichtig das ist. Je älter sie werden, meine sind 3 und 5, das dauert noch. Okay, okay, muss man noch
00:31:05: regelmäßig nachkremen. Definitiv. Du hast ja gesagt, na ja, man muss halt Realität da anerkennen,
00:31:11: gucken wie es ist und von da aus gehen. Und ich finde, das machst du auch sehr cool in deinem
00:31:16: jüngsten Buch und beschreibst, damit so ein Konflikt in dem Eltern, glaube ich, häufig sind.
00:31:21: Ich habe so eine Formulierung mir rausgeschrieben, Mental Load schlägt demokratisches Gewissen.
00:31:26: Ja, also Eltern müssen oft arbeiten und dann diesen Familienalltag irgendwie stemmen und
00:31:31: organisieren und vielleicht noch Muffins für das Schulfest backen, aber die Anmeldung für den
00:31:36: Sportverein will auch organisiert werden. Und also wenn ich aus meinem Leben spreche,
00:31:41: ich bin manchmal auch echt froh und dankbar mit einer Spurschlechtung gewissen, wenn die Kinder
00:31:45: vor Social Media sitzen oder vor dem Fernseher sitzen, weil ich dann diesen Kram erledigen kann.
00:31:51: Was glaubst du, also was ist da eine realistische Ballon? Wie kann man das hinkriegen?
00:31:55: Ja, absolut. Und das ist mir auch so, so wichtig in diesem Buch. Deswegen betone ich das ja auch
00:32:00: immer wieder, weil also klar, ich habe jetzt meinen anderen Job geschmissen und mache nur noch
00:32:05: politisches Engagement. Das ist nicht der Aufruf, den das Buch verbreiten will. Also das Buch will
00:32:10: quasi einfache Tipps für den Alltag Eltern, Großeltern an die Hand geben, wie man ohne,
00:32:17: dass man jetzt irgendwie total ins Burnout rutscht, trotzdem ja, was für die Demokratie tun kann,
00:32:21: weil die Demokratie und deshalb ist es, glaube ich, vielleicht so das allererste dieser Erkenntnis
00:32:26: gewinnen. Eine Demokratie war, also gefühlt schon immer da, also war sie nicht, vor allem in
00:32:30: Deutschland nicht. Aber es fühlt sich so an und naja, das läuft schon alles und bei uns,
00:32:35: das geht ja alles bei uns schon gut. Also was dann Amerika passiert, das ist ja alles ganz
00:32:38: schlimm, aber bei uns, naja, das wird sich, naja, man muss eigentlich gar nichts dafür tun. Und
00:32:42: das ist wie in einer guten Freundschaft oder in einer Ehe, wenn du nichts dafür tust, dann geht das
00:32:46: selten gut aus. So ist es auch in der Demokratie, die lebt von den Menschen, die sie gestalten. Und
00:32:51: wenn Menschen, die gerade in der Wash Hour des Lebens sind und das sind Eltern mit Kindern, die sind
00:32:57: in der krassesten Wash Hour, der du nur sein kannst, ich habe vorher auch keine Ahnung gehabt,
00:33:02: was es bedeutet. Das geht, glaube ich, den meisten Eltern so. Aber deswegen sind wir trotzdem noch
00:33:07: Demokratinnen und Demokraten und wenn wir uns in den demokratischen Diskurs nicht einbringen,
00:33:12: die anderen tun es für uns nicht so richtig. Das ist leider eine Realität. Also sie,
00:33:17: wir Frauen nach Fehlgeburten, hat sich niemand für eingesetzt. Ups, wurden sie bei Mutterschutz
00:33:21: gesetzt, irgendwie bisher immer vergessen. Ich habe tatsächlich mit einigen gesprochen,
00:33:25: die damals bei der Reform dabei waren und das Thema wurde mehr oder weniger vergessen. Und das ist
00:33:30: halt in der Politik, in der Demokratie so, also oft sind die, die am lautesten schreien sind,
00:33:35: halt die, die auch gehört werden. Und wir haben überhaupt keine Zeit in Ressourcen zu schreien.
