Deutschland und die sicherheitspolitische 180°-Wende? | 06 Zukunft gerecht Talk

Shownotes

Stehen wir vor einer Zeitenwende? Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine herrscht nach langer Zeit des Friedens wieder Krieg in Europa und Angst vor einer Ausweitung des Konflikts ist überall zu spüren. In einer historischen Rede kündigt Bundeskanzler Scholz die dauerhafte Erhöhung des Verteidigungshaushalts sowie 100 Mrd. € Sondervermögen für die Bundeswehr an. Doch was bedeuten die aktuellen Ereignisse für die künftige Ausrichtung der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik und wie gestalten wir sie aus? Diese Fragen diskutiert Christian Krell mit Expert_innen aus der FES und richtet dabei den Blick auf sicherheitspolitische Aspekte innerhalb Deutschlands, stellt aber auch Bezüge zur europäischen Ebene und zwischen äußerer und innerer Sicherheit her.

Gäste: Eva Ellereit, Christos Katsioulis, Marius Müller-Hennig; Moderation: Christian Krell

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00:00:00: Herzlich willkommen zum Zukunftgerecht Podcast der Friedrich-Ebert-Stiftung. Mein Name ist

00:00:08: Christian Krell. Ich bin Politikwissenschaftler und darf diesen Podcast für die Friedrich-Ebert-Stiftung

00:00:13: moderieren. Und Freundinnen und Freunde dieses Formats wissen, dass wir eigentlich mit einer

00:00:19: Person darüber reden, was sie oder ihn angetrieben hat, sich für eine gerechtere Welt zu engagieren.

00:00:25: Heute wollen wir das ein bisschen ändern angesichts der aktuellen Lage. Wir wollen heute darüber reden,

00:00:31: was die aktuellen Ereignisse bedeuten für die künftige Ausrichtung der deutschen

00:00:36: Ausnutzicherheitspolitik. Und ich freue mich, dass wir das gleich mit drei ausgewiesenen

00:00:40: Expertinnen und Experten beraten können. Und ich will Sie kurz herzlich begrüßen. Zunächst

00:00:47: Eva Ellerheit. Eva Ellerheit verantwortet den Bereich europäische Außen- und Sicherheitspolitik

00:00:52: bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin. Herzlich willkommen. Hallo, vielen Dank. Verena

00:00:56: Christus Kaciolis ist einer der Direktoren des FES Regionalbüros für Frieden und Kooperation

00:01:03: in Wien. Auch dir herzlich willkommen, Christos. Servus aus Wien. Last but not least, Marius Müller

00:01:08: Hennig, der den Bereich innere Sicherheit bei der Friedrich-Ebert-Stiftung ebenfalls in Berlin

00:01:12: verantwortet. Herzlich willkommen, Marius. Schönen guten Morgen in die Runde. Ja, wir reden also mit

00:01:18: mehr Menschen als üblich. Wir reden mit drei Menschen. Das ist anders, aber eines wollen wir

00:01:22: beibehalten, nämlich die Art und Weise, wie wir reden. Wir haben diesen Podcast den inoffiziellen

00:01:28: Titel gegeben unter Freunden. Wir wollen reden, so wie sich das unter Freunden gehört, offen,

00:01:33: ehrlich, manchmal vielleicht auch kritisch, aber immer einander zugewandt. Und wir werden das so

00:01:37: gestalten, dass wir ungefähr drei Bereiche in den Blick nehmen. Wir wollen zunächst einmal kurz

00:01:43: fragen, was ist jetzt eigentlich neu, was ist anders? Es gibt es Reden über einen Paradigmenwechsel,

00:01:50: eine Kurswende um 180 Grad. Wir wollen kurz schauen, was ist eigentlich das Neue, was gerade in der

00:01:55: Debatte auf dem Tisch liegt und wo liegen auch Kontinuitäten? Und zweitens, das wird den

00:02:00: Schwerpunkt unseres Gesprächs einnehmen, werden wir darüber reden, was das bedeutet für die

00:02:04: künftige Ausgestaltung deutscher Außen- und Sicherheitspolitik. Was sind Ziele, was sind

00:02:09: Instrumente? Wie könnten Strategien aussehen? Und drittens, schließlich wollen wir das immer

00:02:14: verknüpfen mit unterschiedlichen Ebenen. Wir glauben, dass es nicht ausreichend ist,

00:02:20: quasi eine nationale Strategie zu diskutieren, sondern wir wollen sie in Bezug setzen zu der

00:02:25: europäischen Ebene. Wir wollen sie immer auch in Bezug setzen zu innerer Sicherheit und Bezüge

00:02:30: herstellen zwischen äußerer und innerer Sicherheit. Das wird den Ablauf prägen. Und Christos,

00:02:36: ich würde gerne mit dir starten und zunächst nochmal fragen, du bist jetzt seit einiger Zeit

00:02:40: in Wien in diesem Büro für Frieden und Kooperation. Was machst du? Was macht dieses Büro da? Was ist

00:02:47: die Aufgabe dieses Büros? Das ist eine sehr, sehr gute Frage im Moment, weil das Büro bisher

00:02:52: darauf ausgerichtet war, im Sinne kooperativer Sicherheit zwischen Ost und West Dialoge zu

00:02:58: organisieren. Insofern stehen wir im Moment auch vor einer Zeitenwende oder einem Paradigmenwechsel,

00:03:03: weil wir uns natürlich fragen, inwiefern das konzeptkooperative Sicherheit überhaupt noch

00:03:09: funktioniert. Aber grundsätzlich befassen wir uns mit der Frage, wie wir auf diesem europäischen

00:03:13: Kontinent im Raum der OSZE, also der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa,

00:03:18: gemeinsam Sicherheit gestalten können. Darauf werden wir zurückkommen müssen. Du beschäftigst dich ja

00:03:24: schon lange mit Außen- und Sicherheitspolitik und hast das, wenn ich das richtig überschaue und

00:03:29: der Inneren schon getan vor deinem Leben in der Friedrich-Ebert-Stiftung, sag uns kurz noch,

00:03:33: wo kommt dieses Interesse her? Warum hast du sehr früh diesen Schwerpunkt gewählt? Du willst

00:03:38: jetzt wahrscheinlich auf mein hohes Alter anspielen. Das kommt ein Stück weit auch aus meiner

00:03:42: politischen Sozialisation. Ich bin groß geworden, sozusagen mit Protesten gegen den Irak Krieg und

00:03:47: der Kosovo Krieg war sozusagen ein ganz prägendes Moment auch in meiner eigenen persönlichen Geschichte.

00:03:53: Und deswegen dachte ich, beschäftige ich mich auch mal professionell mit Außenpolitik und here I am.

00:03:58: Ja, der Kosovo Krieg als einer der Wegmarken sozusagen nicht nur bei der Diskussion europäischer

00:04:05: Sicherheitspolitik, sondern auch in deiner beruflichen Biografie. Eva, was machst du? Das ist ja ein

00:04:12: anspruchsvoller Titel "Europäische Außen- und Sicherheitspolitik". Vielleicht kannst du kurz

00:04:16: ein bisschen beschreiben, was deine Tätigkeit da ausmacht. Ja, gerne. Also wir haben in der

00:04:21: Stiftung ja verschiedene Stellen, die sich mit Außen- und Sicherheitspolitik beschäftigen,

00:04:26: unter anderem eben auch Christos. Insofern bin ich natürlich nicht alleine für diesen Arbeitsbereich

00:04:30: zuständig. Aber was ich mache, ich sitze hier in Berlin. Und meine Aufgabe ist natürlich sehr

00:04:36: nahe dran zu sein an den Berliner Diskussionen zum Thema. Das bedeutet vor allem auch am

00:04:41: Bundestag an den Debatten, die dort die Fraktionen beschäftigen, insbesondere die Sozialdemokratie

00:04:47: und Verbindungen herzustellen zu europäischen Debatten. Was uns jetzt aktuell sehr viel

00:04:53: beschäftigt hat, waren die Strategiedebatten in der Europäischen Union und in der NATO, also

00:04:59: ein strategisches Konzept, ein strategischer Kompass. Dieser Krieg, der jetzt ausgebrochen ist

00:05:04: und der sich ja auch schon sich länger angebahnt hat, der ist natürlich in dem Sinne des Thema

00:05:09: nicht neu für unseren Arbeitsbereich, aber in dieser Zuspitzung prallt das natürlich auf all

00:05:14: diese Diskussionen, die wir eigentlich für dieses Jahr vorausgesehen haben und verändert auch hier

00:05:20: sehr viel. Ja, das glaube ich. Du sagst, du bist nah dran. Das ist deine Aufgabe, nah dran an den

00:05:25: Debatten in Berlin. Wie erlebst du die aktuellen Debatten? Was löst das quasi gerade aus, was

00:05:32: wir erleben? Ich glaube, es ist im Moment noch natürlich viel, was gleichzeitig passiert. Es ist

00:05:37: eine sehr unübersichtliche Lage. Auch jetzt nach einer Woche Krieg und viele Sachen vermengen sich.

00:05:44: Und was ich natürlich versuche, ist erstmal ein bisschen zu sortieren und zu verstehen, wer sagt

00:05:50: eigentlich was und was passiert gerade wirklich und was findet vor allem in der Debatte statt. Wie ich

00:05:56: es erlebe, ist, dass vor allem zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wieder Angst gibt in der Bevölkerung

00:06:02: vor Krieg in Europa. Das gab es sehr lange nicht, zumindest nicht in Deutschland. Dieses Gefühl

00:06:08: und dieses nicht nur Bedrohungsgefühl, sondern ja auch eine wirklich faktische Veränderung der

00:06:13: Bedrohungslage. Und das ist eine sehr neue Situation, auf die auch die Politik reagiert. Und zwar mit

00:06:20: drastischen Maßnahmen. Das haben wir ja am Sonntag gesehen. Das ist für mich ein ganz prägendes

00:06:25: Moment. Also einmal dieses Angstgefühl in der Bevölkerung und auch in der Politik,

00:06:30: eine ins Markt getroffen sein und erstmal ein bisschen unschlüssig sein, wie wir jetzt mit

00:06:36: dieser mit dieser Kärtwände umgehen. Und vielleicht nur ein Gedanken dazu noch. Ich habe in den

00:06:42: vergangenen vier Jahren auf dem Balkan gearbeitet, im Westbalkan. Ich war in Nordmazedonien und im

00:06:47: Kosovo für die Stiftung. Und dort haben Kriege in Europa stattgefunden in den vergangenen 30

00:06:54: Jahren. Also das ist im Balkan ist das Gefühl natürlich ein anderes. Und ich komme auch noch

00:06:59: sehr frisch mit diesem Eindruck hier zurück und stelle eben fest, dass dieses Angstgefühl,

00:07:03: was wir hier in der Bevölkerung erleben und der Umgang damit in der Politik etwas sehr Neues ist

00:07:10: für die Umstände hier. Afghanistan war sehr weit weg und auch die Balkan-Kriege waren andere Kriege.

00:07:16: Die haben wir an das Stadt gefunden und es war eben auch ein anderes Setting. Und jetzt sind wir in

00:07:21: einer sehr neuen Situation und das ist für mich vor allem prägende. Und ich glaube, diesem Gefühl

00:07:26: muss begegnet werden und gleichzeitig muss es auch irgendwie sortiert werden. Das werden wir

00:07:31: versuchen ein bisschen dieses Gefühl zu sortieren. Eine wirklich existenzielle Angst, das Gefühl

00:07:35: existenzieller Bedrohung, die sich für viele bei uns neu anfühlt, die allerdings nicht Neues in Europa

00:07:42: darauf hast du hingewiesen. Wenn man die Geschichte des Balkans kennt, wissen wir, dass das kein

00:07:47: neues Gefühl ist. Najos, du hast auch eine biografische Station auf dem Balkan gehabt. Und das zeichnet

00:07:52: auch diese Runde aus. Wir haben hier mit Kolleginnen und Kollegen zu tun, die ganz viel internationale

00:07:57: Expertise mitbringen, weil sie unterschiedliche Länder dieser Welt kennengelernt haben. Du

00:08:01: hast auf dem Balkan jetzt also dieser Bereich mit dem Titel "Rechtr frieden und Sicherheit". Magst du

00:08:07: auch noch mal kurz skizzieren, was ist da genau die Aufgabe? Tatsächlich muss ich dich direkt

00:08:11: korrigieren. Der Titel ist Freiheit, Recht und Sicherheit. Aber de facto das, was wir operativ

00:08:17: in unserer Beratungsarbeit in Berlin in den Fokus nehmen wollen, ist gerade die Schnittstelle zwischen

00:08:22: der inneren Sicherheit und der Rechtspolitik. Da geht es natürlich um so Fragen wie die Reform

00:08:26: der Sicherheitsbehörden. Es geht um die aktuellen Sicherheitsgefährdungen und Bedrohungen. Gerade

00:08:31: vielleicht einfach nochmal kurz Revue passieren lassen. Was hat denn die Diskussion zur inneren

00:08:35: Sicherheit in den letzten Jahren und Jahrzehnten geprägt? Nach 9/11 das Thema islamistischer

00:08:39: Terrorismus. Später kam wieder die neue oder die böse Renaissance des Rechtsextremismus und

00:08:46: Rechtsterrorismus. Zuletzt die ganzen Fragen von hybride Einflussnahme, von Einflussnahmeexterne,

00:08:52: Akteure, die auf verschiedenen Wegen die offenen und freien Gesellschaften sozusagen versuchen,

00:08:58: zu beeinflussen teilweise auf bösartige Art und Weise. Und das ist natürlich so, dass das

00:09:04: Spektrum der Bedrohung der inneren Sicherheit auf die wir zu sprechen kommen müssen. Und gleichzeitig,

00:09:10: und das macht, glaube ich, auch den Reiz dieser Stelle jetzt aus, ist es halt auch die Zuständigkeit

00:09:14: für den Rechtsrahmen. Und das heißt also, wir können natürlich nicht den gesamten Bereich der

00:09:19: Rechtspolitik hier abdecken mit einer Person, aber wir werden natürlich vor allen Dingen auf die

00:09:22: Fragen des Sicherheitsrechts, des öffentlichen Rechts, des Strafrechts natürlich vor allen Dingen

00:09:27: auch schauen. Und wenn man dem Ganzen sozusagen eine Überschrift geben wollte, dann geht es darum,

00:09:33: wie wir die freiheitlich-demokratische Grundordnung schützen können, ohne sie gleichzeitig zu

00:09:37: sehr zu beeinträchtigen, dadurch durch die Maßnahmen, die wir unseren Sicherheitsbehörden

00:09:40: ermöglichen, um sie zu schützen. Das ist immer eine Gradwanderung, es ist ein Spannungsverhältnis

00:09:45: und es ist ein sehr spannendes Verhältnis. Und über das werden wir, glaube ich, in den nächsten

00:09:48: Wochen und Monaten zu diskutieren haben, auch angesichts der furchtbaren Situation in der Ukraine.

00:09:53: Die freiheitlich-demokratische Grundordnung und deren Schutz, das ist ja etwas, was wir in diesen Tagen

00:09:58: wieder häufiger in der Debatte hören und zum ersten Mal seit langem, so nehme ich es war,

00:10:02: auch in Bezug zu außenpolitischen Fragen. Wir haben das ganz häufig im innenpolitischen Bezug

00:10:07: in den Blick genommen, wir schützen wir unsere Demokratie etwa vor Rechtsextremismus, jetzt schützen

00:10:13: wir sie quasi vor dem Hintergrund internationaler Bedrohung. Marius, wie hast du das wahrgenommen,

00:10:19: diese Rede? Wie war dein erster Eindruck, dein Impuls, als jemand, der quasi an dieser

00:10:25: Schnittstelle zwischen innerer und äußerer Sicherheitspolitik unterwegs ist? Die Rede

00:10:29: selber habe ich gar nicht ad hoc wahrgenommen, außer in den Form ihrer Überschrift, die ich

00:10:33: auf dem Smartphone halt auf dem Weg zu Fuß zu großen Demo hier in Berlin mitgenommen habe und

00:10:39: die 100 Milliarden Euro und das 2-Prozent-Ziel waren natürlich was, was sofort überall über die

00:10:44: Newstika ging und was viele Fragezeichen herverrufen hat. Das heißt also, ich habe mir im Anschluss

00:10:50: die Rede gründlich angeschaut und finde, es ist vor allen Dingen eine politische Botschaft

00:10:55: zunächst mal, dass man tatsächlich diese Herausforderung ernst nimmt, das signalisiert

00:11:00: man durch diese beiden sehr symbolisch relevanten Punkte, einerseits diese enorme Sunge von 100

00:11:06: Milliarden Euro, die man in Form eines Sondervermögens möglichst noch im Grundgesetz absichern will

00:11:11: und zum anderen das ja sehr umstrittene, lange Zeit sehr umstrittene 2-Prozent-Ziel mit Blick auf

00:11:16: die Frage, wie viel wollen wir für die Verteidigung von unserem Bundeshaushalt zur Verfügung stellen?

00:11:21: Ich glaube, man hat damit vor allen Dingen mit diesen beiden inhaltlichen Punkten auch den

00:11:25: Akzent gesetzt und das werden die Kollegen sicherlich besser beurteilen können, wie das

00:11:29: international wahrgenommen wurde, aber mein Eindruck ist, dass es gelungen ist, damit diese

00:11:33: Agenda so zu besetzen. Die spannende Frage ist natürlich, was passiert jetzt damit? Jenseits dieser

00:11:39: beiden sehr abstrakten Zahlen muss der Bundestag natürlich über den Haushalt irgendwann abstimmen,

00:11:46: wenn man ein Sondervermögen im Grundgesetz anlegen will, dann muss es mit dem Bundesrat

00:11:49: zusammen und mit der Grundgesetzänderung ist die Hürde dafür ja noch mal höher verankert werden.

00:11:54: Das sind sicherlich jetzt ganz spannende Fragen, die im Einzelnen zu diskutieren sind, aber ja,

00:12:00: ich glaube, es ging erst mal um den Gesamteffekt zu signalisieren nach innen wie nach außen,

00:12:04: wir nehmen das ernst. Ja, starke Symbole und wir werden gleich darüber reden,

00:12:09: wie kann man das jetzt umsetzen? Was bedeutet das auch in einem parlamentarischen Prozess

00:12:14: in der öffentlichen Debatte? Lass uns nur mal einen Augenblick dastehen bleiben, was jetzt eigentlich

00:12:19: die Zäsur ausmacht. Majos hat ja eben schon angesprochen, es gab ja in den vergangenen

00:12:24: Jahren und Jahrzehnten auch immer wieder Wendepunkt oder Wegmarken, die die deutsche Außen- und

00:12:30: Sicherheitspolitik sehr beeinflusst haben. 9/11 hast du angesprochen als ganz prominentes Ereignis.

00:12:36: Christus, wenn du noch mal sagen solltest, was sind jetzt eigentlich die neuen Punkte? Was ist das,

00:12:41: was die Ausministerin dazu veranlasst hat, von einer 180 Grad-Wende zu reden? Ich glaube,

00:12:46: das entscheidende Element hat der Eva vorhin schon angesprochen. Das ist die Angst und die Rücke

00:12:52: des Krieges nach Europa. Das Bewusstsein, dass wir betroffen sein können tatsächlich von

00:12:58: zwischenstaatlichen Kriegen ist in Deutschland ja seit der Wende eigentlich nicht mehr da gewesen.

00:13:03: Wir hatten hier in Wien erst letztes Jahr im September noch eine Umfrage gemacht,

00:13:08: eine große sicherheitspolitische Umfrage auch in Deutschland und nur 33 Prozent der Menschen

00:13:13: glaubten damals daran, dass sie von Spannungen zwischen Russland und dem Westen in irgendeiner

00:13:17: Form betroffen sein konnten. Nur 38 Prozent glaubten damals, dass es richtig sei,

00:13:22: den Verteidigungshaushalt zu erhöhen. Diese Woche gab es Umfragen, die Sprachen von 75 Prozent,

00:13:28: die dafür waren, den Militärhaushalt zu erhöhen. Das heißt, hier hat sich etwas massiv verändert

00:13:33: und dem muss Politik, glaube ich, begegnen. Die anderen Wendepunkte waren eher in der

00:13:39: Hinsicht dessen, wie wir unsere Außenpolitik gestalten. Das heißt, im Kosovo Krieg war es

00:13:44: der Punkt, setzen wir unser Militär auch im Ausland ein. 9/11 war die Frage der Hybriden

00:13:51: bedrohung, wie können wir mit Terrorismus umgehen? Dann kam der Satz von Peter Struck,

00:13:55: "Deutsche Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt". Das heißt, die Bedrohung waren zwar

00:14:00: da, aber ihre Bekämpfung erfolgte ganz fern von uns. Und jetzt ist es auf einmal sehr nah. Und

00:14:05: hier in Wien spüren wir das umso mehr, weil ich glaube, man darf nicht vergessen,

00:14:08: Wien ist näher an der Ukraine als am Rest von Österreich, da wo wir immer Skifahren gehen.

00:14:13: Das ist, sagen, etwas, was auf einmal ganz, ganz nahe rückt. Und ich glaube, das ist der Punkt,

00:14:18: warum der Bundeskanzler von der Zeitenwende spricht. Die Bundesausministerin von der 180-Grad-Wende

00:14:24: und von dem Paradigmenwechsel, aber eine 180-Grad-Wende muss eben gestaltet werden. Und ich

00:14:29: glaube, da ist noch was zu tun. Das ist ja sehr spannend, Christos, diese Zahl noch mal zu hören,

00:14:33: das bestätigt das, was Eva als Eindruck geschildert hat. Angst, berechtigte Angst ist

00:14:39: zurück in der Debatte. Und nun geht es darum, diese Debatte etwas zu differenzieren und zu schauen,

00:14:45: welche Aspekte liegen genau darin. Lasst uns da noch mal schauen quasi auf einzelne Ebenen,

00:14:51: von Sicherheitspolitik, auf einzelne Instrumente, die schon angesprochen wurden. Lass mich vielleicht,

00:14:57: Eva, mit dir starten und darauf schauen, was das heißt für europäische Außen- und Sicherheitspolitik.

00:15:03: Wenn wir auf die vergangenen Jahrzehnte schauen, gab es ja immer das Lamento, das ist uns kaum

00:15:09: gelingt, eine wirklich schlagkräftige, eine wirklich durchsetzungsfähige, gemeinsame europäische

00:15:14: Außen- und Sicherheitspolitik zu begründen, auch aufgrund institutioneller Hindernisse. Wir haben

00:15:19: Einstimmigkeitsanforderungen, das ist extrem schwierig mit 28 oder 27 Staaten. Was steckt da

00:15:25: jetzt an Zeitenwände drin? In Europa haben wir natürlich unterschiedliche Bündnisse, die,

00:15:29: glaube ich, europäische Außenpolitik prägen. Einerseits ist es sozusagen natürlich die

00:15:35: Europäische Union und darauf spielst du wahrscheinlich auch an, aber auch die NATO ist ja auch europäisch.