00:33:39: Aber also ein Tipp ist Verbündete suchen. Also viele von uns haben zum Beispiel Großeltern,
00:33:46: die unterstützen können. Oder Freunde, die vielleicht mehr Zeit haben, die gerade keine
00:33:50: kleinen Kinder haben. Und so ein ganz praktisches Beispiel. Es ist so, dass Politiker, Politikerinnen,
00:33:56: Abgeordnete ja oft auch Veranstaltungen in ihren Wahlkreisen machen. In der Regel sitzen in diesen
00:34:01: Veranstaltungen jetzt nicht so viele Eltern mit kleinen Kindern, weil die einfach, schlafenszeit,
00:34:06: es ist meistens abends, die haben andere Sachen zu tun. Aber das ist halt in der Demokratie aus,
00:34:12: was du ganz unmittelbar deine Anliegen anbringen kannst. Und wenn ich mit Abgeordneten,
00:34:17: ich bin viel im Gespräch mit Abgeordneten bin, die erzählen auch immer ganz viel. Das hat
00:34:21: Person xy aus dem Wahlkreis erzählt. Wenn wir wissen, nächste Woche kommt Politikerin xy und
00:34:27: macht diese Abendveranstaltung. Und wir haben immer noch das Problem, dass die Schulküche nicht
00:34:31: funktioniert. Ich kann aber selber nicht hingehen. Also erst mal entweder in eine WhatsApp-Gruppe,
00:34:35: Eltern haben viele WhatsApp-Gruppen, Kitaschule, Elternbeirat, Sportverein, whatever. Einmal mal
00:34:44: reinschreiben, hey, habt ihr das gesehen? Da und da ist die Veranstaltung, kann jemand von euch hingehen?
00:34:49: Ich kann es nicht. Und das mit der Schulküche ansprechen. Oder die Großeltern fragen,
00:34:53: ey, wir können nicht hingehen. Also entweder ihr passt auf die Kinder, auf den Willen hin oder
00:34:56: könnt ihr für uns hingehen und könnt das ansprechen. Also das ist sowas ganz unmittelbar,
00:35:00: dass mit Politikerinnen und Politikern ins Gespräch gehen. Weil oft ist es so, dass viele, die
00:35:05: jetzt nicht mit Politik so beruflich zu tun haben, denken, wow, das ist mir alles zu kompliziert,
00:35:10: das ist soweit weg. Ich verstehe das gar nicht. Aber das sind ja ganz normale Menschen, Abgeordnete.
00:35:15: Also die wurden ja von uns gewählt und das sind eigentlich unsere Service-Mitarbeitenden. Also
00:35:19: die sind dafür zuständig, dass unsere Probleme gelöst werden. Aber wir müssen sie
00:35:22: adressieren. Also wir müssen da viel mehr ins Gespräch kommen. Und zum Thema, wie wir unsere
00:35:27: Kinder zu begeisterten Demokratinnen und Demokraten erziehen können, das sind manchmal auch so
00:35:32: Kleinigkeiten. Zum Beispiel bei uns werden Wahlen kaum zelebriert. Das ist immer so unter Ferner
00:35:39: liefen und das ist so so schade. Weil eigentlich müssten wir unseren Kindern von klein auf beibringen.
00:35:45: Pass mal auf, das ist ein Wahltag. Das ist einer der krassesten Tage des Jahres oder alle vier
00:35:51: Jahre, es gibt Landtagswahlen, Kommunalwahlen, Bundestagswahlen. Das ist sowas Besonderes heute.
00:35:58: Wir gehen jetzt alle zusammen ins Wahllokal. Und was wir dann auch immer machen, wir blasen
00:36:03: Luftballons auf, wir laden Freunde ein, wir gehen dann echt in einer großen Gruppe wählen. Und
00:36:08: danach sind wir bei uns grillen, Burger, es gibt irgendwie Kuchen. Wir schauen zusammen die Hochrechnungen
00:36:14: an, klar, die Kinder sitzen jetzt nicht die ganze Zeit da und schauen sich all die ZDF an. Aber
00:36:18: finde es dann auch spannend, wenn dann das Ergebnis kommt und man ist einfach zusammen und es ist
00:36:22: die Erinnerung, bei den Kindern ist Wahltag ist was Besonderes und es ist ein Privileg. Also wir
00:36:28: leben ja in der demokratischen Oase, also mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung darf nicht
00:36:33: demokratisch wählen. Und ich finde immer dieses Beispiel, man sagt immer Kindern, wenn sie jetzt
00:36:37: den Brokoli nicht essen, also ganz viele Kinder auf der Welt haben Hunger und die würden sich freuen,
00:36:42: hätten sie jetzt den Brokoli. Das Kind jetzt nicht unbedingt mehr Bock diesen Brokoli zu essen,
00:36:47: aber wir sollten viel mehr sagen, pass mal auf, dass wir heute wählen dürfen. Das ist so ein
00:36:51: Privileg, weil die meisten dürfen das einfach nicht. Und es gibt tolle Kinderbücher, wo man
00:36:56: auch schon kleinen Kindern Demokratie nahe bringen kann. Ich habe selbst irgendwie wir mit unseren
00:37:01: Kindern Demokratie verteidigen, so eine eichhörnchen Geschichte, wo ich Demokratie erkläre. Die
00:37:05: Wahlplakate hängen überall und sind bunt. Also die Kinder sehen es ja sowieso und dementsprechend
00:37:11: kann man schon ganz, ganz, ganz viel machen. Es gibt natürlich noch Dinge wie Familienbeirat und so
00:37:16: weiter und so fort. Aber so Kleinigkeiten wie einfach dieses Gefühl Demokratie und Wahlen sind
00:37:22: ein Privileg von klein auf weitergeben. Das macht schon ganz viel aus. Was ich total faszinierend finde,
00:37:30: wenn ich dir zuhöre, ist diese Mischung aus Optimismus und Tatentragen. Das sind jetzt ganz
00:37:36: viele wertvolle konkrete Tipps, aber es ist ja auch so eine Haltung, dass man die Dinge zum
00:37:41: guten wenden kann. Und das finde ich total faszinierend und da musst du mir noch mal erklären, wie du
00:37:47: dahin kommst. Weil, also man kann ja nicht mit der Haltung, oh, es wird sowieso nur immer schlechter,
00:37:53: haben ja niemanden begeistert. Das doesn't spark. Zugleich ist die Analyse ja vielleicht gar nicht
00:38:02: so ganz verkehrt. Du hast gerade über Demokratien in der Welt gesprochen, wenn man da auf die
00:38:06: letzten 20 Jahre schaut, es ist eine dramatische Entwicklung. Wie viele Regime wieder in autoritäre
00:38:11: Regime gekippt sind. Klimaschutz ist eigentlich kein Thema mehr, obwohl er wichtiger denn je wäre
00:38:17: und so weiter. Woher kommst du zu diesem so wichtigen Optimismus? Naja, ich habe eine Petition
00:38:25: gestartet, dass das Mutterschutz geändert werden soll und das Mutterschutzgesetz wurde vom
00:38:30: Deutschen Bundestag geändert. Das hat schon geholfen dabei. Aber klar, das ist jetzt was ganz,
00:38:36: ganz Großes. Aber ich muss sagen, ich war ja total desillisoniert von der Politik. Also ich bin
00:38:42: davor nicht so in die Tiefe gegangen, aber wie gesagt, ich war in der Hochschulpolitik, ich war im
00:38:47: Sinne, na, das war alles super und es hat so viel Spaß gemacht und dann habe ich für den Landtagsabgeordneten