00:15:42: Also es gibt ja sehr, sehr viele europäische NATO-Mitglieder und ich glaube, es lohnt sich,

00:15:47: das auch nochmal gesonder zu betrachten. Aber grundsätzlich stimmt natürlich, was du sagst,

00:15:52: es gibt die amerikanische Position und es gibt europäische Positionen. Das zu sortieren,

00:15:59: gerade in außenpolitischen Fragen, die nicht nur Sicherheitspolitik umfassen, sondern sehr

00:16:05: viele verschiedene Politikfelder und verschiedene Themen betreffen, das ist eben sehr schwierig und

00:16:11: da intervenieren immer wieder nationale Interessen, was vielfach dazu geführt hat, dass europäische

00:16:18: Außenpolitik etwas zahnlos daherkram. Es gibt natürlich eine Wirtschaftsdimension, die immer

00:16:24: sehr stark war und gewichtig und die auch betont wurde. Aber die jetzigen Ereignisse und auch

00:16:30: frühere Entwicklung haben eben immer wieder über die Zeit deutlich gemacht, dass Sicherheitspolitik

00:16:36: nicht vernachlässigt werden darf und ich glaube, das lohnt sich vielleicht jetzt auch nochmal mit

00:16:42: reinzunehmen. Ein sehr entscheidendes Moment für die Erkenntnis, dass europäische Außen- und

00:16:48: Sicherheitspolitik gestärkt werden muss, war auch die Präsidentin von Donald Trump. Also es war sozusagen

00:16:54: jemand, der zwar eigentlich ein Partner war, ein bündnispartner, vielleicht nicht in Europa,

00:16:59: aber sozusagen ein Partner, der aber unberechenbar war und der eben deutlich gemacht hat, wir müssen

00:17:05: uns anders in Europa positionieren und auch einheitlich agieren. Ich glaube, das hat zu einer,

00:17:11: zuerst mal der Idee der Disziplinierung geführt auf dieser politischen Ebene und jetzt haben wir

00:17:16: das Problem, dass wir sozusagen diesen verrückten Machthaber nicht mehr auf unserer Seite haben,

00:17:21: sondern woanders in einem ganz mächtigen Land, in dem größten Land der Welt auch eine Atomacht

00:17:27: und das verändert alles. Also verrückte Machthaber helfen uns dabei, sozusagen stärker gemeinsame

00:17:34: Positionen zu formulieren. Sie drängen auf jeden Fall, sie zwingen uns glaube ich dazu,

00:17:38: ob sie helfen, so weit würde ich nicht gehen, aber sie zwingen uns zumindest zu bestimmten

00:17:43: Positionierungen. Das lässt sich derjenige nicht leugnen. Ich möchte aber noch darauf hinweisen,

00:17:48: dass ich glaube aus dieser Angst, über die wir eben gesprochen haben und vielleicht der etwas

00:17:54: uneinheitlichen sicherheitspolitischen, außenpolitischen Positionen, die viele europäische Länder in der

00:18:00: Vergangenheit auch gezeigt haben, daraus spricht ja auch, dass in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten

00:18:06: sich die Bevölkerung hier und auch die Politik sehr sicher gefühlt hat. Ich glaube, das heißt auch,

00:18:10: dass ein Teil der Politik auch erfolgreich war und ich finde, das wird zu wenig betrachtet in dieser

00:18:16: Zeit. Nur weil Vladimir Putin gerade dabei ist, die architektur europäischer Sicherheit zu zerstören,

00:18:21: heißt es nicht, dass sie nicht vorher auch gut funktioniert hat. Ich finde das wichtig,

00:18:25: das immer wieder mit reinzunehmen bei allen Diskussionen um Aufrüstung und Militarisierung.

00:18:29: Es ist eine sehr nachvollziehbare Reaktion und auch ein wichtiges Signal an die Bündnispartner

00:18:35: jetzt. Ich finde die Entscheidungen grundsätzlich erstmal richtig, aber die jetzt getroffen wurden.

00:18:41: Marius hat darauf hingewiesen, dass es jetzt sehr viele offene Fragen gibt, die da mit einher gehen

00:18:45: und die erstmal besprochen werden müssen. Aber das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass unsere

00:18:51: Außenpolitik auch, wenn sie vielleicht nicht immer ideal abgestimmt war, dennoch auch dazu

00:18:56: beigetragen hat, dass wir hier sehr lange in großer Sicherheit leben konnten. Das ist ja, wenn man das

00:19:01: ganz große Bild noch mal wählen will, quasi die Geschichte des europäischen Kontinents über viele

00:19:06: Jahrhunderte hinweg, ist es ja extrem bemerkenswert, dass es gelungen ist, zumindest unter den beteiligten

00:19:11: Staaten, unter den Staaten, die in der Europäischen Union früher in den europäischen Gemeinschaften

00:19:16: zusammengeschlossen waren, Frieden zu stiften. Christus Eva hat eben unterschiedliche Akteure,

00:19:22: unterschiedliche Bündnisse angesprochen, die Europäische Union, die NATO, du hast eben die

00:19:26: OSZE angesprochen, wie ist diese Akteurslandschaft da aufgestellt? Wer übernimmt da was? Wie sieht

00:19:33: die Arbeitsteilung aus? Wo ergänzt man sich? Wo gibt es vielleicht auch Konkurrenzen zwischen diesen

00:19:37: Strukturen? Das wird jetzt kompliziert. Ich versuche es möglichst einfach zu halten. Die EU ist sozusagen

00:19:43: eine Integration, das ist etwas Supra-Nationales, wo ganz viele Elemente zusammenkommen. Da gibt es

00:19:50: auch ein Außen- und Sicherheitspolitis-Element, das ist aber eher zwischen den Regierungen, wir sagen

00:19:55: dazu so schön, intergovernmental. Aber das ist nicht das Entscheidende, entscheidendes eigentlich,

00:19:59: der Binnenmarkt und das wirtschaftliche Zusammenwachsen. Die NATO ist ein Bündnis für kollektive

00:20:04: Verteidigung nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet und ganz klar Sicherheitspolitische

00:20:08: Organisationen und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, die OSZE, ist ein

00:20:13: Kind der 70er Jahre, 1975 gab es die Schlussakte einer Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit

00:20:19: in Europa in Helsinki, wo man sich auf gemeinsame Prinzipien geeinigt hat und der OSZE gehören

00:20:24: 57 Teilnehmerstaaten an, die hier in Wien jede Woche zusammenkommen und Themen diskutieren,

00:20:32: die mit Sicherheit zu tun haben, mit Menschenrechten, aber auch mit einer wirtschaftlichen Dimension,

00:20:37: also der Frage, wie man Sicherheit in diesen drei Bereichen gemeinsam gestalten kann. Man muss aber

00:20:43: dazusagen, dass aufgrund der Tatsache, dass die OSZE so eine große Teilnehmerschaft hat, unter

00:20:48: anderem eben auch Russland, Belarus, auch die Ukraine ist dabei, ist die Organisation im Moment

00:20:54: gelähmt. Hier findet eine Serie von Monologen statt, es findet keinen Austausch statt. Ich habe

00:21:00: letztens nochmal mit einigen Botschaftern hier in Wien gesprochen und erherrscht tiefe

00:21:04: Ernüchterung darüber, was die OSZE jetzt eigentlich tun kann und es gibt ja auch eine

00:21:09: Mission der OSZE in der Ukraine, die die Situation beobachten soll, vor allem in Don Bass und da

00:21:15: macht man sich natürlich Sorgen vor allem über die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,

00:21:18: von denen eine jetzt auch in den letzten Tagen in den Kampfhandlungen gestorben ist.

00:21:22: Ja, es verweist nochmal auf die Tragik, auf die Tragödie, die sich gerade abspielen an ganz

00:21:29: vielen Stellen. Du hast es ja als Problem der OSZE in gewisser Weise beschrieben, dass es so

00:21:35: einen großen Teilnehmerkreis gibt, 57 Mitgliedstaaten, aber es liegt ja auch eine große Chance darin,

00:21:40: ja, 57 Staaten aus Ost und West. Gibt es irgendeinen hoffnungsvollen Blick darauf? Ist es möglich,

00:21:47: wir haben ja in der Krim Krise gesehen, dass die OSZE da zumindest Brücken bauen kann,

00:21:52: so war zumindest meine Beobachtung. Hast du diese Hoffnung im Moment auch oder ist die völlig unberechtigt?

00:21:59: Da legst du natürlich den Finger in eine der politischen Debatten, die wir im Moment führen

00:22:03: müssen. Das ist die Frage des Dialogs und der Abschreckung und das war ja immer das Argument,

00:22:09: dass wir ein Stück weit die OSZE aber auch andere Plattformen haben, um den Dialog mit Russland

00:22:14: weiterführen zu können. Im Moment muss ich ganz ehrlich sagen, sehe ich da wenig Hoffnung. Auch in

00:22:18: der Krim kann man vielleicht sagen, dass die Brücken, die die OSZE gebaut haben, recht brüchig

00:22:23: waren und nicht lange in die Zukunft gehalten haben. Aber die Situation, wie wir sie im Moment in

00:22:28: der Ukraine erleben, die Äußerungen, die wir aus Moskau hören, die Waffenlieferungen, die aus dem

00:22:33: Westen in die Ukraine erfolgen, machen aus meiner Sicht einen substanziellen Dialog, wie er ja

00:22:39: notwendig wäre im Moment unmöglich. Text 2 to Tango. Man braucht sozusagen einen Partner beim

00:22:46: Tanzen. Man braucht jemanden, der mit einem spricht und diesen Dialog ernst nimmt. Das können wir

00:22:51: gerade nicht erkennen. Trotzdem war ja sozusagen die Idee von Dialog eine ganz, ganz wichtige Säule

00:22:58: und ist es nach wie vor eine Säule von deutscher Außenpolitik. Zumindest würde ich das so sehen

00:23:03: und ich würde gerne mit euch ein bisschen darauf schauen, wenn man jetzt von den internationalen

00:23:08: Organisationen etwas weggeht und auf eine nationale Strategie schaut, was da die wichtigen

00:23:13: Debatten sind, die wichtigen Klärungen, die wir jetzt treffen müssen. Meijus, du hast eben so

00:23:18: eine Andeutung gemacht, die ich nochmal aufgreifen möchte. Wo stehen wir jetzt eigentlich mit dieser

00:23:22: Regierungserklärung? Eine Regierungserklärung ist ja erst mal kein Beschluss, sondern wenn ich es

00:23:29: richtig verstehe, eine Absichtserklärung, eine Willenserklärung, vielleicht ein politisches

00:23:34: Programm. Was muss jetzt losgehen parlamentarisch und gesellschaftlich? Ja, ich würde vielleicht

00:23:38: kurz zum Einstieg auch nochmal diese Frage der Zeitenwender aufgreifen, die ihr vorher diskutiert

00:23:44: habt und ich glaube eine entscheidende Frage, das habe ich ja vorhin schon gesagt, ist die Frage

00:23:48: der Ressourcen. Deswegen standen die 100 Milliarden Euro und die 2 Prozent so im Fokus. Und gerade

00:23:53: wenn man auf die Zahlen schaut, dann ist das Ereignis und die Vorgänge, die wir gerade sehen,

00:23:59: stellen natürlich in gewisser Weise einen massiven Einschnitt dar, einen Umbruch. Aber mit Blick auf

00:24:04: die deutsche Sicherheitspolitik von einer Zeitenwende zu sprechen, finde ich vielleicht dann doch an

00:24:08: mancher Stelle etwas hochgegriffen. Weil wenn wir uns jetzt mal die Zahlen als quasi die materielle

00:24:13: Ausfluss von Prioritäten und Strategien sich anschauen, muss man feststellen, dass die Bundesregierung

00:24:21: auch in der Vergangenen Legislatur die Ausgaben im Bereich Verteidigung massiv erhöht hat. Ich

00:24:25: habe mir die Zahlen nochmal rausgesucht. 2018 waren das 38,5 Milliarden Euro im Verteidigungshaushalt

00:24:31: 2021 waren es 46,93 Milliarden Euro. Das heißt also über 9 Milliarden Euro Zuwachs in diesen

00:24:37: vier Jahren zum Vergleich der Haushalt des auswertigen Amtsbetrug 2021, 26,3 Milliarden Euro. Also

00:24:45: deutlich deutlich geringer als der Aufwuchs, den wir im Verteidigungshaushalt gesehen haben. Und

00:24:50: nun mal zum Vergleich aus dem Themengebiet, wo ich zurzeit für zuständig bin. Es gab einen Pakt

00:24:57: für den Rechtsstaat, der zwischen Bund und Ländern verhandelt wurde und der die Justiz und die

00:25:03: Polizei grob vereinfacht gesprochen stärken sollte. Für den wurden in der vergangenen Legislatur

00:25:08: 220 Millionen Euro bereitgestellt über diesen Zeitraum. Das heißt also wir reden hier vollkommen

00:25:15: unterschiedliche Dimensionen und wie gesagt Zeitenwende. Ja es geht hier um nochmal deutlich mehr

00:25:21: Geld. Ja das ist glaube ich in Teilen durchaus berechtigt. Wie gesagt man muss ins Detail schauen,

00:25:25: das ist die Frage des Prozesses die du jetzt angesprochen hast. Aber sozusagen eine 180 Grad

00:25:30: Wende darin zu erkennen sehe ich ehrlich gesagt nicht. Der Aufwuchs wird schneller passieren,

00:25:34: wird deutlicher passieren, es wird mehr Unterstützung dafür in der Bevölkerung geben und man hat die

00:25:39: Relevanz jetzt nochmal ganz anders gesehen. Aber zu sagen, na ja bisher waren wir naiv und haben uns

00:25:45: da total verkalkuliert und jetzt müssen wir das endlich aufholen. Das würde ich so nicht sehen.