00:38:52: gearbeitet. Voll motiviert und voller Freude und also das war wirklich ganz schrecklich, weil ich
00:38:58: einfach an den falschen Abgeordneten gekommen bin und Gott sei Dank auch nicht exemplarisch für
00:39:04: alle Politiker steht. Aber ich habe da einfach negative Erfahrungen gemacht und habe gesagt,
00:39:07: okay, damit würde ich überhaupt nichts zu tun haben. Ich mache meine Karriere woanders,
00:39:11: ich schreibe meine Bücher, ich gehe zum Fernsehen. Und dann aber eben viele, viele, viele Jahre später
00:39:16: in dieser Situation war, als ich diesen Kinderwunsch hatte zu sehen, krass, haben wir politische
00:39:22: Missstände in Deutschland und das war mir vorher auch persönlich noch gar nicht so bewusst. Also ich
00:39:29: finde sowieso, das sagen ja ganz viele Frauen, aber mir geht es auch so so richtig Feministin,
00:39:34: wirst du meistens immer erst, wenn du Mutter wirst, weil ich habe vorher jetzt nie so
00:39:38: Benachteiligungen erfahren. Ich habe immer irgendwie meinen Weg gemacht und mich dadurch gewusstet,
00:39:42: aber in dem Moment, wo du Mutter wirst, bist du darauf angewiesen, dass es wirklich gesellschaftliche
00:39:46: Strukturen gibt, die dich auch unterstützen und die haben wir in Deutschland teilweise nicht,
00:39:49: weil wir noch sehr, sehr viel einem alten Modell des Kohldeutschlands so hinterherhängen mit
00:39:56: ihr Gattensplitting und allen. Und dass Frauen sich das selbst verwirklichen und arbeiten,
00:40:00: das ist noch nicht so in allen Paragrafen unserer Gesetze angekommen, würde ich mal sagen. Und das
00:40:06: war für mich so eine ganz, ganz große Erkenntnis. Wenn ich mich da jetzt nicht engagiere,
00:40:12: dann wird sich da wahrscheinlich nichts ändern, weil es ist nichts abzusehen,
00:40:15: dass das von alleine kommen wird. Und dann aber auch dieser Weg, wie man Menschen dazu bringen
00:40:20: kann, einem zuzuhören. Und ich habe so viele Politikerinnen und Politiker kennengelernt und
00:40:24: das waren tolle Menschen in allen demokratischen Parteien. Also ich bin jetzt in der SPD aktiv,
00:40:30: aber ich habe wirklich Verbündete in allen demokratischen Parteien. Weil die meisten
00:40:36: Menschen, die in die Politik gehen, machen das nicht, weil sie reich werden wollen, sondern weil
00:40:40: sie wirklich gestalten wollen und weil sie was für Menschen machen wollen. Oft wird man dann
00:40:44: desillusioniert und man kommt natürlich wieder an Realitäten und so weiter und so fort. Aber dieses
00:40:49: Konzept, das da auch in Berlin oder in den Landeshauptstätten oder in den Gemeinderäten,
00:40:56: dass da Menschen zusammenkommen und wenn wir jetzt von Gemeinderäten sprechen,
00:41:00: ehrenamtlich ihre Zeit engagieren und was besser machen wollen, weil wir eben diese demokratischen
00:41:07: Möglichkeiten haben. Das ist doch Wahnsinn, das ist doch super. Also da glaubst du doch an
00:41:10: Menschen. Ich glaube auch daran, dass Menschen erstmal eher gut sind als schlecht. Ich werde
00:41:15: mich jetzt auch, ich lass mich aufstellen nächstes Jahr ist 2026 Kommunalbahn in Bayern und ich
00:41:20: hoffe in den Gemeinderat zu kommen. Ich werde mich hier auch vor Ort engagieren, weil man muss
00:41:25: auch immer gar nicht so groß denken. Ich habe jetzt angefangen, was motiviert mich, ja ich habe ein
00:41:29: Bundesgesetz zu ändern können. Okay, aber die meisten erfolgreichen Petitionen sind kommunalpolitisch.
00:41:34: Also das, was uns oft betrifft, gerade als Familien mit Grundschule, Schule, Kita und so, das sind
00:41:42: ganz, ganz viel kommunalpolitische Entscheidungen und wir können wahnsinnig viel bewegen in der
00:41:47: Kommunalpolitik und da sind die Hürden nicht so hoch. Also die Parteien suchen ja oft händeringend
00:41:52: Menschen, die auch auf die Listen gehen, die sich im Gemeinderat engagieren und da kann man,
00:41:57: also ein Beispiel, ich habe jetzt drei Jahre gebraucht von der Petition bis zum Gesetz mit
00:42:02: dem Mutterschutz, aber wir hatten zum Beispiel jetzt für unser Sternkind, was wir verloren haben,
00:42:08: nicht so ein Ort, wo wir irgendwie gedenken können, weil es war so zwei Jahre ungefähr nach
00:42:14: der Fehlgeburt, hat so eine Mitstreiterin, die Trauerbegleiterin ist, dann jeder Nuba Fischer
00:42:18: vom Familienhaus München. Er hat zu mir gesagt, Natasha, du weißt aber schon, dass sein Kind
00:42:22: begraben wurde und das ist da eine, eine Gedächtnisfeier gab und da gibt es diesen Grabstein in
00:42:29: München und ich wusste es nicht, weil es hat mir keiner gesagt in der Klinik und ich bin da auch
00:42:33: nie hingegangen, weil dieses Wissen, dass da eine Gedächtnisfeier war von unserem Baby und wir
00:42:40: wussten das nicht, das ist kein Ort, wo ich hin möchte, aber ich habe dann über einen Bericht
00:42:44: im Bayerischen Rundfunk erfahren, es gibt sogenannte Erinnerungswälder, wo eben Familien,
00:42:49: die ihre Kinder in der Schwangerschaft oder bei Geburt verloren haben, Obstbäume pflanzen können,
00:42:53: das ist dann so eine Streuobstwiese und da habe ich gesagt, das ist ja super, habe einen Antrag
00:42:57: geschrieben, da ging sofort einstimmig im Gemeinderat durch und jetzt ist schon die Hecke
00:43:01: gepflanzt und im Herbst werden wir das Bäumchen pflanzen und das ist halt das Schöne an
00:43:05: Kommunalpolitik, es geht wahnsinnig schnell, du kannst wahnsinnig viel ändern und das ist,
00:43:10: glaube ich, auch das ganz, ganz Wichtige, wir müssen die Welt, in die wir leben oder was heißt,
00:43:17: wir müssen, wir dürfen sie selbst gestalten. Wenn wir jetzt in Afghanistan leben würden,
00:43:21: dürfen wir das nicht, selbst in Bayern darf man das an den anderen Bundesländern auch und viele
00:43:28: haben natürlich dieses Ding, ein Parteien eintreten, es ist bei uns halt nicht cool, sich in der
00:43:33: Partei zu engagieren, aber eigentlich müssen wir genau da hinkommen, ich versuche das immer zu
00:43:37: sagen, wir leben halt in dieser Demokratie und unsere Demokratie fußt auf einem Parteinsystem,
00:43:42: das heißt sämtliches politisches Personal, sämtliche politischen Inhalte, Koalitionsverträge,
00:43:47: Wahlprogramme, Fusen, aus den Menschen, die in dem Parteien sind und wenn da nur ältere
00:43:52: Weise Herren über 70 sind, dann sind das auch genau diese Inhalte und deswegen müsst ihr in die
00:43:57: demokratischen Parteien gehen und bei uns im Ortsverein ist es jetzt so, wir sind wahnsinnig
00:44:01: viele Eltern mittlerweile, ich habe aus meinem Umfeld jetzt auch wirklich Menschen motivieren
00:44:05: können, wir gehen jetzt auch auf die Liste, wir sind richtig viele Marms auf dieser Liste,
00:44:08: das wird echt cool, wir machen jetzt tolle Veranstaltungen, Osterer suchen auf dem Spielplatz,
00:44:13: wo die ganze Familie hinkommen, nächste Woche machen wir eine weiße Nacht, also je mehr Menschen
00:44:19: aus eurem Umfeld sich mit euch dort engagieren, desto mehr Spaß macht das und deswegen glaube
00:44:24: ich müssen wir auch, wir brauchen nicht nur ein Rebranding von Familienpolitik, wir brauchen
00:44:28: auch ein Rebranding von Parteierbeit, weil Parteierbeit ist nichts Anrückiges, Parteierbeit ist die
00:44:33: Basis der Demokratie. Ich hätte es in meiner Einführung in die Politikwissenschaft nicht