00:25:51: Und das ist glaube ich nochmal wichtig sich bewusst zu machen, weil es hier wirklich um auch extrem

00:25:55: viel Geld geht. Und damit sind wir beim Prozess. Du hast es gesagt, das muss jetzt im Bundestag

00:26:01: verhandelt werden und dabei darf man natürlich nicht vergessen, dass wir weiterhin natürlich im

00:26:05: Grundgesetz auch die Schuldenbremse stehen haben. Das heißt also da stehen wir von der großen

00:26:11: Ressourcenfrage in absehbarer Zeit und dann ist natürlich diese ganze Diskussion nochmal besonders

00:26:16: brisant. Weil sich auch die Frage stellt, auf welche Kosten diese hohen Investitionen gehen. Deine

00:26:22: Beschreibung, wir haben es hier zumindest bei diesem Signal tatsächlich eher mit einem Symbol zu tun,

00:26:29: das ist angekommen, hast du eben gesagt, aber die substanzielle Veränderung, die hat eigentlich

00:26:33: schon eingesetzt. Wir haben es schon seit längerem mit, wenn man so will, Aufrüsten zuntun, mit

00:26:39: erheblichen Investitionen in den Verteidigungsbereich. Ja, das heißt man hat also Defizite, die man

00:26:44: vorher lange Zeit weniger beachtet hat, hat man versucht anzugehen. Das hat viele Lösungen nicht

00:26:49: gebracht. Die Berichterstattung über die Bundeswehr ist ja relativ eindeutig gewesen in den letzten

00:26:53: Jahren leider wenig erbaulich. Aber es ist nicht so, dass man nicht Geld in die Hand genommen

00:26:58: hätte und versucht hätte, Dinge zu verbessern. Seid ihr einverstanden, Christos Eva?

00:27:02: Marius hat einen Begriff verwendet, beziehungsweise du Christian, nämlich den Begriff der Aufrüstung.

00:27:08: Und ich glaube, das geht schon in den Kern der politischen Debatte, die wir jetzt führen müssen.

00:27:12: Denn einige sprechen davon, dass es sich um Aufrüstung handelt, während andere das beschreiben.

00:27:17: Es handelt sich hier nicht um das Ausschenken von Champagner, sondern das Füllen leerer

00:27:21: Wassergläser. Sprich, das Argument, was Marius genannt hat, die Bundeswehr wurde so lange auf

00:27:26: dem Trockenen gehalten und im Prinzip ausgezehrt, dass es jetzt einer besonderen Anstrengung bedarf,

00:27:31: um hier mehr, sozusagen, wieder Verteidigungsfähigkeit zu erreichen. Ich möchte gar nicht so sehr in

00:27:37: das Detail reingehen. Von außen betrachtet, also aus dem Ausland, insbesondere aus dem Osten

00:27:42: Europas, ist es so, dass Deutschland sich im Grunde genommen seit den 90er Jahren, seit der

00:27:47: Verteidigungshaushalt unter 2 Prozent BIP gerutscht ist, einen schlanken Fuß gemacht hat in der

00:27:53: Sicherheitspolitik. Das, was wir stolz als Friedensdividende bezeichnet haben nach dem Ende des

00:27:59: Kalten Krieges, wurde dort als etwas wahrgenommen, was man in der internationalen Politik auf

00:28:04: Trittbrettfahrerei nennt. Wir haben uns im Grunde genommen locker gemacht, während die Amerikaner

00:28:09: weiterhin für unsere Sicherheit gesorgt haben. Und insofern, glaube ich, hat das nicht nur eine

00:28:14: innenpolitische Debatte und das sind ganz zentrale Dimensionen, die wir hier diskutieren müssen.

00:28:18: Marius hat die Zahlen sehr klug genannt, sondern es hat auch eine außenpolitische Debatte und das

00:28:23: Signal ging eben nicht nur nach innen an die Bürgerinnen und Bürger, die Angst haben,

00:28:27: sondern es ging vor allem an unsere Mitteuropäerinnen und Mitteuropäer im Osten Europas, um zu

00:28:32: sagen, wir stehen an eurer Seite und wir meinen das tatsächlich ernst und wir schicken eben nicht

00:28:37: nur 800 Soldatinnen und Soldaten nach Litauen, sondern wir werden auch auf Dauer, auf Sicht und

00:28:42: auf die nächsten Jahre und Jahrzehnte unsere Bundeswehr so stärken, dass wir besser in der Lage

00:28:47: sind, euch zu verteidigen. Letzte Gedanke dazu, das ist auch deswegen besonders wichtig, weil Eva ja

00:28:52: angesprochen hat, dass auch zuweilen erratische Personen im weißen Haus regieren, 2024 wird

00:28:58: wieder gewählt und wir haben gesehen, was die erratische Person Donald Trump über Putin

00:29:03: getwittert hat und geäußert hat in den letzten Tagen und das muss uns einfach Sorgen machen,

00:29:07: wenn wir überlegen, dass er möglicherweise in drei Jahren, zwei Jahren da wieder sitzt.

00:29:12: Ja, da ist die Angst wieder, Eva. Ja, ich würde gerne anknüpfen. Ich teile, dass was Christos

00:29:17: gerade dargestellt hat und würde nur gerne noch ergänzen. Marius wies schon darauf hin, dass

00:29:22: jetzt viele Verteilungsfragen geklärt werden müssen und einen Punkt, der glaube ich noch nicht

00:29:27: angesprochen wurde, ist auch ein Feld, was auch dazu gehört ist, die Entwicklungszusammenarbeit.

00:29:31: Also es gibt Krisenprävention, es gibt ja sehr weite Felder im Bereich der, sag ich mal, Sicherheitspolitik,

00:29:38: eben Außenentwicklung, Verteidigung, die auch zusammen gedacht werden politisch und das ist

00:29:45: ein Ensemble, das abgestimmt ist und ich glaube, das ist aus der nachvollziehbaren Gründen. Wir haben

00:29:52: jetzt akut eine Krise, einen Krieg, öffentlich noch nicht so diskutiert worden, aber das ist jetzt

00:29:57: sehr wichtig und politisch erforderlich, denn es geht natürlich um Verteilungskämpfe innerhalb

00:30:01: dieser Ressorts und damit einher geht auch um eine Art Charakter der Politik. Christos hat

00:30:07: es eben angesprochen, also die Bündnispartner haben das ja schon lange gefordert, dass Deutschland

00:30:12: sich anders einbringt, gerade in den militärischen Komponenten und insofern ist in so einer Krise

00:30:18: jetzt auch ein sehr nachvollziehbares Handeln zu sagen, naja, wenn das jetzt bei uns stattfinden

00:30:23: würde, was würden wir von unseren Bündnispartnern erwarten und wenn man in diesem Bündnis ist,

00:30:27: ich spreche jetzt vor allem auch von der NATO als Verteidigungsbündnis, dann muss man dem

00:30:32: natürlich auch gerecht werden. Das ist immer ein Zusammenspiel von verschiedenen Interessen,

00:30:37: aber auch Bedarfen, die sich einfach an der Wirklichkeit orientieren. Man hört jetzt so häufig

00:30:42: in der Debatte, ja was würden wir denn machen, wenn wir nicht in der NATO wären, das wäre ja unglaublich,

00:30:48: dann hätten wir ja sozusagen, was würden wir mit dieser Bundeswehr machen, Maris sprach es an,

00:30:52: die Berichte waren ja sehr niederschmetternd und das finde ich eine problematische Wendung,

00:30:57: denn wir sind ja in der NATO und natürlich ist der Zustand so, wie er ist, auch deswegen so,

00:31:01: weil wir uns sozusagen unsere Kräfte verteilt haben in diesem Bündnis. Jetzt kann man und muss

00:31:06: man darüber sprechen, wie das zu justieren ist und wie wir da mehr Verantwortung tragen und ob

00:31:12: wir die Rolle, die dennoch ein nationales Militär tragen muss, so absichern können mit den Ressourcen,

00:31:19: aber ich finde es ganz wichtig, nicht in diese Scheindebatten reinzufallen, ja was wäre wenn,

00:31:24: denn wir sind in der NATO, die NATO ist glaube ich enger zusammengewachsen, als sich das einige

00:31:30: hätten vorstellen können seit langer Zeit durch diesen Krieg und das ist ja auch ein positives

00:31:35: Ergebnis. Also wenn ich dich richtig verstehe, steckt da ja auch ein Versuch der Differenzierung

00:31:40: bei diesem Argument der Lastenteilung drin, ja Frieden und Sicherheit in der Welt sicherzustellen,

00:31:46: das geht nicht nur, so verstehe ich dich über sozusagen Investitionen in Verteidigungshaushalte

00:31:52: und wenn man über Sicherheit reden will, dann muss man auch darüber schauen, wie Staaten vielleicht

00:31:57: in Entwicklungszusammenarbeit sich engagieren, wie sie sich in Diplomatie engagieren, auch das

00:32:02: müsste man eigentlich bei einer Debatte um Lastenverteilung mit berücksichtigen. Genau so sehe

00:32:07: ich das und natürlich spricht daraus auch ein Verhältnis, das ist vielleicht so der dritte

00:32:11: Punkt, ein Verhältnis, das ja die deutsche Gesellschaft zum Militär hatte und zur eigenen

00:32:17: Truppe gespeist aus der Historie. Ich glaube viele, das geht vielleicht euch hier in der Runde auch so,

00:32:24: waren selber ein bisschen überrascht, wie erleichtert sie waren über diese Anhebung dieses Etas,

00:32:30: obwohl sie sich eigentlich als sehr pazifistische Menschen sehen. Also man hat sozusagen Jubel

00:32:36: wahrgenommen und Erleichterungen über diese Verkündung, dass jetzt mehr Geld auch in

00:32:42: Verteidigung geht und ich habe es so wahrgenommen, dass ich habe das als konfliktiv wahrgenommen

00:32:49: bei vielen Personen und der Hintergrund ist denke ich, dass einerseits klar ist, dass es immer

00:32:55: eine Abwägung ist und dass wir uns aber eben auf andere Felder konzentriert haben in diesen

00:32:59: weiten Bereich der Außenpolitik und wir müssen jetzt halt konstatieren und das ist glaube ich

00:33:04: der Punkt, den Christos auch genannt hat. In manchen Bereichen haben wir uns dadurch eben auch

00:33:09: einen schlanken Fuß gemacht und das können wir uns in dieser Zeit nicht mehr erlauben und es ist

00:33:14: natürlich so, dass wir jetzt gesellschaftlich auch die beste Zeit dafür haben, das politisch

00:33:18: durchzusetzen. So muss man es natürlich auch sehen. Es gab ja im Koalitionsvertrag das Ziel so

00:33:24: etwas wie eine nationale Sicherheitsstrategie zu formulieren und in gewisser Weise sind wir jetzt

00:33:29: mittendrin, diese Sicherheitsstrategie ad hoc zu formulieren, wenn man sich jetzt etwas zurücknehmen

00:33:36: würde und versuchen würde, sehr gründlich sich Gedanken zu

00:33:40: machen, was in dieser Sicherheitsstrategie auftauchen müsste. Was wären die Bereiche? Wir

00:33:44: haben einige schon angesprochen. Stellt euch vor, ihr schreibt diesen Bericht und diese Kapitel

00:33:48: sind in einer reihenfolge priorisiert. Was müsste man als erstes nennen? Würde da irgendwie

00:33:54: für eine Investition in Verteidigung auftauchen? Quantitativ würde ihr einiges dafür sprechen,

00:33:59: wenn ich Marius richtig verstanden habe. Was wären die nächsten Kapitel? Wie würde man das sortieren?