00:44:37: schöner sagen können und finde das so wichtig, weil natürlich wenn man mit Menschen auch mit
00:44:43: Studierenden über Politik spricht, dann begegnet einem genau das was du schilderst, das ist irgendwie
00:44:48: schmutzig, korrupt und hat eigentlich, wenn dann nur irgendwas doof ist mit meinem Leben zu tun,
00:44:55: die machen da nur Sachen, die blöd sind für mich und gerade, also es bezieht sich auf Personen,
00:44:59: die Politiker, wer auch immer das ist, es gibt ja solche und solche und die Parteien ist ja auch
00:45:08: ähnlich falsch, also natürlich habe ich eine Meinung zu unterschiedlichen Parteien, aber die
00:45:14: eine steht mir vielleicht näher als die andere und und ich frage immer die Studierenden, na ja,
00:45:18: also wenn ihr jetzt so kritisch gegenüber den Parteien seid, was dann einige sind, wie könnte
00:45:24: denn Demokratie ohne Parteien funktionieren und da ist man relativ rasch am Ende, natürlich gibt
00:45:30: so Ideen einzelne Abstimmung, direkte Demokratie, aber es gibt kein demokratisches System weltweit,
00:45:36: was ohne Parteien funktioniert, deshalb finde ich das total nachvollziehbar, was du da beschreibst,
00:45:41: wir leben in einer Parteiendemokratie wie auch sonst und wenn wir wollen, dass die besser,
00:45:46: dass die cooler, dass die gerechter wird, dann müssen wir da reingehen. Ganz genau, das ist
00:45:51: glaube ich auch so was, warum extreme Parteien gerade so ja so Fuß fassen können, weil die
00:45:58: Basis in den demokratischen Parteien gerade nicht mehr so stimmt, weil einfach zu wenig Menschen dort
00:46:03: sind und sich engagieren und zu viele Vorurteile sind, also wir müssen einfach wieder demokratische
00:46:10: Parteien erstärken lassen, also dass Volksparteien auch wirklich wieder Volksparteien sind und ich
00:46:16: glaube, man muss da einfach Schranken abbauen und ich glaube auch, dass diese überparteiliche
00:46:20: Zusammenarbeit ganz wie, also ich glaube, dieses Feindbilddenken ist zum Beispiel was ganz schlechtes,
00:46:26: wenn ich jetzt in der SPD bin, dann finde ich ja alle in der Union doof. Bullshit, nein, also ich
00:46:32: habe Freunde, Freundinnen in der Union und das ist auch das Tolle. Ich meine, ich kann ja meine
00:46:36: politische Arbeit, konnte ich in den letzten drei Jahren nur so durchziehen, weil ich auch gefördert
00:46:41: wurde oder auch werde von Join Politics. Join Politics ist ein politisches Start-up, die fördern
00:46:46: überparteilich politische Talente und da sind wir in sogenannten Chorten, da sind wir ein bisschen wie
00:46:52: bei buntes wording, aber da sind eben Menschen, die entweder in Parteien sind oder auch Menschen,
00:46:57: die nicht in Parteien sind, aber das sind Bande fürs Leben, möchte ich fast sagen und von Menschen,
00:47:04: die die Tolle in der Union, bei den Grünen, bei der FDP. Ja, es gibt auch tolle Formen bei der
00:47:08: FDP. Wir wissen auch viele nicht und dementsprechend ist da einfach ein ganz großer überparteilicher
00:47:15: Zusammenhalt und auch ein Netzwerk, was sich da einfach findet und so macht Politik Spaß und so
00:47:20: müssen wir auch mehr rangehen und ich glaube, ich versuche ja auch immer jetzt in der SPD da ein
00:47:25: bisschen durchzudringen und versuche so ein bisschen dieses Thema engagierte Menschen von
00:47:30: außerhalb mehr in der Partei Raum geben, dass das wirklich wichtig ist und dass wir da in den
00:47:36: Parteien noch viel viel mehr machen müssen, dass wir Menschen, die sich außerhalb von Parteien
00:47:41: engagieren, auch bei uns eine Plattform geben und auch bei uns dieses Know-how reinholen, uns da mehr
00:47:45: öffnen und nicht sagen. Wenn du 20 Jahre lang nicht Plakate geklebt hast, da musst du in der
00:47:50: SPD gar nicht mal nicht hantieren. Also das ist der falsche Weg. Wir brauchen einfach viel,
00:47:55: viel mehr Einflüsse von außen. Ich hoffe, dass wir da vielleicht etwas auf die Reihe stellen.