00:34:04: Also die Frage ist vollkommen berechtigt, Christian. Aber die Schwierigkeit, von der wir jetzt stehen,

00:34:10: ist, dass wir in einer sich entwickelnden Situation eine nationale Sicherheitsstrategie schreiben müssen

00:34:15: und das versprechen war, die wird dieses Jahr fertig. Das heißt, ich vermute, es gibt schon ganz

00:34:19: viele Vorlagen dazu und ganz viele Vorbereitung, aber man wartet jetzt noch ab, bis man es tatsächlich

00:34:26: sortiert und priorisiert. Hätten wir das letztes Jahr im September gemacht, vermute ich, dass,

00:34:33: auch weil die nationale Sicherheitsstrategie im Auswärtigen Amt verfasst wird, das Thema

00:34:37: Klimawandel oder Klimakrise sehr weit oben gestanden wäre. Was auch richtig ist, weil viele

00:34:42: Bürgerinnen und Bürger vor dieser Entwicklung, vor der Eskalation geglaubt haben, dass das eine

00:34:46: der wichtigsten Bedrohungen ist. Da wären Aspekte drin gestanden wie transnationaler Terrorismus

00:34:52: und Extremismus. Auch das ist ein Thema, was viele Leute beschäftigt. Aber jetzt ist es uns näher

00:34:58: gerückt und wir reden eben nicht über das, was du vorhin kurz nanntest, nämlich Frieden in der

00:35:04: Welt schaffen, sondern Frieden in Europa sichern. Das hat etwas sehr viel Defensiveres. Das heißt,

00:35:11: wir reden jetzt auch über Verteidigung, dieses Unbehagen, was wir vielleicht als Deutsche beim

00:35:17: Umgang mit Militärverspüren, wie Eva das beschrieben hat, das betraf ja vor allem die Idee,

00:35:22: dass deutsche Soldaten ins Ausland gehen und dort versuchen Frieden irgendwie herzustellen. Aber

00:35:27: wir reden jetzt über eine andere Dimension. Wir reden darüber, dass wir möglicherweise

00:35:32: Gefahren von unserer eigenen Haustür abwenden müssen. Das heißt über Verteidigung, das hat

00:35:36: der Bundeskanzler auch sehr klar gesagt und ich vermute, dass das ein Element sein wird,

00:35:41: was in dieser nationalen Sicherheitsstrategie eben sehr dominant sein wird. Äußere Verteidigung

00:35:46: auf der einen Seite, dann aber auch die Frage von gesellschaftlicher Resilienz. Das kann

00:35:50: Marius sehr viel besser beschreiben als ich. Und zum Dritten denke ich auch, dass wir trotz all der

00:35:56: Entwicklungen jetzt nicht vergessen sollten, dass die Klimakrise ebenfalls imminent ist,

00:36:00: auch wenn sie nicht tagtäglich im Moment auf unseren Bildschirmen auftaucht. Ja, ich meine,

00:36:05: Christoph hat das perfekt illustriert, das Problem, vor dem jetzt diese nationale Sicherheitsstrategie

00:36:09: steht. Wir haben den Elefant Russland, der nicht nur im Raum, sondern in der Ukraine mit

00:36:15: massiver Militärpräsenz und Gewalt steht. Und für so eine Sicherheitsstrategie ist es aber

00:36:21: wichtig, dass wir nicht sozusagen nur das aktuelle Konfliktgeschehen ins Zentrum stellen und sagen,

00:36:27: da müssen wir jetzt alle unsere Ressourcen konzentrieren, sondern bei so einer Sicherheitsstrategie

00:36:30: geht es ja darum, wie wollen wir mittel- und langfristig uns ausrichten, welche Schwerpunkte

00:36:35: sollen wir setzen. Und da ist es natürlich aus meiner Perspektive total wichtig, dass man

00:36:40: erst mal einen vernünftigen Prozess dafür einplant. Deswegen finde ich auch diese Zeithorizont

00:36:45: mit einem Jahr extrem schwierig. Man muss in Rechnung stellen, man braucht erst mal eine

00:36:53: ordentliche Bedrohungsanalyse, man muss Szenarien entwickeln, strategische Vorausschau betreiben,

00:36:58: so nennen das die Sicherheitspolitiker gerne. Und das ist ein aufwendiger Prozess, vor allen

00:37:04: Dingen auch, weil Sicherheit mehr als nur das auswärtige Amt und das Verteidigungsministerium

00:37:08: betrifft. Das betrifft natürlich auch Fragen der inneren Sicherheit. Es ist die Frage,

00:37:12: wie weit spielen strukturelle Herausforderungen und Risiken wie der Klimawandel da rein,

00:37:17: was für eine Rolle soll es in so einer Strategie spielen. Und das ist eine Diskussion, die gerade

00:37:21: erst am Anfang ist und die auch wie gesagt in unterschiedlichen Ministerien sehr unterschiedlich

00:37:25: geführt wird. Also im Verteidigungsministerium, da ist das nichts, was Groß AHA und OHO hervorruft.

00:37:31: Da diskutiert man diese Fragen sehr häufig. In vielen anderen Ressorts, die dafür sehr

00:37:36: relevant werden und werden, ist diese Diskussion in der Form, glaube ich, bisher nicht so präsent

00:37:41: und nicht so ausgeprägt. Da braucht es eine strategische Kultur, die sich aber erst entwickeln

00:37:46: muss. Von daher ist es, glaube ich, ein guter Schritt, wenn man jetzt sagt, man macht eine

00:37:51: Interim Strategie, die gerne auch schon viel früher als bis zum Ende des Jahres, die

00:37:55: den aktuellen Entwicklung schon mal in Stück weit Rechnung trägt, aber mit diesem Vorläufigkeitsvorbehalten,

00:38:00: dass man sagt, wir entwickeln gründlich, so wie das auch in der Methode angelegt ist,

00:38:05: eine nationale Sicherheitsstrategie, die weit über den Tag hinaus schaut. Und die dann natürlich

00:38:09: fragt, ist das, was wir jetzt gerade sehen in der Ukraine, ist das die furchtbare Ausnahme

00:38:13: in Zukunft oder ist es die Regel, auf die wir uns einstellen müssen? Sind das die Bedrohungs- und

00:38:17: Kriegsszenarien, mit denen wir arbeiten müssen? Oder sind es eher die, die wir in den Jahren davor

00:38:21: gesehen haben, die sehr viel stärker beispielsweise unterhalb der Schwelle zu einem konventionellen

00:38:26: Krieg lagen, wo aber trotzdem Einfluss genommen wurde, wo wir politische Morde gesehen haben,

00:38:32: wo wir Einflussnahme auf Wahlprozesse gesehen haben? Müssen wir uns dafür rüsten? Müssen wir

00:38:37: uns dafür besser aufstellen? Ist das vielleicht das Konfliktgeschehen, was wahrscheinlicher ist?

00:38:41: Ich weiß es nicht. Ich glaube, das muss man sehr gründlich analysieren und das darf man nicht

00:38:45: übers Knie brechen. Eine kurze Rückfrage noch, Marius. Du hast gesagt, im Verteidigungsressort

00:38:50: da ist man quasi dieses Denken gewohnt. Andere Ressorts, die dafür, wie du sagst, auch eine

00:38:57: hohe Bedeutung haben werden auch wichtig. An welche Ressorts denkst du? Das ist eine spannende Frage.

00:39:01: Also es gibt natürlich welche, die liegen auf der Hand. Das ist natürlich, würde ich jetzt sagen,

00:39:07: vor allen Dingen das Innenressort und das Justizressort. Es gibt auch viele andere Ressorts,

00:39:12: die dafür wichtig sind. Dinge, die man vielleicht gar nicht so im Blick hat. Wir haben ja gerade auch

00:39:15: über die Bündnisfrage gesprochen. Wir sind ja in der NATO präsent, um unsere Fähigkeiten

00:39:19: gemeinsam zur Abwehr und zur Abschreckung einsetzen zu können. Das Problem ist aber vielfach,

00:39:26: dass allein, wenn man jetzt sagen würde, ja, wir haben eigentlich quantitativ, haben wir genug

00:39:31: Truppen, um Russland abzuschrecken. Muss man in Rechnung stellen, viele davon sind südlich der

00:39:36: Alpen oder auf der Iberischen Halbinsel, die müssen hierher kommen, halten das unsere Brücken

00:39:40: über den Rhein noch aus. Haben wir überhaupt die Infrastruktur. Das heißt, also auch die

00:39:44: Infrastrukturfrage wie Verkehrswege etc. haben eine strategische Relevanz. Man kann natürlich

00:39:50: nicht alle Ressorts in gleicher Weise einbinden. Aber ich glaube, man muss deutlich über diesen

00:39:54: Tellerrand hinaus schauen, der bisher als sehr stark auf das Auswärtige Amt und auf das

00:39:58: Verteidigungsministerium beschränkt war. Beschränkt ist vielleicht auch noch in Teilen und andere

00:40:04: Ressorts mitdenken und, worauf ich an der Stelle noch mal hinweisen wollte, natürlich auch die

00:40:08: Bundesländer. Wenn wir über Frage Sicherheitspolitik sprechen, für die Gefahrenabwehr im Sicherheits

00:40:14: Föderalismus in Deutschland sind primär die Bundesländer zuständig und dass die bisher in

00:40:19: der Diskussion um eine nationale Sicherheitsstrategie mitgedacht sind, bin ich skeptisch. Also wiederum

00:40:25: unterschiedliche Ressorts. Wir haben sozusagen, wir müssen eine horizontale Vielfalt denken und

00:40:30: wir müssen eine Vielfalt der Ebenen denken. Ja, ich wollte da gerne noch einhaken. Also erst mal,

00:40:36: glaube ich, ich habe mal ein Jahr in NRW gelebt und wenn unsere Sicherheit von den Brücken,

00:40:40: wenn rein abhängt, dann wird mir mulmig. Danke, dass du es sagst. Das nur am Rande. Andere Punkte,

00:40:47: also Marius, ich stimme dir völlig zu. Ich glaube, was wir jetzt im aktuellen Krieg ja auch gesehen

00:40:52: haben und in der Zuspitzung jetzt ist eben natürlich die immense Rolle der Energiepolitik und

00:40:58: die Abhängigkeiten, die existieren, nicht nur zu Russland, aber eben insbesondere jetzt natürlich

00:41:03: zu Russland und im Bereich der Cyberkriminalität und Cyberwarfare muss man ja sagen, ist natürlich

00:41:10: sehr viel passiert in den vergangenen Jahren. Marius sprach das an, also sozusagen nicht nur

00:41:14: demokratische Prozesse, die gestört wurden, auch Medien, also nicht nur Falschnachrichten,

00:41:21: aber richtig sozusagen das Stören von unabhängiger Presse, das ist natürlich auch Teil eines

00:41:26: Pakets, sag ich mal, das jetzt zusammenwirkt und was ich nur ergänzen möchte ist, wir sehen einfach

00:41:33: wie jetzt verschiedene Entwicklungen auch innerhalb der deutschen Gesetzgebung mit unserem außenpolitischen

00:41:41: Handeln zusammenwirken. Ich glaube, Personen aus der Experten-Community wussten das schon lange

00:41:46: und haben sich schon viel damit beschäftigt, aber für die öffentliche Wahrnehmung war das eben nicht

00:41:51: immer so klar, wie diese Abhängigkeiten zusammenhängen und warum es eben wichtig ist, unsere

00:41:58: Geldwäschegesetze zu reformieren, um dann auch schlagkräftige Sanktionen gegen Oligarchne aus

00:42:04: anderen Ländern mehr durchsetzen zu können, nur als eines der Beispiele, also das ist ein

00:42:09: Zusammenspiel von Recht und Gesetz, im Inneren und eben auch Diplomatie im Äußeren, was wir jetzt

00:42:17: einfach sehr, sehr greifbar vorgeführt bekommen und da ist eine Menge Abstimmung bedarf und ich

00:42:24: glaube, den meisten Leuten war das nicht so klar, als über die nationale Sicherheitsstrategie, also

00:42:29: grob im Koalitionsvertrag gesprochen wurde, da waren noch die Eindrücke von Afghanistan und ja,

00:42:35: wir müssen wahrscheinlich irgendwie uns da besser aufstellen, aber wie tief diese Wirkungszusammenhänge

00:42:41: sind zwischen Innerer und Äußerer Sicherheit, das wurde erst jetzt, glaube ich, vielen Menschen

00:42:46: deutlich und man sieht es eben im täglichen Leben, bei der Frage, was machen wir eigentlich, wenn

00:42:54: Geldautomaten hier gehackt werden und ich hier gar kein Wahrgeld mehr abheben kann, hin zu den großen

00:43:00: energiepolitischen Fragen und dann eben natürlich auch den klassischen Verteidigungsfragen. Das ist

00:43:06: Bewusstsein hat sich sozusagen vielleicht jetzt in die Breite der öffentlichen Debatte reingefressen

00:43:11: mitmacht. Das war vorher eine Debatte in der Experten-Community, da gab es die schon länger,

00:43:17: aber was das sozusagen wirklich bedeutet, das steht jetzt in der öffentlichen Debatte. Christos.