00:48:00: Ich bin ja immer hartnäckig, wenn ich was will, immer schauen, was da so kommt. Aber wir müssen die
00:48:05: Parteien wieder zu den coolen Orten machen, die sie eigentlich auch sind, aber die sie nur sein
00:48:11: können, wenn dort die Menschen eintreten, die auch wirklich engagiert sind und die Menschen,
00:48:15: die vielleicht auch nach 1960 geboren sind. Ganz genau. I couldn't agree more. Ich finde das
00:48:21: total überzeugend. Ich habe kurz nachgerechnet, ob ich noch auf der richtigen Seite bin, aber
00:48:25: genau. Oder nach 1950. Danke, danke. Aber ich glaube, das spricht ja dafür quasi in der Mitte des
00:48:38: Lebens irgendwie zu sein, also die reinzuholen, die engagiert sind, alle Bevölkerungsgruppen sozusagen
00:48:45: in diesen Volksparteien drin zu haben. Ja, und auch keinen Generationskonflikt aufmachen. Denn
00:48:50: natürlich sind Themen von Senioren und Senioren auch wahnsinnig wichtig. Ist ja eine Querschnittsaufgabe,
00:48:55: ist ja die Einzige, die wir haben. Aber ich finde auch die Trennung, da bin ich auch immer bei uns
00:49:01: kommunalpolitisch verfechtlich, da immer wo ich sage, na ja, Seniorenpolitik ist eigentlich auch
00:49:05: Familienpolitik. Also sorry, das sind Menschen, die Pflege brauchen, das sind die ganz Kleinen und
00:49:12: die ganz Alten. Und das eigentlich müssen wir uns viel mehr verbinden. Das habe ich auch im Buchmann
00:49:16: erzählt. Ich habe ja auch Anna Ohnweiler von den Omas gegen Rechtsinterviewt, supertorte Frau.
00:49:21: Omas gegen Rechts macht total viel mit Fridays for Future. Und das ist so clever, weil genau diese
00:49:28: aktiven Menschen aus allen Generationen müssen sich verbinden und müssen gemeinsam, weil das sind
00:49:34: immer die Schwächsten. Und wir müssen gemeinsam unsere sozialpolitischen Notwendigkeiten, die auch
00:49:40: Wirtschaftspolitik sind, die müssen wir gemeinsam vertreten und uns gegenseitig stärken. Und also
00:49:46: gerade bei uns auch im Ortsverein, wir haben ja sämtliche Altersgruppen da drin, von den Usos bis
00:49:53: zu den Senioren und Senioren. Und das ist so schön. Und diese Orte des Zusammenkommens und
00:49:58: miteinander sprechen, was früher noch viel mehr die Vereine und die Kirchen waren, was heute einfach
00:50:02: nicht mehr so ist. Also vielleicht schaffen wir es aber, die Parteien so wieder zu beleben, dass
00:50:06: sie dann einfach dieser Ort sind, wo sich alle treffen und wo man diskutiert. Also ein krasses
00:50:11: Pläduier für die Parteiendemokratie. Und wer dich wählen will, muss nach Unterführung ziehen
00:50:16: und hat dazu noch eine Chance bis Mitte Ende nächsten Jahres. Absolut. Und hier sind die
00:50:22: Kitas übrigens kostenlos und die Mittagsbetreuung auch. Es spricht vieles dafür. Definitiv. Sehr
00:50:29: nette Menschen hier. Natascha, gegen Ende unseres Gesprächs will ich nochmal auf diese Zahl 33
00:50:36: zurückkommen, die offenbar in deinen Büchern eine besondere Rolle spielt. 33 fabelhafte Berichte
00:50:41: über heftige Filmbrisse, 33 Dinge, die Männer endlich über Frauen verstehen sollten. Stellen wir
00:50:47: uns vor, dass Jahr 2033 ist da. Also das ist jetzt nicht morgen und nicht in fünf Jahren, aber doch so,
00:50:52: dass wir das in Sicht weiter haben können. Was wären aus deiner Sicht die politischen
00:50:59: Verhältnisse, die anders sein sollten? Was wären die vielleicht zwei, drei großen Projekte, wo du
00:51:04: sagen würdest, das würde ich mir wünschen bis 2033? Also auf jeden Fall sind die demokratischen
00:51:09: Parteien wirklich geflutet. Von so vielen neuen Mitgliedern, gerade auch ganz viele Eltern, sind
00:51:15: wieder in Parteien eingetreten, weil sie gemerkt haben, hier können wir unsere Anliegen wunderbar
00:51:20: voranbringen. Es ist in jedem Koalitionsvertrag steht ganz vorne drin, dass Familienpolitik,
00:51:26: Wirtschaftspolitik ist und außerdem eine Querschnittsaufgabe. Das ist die Basis für sämtlichen
00:51:31: wirtschaftlichen Wohlstand, den wir in Deutschland haben. Die Geburtenquote ist schon wieder gestiegen,
00:51:36: weil wir einfach so gute Bedingungen haben. Endlich wurde das Elterngeld reformiert. Es gibt
00:51:42: natürlich eine Familienstaatzeit, Kindkranktage. Wenn Veta Kindkranktage in Unternehmen nehmen,
00:51:48: dann werden sie dafür gefördert. Wenn sie überhaupt ins Management aufsteigen wollen,
00:51:52: müssen sie nachweisen, dass sie mindestens sechs Monate Elternzeit genommen haben oder
00:51:57: Pflegezeit genommen haben für Angehörige. Und es ist wirklich verpönt, wenn ein Vater sagt,
00:52:03: er konnte nur zwei Monate Elternzeit nehmen. Das hat dann leider negative Aussichten für seine
00:52:09: Karriere zufolge. Und das ist die Normalität. Ich finde, das klingt nach einer total lebenswerten
00:52:14: Realität. Das klingt sehr nach Schweden, ja. Das stimmt, ja. Also es ist machbar. Wir sind
00:52:21: wieder so schließlich der Kreise, sind wir wieder am Anfang. Total, also wie Schweden nur mit
00:52:25: besserem Winter und nicht so viel Dunkelheit. Und selbstverständlich sind rechtsextreme Parteien,
00:52:31: Parlament so selbst zusammengeschrumpft, dass sie eigentlich keine Rolle mehr spielen. Das wäre
00:52:35: auch noch ein ganz großer Wunsch. Ich habe das mitnotiert und ich würde sagen, wir verabreden
00:52:40: uns für 2033 und machen dann eine Bestandsaufnahme. Und falls es dann so ist, dass ein oder zwei
00:52:46: Punkte noch nicht realisiert sind, dann nehmen wir die auch noch in den Blick. So machen wir das.
00:52:51: So machen wir das. Ich freue mich drauf. So geht es mir auch, Natascha, herzlichen Dank für
00:52:55: dieses wirklich, wirklich motivierende, faszinierende, beeindruckende Gespräch. Danke für deine
00:52:59: Offenheit und danke für all das Engagement und diesen zupackenden Optimismus, den du geteilt
00:53:04: hast. Vielen Dank dir und danke, dass ihr diesen wichtigen Thema von Billion
00:53:09: Politik hier diesen Raum gebt. Und ich freue mich auf 2033. Sehr gut, wir sind fast verabredet,
00:53:15: bis dahin. Bis dahin.
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