00:43:22: Darf ich noch, Entschuldigung, Christos, darf ich noch einen Punkt hinzufügen? Ja, sicher. Und zwar

00:43:27: wollte ich einfach nur noch sagen, wir haben in den vergangenen Jahren in der deutschen Öffentlichkeit

00:43:32: wirklich verpasst, bestimmte außenpolitische Diskussionen zu führen. Das ist einfach versäumt

00:43:37: worden, glaube ich. Das ist sozusagen auf uns zurückgefallen, auch schon letzten Sommer, als wir die

00:43:42: Krise in Afghanistan hatten beim Abzug. Das war sehr deutlich da und es schreibt sich jetzt fort.

00:43:47: Und wenn es irgendwie etwas Positives gibt, was man aus diesem Moment sehr viel Angst,

00:43:54: Bedrohung und auch Fragen aufwirft, vielleicht ziehen kann, dann ist es vielleicht, dass wir jetzt

00:44:00: diese Debatten auch öffentlich führen und dass es nicht nur eine Bereitschaft in der Gesellschaft

00:44:05: gibt es zu tun, sondern dass auch eingefordert wird. Dann kann ich ja direkt widersprechen, weil ich

00:44:11: glaube, wir sind als eine demokratische Gesellschaft, führt die Debatten, die sie interessiert und die

00:44:16: ihr wichtig sind. Als Politik geht man nicht her und sagt, wir führen jetzt mal die Debatte. Das

00:44:22: passiert in der Schule, aber nicht in der demokratischen Gesellschaft. Wir hatten sehr intensive

00:44:26: außen- und sicherheitspolitische Debatten in der Vergangenheit. Wir hatten über Kosovo gesprochen,

00:44:31: wir hatten über 9/11 gesprochen. Das waren Dinge, die die Menschen betroffen gemacht haben und die

00:44:36: dann auch debattiert wurden. Aber wir haben in den letzten Jahren festgestellt, dass ein bisschen

00:44:40: der Blick nach Innenstadt gefunden hat, vielleicht auch etwas Nabelschauartiges. Und das ist jetzt

00:44:45: wieder anders. Wir werden ja auch jetzt wieder eine außen- und sicherheitspolitische Debatte führen.

00:44:49: Und ich finde das auch wichtig und ich finde es so wichtig, dass wir dieses Element der sozusagen

00:44:54: Stärke demokratischer Gesellschaften hier mit reinbringen. Also diese innere Dimensionen von

00:44:59: Sicherheit und das hat immer natürlich auch eine Gefahr, wenn wir alles unter Sicherheit betrachten,

00:45:03: ist auch sozusagen, wie stark und wie stabil sind unsere demokratischen Gesellschaften? Wie leicht

00:45:09: machen wir es beispielsweise fremden Staaten hier Parteien zu finanzieren, die unser demokratisches

00:45:15: Gemeinwesen unterminieren wollen? Diese Dimension wollte ich noch reinbringen. Das zweite, was ich

00:45:20: sagen wollte, Marius hat diesen Prozess beschrieben, wie er jetzt eigentlich stattfinden sollte. Und das

00:45:25: hat aus meiner Perspektive manchmal was sehr Deutsches. Also sagen wir legen uns die Dinge zu

00:45:31: Recht, dann arbeiten wir das Schritt für Schritt ab und am Ende steht eine Strategie. Ich glaube,

00:45:35: die andere Idee, die er vorgetragen hatte, dieses eher vorläufige ist der richtige Weg und

00:45:40: womöglicherweise wird das nie anders als vorläufig sein. Vor allem weil wir natürlich auch auf andere

00:45:46: Strategien aufbauen können. Wir hatten vorhin kurz über die Bündnisse gesprochen. Innerhalb der

00:45:51: Europäischen Union wird der strategische Kompass im März vorgestellt werden, wobei ich vermute,

00:45:55: dass auch der sich verzögern wird aufgrund der aktuellen Ereignisse. Die NATO entwickelt in

00:46:00: diesem Jahr ein strategisches Konzept. Das heißt, unsere nationale Sicherheitsstrategie,

00:46:04: die wir jetzt entwickeln wollen, wird sich einbetten in diese strategischen Dokumente und kann auch

00:46:09: ein Stück weit den Platz und die Rolle definieren, die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik in dem

00:46:14: Rahmen einnehmen wollen. Und letzter Punkt, unsere Partnerstaaten haben natürlich auch längst

00:46:19: solche Strategien entwickelt. Das heißt, es lohnt sich auch da mal ein Blick rein. Ich kenne die

00:46:23: britische relativ genau. Die ließ sich natürlich auch wunderbar insofern, glaube ich, dass es auch da

00:46:27: ein bisschen schön wäre, rüber zu gucken. Also auch eine Leserempfehlung, was unsere

00:46:31: Zuhörerinnen und Zuhörer nicht wissen, ist, dass Majus und Eva im gleichen Gebäude in Berlin

00:46:37: sitzen und heute Mittag noch miteinander essen gehen. Bei Christos ist das nicht so. Der sitzt

00:46:41: weiter weg in Wien. Deshalb hat er sozusagen diese Kühnhalt auch die Position der anderen deutlich

00:46:46: in Frage zu stellen. Majus, es gab ja sozusagen so einen etwas kritischen Blick von Christos. Wie

00:46:52: schaust du auf die Dinge? Ich fand das ganz charmant, wie er gesagt hat. Es ist vielleicht ein bisschen

00:46:56: typisch Deutsch, sich das so zu Recht zu legen und das dann so zu machen. Es ist eigentlich überhaupt

00:47:01: nicht typisch Deutsch, überhaupt eine nationale Sicherheitsstrategie zu entwickeln muss man dazu

00:47:05: sagen. Wir haben nämlich bisher keiner. Es ist ein totales Novum und es ist vielmehr sozusagen

00:47:10: eigentlich die Erfahrung, das was er anspricht. Wir können viel von unseren Nachbarn lernen,

00:47:15: von unseren Partnern. Und die Erfahrung ist, glaube ich, dass man, wenn man das will, stellt man fest,

00:47:20: dass so ein Prozess in der Regel sehr elaboriert ist, sehr gut ausgearbeitet und dass das sehr

00:47:26: gründlich ist. Und das hat seinen Zwick und seinen Sinn. Das ist natürlich jetzt für die Krise

00:47:30: wenig hilfreich zu sagen, ja, da müssen wir jetzt mal ein Prozess machen. Da müssen sich viele

00:47:35: Leute ganz lange unterhalten, viele kluge Gedanken zu machen. Das Problem ist aber, wenn wir sozusagen

00:47:38: Krisen getrieben jetzt sagen, okay, das ist jetzt kein Problem. Deswegen diskutieren wir es auch

00:47:42: gerade demokratisch und wir müssen dafür jetzt irgendwie Lösungen direkt parat haben. Ist es

00:47:47: halt mit Blick auf die lange Sicht potenziell auch kontraproduktiv. Im Militärischen gibt es dieses

00:47:53: schöne Sprichwort, dass die Generäle immer sich darauf vorbereiten, den letzten Krieg noch einmal

00:47:56: zu kämpfen. Und das ist meistens nicht der Krieg, den sie als nächstes führen. Wenn wir jetzt mal die

00:48:01: Kriegsrhetorik beiseite lassen und uns jetzt auf die breite Frage, was gefährdet Sicherheit, was

00:48:06: gefährdet Frieden schauen, dann ist das natürlich der Punkt, den ich vorhin angesprochen habe. Man

00:48:11: muss es wirklich gründlich analysieren, ob das jetzt tatsächlich die Szenarien sind, für die wir uns

00:48:16: hauptsächlich rüsten müssen, die wir gerade sehen. Und das ist nichts, was trivial ist. Das ist was,

00:48:21: wo man mit einer Methode glaube ich schon einmal die Distanz zwischen sich selber und die eigene

00:48:24: emotionale Betroffenheit, Eva hat das ja vollkommen zu Recht gesagt. Angst, ein Gefühl, was mit

00:48:30: Sicherheitspolitik in Deutschland lange Zeit nicht assoziiert wurde, ist in der Breite angekommen.

00:48:35: Aber Angst ist in der Regel kein guter strategischer Ratgeber alleine. Von daher ist so ein Stück

00:48:40: weit ein Prozess glaube ich schon sehr wichtig. Und deswegen, ja, man braucht sicherlich vorläufige

00:48:45: Antworten, die jetzt direkt auch für die nahe Zukunft Entscheidungen ermöglichen. Aber man muss

00:48:49: glaube ich für die mittlere und langer Sicht auch nochmal ein Schritt zurücktreten, mit einer gesunden

00:48:54: Methode sich das anschauen und dann auch rationale Entscheidungen treffen. Und das ist gerade, wenn

00:48:59: es dann um die Details geht, der Ausgestaltung von diesen vielen Mitteln, die wir dafür bereitstellen

00:49:04: wollen, glaube ich, von essenzieller Bedeutung. Liebe alle in der Runde sozusagen, ich will

00:49:07: nochmal eine sehr grundsätzliche Frage stellen, unabhängig von den konkreten Ereignissen, aber

00:49:13: auch angetrieben von den konkreten Ereignissen. Es gibt ja seit langen, seit über 200 Jahren die

00:49:18: Vorstellung, dass Demokratien auch deshalb interessante gute Regime sind, nicht nur weil sie

00:49:24: für den einzelnen Freiheitsrechte ermöglichen, sondern auch weil Demokratien untereinander

00:49:30: nicht dazu neigen, Angriffskriege zu führen. Eine sehr alte Idee kann zum ewigen Frieden und inzwischen

00:49:36: kann man das auch empirisch nachweisen. Das trifft nicht in jedem Fall zu, aber in der Tendenz

00:49:42: führen Demokratien untereinander weniger Angriffskriege als es autoritäre Regime tun. Müsste das

00:49:48: auch Teil einer solchen Sicherheitsstrategie sein, also letztlich die große Idee, Demokratie weiter

00:49:55: auszubauen. Wir sind da nach meiner Einschätzung ja sehr defensiv geworden in den letzten Jahren.

00:50:01: Das war einmal eine Philosophie, die stärker im Raum stand. Inzwischen sind wir da defensiver.

00:50:05: Ist das naiv, das noch mal vorzutragen, das noch mal einzubringen? Geht es jetzt um was anderes

00:50:13: oder muss man den Gedanken noch mal aufgreifen? Ja, ich sage da gerne was dazu. Ich kann die Frage

00:50:18: gar nicht klar beantworten. Ich glaube, es lohnt sich natürlich immer darüber nachzudenken.

00:50:25: Ich denke, das meinte ich auch vorhin mit dem Versäumen bestimmter aus dem politischer

00:50:30: Debatten. Also das ist ein Motiv von uns ist, warum wir Demokratie weltweit fördern wollen.

00:50:36: Dass das nicht ein Selbstzweck ist, dass es das zu sagen nicht nur ist, weil wir das eben alle ganz

00:50:40: toll finden und andere haben andere Meinungen dazu, sondern weil es auch uns betrifft, ob es zum

00:50:45: Beispiel Meinungsfreiheit gibt in China oder eben demokratische Wahlen, ob auf dem Westbalkan oder

00:50:51: in der Ukraine oder wo auch immer, dass das uns direkt betreffen kann und Auswirkungen auf uns

00:50:58: hat. Ich glaube, das wurde zu wenig betont und dazu gehört eben auch, dass ja, in verantwortliche

00:51:05: Politik auch solche Themen platzieren muss, wenn es nicht gerade in der Konjunktur ist. Es ist

00:51:13: natürlich so, dass wir immer verschiedene Aufmerksamkeitsspannen haben, aber ich denke,

00:51:17: gerade diese Demokratiedebatte, die hat auch uns in der Stiftung sehr beschäftigt. Wir haben dazu

00:51:22: auch Strukturen geschaffen, um darauf weitere Antworten zu finden und das weiterzudenken mit

00:51:27: Themenbüros. Das ist ja etwas, was nicht nur im Ausland stattfindet, sondern auch bei uns und

00:51:33: immer wieder erneuert und verteidigt werden muss. Wir haben das innerhalb der Europäischen Union als

00:51:39: ein sehr großes Problem inzwischen, glaube ich, wahrgenommen und anerkannt, dass also ein demokratischer

00:51:47: Rechtsstaat nicht etwas ist, was man einmal erreicht und was dann für immer Bestand hat,

00:51:51: sondern was man täglich erneuern und verteidigen muss und auch anpassen muss an das Umfeld. Und

00:51:57: da habe ich eigentlich das Gefühl, dass wir inzwischen eine lebendige Debatte dazu haben. Was

00:52:04: mir gefehlt hat, ist vor allem, dass es eben auch eine Begründung dafür und ein Einstehen,

00:52:10: ein Verteidigen dessen, warum wir das auch außenpolitisch voranbringen. Das hat mir in der

00:52:17: Vergangenheit eher gefehlt und ich hoffe, dass wir da vorankommen. Ich meine, unsere Politik war

00:52:23: ja außenpolitisch auch viel geprägt. Diesmal in diesen Tagen sehr viel Wandel durch Handel,

00:52:29: sozusagen, ja, also Wirtschaftskraft und es gibt Interdependenzen und dadurch folgen dann auch,

00:52:36: folgt auch Frieden, also nicht nur Demokratie, sondern eben auch Wirtschaft, die sozusagen zu

00:52:41: Frieden beiträgt. Und was wir eben erleben, ist, dass Wirtschaft auch als Waffe verwendet werden

00:52:46: kann. Und das ist, glaube ich, bei Demokratie ein bisschen anders. Ja, also Demokratieförderung,

00:52:52: Demokratie, Demokratieverteidigung, die Verteidigung der Idee auch im Wohlverstand in

00:52:57: Eigeninteresse. Christos. Ich glaube, das ist ein zentraler Punkt, den du ansprichst und wo wir

00:53:04: auch ehrlich eingestehen müssen, dass in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden, die möglich

00:53:08: weise auch in der jetzigen Situation gegenüber Russland die Bedrohungsperzeption nochmal

00:53:13: verändert haben. Also die Idee, Demokratie aktiv zu fördern, von außen zu fördern, wie das ja

00:53:18: teilweise in den 90er und in den Nullerjahren passiert ist. Und wir haben das Scheitern letztes

00:53:22: Jahr und sagen in Afghanistan nochmal sehr krass vor Augen geführt bekommen. Das ist etwas,

00:53:28: was aus meiner Sicht nicht funktioniert, sondern sehr viel stärker. Man muss da der Blick nach

00:53:31: innen gehen und die Überlegungen angestellt werden. Wie kann man eigentlich das eigene

00:53:35: demokratische Gemeinwesen, wie kann man die Europäische Union stärken und auch nochmal diesen

00:53:39: exemplarischen Charakter deutlich machen? Die Idee von Joe Biden, jetzt eine Alliance of

00:53:45: Democracies zu gründen, ist aus meiner Sicht ebenfalls kontraproduktiv, weil das führt zu

00:53:50: so einem "wir gegen die" und aus einer russischen Perspektive, gerade wenn man das Regime Putin

00:53:55: anschaut, steckt dann vermutlich auch der Gedanke dahinter. Hier geht es darum, das eigene Regime

00:53:59: zu verändern, von außen zu stürzen und bestärkt quasi diese Verschwörungslogik, die jetzt auch

00:54:04: Teil der Kriegstreiberei ist. Was heißt, aus meiner Sicht sollten wir uns überlegen, wie können

00:54:10: wir das exemplarische unseres eigenen demokratischen Gemeinwesens nach außen deutlich machen? Wie

00:54:16: können wir bestimmte Werte auch in Fragen von Ökonomie deutlich machen? Das heißt, Wandel

00:54:22: durch Handel, schön und gut, aber Handel eben auch nur, wenn es unseren Standards entspricht. Dafür

00:54:27: gibt es Aspekte wie das Lieferkettengesetz, dafür wird es jetzt auch in Fragen von Klimawandel

00:54:31: nochmal Instrumente geben. Das kann man auch in den demokratischen Bereich nochmal stärker

00:54:36: machen, hier sozusagen stärkere Klarheit nach außen deutlich machen, aber die Idee der Demokratieförderung

00:54:43: nach außen und von außen, das halte ich für ein großes Problem.

00:54:46: Jürgen Braun, da sind wir ja genau in deinem Arbeitsbereich, wenn ich es richtig überschaue.

00:54:49: Zumindest bei der Frage, wie können wir unsere Demokratie stark behalten, wie kann sie exemplarisch

00:54:55: wirken?

00:54:56: Ausgehend von deiner ursprünglichen Frage, sind wir dazu defensiv? Ich würde sagen, defensiv

00:55:01: ist an der Stelle erst mal gut. Tatsächlich ist ja kein negativer Wort. Wir haben etwas,

00:55:08: was es zu verteidigen wert ist, was zu schützen wert ist. Und das ist glaube ich was, was

00:55:13: jetzt nochmal auch gerade durch die Entwicklung allen bewusst geworden ist. Sowohl mit Blick

00:55:18: auf die Demokratie als auch mit Blick auf den Rechtsstaat. Das sind Errungenschaften,

00:55:22: die wir nicht leichtfältig preisgeben dürfen. Das ist schwierig. Es gibt natürlich Akteure,

00:55:28: die versuchen sozusagen auch diese Offenheit der Gesellschaft, die Offenheit unserer Rechtsordnung

00:55:34: und der Demokratie zu missbrauchen, zu ihren eigenen Zwecken. Und da muss man entsprechend

00:55:40: gegenhalten. Man muss vielleicht unsere Demokratie und unseren Rechtsstaat wetterfester machen.

00:55:45: Nicht nur uns, sondern auch den Europäischen. Wir haben eine ganze Reihe von offenen Fragen

00:55:49: mit Blick auf die Rechtsordnung zwischen den Nationalstaaten und der Europäischen Union.

00:55:53: Wir haben den Vorrang des Unionsrechts. Es gibt eine Reihe von grundsätzlichen Fragen,

00:55:57: die da offen sind, denen man sich sehr gründlich widmen muss und wo man umgekehrt jetzt auch

00:56:01: gucken muss, nach außen zu tragen. Sicherlich. Also im Sinne von Demokratieförderung und

00:56:07: Rechtsstaatsförderung. Das sind Sachen, die man nicht aufgeben sollte. Aber man sollte

00:56:11: sie nicht genau wie Christus das beschrieben hat, im Sinne von gewaltsamen Regime Change,

00:56:16: durch verdeckte Einflussnahme versuchen zu befördern, sondern durch das positive Beispiel

00:56:20: und durch die Unterstützung von Transitionsprozessen, wo sich Länder auf diesen Weg machen. Und

00:56:25: da muss man, glaube ich, sich dieses Defensiv einfach in vielerlei Hinsicht mit auf die

00:56:29: Fahne schreiben. Wir haben eine ganze Reihe von Interventionen in der Vergangenheit erlebt.

00:56:33: Christus hat sie genannt. Viele davon, da stehen wir von einem Trümmerhaufen. Auf Afghanistan,

00:56:40: Irak sind genannt worden, Libyen kann man noch dazu zählen. Wir haben in vielen Bereichen

00:56:44: extrem viel Geld, politisches Kapital, Aufmerksamkeit und auch Truppen in die entsprechenden Länder

00:56:50: geschickt. Nur um letztendlich dann, nachdem sozusagen der erste Schritt getan war, in

00:56:55: dem man ein Stück weit für Stabilität gesorgt hat, dann die restlichen Stilte versteubert

00:56:58: hat und sich bei vielen Sachen einfach den langen Atem gegönnt hat, der notwendig gewesen

00:57:02: wäre. Und da komme ich vielleicht zurück auf diese Erfahrung auf dem Balkan Bosnien-Herz

00:57:07: Govina, wo wir immer noch darum kämpfen, ob das ein vernünftiger Rechtsstaat irgendwann

00:57:11: mal werden kann, ob man das aus den Fängen der Kriptokraten befreien kann. Und es ist

00:57:16: ein vergleichsweise überschaubares Land von der Größe und der Bevölkerungszahl. Und

00:57:20: selbst da haben wir nicht die notwendige Kraft, bisher aufgebracht, das zu Ende zu bringen,

00:57:24: das wir uns damals vorgenommen haben. Obwohl die Voraussetzungen extrem gut waren, das

00:57:28: heißt, mein Bauchgefühl wäre da. Man muss sich die Sachen, wo wir uns schon verpflichtet

00:57:32: haben, wo wir uns extrem engagiert haben und wo noch nicht alles verloren ist, da muss

00:57:36: man noch mal draufschauen. Da muss man gucken, dass man der eigenen Glaubwürdigkeit zu Liebe

00:57:39: und der Verantwortung, die man auch für die Menschen vor Ort mit übernommen hat, dass

00:57:42: man da noch mal alles gibt, um zu versuchen, das auf die richtige Bahn mitzusetzen und

00:57:47: ansonsten muss man zurückhaltend sein, beim Eingang von neuen Interventionen. Ich glaube,

00:57:51: das ist einfach so, das ist eine Lehre, die man ausziehen muss. Und stattdessen halt gucken,

00:57:55: dass man selber angesichts der Bedrohung und Sicherheitsrisiken die eigene Demokratie

00:57:59: in den eigenen Rechtsstaat wetterfest macht. Und das ist was, was glaube ich jetzt ansteht.

00:58:04: Da gibt es eine Reihe von grundlegenden Fragen. Wir haben auch sonst unabhängig davon über

00:58:08: den leistungsfähigen Staat jetzt viel gesprochen, auch in der Corona-Krise haben wir gesehen,

00:58:12: dass Strukturen einfach nicht mehr in der Lage waren, spontan auf Sicherheitsprobleme,

00:58:16: auf Katastrophen angemessen zu reagieren. Und das ist, glaube ich, eine Grundsatzfrage,

00:58:20: die auch damit verbunden ist, die für die Koalition auch nicht einfach werden wird,

00:58:23: weil auch im Hintergrund auch das neoliberale Staatsverständnis damit, glaube ich, grundlegend

00:58:29: in Frage gestellt ist und wenn es nicht ist, in Frage gestellt werden muss. Man sieht es

00:58:33: am Beispiel der Bundeswehr vielleicht am deutlichsten. Just in time, super hochbetriebswirtschaftlich

00:58:38: optimierte Prozesse sind keine, die in der Krise uns verlässlich schützen. Und das

00:58:43: ist die Hauptaufgabe des Staates. Und deswegen ist gerade die Frage, was investieren wir,

00:58:48: wo investieren wir und nach welchen Logiken für unsere Sicherheit eine ganz entscheidende

00:58:52: und deswegen bin ich sehr gespannt auf diesen Prozess zum nächsten Haushalt auf die Frage

00:58:55: dieser Verankerung im Grundgesetz, dieses Sondervermögens auch.

00:58:59: Ja, ist nochmal ein neuer Aspekt der Mitschwangen, aber den wir bisher noch nicht explizit benannt

00:59:04: haben, auch unser Staatsverständnis steht quasi in der Debatte. Wollen wir sozusagen einen

00:59:09: Leistungsfähigen, einen aktiven Staat haben, der in Krisenfähig ist zu handeln? Vielleicht

00:59:15: ist gar nicht so sehr die Frage, ob wir das haben wollen, vielleicht ist die Frage, ob

00:59:18: wir das haben müssen und wie wir jetzt dahin kommen.

00:59:20: Ich würde das ganz gerne nochmal mit einem Beispiel untermalen, weil das ja oft sehr

00:59:24: abstrakt klingt. Und mit einem Beispiel, was ich aus London sehr gut kenne, das war der

00:59:28: Standort, wo ich vor Wien war. Wir erleben ja im Moment, dass, sagen, Oligarchen mit

00:59:33: ihrem Geld, was sie insbesondere aus Russland, aber auch aus anderen Staaten gebracht haben,

00:59:38: in das Vereinigte Königreich, aber auch in anderen, diese Offenheit nutzen, dort ihr

00:59:43: Geld in Sicherheit zu bringen und sich auf den Rechtsstaat verlassen. Und wir erleben

00:59:46: aktuell in Großbritannien, was ja sehr, sehr lautstark ist gegenüber der russischen

00:59:50: Invasion, die Unfähigkeit des Staates, diesen Oligarchen tatsächlich ihre Investitionen

00:59:57: abzuknöpfen bzw. die Gelder, die dort investiert wurden, auf ihre Herkunft zu überprüfen,

01:00:04: weil wir es mit einem Staat zu tun haben, der komplett ausgezehrt ist. Die Finanzbehörden

01:00:08: arbeiten mit geringst möglichen Mitteln, während die Oligarchen hoch bezahlte Rechtsanwaltskanzleien

01:00:13: auf sie hetzen. Und das macht den Staat schwach. Und ich glaube, deswegen müssen wir hier auch

01:00:18: nochmal ganz konkret überlegen, wie können wir staatliche Strukturen auf Dauer stärken,

01:00:23: damit nicht immer wieder Ausnutzungen von solchen offenen, transparenten und demokratischen

01:00:28: Gesellschaften stattfinden kann. Eva, das bestätigt einen Punkt. Ich bin Christophs

01:00:32: dankbar auch für dieses Beispiel. Das macht es ja nochmal sehr greifbar. Ich finde dabei

01:00:37: einfach auch wichtig, dass wir uns klarmachen, dass jetzt jede Regierung, die jetzt gerade

01:00:45: an der Macht wäre, jetzt natürlich vor einer Mammutaufgabe. Aber ich glaube, es ist in

01:00:50: gewisser Weise ein Glücksfall, zumindest für die Mitte-Links politisch, dass es jetzt

01:00:56: die Ampelkoalition ist, die vor dieser Aufgabe steht. Denn da sind doch sehr viele ganz grundsätzliche

01:01:01: Fragen, die jetzt beantwortet werden müssen. Und ich glaube, ja, niemand, also ich beneide

01:01:08: diejenigen nicht, die da jetzt gerade akut Entscheidungen treffen müssen. Aber grundsätzlich

01:01:14: glaube ich, ist es für unsere Gesellschaft wichtig, dass in diesen Fragen, in denen es eben um

01:01:19: Stärkung des Staates geht, um die Frage von Verteidigungsetats, die erhöht werden müssen,

01:01:24: dass es eben eine links ausgerichtete Regierung ist, die sich diesen Fragen stellen muss und

01:01:29: dass wir nicht verfallen in eine Debatte, in der es sozusagen die konservativen Hawks gibt,

01:01:35: die einfach den Staat stärken und das Militär aufrüsten und sich beispielsweise die Sozialdemokratie,

01:01:43: aber auch andere Parteien, die sich im linken Spektrum verorten, ausruhen können, darauf

01:01:47: diese Entscheidungen nicht fällen zu müssen. Sondern ich glaube, es ist sehr wichtig,

01:01:52: ich bin sehr froh, dass wir im Moment die Ampelkoalition haben, die sich mit diesen Fragen auseinandersetzen muss.

01:01:56: Und ich glaube, es gibt da auch ein gewisses Vertrauen in diese Koalition. Es ist vielleicht

01:02:03: sogar gut, dass es eben eine drei Parteienkoalition ist, die jetzt das verhandeln muss. Und viele

01:02:08: Fragen sind ja welche, die auch wirklich den Bundestag in Gänze betreffen und nicht nur

01:02:13: die Regierungskoalition. Das ist einfach nochmal eine Ergänzung dazu, zu einem sehr polarisierten

01:02:19: Feld, was in London beispielsweise oder in UK die Politik prägt.

01:02:24: Ja, das beschreibt nochmal die Größe der Herausforderungen. Wir haben mit unserem Gespräch versucht,

01:02:29: ein bisschen dazu beizutragen, ein bisschen zu sortieren. Und was ich als Zwischenfazelt aus

01:02:35: diesem Gespräch bis jetzt mitgenommen habe, ist, dass wir es mit ganz vielen schwierigen

01:02:39: Gleichzeitigkeiten zu tun haben. Wir müssen uns jetzt in der Situation positionieren und wir

01:02:44: müssen zugleich eine mittel- und langfristige Strategie entwickeln, die nicht nur getrieben

01:02:49: ist von den aktuellen Ereignissen, sondern auch andere Herausforderungen in den Blick,

01:02:54: die ihr angesprochen habt. Terrorismus ist nicht weg, die Klimabedrohung ist zu gestalten. Wir

01:03:00: müssen das tun in einer Gleichzeitigkeit, in der wir unterschiedliche Ebenen berücksichtigen.

01:03:04: Internationale Bündnissysteme, eine nationale Strategie, der Föderalismus ist wichtig für

01:03:10: die Gefahrenabwehr in Deutschland. Das hat Marius angesprochen. Also eine immens herausfordernde

01:03:15: Aufgabe. Vielleicht bestenfalls haben wir mit unserem Gespräch ein bisschen dazu beigetragen. Ich

01:03:20: will euch am Ende noch eine Frage stellen jeweils. Wir haben viel über Sicherheitsarchitekturen

01:03:26: gesprochen. Eine Architektur, das ist irgendwie ein Gebäude, irgendwas, was gebaut wird, was am

01:03:31: Ende entsteht. Vielleicht ein Haus, vielleicht eine Brücke, vielleicht auch eine Kreuzung,

01:03:36: eine Weggabelung. Was weiß ich? Wenn ihr jetzt die Architekten wert, was für ein Gebäude würde

01:03:43: rauskommen, wenn man über eine nationale Sicherheitsstrategie spricht. Wie sehr die aus?

01:03:48: Das ist eine ziemlich fiese Frage direkt zum Schluss noch. Ich fange einfach an,

01:03:53: weil ich ja keine Prügel beim Mittagessen bekommen kann, wie du schon zurecht festgestellt

01:03:57: hast. Ich glaube, sagen wir müssen vielleicht auch von dem von der sprachlichen Form der

01:04:02: Architektur weg, weil es eben was Festes ist und die Entwicklung schwer beeinflussbar ist. Insofern

01:04:08: würde ich versuchen das zu vermählen und würde sagen am ersten ein Baumhaus, was mitwächst,

01:04:13: was man immer wieder ausbauen kann und mit anderen Bäumen verbinden kann und was vor allem

01:04:18: nachhaltig und grün und klimaschonend wäre. Christos, danke, dass du das Sprachbild zunächst

01:04:24: als unsinnig dargestellt hast und dann doch aufgegriffen hast. Ein Baumhaus, das nachwächst,

01:04:28: grün und nachhaltig ist. Wie ich finde, schönes Bild. Ja, ich steige da gerne ein. Was ja besonders

01:04:34: klimaschädlich ist, es vor allem neu zu bauen. Vieles wichtig ist ja auch umzubauen und vielleicht

01:04:40: kann uns das Bild ein bisschen weiter tragen. Also nicht alles abreißen, was wir bislang hatten,

01:04:45: sondern erst mal gucken, was eigentlich wichtige und gute Fundamente sind, die aber natürlich

01:04:50: Modernisierung brauchen. Ich habe ja schon gesagt, ich habe die letzten Jahre in Skopje gelebt in

01:04:55: Nordmazedonien. Dort kann man sehr schöne brutalistische Bauten noch sehen, leider nur sehr

01:05:00: wenige, aber eine Rückkehr zum guten alten Beton, aber mit eben wichtigen Modernisierungen, die sozusagen

01:05:08: in die heutige Realität angepasst sind. Ja, das verweist darauf. Es ist nicht alles neu,

01:05:12: wir müssen noch schauen, was ist stabil, was ist bewährt und braucht vielleicht sozusagen da noch

01:05:18: mal eine Renovierung, aber muss nicht abgerissen werden. Ich muss ganz ehrlich sagen, über die

01:05:22: Architektur mache ich mir gerade noch gar keine Gedanken. Also mein Bauchgefühl ist wirklich,

01:05:26: wir müssen uns klar werden, was sind die Risiken und die Bedrohungen, denen wir gegenüberstehen,

01:05:30: auf welche konzentrieren wir uns, wie viel Geld kommen wir für was aus und dann kommt als

01:05:35: letztes die Frage, wie soll dann unsere Sicherheitsarchitektur aussehen. Ich glaube, sie hat

01:05:38: bewiesen, dass sie schon ein Stück weit flexibel sein kann, auf solche Sachen sich auch anpassen

01:05:44: kann, ohne dass man direkt einen neuen Bauplan zeichnet. Man kann das versuchen, aber gerade in

01:05:49: dem Konstrukt unseres Grundgesetzes ist es schon sehr stark austariert und das glaube ich ist nicht

01:05:54: so einfach, dann einen schönen Architekturplan vorzulegen, wenn das aus, was man sozusagen

01:05:58: umbauen muss, an tragenden Stellen umgesetzt werden muss, das kann lange dauern. Also das ist

01:06:02: glaube ich die letzte Frage, die mich zurzeit umtreibt. Was müsste, wenn ich dich richtig

01:06:06: verstehe, ein Recht Erschütterung sein Erdbebenfestes Gebäude sein? Genau, es sollte möglichst

01:06:10: widerstandsfähig sein und ich würde sagen, vielleicht so als abschließende Bemerkung von mir,

01:06:16: ich finde, wir sind nicht so schlecht aufgestellt, wie wir es teilweise in den Dialogen und in der

01:06:20: Impresseberichterstattung sehen. Und wenn wir jetzt Geld in die Hand nehmen, uns klug investieren,

01:06:28: das an den richtigen Stellen einsetzen, dann sind wir glaube ich in einer guten Ausgangssituation.

01:06:32: Danke für den Blick, das ist ja vielleicht gar kein Zufall, das am Ende auch die drei

01:06:37: Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner betonen, es gibt hier auch etwas, worauf wir aufbauen können.

01:06:41: Es gibt Fundamente, es gibt Kontinuitätlinien, aber aller Dramatik der Situation müssen wir

01:06:47: auch die im Blick behalten. Habt herzlichen Dank, ich finde, das war ein außerordentlich spannendes,

01:06:52: gutes Gespräch, was aufgefächert hat, wo die Herausforderungen liegen und erste Wege skizziert

01:06:59: hat. Danke für den Austausch, danke für eure Zeit, danke für das offene Gespräch. Ich muss

01:07:05: sagen, ich würde jetzt gerne mit allen von euch Mittagessen gehen und ich glaube, wir könnten

01:07:08: das auch sehr friedlich gestalten. Ich hoffe, wir haben bald Gelegenheit dazu. Vielen Dank. Danke auch.

01:07:12: Danke. Danke.

01:07:13: [Musik]

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